13.11.2010


Theodor Ickler

Rote Köpfe

Zum distributiven Singular

Im Duden-Newsletter heißt es heute:

»Auch wenn es nicht ganz logisch erscheinen mag, steht die Bezeichnung für eine Sache, die sich auf eine Mehrzahl von Personen bezieht, gewöhnlich im (sogenannten einteilenden oder distributiven) Singular:
Das junge Paar bekam einen roten Kopf (nicht: rote Köpfe). Die Hunde wedelten mit dem Schwanz (nicht: den Schwänzen). Einige Zeitschriften brachten das Bild auf der Titelseite (nicht: den Titelseiten).

Beim Substantiv Kopf muss allerdings unterschieden werden. Der Singular wird verwendet, wenn die übertragene Bedeutung 'sich genieren, ein schlechtes Gewissen bekommen' gemeint ist. Der Plural dagegen, wenn es um die wörtliche Bedeutung geht:
Die Kinder bekamen vor Aufregung rote Köpfe.«

Hier könnte man zunächst die "übertragene" Bedeutung anzweifeln. Wenn jemand sich geniert, aber keinen roten Kopf bekommt, dann sagt man das normalerweise auch nicht.

Außerdem ist es empirisch nicht richtig. Auch wenn die Kinder zehn Runden um den Sportplatz gelaufen sind, haben sie einen roten Kopf, jedenfalls findet man dafür viele Belege.

Eine interessante Beobachtung von Wilmanns habe ich bei Havers gefunden:

Man sagt "sie schlugen mit dem Schwerte drein", aber nicht "sie schlugen mit dem Stuhle drein". Denn letzteres ist keine geläufige Verbindung, daher kein Singular. (Hb. d. erklärenden Syntax 13)


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1364