16.04.2014


Theodor Ickler

Redensarten

Apologetische Signale entschärfen Klischees

Unser "mokantes" Verhältnis zur Sprache (nach einer Beobachtung Wolf Schneiders) zeigt sich auch im Umgang mit Phraseologismen verschiedenen Umfangs.
Wir gebrauchen sie zwar, distanzieren uns aber gleichzeitig von ihnen, indem wir dem Hörer oder Leser signalisieren, daß wir uns des Nichtkreativen bewußt sind und uns dafür entschuldigen, wie durch ein Augenzwinkern oder durch ausgeschriebene Anführungszeichen.

Wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. (FAZ 16.4.14)

Der Vorgang erinnert an die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. (Münsterländische Volkszeitung 14.4.14)

In anderen Kulturen ist man nicht so empfindlich, sondern benutzt Sprichwörter und Redensarten in ungebrochenem Vertrauen auf die Kraft des Bewährten. Wörter mit modrigen Pilzen zu vergleichen käme dort niemandem in den Sinn. Beim Korrigieren studentischer Arbeiten aus dem arabischen oder chinesischen Kulturraum muß man das berücksichtigen.


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