14.08.2010


Theodor Ickler

Sprachfunktionen

Wenig beachtet, weil allzu vertraut?

Wenn wir etwas Kniffliges tun, schieben wir nicht nur die Zunge in den Mundwinkel, sondern begleiten unser Handeln auch mit charakteristischen Kommentaren, z. B. "so" ("there!"), wenn es nach Wunsch geht, und "hoppla" ("whoops!"), wenn ein Versehen unterläuft.
Damit signalisieren wir zugleich einem Beobachter, z. B. einem Kind, den Unterschied zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Verhalten. Das Kind ahmt dann nur ersteres nach, weil es merkt, daß das Versehentliche nur so unterläuft.
Dies ist unter anderem von Tomasello und Carpenter beobachtet worden.
Ich möchte noch hinzufügen: Wenn man einem Kind ein Hemd oder einen Pulli über den Kopf zieht, so ist das – mancher erinnert sich vielleicht noch – ziemlich unangenehm, ja beängstigend. Man sagt dann so etwas wie "hutut" (in einer mir sehr genau bekannten Familie), so daß das Kind weiß, es passiert nichts Schlimmes, und ein Versehen ist es auch nicht.

Außerdem sind noch die sprachbegleiteten Spiele zu bedenken: Guck-guck und die Kniereiterspiele (Hoppe hoppe Reiter, So fahren die Damen usw.).

Solche Funktionen der Sprache werden wenig beachtet, sind aber wahrscheinlich sehr alt und universell.

(Für ähnliche Beobachtungen wäre ich dankbar.)


Den Beitrag und dazu vorhandene Kommentare finden Sie online unter
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1337