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22.02.2009
 

Auf dem Rückzug?
Deutsch als Muttersprache

Ein Interview mit Klaus Reichert, dem Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, zum Internationalen Tag der Muttersprache.

Jedes Jahr erinnert die Weltkulturorganisation UNESCO mit dem internationalen Tag der Muttersprache an bedrohte Sprachen. Klaus Reichert ist Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt; darüber hinaus arbeitet er als Anglist, Übersetzer und Lyriker.

DW-WORLD.DE: Herr Reichert, was sind Ihre drei Lieblingswörter in Ihrer Muttersprache, in Deutsch?

Klaus Reichert: Anmut, Unmut, Schwermut.

So ein Internationaler Tag der Muttersprache lädt immer auch dazu ein, sich Gedanken über den Stand des Deutschen zu machen. Ich frage jetzt ganz bewußt an den Anglisten Reichert: Ist es für Sie ein Problem, an deutschen Bahnhöfen das Schild "Service Point" statt "Auskunft" zu sehen und statt zum "Wiederverwerten" zum "Recyclen" aufgefordert zu werden?

Ich finde es ziemlich blödsinnig, daß man es auf englisch macht. Wenn man sich ein bißchen in der Geschichte auskennt, dann weiß man, daß die Bahnsprache sich mehrfach umgestellt hat:
Die begann mal deutsch, dann wurde alles französisch, dann wurde alles wieder deutsch, jetzt ist es englisch. Mich regt das nicht weiter auf, das wird sich alles wieder ändern. Das Deutsche hat eine so widerständige Kraft; es wird die Wörter aufnehmen, die es brauchen kann, und es wird die Wörter abstoßen, die es nicht brauchen kann.

Das heißt, die Panik, die von einigen Sprachpflegern in Deutschland verbreitet wird, die teilen Sie nicht?

Nein, die teile ich nicht. Sicherlich ist es ärgerlich, wenn man viele ausländische und besonders englische Wörter dort benutzt, wo es durchaus auch ein schönes deutsches Wort gäbe. Aber auf der anderen Seite kann man auch sagen, daß Sprachen sich ja immer lebendig halten, indem sie sich erneuern durch die Berührung mit anderen Sprachen. Das Deutsche gäbe es nicht ohne das Lateinische, ohne das Französische oder ohne das Englische. Und dann gibt es noch kleinere Einflüsse, die nicht zu unterschätzen sind, wie das Hebräische, das Jiddische, die Zigeunersprache, das Rotwelsch, die alle eingewirkt haben auf das Deutsche. Irgendwann werden wir auch türkische Ausdrücke haben, wie es sie schon in Österreich gibt. Und was uns vielleicht nicht so klar ist: Deutsch ist eine wunderbar konkrete plastische Sprache, um die uns manche große Autoren anderer Sprachen beneiden; Samuel Beckett beispielsweise liebte das Deutsche eben wegen seiner Konkretion. Sein Lieblingswort war "Zwei-fel".

Deutsch hat in der Geschichte als Wissenschaftssprache und als Sprache der Romantik eine große Rolle gespielt; welche Rolle spielt Deutsch Ihrer Meinung nach heute noch als Kultursprache?

Als Kultursprache ist sie unbestritten noch eine der großen Weltsprachen. Die große neuere Philosophie, auf die sich alle anderen Philosophien beziehen, ist nun mal auf deutsch geschrieben, von Kant und Herder, Hegel und Fichte bis hin zu Benjamin und Heidegger, Adorno, Franz Rosenzweig und so weiter. Und wenn man ein Gespür für Sprachen hat, dann weiß man auch, das funktioniert wirklich nur auf deutsch. Ich kann natürlich nicht verkennen, daß die Wissenschaftssprache aus dem Deutschen ausgewandert ist ins Englische, da gibt es historische Gründe; gleichwohl betone ich immer wieder, wie wichtig es ist, zumindest in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen, weiter deutsch zu schreiben. Und ich glaube sogar, daß wir im Augenblick dabei sind zu beobachten, daß diese Tendenz weg vom Deutschen rückläufig geworden ist.

