05.06.2005 Theodor Ickler Guter RatNeue RatsmitgliederAn den letzten beiden Tagen war ich so beschäftigt, daß ich möglicherweise vergessen habe mitzuteilen: Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat sich entschlossen, dem Rat beizutreten, und so haben die Professoren Eisenberg und Pörksen gleich an der 4. Sitzung als Vollmitglieder teilgenommen. Dadurch ist die Riege der Progressiven natürlich ungemein verstärkt worden, und die segensreiche Wirkung zeigte sich u. a. in den überwältigenden Mehrheiten, die wir gegen die „ewig Gestrigen“ ins Feld führen konnten.Eigentlich sind diese Mehrheiten ein Wunder, wenn man die fragwürdige Zusammensetzung des Rates bedenkt. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Sind so viele Saulusse zu Paulussen geworden? Sind die Reformer einfach kleinlaut geworden? Haben sie gar bessere Einsicht in sprachliche Sachverhalte gewonnen? Gleichviel, freuen wir uns an der Bekehrung der heidnischen Völker und sehen wir ihnen nach, daß sie zuvor falschen Götter geopfert haben. Manche Sprachdidaktiker sind von einer erschreckenden Gleichgültigkeit gegen die Sprache, gegen die Grammatik, gegen die Bildung. Wenn eine Regel „einfach“ ist, braucht sie nicht richtig zu sein … Das ist der Inbegriff ihrer Gesinnung. Wieviel Verachtung der ihnen angeblich so teuren Schüler darinsteckt, merken sie gar nicht. Als wir den Sprachgebrauch zum Maßstab erklärten (worin der Reformer Sitta mit Recht einen totalen Wechsel der Rechtschreib-„Philosophie“ sieht), stellten die Reformer sogar diesen Begriff in Frage. Ich erläuterte ihn an meiner eigenen Praxis im Rechtschreibwörterbuch: Primäre Quelle waren für mich die guten Tageszeitungen. „Zu elitär!“ scholl es mir aus Didaktikermund entgegen. Diese Schülerverachtung entlarvt sich selbst, gerade in solchen simplen Fällen, und bleibt glücklicherweise isoliert. Das ist wohl einer der Gründe für unsere satten Mehrheiten: wir sind einfach um Klassen besser. Kompliment an Herrn Eichinger! Er hält auf Niveau und macht das IDS wieder ehrlich.
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