24.03.2009


Theodor Ickler

Duden gibt auf

Zur Übernahme durch Cornelsen

"Der Duden hält zwar seit 1996, also seitdem das heillose Durcheinander der Rechtschreibreform begann, nicht mehr das offizielle orthographische Monopol in Deutschland, aber immer noch eine führende Position." (Johan Schloemann in der Süddeutschen Zeitung vom 25.3.2009 in einem Bericht zur Übernahme durch Cornelsen)

Der Einschnitt wird möglicherweise sehr folgenreich sein, deshalb mache ich auch einen neuen Tagebucheintrag.

Bei Meyers Lexikon folgte der Ankündigung der Übernahme sogleich die Einstellung des Online-Lexikons:

"22. März 2009 von Sascha A. Carlin

Meyers Lexikon online wird abgeschaltet

Das Lexikonportal Meyers Lexikon online wird zum 23. März 2009 abgeschaltet. Leider ist es uns nicht länger möglich, das Portal in seiner jetzigen Form zu betreiben.
Dennoch sind wir weiterhin im Internet aktiv. Meyers Medien online, die Verlagswebseiten und natürlich auch dieser Blog bleiben erhalten.
Wir bedanken uns bei Ihnen herzlich für Ihr Interesse an Meyers Lexikon online!"


Vielleicht wird beim Dudenverlag auch das Outsourcen orthographischer Arbeiten an Laien eingestellt ...

Ich erwarte aber, daß viele bisherige Duden-Produkte vom Markt verschwinden.

Bisher hat noch kein Kommentator darauf hingewiesen, daß die Rechtschreibreform sicherlich entscheidend dazu beigetragen hat, den Dudenverlag übernahmereif zu klopfen. Dudenchef Wermke und sein Stellvertreter haben mir bei meinem Besuch vor über zehn Jahren die große Bedeutung der Reform für die gesamte Verlagsarbeit klargemacht und auch erzählt, daß der Trick mit den drei Dutzend belanglosen Änderungen, für den sich Zehetmair zur Verfügung gestellt hatte, im Jahre 1995 beinahe schon das Ende bedeutete. Ein so kleines Unternehmen steckt das Einstampfen von Millionen Rechtschreibduden nicht einfach weg. 1996 brachte der neue Duden die vorläufige Rettung, aber danach – nun, wir wissen ja noch, wie es weiterging.

Cornelsen kann nicht einfach dasselbe machen wie bisher der Dudenverlag. Es wird also Einschnitte geben.

Der Duden lebt noch vom Mythos des Namens und überspielt geflissentlich, daß zwar nur der Duden der Duden, der Duden aber nicht mehr die Rechtschreibung ist. Das könnte allmählich durchsickern.

Vielleicht wird am Ende das Rechtschreibwörterbuch überhaupt nicht mehr die zentrale Rolle spielen wie bisher, die Entwicklung geht ja schon in diese Richtung. Vielleicht wird dann auch die millionenfache Vernichtung von Büchern durch beschränkte Bibliotheksverwaltungen aufhören.


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