Wenn man sich anschaut, daß die Verenglischung an deutschen Hochschulen auf dem Vormarsch ist: Ist das nicht der falsche Weg? Muß das unbedingt Englisch sein?

Das muß überhaupt nicht Englisch sein. Ich polemisiere seit langem dagegen, daß man bespielsweise Physik- oder Mathematikunterricht an deutschen Universitäten oder auch Schulen auf englisch macht, denn das Vermitteln des Wissens der Physik an den Schulen ist vor allen Dingen historisches Wissen, und das wiederum verlangt eine Kulturtechnik, das kann man nur auf deutsch unterrichten. Und aus dem Blauen heraus Physikunterricht an deutschen Schulen in gestoppeltem Englisch abzuhalten, ist einfach ein Unfug.

Von sprachbewegten Politikern kommt immer wieder der Vorschlag, der Staat müsse sprachschützend auftreten. In anderen Ländern ist das ja auch geschehen, wie beispielsweise in Frankreich. Was kann, was soll Politik überhaupt tun?

Die Politik soll um Gottes Willen die Finger von der Sprache lassen. Sie hat es ja auf katastrophale Weise getan im Zusammenhang mit dieser sogenannten "Rechtschreibreform", die eine einzige Zerstörung der Ordnung der Rechtschreibung war, die wir einmal hatten. Kein Land der Welt würde sich trauen, per Regierung einzugreifen in die gewachsene Sprache. Schlimm ist auch, daß man die Absicht hatte, mit dieser Rechtschreibreform das Deutsche so zu versimpeln, daß es anscheinend nicht schwierig ist. Aber das ist der falsche Ansatz; man muß viel verlangen von den Kindern, wenn sie in den Kindergarten und in die Schule kommen, und die werden da schon mitkommen, wenn sie richtig angeleitet, gefordert und gefördert werden. Man darf die Latte nicht auf den Boden legen, man muß sie hoch hängen.


Quelle: Deutsche Welle
Link: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4043504,00.html


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Kommentare zu »Auf dem Rückzug?«
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 23.02.2009 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#7559

Da ist sie mal wieder: die unsichtbare Hand, die alles so wunderschön zur allgemeinen Zufriedenheit regelt, ganz ohne staatliche oder sonstige Eingriffe. In der Volkswirtschaft, ihrer eigentlichen Domäne, zeigt sie zwar im Augenblick Schwächeerscheinungen, in sprachlichen Dingen herrscht sie aber weiterhin unangefochten.
Es hat sich offenbar naturwüchsig so ergeben, daß die "Bahnsprache" zuerst deutsch, dann französisch, dann wieder deutsch wurde und im Augenblick englisch ist. Die unsichtbare Hand wird schon dafür sorgen, daß sie eines Tages wieder deutsch wird.
Die Leitung der Reichsbahn hatte mit der Rückkehr zum Deutschen nichts zu tun, die Leitung der deutschen Bahn wird die unsichtbare Hand im rechten Augenblick schon zur Ordnung rufen.
Es mag ja ärgerlich sein, daß "man viele ausländische und besonders englische Wörter dort benutzt, wo es durchaus auch ein schönes deutsches Wort gäbe". Aber wozu sich aufregen? Die unsichtbare Hand wird es schon regeln. Die deutsche Sprache wird ganz von alleine die überflüssigen Wörter wieder abstoßen.
Was für ein Gegensatz zwischen dieser betonten Gelassenheit und dem sprachlichen Hochmut, zu behaupten, die "große neuere Philosophie" funktioniere nur auf deutsch. Es gibt doch wichtige philosophische Richtungen, die sich nicht ausgerechnet auf Fichte, Hegel oder Heidegger "beziehen", sondern eher auf Schlick, Wittgenstein, Carnap, Neurath oder Reichenbach. Wo sind denn die großen, international berühmten deutschen Philosophen der letzten Jahrzehnte?
Geht es vielleicht der deutschen Philosophie so ähnlich wie der deutschen Sprache?


Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.02.2009 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#7560

Ob wir wohl ohne den Erlaß vom 21. Juni 1875 des Generalpostdirektors Heinrich von Stephan im Postwesen noch die französischen Fachausdrücke benutzen müßten, z. B. "poste restante" statt "postlagernd"? Von selbst wären diese deutschen Wortschöpfungen nicht entstanden.


Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 23.02.2009 um 20.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#7561

In der Tat ist die Hand seeehr unsichtbar. Die Politik der ruhigen Hand oder des Aussitzens ist sogar sprichwörtlich geworden. Also: lieber die Hände in den Schoß legen, die Vorsehung wird's schon richten.


Kommentar von Deutsche Welle, 26. Januar 2010, verfaßt am 25.03.2010 um 23.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#8143

Weltverständnis auf Deutsch
Deutsche Wissenschaftler sollten auf Deutsch schreiben. Sie riskieren sonst Verfälschungen und verzichten auf den formalen und lexikalischen Reichtum des Deutschen, sagt der Literaturwissenschaftler Klaus Reichert.

Es ist schon lange davon die Rede, dass die Wichtigkeit des Deutschen – in Europa, in der Welt – schwindet. Germanistische Institute im Ausland werden zusammengekürzt oder ganz aufgegeben. Deutsche Unternehmen, Banken, Anwaltskanzleien haben auf Grund ihrer internationalen Verflechtungen auf Englisch als Sprache des täglichen Verkehrs umgeschaltet. Nicht nur Natur-, auch viele Geisteswissenschaftler halten ihre Kongresse auf Englisch ab und publizieren in dieser Sprache, um, wie sie sich einreden, ein größeres Publikum erreichen zu können. An manchen deutschen Schulen werden bestimmte Fächer (Physik, Biologie) sogar nur auf Englisch angeboten, an den Universitäten sowieso. Es ist zu hören, dass dies ein fortschreitender, unumkehrbarer Prozess sei.

Man kann das bestreiten und zum Beispiel sagen, dass hier Entwicklungsverläufe antizipiert werden, die sich in gar keiner Weise vorhersagen lassen. (Man weiß aus den Bildungsdebatten der Sechziger-, Siebziger-, Achtzigerjahre, dass die Prognosen immer falsch waren.) Auch wenn das Interesse an der deutschen Sprache in manchen westeuropäischen Ländern und in den USA gesunken ist, lässt sich umgekehrt beobachten, dass ebendieses Interesse in Osteuropa und im Nahen Osten dermaßen steigt, dass die entsprechenden Sprachinstitute (vor allem die Goethe-Institute) den Bedarf kaum decken können. Dafür mögen nicht nur ökonomische Gründe ausschlaggebend sein (bessere Arbeitsbedingungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz), sondern zugleich, im Falle Osteuropas, ein wiedererwachendes Bewusstsein für alteuropäische Kulturzusammenhänge.

Jede Sprache hat ihre eigenen Denkformen

Auch wenn die Forschungsergebnisse in den Naturwissenschaften heute vorwiegend auf Englisch veröffentlicht werden, ist es doch etwas ganz anderes, wenn der Naturwissenschaftsunterricht an deutschen Schulen auf Englisch stattfindet. Denn diese Fächer sind zunächst einmal historische Fächer, das heißt sie führen ein in die Entstehung eines bestimmten Weltverständnisses mit seinen Brüchen und Umbrüchen, sie führen ein in die Voraussetzungen und Bedingungen wissenschaftlichen Denkens und seiner Darstellbarkeit. Auch hier werden also Kulturtechniken vermittelt. Dafür hat sich im Deutschen seit dem 18. Jahrhundert eine Sprache entwickelt, die auch noch die Sprache Einsteins, Plancks und Heisenbergs gewesen ist. Diese Sprache und das in ihr zum Ausdruck kommende Weltverständnis zu opfern, bedeutet ein leichtfertiges Verspielen gewachsener Traditionen. (Außerdem lässt sich die Spitzenforschung der letzten 30, 40 Jahre in ihrer Undarstellbarkeit ohnehin nicht an Schulen vermitteln.)

