28.01.2006


Theodor Ickler

Lug und Trug

Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein Instrument zur Täuschung der Öffentlichkeit

Das war die Zwischenstaatliche Kommission auch schon. Man vergleiche:


"Künftige Pflege der deutschen Rechtschreibung

Das Institut für Deutsche Sprache teilt mit, dass in Kürze die Kommission gebildet wird, die sich im staatlichen Auftrag um die wissenschaftliche Beobachtung und Weiterentwicklung der Rechtschreibung zu kümmern hat, wie dies zwischen den deutschsprachigen Staaten am 1. Juli 1996 vereinbart wurde. Anders als in gerade verbreiteten irreführenden Meldungen behauptet wird, hat diese Kommission nicht den Auftrag das beschlossene Reformwerk zu korrigieren. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, auf die Wahrung einer einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum hinzuwirken. Sie wird die Einführung der Neuregelung begleiten und die künftige Sprachentwicklung beobachten. Falls erforderlich, wird sie, gestützt auf diese Beobachtungen, dem Staat Vorschläge zur Weiterentwicklung des Regelwerks machen. Zu der von Reformgegnern erzeugten Sorge, die beschlossene Rechtschreibrefom werde schon vor ihrer endgültigen Umsetzung repariert oder korrigiert, besteht also kein Anlass." (IDS: Presse-Information, 22.1.1997)


Aus dem Statut des Rats für deutsche Rechtschreibung:

"Aufgaben des Rats und Geltungsbereich der Regelung

Zur Beobachtung und Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung wird ein Rat für deutsche Rechtschreibung eingerichtet. Er soll die wichtigsten wissenschaftlich und praktisch an der Sprachentwicklung beteiligten Gruppen repräsentieren. Seine Vorschläge erhalten durch Beschluss der zuständigen staatlichen Stellen Bindung für Schule und Verwaltung. Dieser Rat hat die Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks (Regeln und Wörterverzeichnis von 1996 in der Fassung von 2004) im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln.

Hierzu gehören insbesondere

- die ständige Beobachtung der Schreibentwicklung,
- die Klärung von Zweifelsfällen (der Rechtschreibung)
- die Erarbeitung und wissenschaftliche Begründung von Vorschlägen zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache."


Weder die Kommission noch der Rat haben die Sprachentwicklung oder den Sprachwandel beobachtet, beide waren vom ersten Augenblick an mit nichts anderem als der Reparatur des mißratenen Regelwerks beschäftigt. Man beachte die Verschwommenheit der Bezeichnung "die wichtigsten wissenschaftlich und praktisch an der Sprachentwicklung beteiligten Gruppen". Dann müßten ja die Kinder und ihre Mütter im Rat vertreten sein, denn in der Kinderstube findet Sprachwandel am ehesten statt. Und wie kann man "wissenschaftlich an der Sprachentwicklung beteiligt" sein?


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