18.10.2005


Theodor Ickler

Wortarten

Das Sprachgefühl ist fortschrittlicher als die Theorie

"Alles Mögliche" heißt "alles, was möglich ist", während "alles mögliche" einfach nur "alles" bedeutet. Das muß man nicht ganz strikt auseinanderhalten, aber daß es eine sinnvolle Konvention war, kann niemand bestreiten, der sich eine gewisse Empfindlichkeit bewahrt hat.
Im 19. Jahrhundert hat man sich intuitiv von der schulmeisterlichen grammatischen Wortartbezogenheit abgewandt und dem nachgegeben, was z. B. Munske und seine Schülerin Karin Rädle "Wortartgebrauch" nennen. Die Wendung ist wie so viele andere in die Funktion eines Indefinitpronomens geschlüpft. Gallmann ist zur Zeit der heftigste Bremser dieser sinnvollen Entwicklung, weil er einen ganz engen syntaktischen Begriff vom Sprachsystem hat und außerdem ein Prinzipienreiter ist, der immer die ihm gerade einleuchtende These für alleinseligmachend hält. (Dieses Wort ist seit kurzem wieder zulässig, aber eigentlich würde die Revision nur "allein seligmachend" erlauben.)

Wahrscheinlich weiß Gallmann gar nicht recht, wie sehr er in den Spuren des Amateurlinguisten Eugen Wüster wandelt, der keine Ahnung von der Entwicklung der deutschen Orthographie, aber ebenfalls starke Grundsätze hatte. Warum sollten sich überzeugte Kleinschreiber auch um den Sinn der Großschreibung kümmern?


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