Noch fataler ist es, wenn deutsche Geisteswissenschaftler (Philosophen, Literaturwissenschaftler) glauben, die Sprache wechseln zu sollen. Jede Sprache hat ihre eigenen Denkformen und -stile entwickelt – was in einer Sprache denkbar und sagbar ist, ist es nicht in einer anderen, oder nur mit erheblichen Verlusten und Verfälschungen. Ein englischer Hegel ist ein anderer als der deutsche ('Phenomenology of the mind' oder 'of the spirit' – weder das eine noch das andere deckt sich mit dem deutschen Wort 'Geist'.) Nach einem alten Wort bedingen Denken und Sprache einander. Der sein Leben lang in England lehrende Philosoph Ludwig Wittgenstein hat nur deutsch geschrieben und wurde und wird doch weltweit gelesen. (Das gleiche gilt für Jürgen Habermas, der das Englische weiß Gott beherrscht.)

Deutsche Forscher können kein Englisch schreiben

Mir ist nicht bekannt, dass englisch geschriebene Aufsätze oder Bücher deutscher (Geistes-)Wissenschaftler sonderlich beachtet werden. Das Englische ist nämlich, entgegen gängiger Meinung, ab einem gewissen Niveau, das für wissenschaftliches Schrifttum unabdingbar ist, eine außerordentlich schwierige Sprache. Dieses Niveau zu erreichen, ist für Nicht-Muttersprachler fast unmöglich. Es ist wichtig, hierfür ein Bewusstsein zu schaffen: dass die deutschen Forscher in der Regel kein Englisch schreiben können. Es gibt allerdings jetzt, zum Glück, Initiativen (des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der Fritz Thyssen Stiftung), die Übersetzung wissenschaftlicher Werke aus dem Deutschen ins Englische zu finanzieren.

Gleichzeitig sollten deutsche Forscher sich durchaus stolz und offensiv auf den formalen und lexikalischen Reichtum ihrer Sprache besinnen und sich sagen: Wer des Deutschen unkundig ist, dem entgeht ein Kultur- und Denkraum, ohne den die Philosophie Frankreichs, Italiens, Spaniens, Englands, Amerikas beider Hemisphären sich nie so entwickelt hätte, wie sie es tat. Man sage nicht, das seien tempi passati, und der hier schreibe, verkenne die Zeichen der Zeit, Entwicklung lasse sich eben nicht aufhalten. Solches Meinen entstammt vermutlich Erfahrungen mit der Ministerialbürokratie: Ein Dampfer, ist er erst einmal auf Kurs gebracht, lässt sich nicht stoppen (siehe die Rechtschreib'reform' unseligen Angedenkens).

Entwicklungen, wenn sie einem vorauseilenden Gehorsam entstammen, lassen sich aufhalten. Dafür haben wir uns erst einmal klarzumachen, was alles verloren geht, wenn wir das Deutsche verspielen. Außerdem würde das 'Rest-Deutsche' verkümmern, wenn die Sprache nicht länger 'ausgebaut' wird, wie die Sprachwissenschaftler sagen, das heißt wenn ihr die Zufuhr neuer Wörter und Wendungen aus den Wissenschaften (auch aus der Ökonomie, der Technik, aus der Sprache des Rechts) abhanden käme.

Anglizismen: komisch und knapp oder ärgerlich und dumm

Resignation ist hier fehl am Platz. Auch die der Wohlgesinnten ("Wir können es doch nicht ändern!") folgt einer Einschaltquotenmentalität, einem der Grundübel nicht nur der Fernseh- und Hörfunkmacher, den Konkursverwaltern einer einst großen Sprachtradition. Statt Resignation oder Abwehr brauchen wir die Einsicht in die unverwechselbaren Möglichkeiten und die Vielfalt der deutschen Sprache, die in der Öffentlichkeit vermutlich erst wieder geweckt werden muss. (Was sind die Alleinstellungsmerkmale der deutschen Sprache? Man frage die vielen Autoren mit 'Migrationshintergrund', die die deutsche Sprache gewählt haben und die einen immer bedeutenderen Teil der deutschen Gegenwartsliteratur bilden!) "Zukunft braucht Herkunft", hat der Philosoph Odo Marquardt geschrieben. Man darf daran erinnern, dass unsere Medienanstalten in öffentlichem Auftrag handeln. Wieso der Schrott, auf den sich auch die Öffentlich-Rechtlichen abgesenkt haben, mit einem Kulturauftrag etwas zu tun hat, bleibt unerfindlich.

