14.12.2005


Theodor Ickler

Agitation

Schulunterricht auf der Metaebene

Sigmar Salzburg hat gerade an „Lesen Darstellen Begreifen“ von anno dazumal erinnert.
(So war jedenfalls der Titel bei uns.) Meine Ausgabe ist noch etwas älter, von 1976. In Band A8 steht aber derselbe Text, nur die Fragen waren noch etwas anders formuliert: "Überlegt gemeinsam, wieviel Zeit ihr in den vergangenen Schuljahren für Rechtschreibung verwandt habt. Lohnt sich das?"
Ich glaube nicht, daß in irgendeinem anderen Schulfach solche Fragen gestellt werden.
"Obwohl seit Jahren die Forderung nach einer Rechtschreibreform erhoben wird, bleibt sie aus. Wie erklärst du dir das?"
Natürlich aus dem analen zwangscharakter, das ist doch klar.
Wir hatten damals diese Schulbücher, als ich Ende der 70er Jahre Referendar war. Die Schüler wurden ununterbrochen mit tendenziösen Fragen agitiert. Der Unterricht selbst war nicht so schlimm, viele Lehrer benutzten die Deutschbücher so gut wie gar nicht.
Beim Blättern in diesen alten Schwarten fällt mir wieder mal auf, wie nachlässig Heinrich Bölls Sprache war.
"Ich probierte noch eine Buttercremeschnitte und ließ das prachtvolle Zeug langsam im Munde zerschmelzen."
"...während ich eine Nußecke verschluckte."

(Immerhin noch keine Nusse-cke!)


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