16.09.2009


Theodor Ickler

Phrasendreschmaschine

Was die Bertelsmann-Stiftung alles finanziert

Gestern ging durch die Nachrichten, daß der "Krieg der Kulturen" nicht stattfindet. Die Konflikte haben andere Ursachen oder so ähnlich. Das hat die Bertelsmann-Stiftung herausgefunden.

Man gähnt. Die Begriffe sind so schwammig, daß man alles und auch das Gegenteil herausfinden kann. Das erinnert mich an ein früheres Papier der Stiftung, aus dem ich einige Kostproben gebe:

"Definition Interkultureller Kompetenz:

Interkulturelle Kompetenz beschreibt die Kompetenz, auf Grundlage bestimmter Haltungen und Einstellungen sowie besonderer Handlungs- und Reflexionsfähigkeiten in interkulturellen Situationen effektiv und angemessen zu interagieren."

"Seit Ulf Hannerz die Begriffe „Kultur als Fluxus“ oder „Kultur als Kreolisierung“ prägte, hat sich die Wissenschaft der 90er Jahre von der Perspektive auf abgeschlossene, inselartige Kulturen zunehmend verabschiedet."

"Wenn die Annahme stimmt, dass Kultur beständig im Fluss ist, müssen die Menschen vielmehr Fähigkeiten für Prozesse erlernen und beherrschen. Die Entwicklung Interkultureller Kompetenz ist demnach komplex, mehrdimensional und je nach interkultureller Situation vielgestaltig. Für den Erwerb Interkultureller Kompetenz bedeutet dies einen fortwährenden dynamischen Prozess, der in verschiedenen Dimensionen verläuft und sich spiralförmig anreichert und entwickelt [siehe Grafik: Lernspirale Interkulturelle Kompetenz]."

Schönes Beispiel für völlig sinnfreien Text. Trotzdem nicht folgenlos, denn die Stiftung hat großen Einfluß auf die Lehrpläne der Schulen, und darauf ist es auch hier abgezielt.

Nebenbei: Was wissen wir, wenn wir erfahren haben, daß Kultur ein "Fluxus" ist (das Wort steht nicht einmal in den Wörterbüchern, der kunstgeschichtliche Begriff kann ja wohl nicht gemeint sein)?


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