14.03.2006 Theodor Ickler Hinter den KulissenEisenberg und der RechtschreibratDer Rat für deutsche Rechtschreibung ist eigentlich um Peter Eisenberg herum eingerichtet worden.Der immer wieder vorgetragene Kompromißvorschlag, auf den Eisenberg die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, einst schärfste Reformgegnerin, festgelegt hatte, war für die KMK ein Geschenk des Himmels. Besonders gefallen mußte ihr die Wendung, „angesichts der Machtverhältnisse“ müsse man die Neuregelung grundsätzlich akzeptieren (Februar 1999). Eine solche Anerkennung hatte sich das „juristische Nullum“ (Rupert Scholz) nicht zu erträumen gewagt. Als die Zwischenstaatliche Kommission sich – nach mehreren von der KMK erzwungenen Versuchen – in rüder Weise weigerte, mit der Akademie zusammenzuarbeiten, wurde sie aufgelöst und durch den Rat für deutsche Rechtschreibung ersetzt. Zur maßlosen Enttäuschung der KMK weigerte die Akademie sich zunächst, die ihr angebotenen zwei (!) Sitze im Rat einzunehmen; sie verfügt allerdings auch gar nicht über so viele sachverständige Mitglieder. Wie großen Wert die KMK auf die Akademie legte, geht aus jenem dringlichen Brief hervor, den die hessische Kultusministerin Wolff, die eigentliche Urheberin dieses Planes, an Angela Merkel richtete. Er schließt mit den Worten: „Die Strukturen, innerhalb derer die unbezweifelbar wünschenswerten Korrekturen möglich sind, sind geschaffen – jetzt geht es höchstens noch darum, die Akademie für Sprache und Dichtung zu bewegen, ihre Pflicht an der Schriftsprache in diesem Rahmen zu tun.“ Der Brief handelt eigentlich davon, daß eine weitere Beschäftigung des Bundestages mit der Rechtschreibreform (Antrag Nooke u. a.) nicht erwünscht sei. Der sonderbare Schluß zeigt aber, worauf die gesamte Aktion eigentlich abzielte; andernfalls hätte es Wolff ja gleichgültig sein können, wer im 36köpfigen Gremium, das ohnehin fast nur aus Reformfreunden bestand, im einzelnen noch mitmachte. Es geschah das Unerhörte, daß Peter Eisenberg als Privatmann in der ersten und wichtigsten Arbeitsgruppe mitarbeitete und deren Empfehlungen im Rat vorstellte. Zum Vorsitzenden Zehetmair hatte er ein besonderes Vertrauensverhältnis. Nachdem sich zwei Mitglieder des Präsidiums bei mir Rat geholt hatten, beschloß die Akademie, wie ich empfohlen hatte, dem Rat beizutreten. Obwohl erst seit der vierten Sitzung dabei, beansprucht Eisenberg mit einem gewissen Recht, daß der gegenwärtig vorgelegte Kompromiß, den die KMK unbesehen akzeptierte, auf ihn zurückgeht. Er trägt allerdings auch Mitveranwortung für dessen Mängel.
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