Wenn von der Zukunft des Deutschen die Rede ist, wird aber kaum die Verluderung im öffentlichen Raum beklagt (Aussterben des Konjunktivs, falsche Grammatik), sondern man zielt auf Fremdeinflüsse, die Verenglischung, Vertürkischung usw., denen gegenüber man das Deutsche 'rein' halten müsse. Werden die Fremdeinflüsse zu einer Hybridisierung 'des' Deutschen führen?

Zunächst: Jede Sprache ist hybrid. Ohne das Lateinische, das Französische (seit dem 18. Jahrhundert), das Englische (seit Mitte des 19. Jahrhunderts) gäbe es das Deutsche nicht, oder das, was Sprachwächter als Deutsch kanonisieren möchten. Das Deutsche, wie jede andere Sprache auch, hat sich immer durch Fremdeinflüsse erweitert, verändert und – bereichert. Sprachen sind im Fluss, sonst versteinern sie oder sterben aus. Natürlich weiß niemand, wohin die Reise geht. Die Anglizismen sind einerseits komisch, witzig, knapp, haben aber mit dem Englischen oft nur den Sound gemein (wie 'Handy', das natürlich kein Engländer versteht), andererseits sind sie ärgerlich, dumm oder bloß gedankenlos – vom heutigen Standpunkt aus gesehen. Aber daraus irgendwelche Schlüsse über die Zukunft des Deutschen zu ziehen, dazu sind wir nicht imstande. Das Corpus der Sprache ist robust genug, aufzunehmen und in den Kreislauf zu bringen, was es brauchen kann, auszuscheiden, was es nicht brauchen kann. Vorhersagen lässt sich das nicht. Das war immer so. Die Enkel können es wissen, wenn sie denn noch lesen können werden, das heißt ein Futur II verstehen (werden können).

Klaus Reichert, geboren 1938 in Fulda, ist emeritierter Professor für Anglistik und Amerikanistik. Er arbeitet als Lyriker und Essayist, außerdem hat er Werke etwa von William Shakespeare, Lewis Carroll und Robert Creeley ins Deutsche übersetzt. Er ist Herausgeber der deutschen Gesamtausgaben von Virginia Woolf und James Joyce. Seit 2002 ist Klaus Reichert Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Seit Herbst 2008 ist er Mitglied des Rundfunkrats der Deutschen Welle.

(www.dw-world.de/dw/article/0,,5119039,00.html)


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2010 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#8145

Es gibt gute Gründe für Deutsch als Wissenschaftssprache, aber die Lehre von den "Denkformen der Sprachen" gehört nicht dazu. Bisher ist es nicht gelungen, diese Theorie zu beweisen. Es spricht zuviel dagegen.
Die produktiven Mißverständnisse, die bei der Übersetzung philosophischer und theologischer Werke entstanden sind, beweisen auch eher das Gegenteil. Was sich nicht übersetzen läßt, kann nicht wissenschaftlich sein.


Kommentar von Hanno Birken-Bertsch, verfaßt am 03.05.2011 um 15.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#8602

Was ist in diesem Zusammenhang von folgendem Buch zu halten?

Winfried Thielmann, Deutsche und englische Wissenschaftssprache im Vergleich. Hinführen - Verknüpfen - Benennen, Heidelberg: Synchron 2009.

Wilfried Witte wird in seiner Rezension nicht so recht glücklich mit dem Buch, stellt aber fest: »Thielmanns Arbeit legt grundlegende und entscheidende Unterschiede von deutscher und englischer Wissenschaftssprache offen. Von daher sollte dem Buch eine große Leserschaft beschieden sein.«

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-2-060


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2011 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#8604

Die Besprechung macht nicht neugierig. Die allgemeine Tendenz geht auch aus kürzeren Arbeiten hervor. Es reißt mich nicht vom Hocker.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2012 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=612#9006

Zum Trost mal was Nettes aus dem Internet:

"I always thought about Germany I wished to see Germany to learn German culture language all about people unfortunately I haven’t got that chance pity. God willing once in my life I’ll visit Germany. das ist mein wunsche. Alles gutes."



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