06.10.2009


Theodor Ickler

Städtenamen

Gutgemeintes danebengegangen

Kürzlich wollte meine Frau am Bahnschalter Fahrkarten nach Heiligenstadt in Thüringen kaufen. Es war nicht möglich, denn der Computer kannte keinen solchen Ort, dessen Existenz (mir seit Kindertagen bekannt, denn er liegt nicht weit von meinem Heimatort entfernt) von der jungen Schalterangestellten schließlich angezweifelt wurde.
Meine Frau bat darum, eine Deutschlandkarte einsehen zu dürfen, aber eine solche war in der großen Schalterhalle nicht aufzutreiben. Schließlich fand sich doch irgendwo etwas, und da lag es: "Heilbad Heiligenstadt". Man mußte nur "Heilbad" eingeben, ganz einfach. Die Unsitte der ständigen Umbenennung, wodurch aus identifikationswirksamen Namen appellativische Werbetexte werden, hat nur Nachteile. "Lutherstadt Eisleben" usw. – das erinnert an die Nebenabsichten, die mit der ostblocktypischen Namensgebung verbunden waren – um nicht auf noch Grauslicheres zurückzugehen.
Aber es geht noch weiter: Die Fahrkarte für uns vier sollte fast 500 Euro kosten! Meine Frau war drauf und dran, die ganze Fahrt abzublasen, denn dafür kann man ja ein Taxi nehmen. Nach ungefähr halbstündigem Insistieren stellte sich heraus, daß man durch Kombination gewisser Sondertarife auch für rund 90 Euro hin- und wieder zurückkommt.
In sechs Wochen werden die Preise der Bahn erhöht, wie jedes Jahr.


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