11.02.2006


Theodor Ickler

Vorsitzen und Nachsitzen

Hans Zehetmair hat sich über den Tisch ziehen lassen

Genau wie vor gut zehn Jahren, damals von seinen schlechten Beratern im Ministerium, heute von den Wirtschaftsunternehmen, Altreformern und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit ihren Schalmeienklängen vom "Kompromiß" und – für den Altphilologen – "deuteros plous" (!). Zehetmair steht wieder da, wo er vor seiner "tätigen Reue" schon stand, aber unansehnlicher.
Denn beim ersten Sündenfall war er immerhin noch in eine gewisse, wenn auch fadenscheinige KMK-Disziplin eingebunden, während er heute jedem Druck hätte widerstehen und sogar diesen monströs besetzten Rat samt KMK auf den rechten Weg hätte bringen können, z. B. durch eine wohlgezielte Rücktrittsdrohung. Die KMK war und ist ja in der Rechtschreibfrage am Ende. Es gibt auch immer noch potentielle Unterstützung. Wenn man freilich mit dem Ziel verhandelt, die Reform zu retten, ist alles vergeblich. Wie wäre es denn gelaufen, wenn er mit Wulff, Rüttgers, Schneider (und vielen anderen, Frau Wanka hat das Stichwort ja genannt) mal darüber geredet hätte, wie man die Reform glimpflich beenden könnte? Wenn er in Döpfner, Aust und Nonnenmacher seine natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die Reform gesehen hätte, statt zu versuchen, sie auch noch in den Dienst der KMK zu ziehen? Tätige Reue sieht anders aus. Nun wird es wegen neuer Taten noch viel mehr zu bereuen geben.


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