06.07.2008


Theodor Ickler

Martin Walser in Reformschrieb

Und ein wenig Argumentationshilfe

In der SZ vom 5.7.08 ist eine Rede von Martin Walser abgedruckt – in reformierter Orthographie, aber es ist fast ausschließlich die s-Schreibung betroffen, sonst nur noch res-pektierter Politiker. Damit wird deutlich, was von der ganzen Rechtschreibreform übriggeblieben ist.
Und gerade die s-Schreibung ist besonders fehlerträchtig. Nicht nur in studentischen Arbeiten wimmelt es von Verwechslungen, besonders bei Konjunktion und Pronomen (dass/das). Sogar Jutta Limbach schreibt in ihrem jüngsten Buch: Klüger wäre es, dass (!) Hirn für einen Kompromiss zu strapazieren. (Hat Deutsch eine Zukunft? München 2008).

Zusätzlich zu diesem Beispiel möchte ich noch ein paar weitere anführen, die fast alle hier schon einmal erwähnt worden sind, aber in ihrer Ballung vielleicht eine kleine Argumentationshilfe darstellen könnten:

etwas zu essen, dass besonders gut sei (SZ 20.2.08)

Dass sei auch im Sinne des Publikums (Ursula Götz/Stefanie Stricker [Hg.]: Neue Perspektiven der Sprachgeschichte. Heidelberg 2006)

Es gibt ja überhaupt nur ein Präfix, dass Wortbildungen mit dem Partizip I zulassen würde. (Fuhrhop, Nanna: Zwischen Wort und Syntagma. Tübingen 2007)

dass Licht nur anzuschalten, wenn es benötigt wird. (SZ 17.3.08)

Im Kopf passierte etwas, dass ihm seine Fähigkeit raubte, klar zu denken. (. . .) Schade nur, das er dieses schöne Gefühl nicht mehr denken kann. (Inge Jens im Stern 15/2008)

Am dringlichsten ist zurzeit die Forderung, dass „Tibet nicht zugemacht werden darf“, dass heisst, dass internationale Beobachter und Journalisten wieder in alle von Tibetern bewohnte Gebiete reisen und frei darüber berichten dürfen. (Tagblatt 28.3.08)

Sie findet den Gedanken unerträglich, dass der Mann etwas über sie oder ihr Geschlecht im Allgemeinen wissen könnte, dass sie selbst nicht weiß. (SZ 30.4.08)

Hölderlins Wort, dass, wo Gefahr ist, dass Rettende auch wachse ... (SZ 24.5.08)

ein Kulturmilieu, dass Thomas Manns Satz, der Antikommunismus sei die Grundtorheit des Jahrhunderts, für weise hielt (SZ 11.6.08)

Dass kann zu Konflikten führen. (FAZ 14.6.08)

ein Trugbild, dass ins Nichts zerlaufen könnte (SZ 20.6.08)



Außerdem teilt die SZ vom 5.7.08 mit, daß BenQ schon früher Pleite war.


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