18.06.2009


Theodor Ickler

Habermas

Zum 80.

Habermas, der heute 80 wird, hat uns schon mal beschäftigt, weil er auf eigenen Wunsch bei Suhrkamp in Reformschreibung gedruckt wurde, wenn auch in fehlerhafter. Die großen Zeitungen überschütten ihn mit lobenden bis hymnischen Feiertexten, als wenn er schon tot wäre. Mir fällt ein, was Johannes Gross einst zum Geburtstag Gadamers schrieb:

"Zum Jubiläum des großen Denkers Hans-Georg Gadamer sind zahlreiche Würdigungen erschienen. Aus den vielen hundert Zeilen der Schüler und Bewunderer konnte kein Leser faßlich entnehmen, was die philosophische Leistung des Hochbetagten ausmacht, und keine weckte ein Interesse, das Werk zur Hand zu nehmen." (FAZ Magazin 10.3.95)

Man liest "der Größte", "Wichtigste", "Bedeutendste" usw. – aber was ist der Ertrag seines Werkes?

Die FAZ redet vom deutschen "Wissenschaftswunder" vor 50 Jahren, nennt aber ausschließlich Philosophen und Geisteswissenschaftler, also nur das, was dem Feuilleton faßlich ist.

Es gibt unter alle den Lobhudeleien, für die man sich als Leser geradezu schämt, auch ein paar kritische Artikel, z. B. diesen (Sibylle Tönnies im Deutschlandfunk).

Und als Habermas noch ein Stück von der Heiligsprechung entfernt war, veröffentlichte Harald Weinrich seinen bekannten Aufsatz "System, Diskurs oder die Diktatur des Sitzfleisches" (Merkur 26, 1972).


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