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Blüthen der Thorheit

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07.07.2009
 

Die neuen Wörter im Duden
Wenn komasaufende Lölis twittern

Auch Fremdschämen ist nun erlaubt. 5000 neue Wörter haben in der 25. Auflage des Duden Einzug gefunden. Wir präsentieren eine Auswahl davon.

Rund 135'000 Stichwörter enthält die Neuauflage des Standardwerks der deutschen Sprache. Davon haben 5000 erstmals Aufnahme gefunden, wie der Duden-Verlag mitteilt. Einige der neuen Wörter stammen aus der Computersprache, zum Beispiel «twittern» oder «Blogosphäre», andere aus der aktuellen Nachrichtensituation. «Bad Bank» oder «Börsenzocker» hätten zum Beispiel ohne Finanzkrise kaum Verbreitung gefunden.

Aus der Schweiz stehen neu verbreitete Wörter wie «Löli», «hirnen» oder «Blaufahrer» im Duden, dass hierzulande aber jemand «Schümlikaffee» sagt oder schreibt, entspringt wohl eher Fantasie der Dudenredaktion. Nachfolgend eine Auswahl von 125 Neuaufnahmen:

A
Abwrackprämie
After-Show-Party
Angsthäsin
armutsgefährdet
aufstarten (schweiz.)
Aufstocker, Aufstockerin
ausschnapsen
austillen

B
Babyblues
Bad Bank
Barfusspfad
Bedienungstheke
Best-of
B-Führerschein
Bioethikkommission
Blaufahrer, Blaufahrerin (schweiz.)
Blogosphäre
Blu-ray®
Blutdiamant
Börsenzocker
Buschfunk

C
Campusmaut
Cem
Chardonnay
Chorizo
Citymaut
Clutch
Crema

D
Datenklau
DAU
Dopingarzt, Dopingärztin

E
Effizienzklasse
Ehrenmord
Einbürgerungstest
Einkaufsnacht
einpreisen
Energiepass
entpacken
Ersti
euroskeptisch
Exzellenzcluster

F
Fanmeile
Featurette
fehlernähren
Feinstaubplakette
Fernbeziehung
Flatrateparty
Formatfernsehen
Frauenversteher
fremdschämen

G
Gassenarbeit (schweiz.)
Gefährder, Gefährderin
Gelotologie
Gesundheitsfonds
Gigaliner

H
Handy-TV
Heizpilz
Herdprämie
hirnen (schweiz.)
Hüftgold
Hybridauto

I
Industriekletterer, Industriekletterin
Inselbegabte
Integrationsgipfel
internetaffin
Internetfernsehen
It-Girl

K
Kangchendzönga
Klimakiller
Komasaufen
Konjunkturpaket
Kreditklemme
Kuschelkurs

L
Lebensmensch (österr.)
Löli (schweiz.)
Luxese

M
Mehrgenerationenhaus
Mentoring

N
Nacktscanner
Nickname
niedrigschwellig
No-go-Area

O
Ökopunkt (österr.)
Onlinedurchsuchung

P
Partikelfilter
Phrasenschwein
Poolnudel
Prekariat
Probeführerschein
Produktpiraterie

R
Raucherkneipe
Regenbogenfamilie
Rettungsschirm

S
Sashimi
Schadstoffplakette
Schlüsselkraft
Schockfoto
Schümlikaffee
Seitenblickegesellschaft (österr.)
Skimming
slammen
Snowciety (österr.)
snowkiten
Sofortrente
Sommermärchen
Sprengstoffweste
Stehroller
Steueridentifikationsnummer
Stockbrot

T
Tankini
twittern

U
Umweltplakette
Umweltzone
urcool

V
Vätermonat
verjankern (österr.)
verzocken
Vogelschlag
vorglühen (vorab Alkohol trinken)
Vorratsdatenspeicherung

W
Web 2.0
Weltklimarat
Wiki
Wutrede

Z
Zwergplanet

Finden Sie richtig, dass «Löli» nun ein amtlich anerkanntes Wort ist? Welche Wörter würden Sie aufnehmen? Kommentare bitte unten anbringen.


