19.02.2013 Theodor Ickler Heilige TexteManche Funktionen der Sprachen sind unterbelichtetSprachwissenschaftler haben sich wohl noch kaum mit der Überschätzung von bestimmten Texten befaßt. Das grenzt an Wahnsinn und hat insofern Ähnlichkeit mit Verliebtheit.Ich denke an religiöse Texte, die von manchen Menschen, auch ganzen Gruppen, mit göttlichen Ehren versehen werden. Man baut ihnen Tempel, kalligraphiert sie, kann sie natürlich auswendig und bestraft ihre „Schändung“. Das Gayatri-Mantra der Hindus kann man bei Youtube in vielerlei Form hören, auf allen Stufen der nach oben offenen Kitsch-Skala. Der begriffliche Inhalt ist bescheiden und hat, wie bei Mantras überhaupt, gar nichts mit der Funktion zu tun (wie bei Frits Staal nachzulesen). (Auf einer der Gayatri-Seiten wird der Nutzer gebeten, keine despektierlichen Kommentare einzutragen, bei Strafe der Löschung.) Die Worte des Großen Vorsitzenden waren auch so ein Fall, allerdings mehr von Furcht als von Liebe diktiert. Gehaltvoller ist sicher die Bhagavadgita, zumal im Zusammenhang des Epos. Aber die traditionelle Verehrung ist auch wieder übertrieben. Auf näherliegende Beispiele aus unserem (vorderorientalischen) Kulturkreis brauche ich nicht einzugehen.
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