14.10.2009


Theodor Ickler

Tiere

Gedankenanregungen aus der „Süddeutschen“

Gestern berichtete die SZ auf ihrer Wissensseite, daß sich Paviane verschiedener Arten auch über die Artengrenze hinweg paaren: "Meist seien es männliche Tiere, die Weibchen einer benachbarten Art begatten." Klingt irgendwie seltsam.

Der Philosoph Edmund Husserl (meiner Ansicht nach ein wissenschaftsgeschichtliches Verhängnis wie die ganze "Phänomenologie") sagte 1935 in einem bekannten Vortrag: "Nach der guten alten Definition ist der Mensch das vernünftige Lebewesen, und in diesem weiten Sinne ist auch der Papua Mensch und nicht Tier."

Das war politisch nicht korrekt, und heute wäre er dafür in ziemliche Schwierigkeiten geraten.

In der Zeitung wird anläßlich der Buchmesse auch ein jetzt übersetztes neueres Buch von Tomasello vorgestellt, das den gestischen Ursprung der Sprache vertritt. Tomasello ist seit Jahren auf dem richtigen Weg, es fehlt nur noch ein Abstandnehmen von der mentalistischen Begrifflichkeit. Es gibt im Leben eines Kleinkindes keinen Moment, in dem es anfängt, dem anderen einen Geist zu unterstellen ("Theory of Mind"). Eltern haben von einer solchen Revolution im Verhalten ihrer Säuglinge auch noch nie etwas bemerkt. Die Entwicklung eines Kindes ist zwar erfreulich und erstaunlich, aber Wunder finden nicht statt.
Tomasello weiß nicht, wie nahe er Skinner schon gekommen ist, weil letzterer tabu ist.


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