23.12.2005 Theodor Ickler Aus dem Leben eines PausenclownsIm Sommer 2000 habe ich die 22. Auflage des Dudens besprochenDabei stellte ich fest, daß es eine mit der Kommission abgeprochene nichtamtliche Revision der Neuregelung gab. Ein Mitstreiter hatte sich an den Axel Springer Verlag gewandt und erhielt folgende Antwort eines maßgeblichen Redakteurs:»Datum: 17.08.2000, 03:04:56 Betreff: AW: Märchen der Duden-Redaktion Ich weiß zwar nicht, wie ich zu der Ehre komme, Empfänger Ihrer Rundschreiben zu sein, und ich möchte von vornherein betonen, dass (daß) ich, unser Blatt und unser Haus die Rechtschreibreform in großen Teilen für misslungen (mißlungen) halten, aber mit derart hanebüchenen "Kommentaren" wie den Ihren werden wir die Kultusminister wohl kaum veranlassen können, eine dringend erforderliche Reform der Reform "amtlich" zu machen. Ickler hat mit seinem FAZ-"Fiasko"-Artikel gar nichts nachgewiesen, sondern höchstens ein solches geliefert. Er gerät immer mehr in die Rolle eines Pausenclowns mit immer gleichem Programm. Will er den "Duden" durch den "Ickler" ersetzen? Vor mir liegt seine "Deutsche Einheitsorthographie", die schon beim Durchblättern zeigt, dass (daß) man mit den alten Regeln zwar ein Konglomerat von Ausnahmen und Widersprüchlichkeiten alphabetisieren, aber keine logischen Regeln didaktisieren konnte. Das mag den Reformern zwar auch nicht hundertprozentig gelungen sein, aber sie haben es wenigstens versucht. Es ist wenig überzeugend, wenn Leute gegen die Schreibweise von "Balletttruppe" (Reich-Ranecki, Wickert) polemisieren, ohne zu merken, welches Eigentor sie dabei im Hinblick auf die alten Regeln geschossen haben. Theodor Ickler beschäftigt die Presse ausreichend mit eigenen Beiträgen. Es wäre nett, wenn Sie unsere Zeit nicht noch mit den Märchen seiner Claqueure strapazierten. Mit orthographischen Grüßen XY Aktion gegen überflüssige Pressemitteilungen PS: Ich stelle fest, dass (daß) die Rechtschreibung im größten Zeitungshaus der Welt oben nur in zwei Wörtern, und beide nach der ss/ß-Regel, von Ickler abweicht – und frage mich, ob die Rolle rückwärts der FAZ wirklich der Rettung der deutschen Sprache oder der Rettung der eigenen Auflage im Sommerloch dienen sollte.« Es sollte noch vier Jahre dauern, bis der neue Konzernchef Döpfner die Rückkehr anordnete. Die Dudenredaktion versuchte damals ebenfalls, das drohende Unheil abzuwenden: »Datum: 16.08.00, 09:27:33 Betreff: Presseinformation der Dudenredaktion, Mannheim Stellungnahme der Dudenredaktion zum Artikel von Professor Theodor Ickler: Ein Fiasko. Lektüre, Deutung, Analyse der in zwei Wochen erscheinenden zweiundzwanzigsten Auflage des Duden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 11.08.2000, S. 41. Im Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse Seit 1996 sagt Theodor Ickler das unmittelbar bevorstehende Scheitern der Rechtschreibreform voraus. Die für den 25. August 2000 angekündigte Auslieferung der 22. Auflage des Rechtschreibdudens ist ihm Anlass, diese Behauptung in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 11. August erneut zu wiederholen. Er tut dies, indem er im Wesentlichen seine altbekannte Kritik an Teilen der Neuregelung ausbreitet. Der Duden ist ihm nur ein Vehikel. Seiner Kritik mag man sich anschließen oder nicht. Fakt ist jedenfalls, dass die neue Rechtschreibung amtlich ist, an den Schulen unterrichtet und sich über die Schulen nach und nach allgemein durchsetzen wird. Dabei ist es selbstverständlich, dass alte und neue Rechtschreibung über Jahre hinaus nebeneinander bestehen werden und dass sich in dieser Zeit des Übergangs im Schrifttum auch ein gewisses Gemenge an alten und neuen Schreibungen in ein und demselben Text ergibt. Das war nach der Einführung der amtlichen Rechtschreibung 1901/02 nicht anders. Die Geschichte wiederholt sich. Und die Wogen haben sich auch damals nach und nach geglättet. Theodor Ickler erweckt in seinem genannten Beitrag den Eindruck, als würden in der neuesten Auflage des Rechtschreibdudens amtliche Regeln stillschweigend revidiert. Das ist nicht der Fall. Das amtliche Regelwerk wird nur noch konsequenter umgesetzt als in der 21. Auflage von 1996. Außerdem wurden Interpretationshilfen berücksichtigt, die die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung mittlerweile zum Regelwerk gegeben hat. Das ist auch schon alles. Dr. Matthias Wermke Leiter der Dudenredaktion Dr. Werner Scholze-Stubenrecht Chefredakteur des Duden 2000« Dieser Text wurde auch von der Zwischenstaatlichen Kommission verbreitet. So Spinnefeind man einander sonst ist – bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform kommt es zu erstaunlichen Zweckbündnissen. Recht interessant ist das Eingeständnis der Dudenredaktion, 1996 die Neuregelung noch nicht konsequent umgesetzt zu haben. Inzwischen gibt es die (schon bei ihrem Erscheinen überholte) 23. Auflage des Duden, und an die beiden vorigen möchte man in Mannheim gar nicht mehr erinnert werden, sie sind ein gewaltiger Berg Altpapier.
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