11.05.2009


Theodor Ickler

deplatzierter Nussbaum

Updike deutsch

Durch eine Rezension in der Süddeutschen Zeitung neugierig gemacht, wollte ich nachprüfen, ob Rowohlt in der deutschen Übersetzung von John Updikes letztem Roman (Die Witwen von Eastwick) tatsächlich deplatziert drucken läßt, was ja wohl eine der dümmsten Eingebungen der Rechtschreibreformer war.
Nun, es steht schon auf der zweiten Seite, wie die Leseprobe auf der Verlags-Website zeigt.

In demselben Text steht aber noch mehr: seine langen Haare – grau, aber immer noch von Strähnen des ursprünglichen sonnengebleichten Nussbaums durchzogen

Wie bitte? Sollte es sich um einen fehlerhaft eingescannten Text handeln? Im Original steht: original sun-bleached auburn.

Auf falsches Scannen deutet auch: einer schwer alkoholisierten, New-Ageabergläubischen Kunstgewerbeclique – aber wer weiß?

Richtig rätselhaft wird es wenig später: Ohnehin gehörten die Miniaturfrauen, denen sie mit einem Zahnstocher oder einer seitwärts gehaltenen Stricknadel kühn eine Schamlippenspalte in den vorgebrannten Ton geritzt hatte, einer unerfreulichen früheren Phase ihres Lebens an.

Ich habe mir vergeblich vorzustellen versucht, wie man das mit der seitwärts gehaltenen Stricknadel (!) anstellen könnte. Im Original steht allerdings:
their vulval cleft boldly dented into the clay with a toothpick or nail file held sideways.


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