02.04.2017


Theodor Ickler

Die Stunde Null

Zu einem grammatischen »Grenzgänger«

Null gehört zu den Wörtern, deren orthographische Behandlung man sich nicht merken kann.

zwei Grad unter null, die Stunde null? Nachschlagen ist die Lösung, weil man grammatische Kriterien einfach nicht findet.

Ich komme darauf, weil die FAS über die "Stunde null" schreibt, und zwar in dem Sinn, daß man aufgelassene Truppenübungsplätze und andere Brachen sich sebst überläßt ("Tabula rasa" wird es ebd. auch genannt) und zusieht, was sich entwickelt.

Im Lexikon wird auch die groß geschriebene Stunde Null erwähnt, das ist jene Nachkriegsepisode, von der man nicht weiß, ob es sie gab, aber einen Eigennamen hat sie schon mal (s. Westfälischer Friede in der amtlichen Regelung).

Aber auch der Gebrauch im Sinne eines Neuanfangs ist ein Nominationsstereotyp und könnte groß geschrieben werden.

Zur Sache ist noch ganz interessant, daß der Plan, zwei Prozent des deutschen Staatsgebiets sich selbst zu überlassen, auch wieder nicht allen recht ist. Angeführt wird der Artenreichtum der Magerrasen usw., die Gelbbauchunke...

Wir haben hier auch so ein Stückchen offener Landschaft nach dem Abzug der Amerikaner. Dort werden Wildpferde gehalten, man kann es sich im Internet ansehen (Tennenlohe), sehr schön das Ganze. Aber die Ökologen wissen natürlich, daß in unseren Breiten solche Flächen von Hasel und Birke erobert werden und schließlich in einem hohen Buchenwald enden, dem natürlichen Zustand, in den sich ganz Deutschland verwandeln wird, wenn wir Menschen einmal nicht mehr sind.


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1657