16.02.2011


Theodor Ickler

Besser abschreiben!

Zum Fall Guttenberg

Guttenberg hat in "seiner" Doktorarbeit sogar die Rechtschreibfehler der Vorlage übernommen: darüberhinaus.
Interessant ist auch, daß ein journalistischer Artikel aus der NZZ unverändert in eine Dissertation eingebaut werden konnte. Die bisher nachgewiesenen Stellen sind sicher nicht die einzigen aus fremder Feder. Ich habe jahrzehntelang und zuletzt immer öfter mit Plagiaten zu tun gehabt und bin überzeugt, daß ich nur einen Bruchteil wirklich nachweisen konnte.

Der unglaubliche Vorgang ist fast schon normal. Ein vielbeschäftigter Politiker kann natürlich nicht so nebenbei eine Dissertation schreiben. Er engagiert also einen der vielen Promotionsberater. Aber wer hätte gedacht, daß ein Mann, der nicht jeden Euro zweimal umdrehen muß, auf eine Billigfirma hereinfällt? Die Vorstellung, daß Guttenberg selbst sich hinsetzt und einen NZZ-Artikel von Klara Obermüller abtippt, ist absurd. Ich nehme sogar an, daß Guttenberg "seine" Arbeit nicht einmal gelesen hat, jedenfalls nicht Wort für Wort. Man muß doch merken, ob man ein Kapitel selbst geschrieben hat oder nicht ... (Oder wenigstens geschrieben haben könnte!)
Der eine stürzt über Sexaffären, der andere über Plagiate bzw. über Knausrigkeit bei der Bestellung von Promotionsberatern. Beides ist abgrundlächerlich, aber so ist der Mensch.

Hab ich dies schon mal erzählt? Vor Jahren schrieb ein angesehener Professorenvertreter in der Zeitschrift des Hochschulverbandes, der Doktortitel öffne noch immer manche Türen auch außerhalb der Universität usw., und er fand das ganz in Ordnung. Ich habe daraufhin geantwortet, daß ich diesen Titelwahn für lächerlich halte und für ein Verbot von Titeln plädiere. Daraufhin mußte ich mir schwere Vorwürfe anhören. Wie kleine Jungen jammerten manche Professoren, sie hätten sich ihren Titel so schwer verdient usw. Es war nicht zum Aushalten. Ausgetreten bin ich aus dem Verein dann wegen der RSR und weil die Redaktion nach langer Diskussion im Vorstand zwar einen diffamierenden und tatsachenwidrigen Text von Zabel abdruckte, aber nicht meine Richtigstellung.
Die Sache mit den Titeln erledigt sich von selbst, dank Guttenberg und Genossen. Weiter so!


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