26.05.2014


Theodor Ickler

"Bildungssprache"

Ein Fall von Marketing

Vor einigen Jahren kamen Sprachdidaktiker im Umkreis von "Deutsch als Zweitsprache" auf die Idee, im Anschluß an einen älteren Vortrag von Jürgen Habermas den Begriff "Bildungssprache" zum Programm zu erheben.
Die mehr oder weniger ungeschickten Definitionsversuche ("Das Register der Bildungssprache ist kommunikativ auf vorwiegend schriftliche Situationen bezogen, auch wenn es zugleich medial mündlich im Gebrauch ist") zeigen, daß es sich einfach um die Standard- oder Schriftsprache handelt. Wer es schafft, mit seinem Namen einen solchen Begriff zu verbinden, wird als Experte eingeladen und herumgereicht - ein sich selbst verstärkender Effekt, es werden Tagungen zu dem scheinbar neuen Thema veranstaltet usw. (Man denke an Ulrich Beck und die "Risikogesellschaft".)
Das dünne Angebot wird etwas dauerhafter gemacht, wenn man es mit dem Begriff der "durchgängigen Sprachbildung" verbindet, womit gemeint ist, daß die Lehrer verschiedener Fächer ihren Unterricht aufeinander abstimmen sollen. Auch nicht umwerfend neu, aber beides zusammen kann eine ganze Weile funktionieren und bis in höchste Kreise (Kultusministerien) hinaufführen.
Von der Banalität des Ganzen unter dem bombastischen Wortschwall kann man sich kaum eine Vorstellung machen - googeln Sie mal!


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