23.12.2008


Theodor Ickler

Chisen

Orthographischer Nachtrag zur politischen Korrektheit

Vor zwei Jahren hatte ich darauf hingewiesen, daß die Dudenredaktion von der Verwendung des Wortes Hasenscharte abrät, weil es entweder die Hasen oder die Patienten mit Lippenspalte diskriminiere.
Das Wort gibt es übrigens auch im Englischen (harelip) und in anderen Sprachen, es ist nämlich die Übersetzung von Labium leporinum. Duden gibt die griechische Bezeichnung Cheiloschisis (mit langem betontem i, was natürlich nicht so schön ist). Außerdem schlägt die Redaktion (im Fremdwörterbuch) vor, auch Cheilos-chisis, Palatos-chisis zu trennen. Da haben wir noch einmal den Widersinn, eine hochgelehrte neoklassische Wortbildung durch eine ganz und gar laienhafte Silbentrennung zu mißhandeln. Ist es denkbar, daß jemand, der solche Wörter bildet oder tatsächlich verwendet, ihren Aufbau überhaupt nicht versteht? Natürlich nicht, die "Erleichterung" gilt bestenfalls für die Schreibkraft, die nach Diktat arbeitet. Deren Wünsche sollten aber für die Form seriöser Texte nicht maßgebend sein.


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