03.05.2011


Theodor Ickler

Freude

Fußnoten zu Osama

"Freude" bekunden viele Politiker über den Tod Osama bin Ladens. Der Ausdruck wirkte gleich unpassend und wird auch vom Vatikan gerügt. "Erleichterung" (wenn man O. für gefährlich hält) oder "Genugtuung" (wenn man die gelungene Rache für wichtiger hält) scheinen angemessener.

Außerdem fällt die Mythisierung auf: "Die USA besiegen das Böse", "Das Böse verliert sein Gesicht" usw. – alles ziemlich unsinnig.

Sowohl das rechtliche Problem (Ermordung mißliebiger Zeitgenossen ohne Prozeß) als auch die politischen Folgen werden in nächster Zeit wohl noch zu einer gewissen Besinnung führen.

Die von Bush eingeführte religiöse Überhöhung der politischen Sprache wird nahtlos fortgesetzt. Man wird – offenbar nicht ungern – auch ein Opfer der eigenen Metaphorik: "Krieg gegen den Terror" usw.

Hätte man Hitler lebend gefangen, wäre er wie die anderen Kriegsverbrecher in Nürnberg vor Gericht gestellt (und dann zweifellos zum Tode verurteilt) worden. Die Sitten haben sich geändert, nicht zum Guten und nicht zum Vorteil des Rechtsstaates, der allen Grund hätte, besser für sich zu werben.


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