Quelle: Tages-Anzeiger Zürich
Link: http://tinyurl.com/Wenn-komasaufende-Loelis-twitt

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Kommentare zu »Wenn komasaufende Lölis twittern«
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Kommentar von Red., verfaßt am 07.07.2009 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=154#755

Hier geht es zu den Kommentaren im Tagesanzeiger.

 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 08.07.2009 um 10.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=154#756

Nun, das ist hinzugekommen, doch was wurde rausgenommen?

Bei vielen Wörtern wundert es mich, daß die erst jetzt aufgenommen wurden. Manches ist abseitig und manches völlig überflüssig (B-, C-, A-, X-, Y-, Z-Führerschein, Angsthäsin etc.).

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2009 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=154#759

Es wiederholt sich das Übliche: Der Duden wird durch zahllose Zusammensetzungen aufgebläht, die zwar in ein "richtiges" Wörterbuch gehören (ein allgemeinsprachliches semasiologisch-grammatisches also, wie das DUW dem Anspruch nach ist), nicht aber in ein Rechtschreibwörterbuch. Das ist die wohlbekannte Zwitternatur des Dudens, den die Deutschen als Universallexikon benutzen, naturgemäß auf niedrigstem Niveau.
Nach dem gewaltsamen Abbruch der Arbeit im Rechtschreibrat kann der neue Duden an Neuerungen nichts orthographisch Relevantes bieten, folglich zieht er sich wieder auf die neu aufgenommenen Wörter zurück und hofft nun, daß dies als Kaufargument ausreicht. Es kann gut sein, daß die Mehrheit der traditionellen Kunden nicht mitzieht.

 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 20.07.2009 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=154#761

Diese Liste wunderbarer Wörter zeigt mir, daß ich inzwischen meiner Muttersprache nicht mehr mächtig bin und gravierende Bildungslücken aufweise. Den "Nickname" hätte ich eher im Englisch-Wörterbuch vermutet. Da stellt sich gleich die zweite Frage (weswegen ich mir den Duden nun unbedingt kaufen muß): Wie spreche ich ihn aus? Ist es ein nichtdeklinierter Nicknäim oder ein Nickname, so daß man dann den Freund bei seinem "Nicknamen" nennt?
Gehört solcher Schrott wirklich in ein deutsches Rechtschreibwörterbuch?
Bei "fremdschämen" müßte nach meiner Ansicht der reformwillige Geist eigentlich für Getrenntschreibung plädieren.

 

Kommentar von kleinezeitung.at, 2. August 2009, verfaßt am 03.08.2009 um 22.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=154#770

5000 neue Wörter bringt der Jubiläums-Duden

Fast mit ähnlicher Spannung erwartet wie der neue Dan Brown: Folge 25 des Duden ist da. 135.000 Wörter erwarten, dass man nach ihnen schlägt.

Erster spontaner und naheliegender Eindruck: noch dicker ist er geworden, der treue Kerl und Ratgeber in der Not, der vor 129 Jahren erstmals das Licht der auch damals schon verworrenen Sprachlandschaft erblickte. Aber eben das wollte Konrad Duden mit dem nach ihm benannten Nachschlagewerk vor allem erreichen: Klarheit schaffen und zum Reinheitsgebot der deutschen Sprache beitragen. Das einstige Deutungsmonopol gilt aber nicht mehr.

Vor allem die jüngste Rechtschreibreform brachte den als unumstößlich geltenden Schlachtturm gegen die babylonische Sprachverwirrung gehörig ins Wanken. Konkurrenzverlage publizierten eigene Lexika, weil die kollektive Unsicherheit über richtige und falsche Schreibweisen ständig wuchs.

