18.04.2011


Theodor Ickler

Tempus

Unheilbar zerrüttet

Die allgegenwärtige Unsicherheit im Gebrauch der Tempora geht teilweise auf regionale Unterschiede zurück (süddeutsches Perfekt), teilweise auf die Fremdheit mancher lateinisch inspirierter Unterscheidungen, die im Sprachgefühl der Normalbürger nicht verankert sind.

Wer hierhergezogen ist, wusste, auf was er sich einlässt. (SZ 16.4.11)

Ist das nun gut oder schlecht?

Bekannte Schriftsteller scheitern am Tempus:

Nachdem eine Bombe in der Nachbarschaft einschlug, durften wir alle ansehen, was sie angerichtet hatte. (Peter Härtling: Leben lernen:32)

1995 lese ich vor einer Kamera des Westdeutschen Fernsehens ein Gedicht, das ich 1962 über die Jahre in Olmütz schrieb. (ebd.)

Ullrich fragte sich, ob sie über den Kalauer oder über seinen Vater lachte, der diesen Kalauer erzählt hat. (Uwe Timm: Heißer Sommer. 1974:99)

Zuerst, als sie merkte, daß sein Blick zwar auf sie gerichtet ist, aber daß er sie gar nicht sieht, erschrak sie. (Hans Erich Nossack: Nekyia. Frankfurt 1961:11)

Vielleicht Absicht, aber wozu? Es liest sich holprig.


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1440