10.10.2010 Theodor Ickler Überflüssige WörterEs gibt zu viele Wörter, vor allem Fremdwörter»Überflüssige Wörter gibt es nicht, und zwar aus zwei Gründen: zum einen weil für Sprecher und Schreiber aus ihrer Sicht kein von ihnen benutztes Wort überflüssig ist, zum anderen weil Sprachen so gut wie keine völlig synonymen Wörter enthalten: Kids und Kinder bzw. Event und Ereignis haben selbstverständlich unterschiedliche Bedeutungen. Diese Beispiele zeigen, dass es Anglizismengegnern häufig an sprachlichem Differenzierungsvermögen fehlt.« (Rudolf Hoberg im FAZ-Lesesaal Forum)1. Zwischen zwei Wörtern ist immer noch ein drittes denkbar, das eine weitere Bedeutungsnuance beisteuert. 2. Kein englisches oder französisches oder russisches Wort entspricht genau einem deutschen; daher könnte man den gesamten Wortschatz dieser und anderer Sprachen ins Deutsche entlehnen. 3. Das Ausdrucksvermögen beruht nur zum kleinen Teil auf der Menge der verwendeten Vokabeln. "Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge". (Schopenhauer, ein Autor von nicht geringem Ausdrucksvermögen) 4. Wenn wir zufällig das eine oder andere Fremdwort (Kid, Event) gar nicht hätten, würden wir auch keine Lücke empfinden, sondern uns einfach anders ausdrücken. Darauf hat schon Eduard Engel hingewiesen. Der muttersprachliche Wortschatz hat keine Lücken – oder unendlich viele! 5. Wie schon Lessing an einer berühmten Stelle gesagt hat, gewöhnen sich die Leute bald daran, unter einem übersetzten Ausdruck genau das zu verstehen, was der Übersetzer und seine Vorlage damit gemeint haben. (Es ging um „Empfindsame Reise“ nach „Sentimental Journey“.) 6. Dies ist kein Plädoyer für Fremdwörter, sondern ein Einwand gegen das Hobergsche Argument. Ich selbst kann auf overte, gemergte und kausierte Sachverhalte (alles belegt!) und viele andere Wörter verzichten und mußte mir trotzdem noch nie mangelhaftes Ausdrucksvermögen vorwerfen lassen.
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