28.10.2010


Theodor Ickler

Fehlerfreih

Unterstöger über ß

In einem Beitrag zur Zulassung des ß im Internet schreibt Hermann Unterstöger:

»Das "ß", das technisch gesprochen kein Buchstabe, sondern eine Ligatur ist, kommt tief aus der Geschichte der deutschen Sprache und Schrift. Lässt man das schon als Würde gelten, so ist es nur angemessen, dass von der ganzen Rechtschreibreform grosso modo nichts geblieben ist als die Regel, dass nach kurzen Vokalen das auslautende "ß" durch "ss" (Kuß/Kuss) ersetzt wird – ein altehrwürdiger Kringel als Fokus eines die Nation gewaltig aufwühlenden Unterfangens.
Der Bericht des die Folgen der Reform beobachtenden Rechtschreibrats wird in Kürze veröffentlicht, und es wäre höchst erstaunlich, wenn er in der Kausa "ß/ss" keinen Erfolg meldete.
Die Regelung wird allgemein akzeptiert, wenn auch ohne Begeisterung: bei den Freunden der Reform, weil sie sich ungleich mehr erhofft hatten, bei den Gegnern, weil sie die Kröte schlucken müssen, wollen sie anders kein Dacapo des Getöses.

Fehlerfreihe (! so in der Online-Fassung) Anwendung nicht garantiert

Dass die Neuerung angenommen wird, heißt jedoch nicht, dass sie auch fehlerfrei angewendet würde. Wer vorher das und daß verwechselte, bringt jetzt eben das und dass durcheinander. Das ist jedoch keine Frage der Rechtschreib-, sondern der Grammatiksicherheit.«

Unterstöger vergißt zu erwähnen, daß jetzt hundertmal so viele Fehler mit ss und ß gemacht werden wie vor der Reform.

Die Sache mit der Akzeptanz und der Kröte sieht in Wirklichkeit auch anders aus. Aber es lohnt nicht, darauf einzugehen, wir kennen ja den großen Verharmloser. Es gibt unter Journalisten eine Pose des Darüberstehens, die in Wirklicheit immer auf die Unterstützung der Reform hinausläuft.


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1354