02.01.2011


Theodor Ickler

Lesen ohne Licht

Bücher im Hotel

Eines Nachts, als ich mich mal im Bett umdrehte, fragte meine Frau plötzlich: "Liest du?" Sie glaubte im Stockdunkeln eine umgeschlagene Buchseite gehört zu haben. Darüber müssen wir heute noch lachen.

Dies fällt mir ein, wenn ich im Tagesspiegel lese, daß immer mehr Hotels ihre Gäste auch mit Büchern versorgen. Gottfried Knapp hat kürzlich in der Zeitung seinem Ärger darüber Luft gemacht, daß man in Hotels zwar allen erdenklichen Beleuchtungs-Schnickschnack antrifft und ein längeres Studium braucht, bis man sämtliche Schaltungsmöglichkeiten herausgefunden hat und sich endlich schlafen legen kann, daß es aber fast nie eine ausreichende Lesebeleuchtung gibt. Ebenso in den neueren ICE-Zügen, die nicht mehr jene Spots haben, mit denen man zur Not noch ein Buch lesen konnte, sondern nur noch eine Lichtleiste mit diffuser Gesamtwirkung. (Knapp ist einer der wenigen, die regelmäßig die Tyrannei des Designs über die Funktion anprangern.)

Ich bin schon mit eigenem Glühlampensortiment gereist, um mir in Hotels und Ferienwohnungen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.


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