13.04.2012


Theodor Ickler

Friede sei mit euch!

Sprachliche Akrobatik zur Religionsfreiheit

Die kostenlose Verteilung von Koranausgaben kann natürlich nicht verhindert werden, da es im Sinne der Religionsfreiheit nichts Einfacheres gibt als die Verbreitung der Grundtexte.
Daß die Druckerei, die jetzt eine Stornierung des Druckauftrages der Salafisten erwägt, überhaupt beim Verfassungsschutz und der Kriminalpolizei angefragt hat, ob gegen den Druck des Korans etwas einzuwenden sei, ist skandalös genug.

Nun bemühen sich Politiker um den Nachweis, daß selbstverständlich nicht der Koran an sich, sondern die Organisation, die ihn verteilt, verboten werden sollte. Es wird interessant sein, die weitere Entwicklung zu verfolgen, gerade in sprachlicher Hinsicht. Bisher zeichnet sich ab, daß angeblich der "Religionsfrieden" gestört werde, wenn die Muslime ebenso Propaganda (übrigens ein christliches Wort) machen wie bisher die Christen, deren Grundschrift man ja auch kostenlos erwerben kann. Juristen freilich können alles (s. Rundfunkgebührengutachten!), und so werden sie es vielleicht noch hinkriegen, den Koran verbieten zu lassen.

(Ich kenne die fragliche Ausgabe noch nicht, nehme aber an, daß die Neuübersetzung, die mein Freund Hartmut Bobzin gerade herausgebracht hat, besser ist.)


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