Gegenwartsgeschichte

Nun also liegt die 25. Ausgabe vor, angereichert, wie es sich für einen Jubiläumsband gehört, mit insgesamt 5000 neuen Wörtern. Auch wenn es seltsam klingen mag: Dieser Duden unterscheidet sich von den Vorgängern massiv. Er "erzählt" auf seine Weise anhand der sprachlichen Neuzugänge Gegenwartsgeschichte. Da taucht die "Abwrackprämie" auf, dort der "Lebensmensch" und der "Börsenzocker" oder gar das "It-Girl", dessen Neu-Präsenz vor allem einer unaufdringlichen Dame namens Paris Hilton zuzuschreiben ist. Möge bald das "Out-Girl" folgen.

Tankini ist, wie modebewusste Damen bestimmt wissen, keine neue, aus Ozeanien stammende Fremdsprache, sondern ein Badeanzug, der sich auch in einen Bikini verwandeln lässt.

Nicht nur durch die Finanzkrisen hielten, gewiss zum Ärger vieler Sprachschatzhüter, etliche weitere Anglizismen Einzug, so die "Bad Bank" oder der "Exzellenzcluster". Andere Begriffe entschlüpften dem Internet, etwa "twittern"; wer sich gegen dieses Denglish wehrt, möge aber lediglich ein plausibles Alternativ-Wort zu Computer nennen. Eine Flatrateparty wartet als Gewinn. Und wir versprechen, uns "fremdzuschämen".

Fakt ist auch, dass man einigen Begriffen lieber nicht begegnen würde. Dem "Komasaufen" zum Beispiel oder dem "Phrasenschwein". Aber auch hier gilt: Es ist ein Spiegel- und Sittenbild unserer Zeit, erstellt von 30 Redakteuren, die monatelang prüfen, wie gebräuchlich die Neuschöpfungen in der Öffentlichkeit sind. Nicht weniger als 135.000 Wörter erwarten, dass man nach ihnen schlägt, wer bedenkt, dass der Wortschatz im Durchschnitt bei knapp 10.000 Wörtern liegt, mag erahnen, was da alles alphabetisch auf Abruf bereit steht.

"Schwürigkeit"

Übrigens: Eine Hochrechnung ergab, dass Goethe über einen Fundus von 90.000 Begriffen verfügte. Aber das las sich, etwa in einer Tagebuchaufzeichnung aus dem Jahr 1779, so: "Elender ist nichts als der Behagliche Mensch ohne Arbeit, das schönste der Gaben wird ihm eckeln. Schwürigkeit irdische Maschinen in Ganz zu sezzen. Aerger über die Pferds Wirthschafft."

Soll man es sagen? Aber klar: Die Sprache lebt. Gut so. Wenngleich strenge Leser bemerken werden, dass ein wunderbarer Begriff verschwand. Das Wörtchen "ehegestern", Alternative zu "vorgestern". Es wurde, schade, aber toll, wohl an der Attributbörse verzockt.

www.kleinezeitung.at

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2015 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=154#1517

Die "Clutch" ist zwar hier schon aufgelistet, war mir aber entgangen. Nun sehe ich, daß dieses Wort in der Modebranche verbreitet ist, wenn auch erst sei kurzem. Wenn ich Wikipedia recht verstehe, ist es pseudoenglisch, weil diese unpraktischen Handtäschchen nur in Deutschland so heißen. Weiß jemand etwas Näheres darüber?

Der physiologische Schwachsinn des Weibes wird entgegen allen Emanzipationsbemühungen unverdrossen gepflegt und ausgebeutet. Das beweist die Modewerbung und angeschlossene redaktionelle Arbeit der Zeitungen. Frauen können nicht richtig gehen, haben die beclutchten Hände nicht frei und können mangels Hosentaschen nichts einstecken. Sie sind also weiterhin auf unsere Hilfe angewiesen. Nur sprachlich ist die Branche sehr produktiv.

 

Kommentar von R. M., verfaßt am 09.05.2015 um 08.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=154#1518

'Clutch: a handbag without handles, rectangular in shape, often an evening bag but used during the day as well'.

 

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