Kommentare zu »Schlechte Rechtschreibung, weil zu wenig gelesen wird« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2016 um 04.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10596
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Glaubt jemand, daß die Aussprüche Jesu protokolliert oder nach vielen Jahrzehnten noch im Wortlaut erinnert worden sind? ("Jesus" ist meiner Ansicht nach ein Produkt derer, die an ihn glaubten.) Außerdem wäre noch zu zeigen, daß etwas nicht vom Griechischen ins Altaramäische übersetzt werden kann. Und noch etwas: Übersetzer sind Verräter, aber nachdem dies gesagt ist, kann alles übersetzt werden, auch Dichtung. Ich hatte wohl schon mal die Beobachtung von Ernst R. Curtius zitiert, daß gerade die größten Dichtungen ihre größten Wirkungen oft in Übersetzungen entfaltet haben.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.09.2016 um 23.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10595
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Eine Prüfung auf Verständlichkeit (von Sachtexten) besteht darin, den Text in eine andere Sprache und wieder zurück übersetzen zu lassen. Bei dichterischen Worten geht das wohl nicht. Die griechisch überlieferten Worte Jesu, die sich nicht ins Altaramäische (die Sprache Jesu) zurückübersetzen lassen, entsprechen vermutlich nicht den Originalworten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2016 um 07.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10594
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Mein Kommentar zum Karlsruher Rechtschreib-Urteil steht anscheinend noch nicht in diesem Forum, man kann ihn aber hier lesen: ickler_regelungsgewalt.pdf (Kapitel V).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2016 um 07.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10593
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Aber meine Vermutung geht dahin, daß es in jeder Sprache möglich ist, sich klar oder unklar auszudrücken. Manche Sprachen unterscheiden obligatorisch, ob sich etwas bergwärts oder talwärts, südlich oder östlich von etwas anderem befindet - wir lassen das offen. Ich kann mir keinen objektiven Maßstab vorstellen, nach dem man die Genauigkeit oder Gesamtredundanz von Sprachen vergleichend messen kann. Sind es nicht die Sprecher und Hörer selbst, die hier für das richtige Maß sorgen. Ist es denkbar, daß es in einer Sprachgemeinschaft öfter zu Mißverständnissen kommt als in einer anderen, ohne daß die Leute für Abhilfe sorgen? Vielleicht könnte man zählen, wie oft sie nachfragen...
"Abhilfe" ist ja auch sehr leicht, die Mittel liegen
immer schon bereit.
Die Sprache ist ja in Wirklichkeit kein Instrument, das fix und fertig übernommen wird und mit dem man nun zurechtkommen muß wie etwa mit einer riesigen und teilweise defekten Orgel. Sie ist eine Menge von Verhaltensgewohnheiten, die in jedem Kind neu aufgebaut werden muß. Brauchen Kinder in manchen Gesellschaften länger als anderswo, bis sie ihre Mutter verstehen?
Diese Überlegung ist nicht müßig, weil uns ja das Bundesverfassungsgericht die Vorstellung von einem Instrument, dessen Beherrschung zu schwierig werden kann, sozusagen amtlich eingetrichtert hat. Vater Staat müsse eingreifen, das Instrument wieder zu richten.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.09.2016 um 20.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10592
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Als besonders verständliche Sprache fällt mir zuerst das von Fidel Castro in seinen Reden verwendete Hochspanisch ein (nicht das cubanische Spanisch) und dessen langsame und betonte Aussprache.
Im Übrigen fällt mir eine weitere Unschärfe der deutschen Sprache ein, nämlich der Gebrauch der Possessivpronomen "sein" und "ihr". Wirklich eindeutig wäre die Verwendung von "seine / ihre eigene" und "dessen" und "deren". (Die slawischen Sprachen unterscheiden das ganz genau.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2016 um 17.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10591
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"Das ist keine Stilfrage, sondern Syntax."
Gesprochenes und geschriebenes Deutsch haben zu einem kleinen Teil tatsächlich verschiedene "Regeln", überwiegend unterscheiden sie sich allerdings nur durch "Frequenzspezifika", wie ich so etwas nenne. Zum Beispiel ist gerade das Passiv im Geschriebenen ungleich häufiger. Zum Teil ersetzt es die Intonation.
Frequenz ist sicher ein ausgemacht stilistisches Phänomen.
"Sprachkultur" hatte immer ganz wesentlich mit einer Wiederannäherung der Schriftsprache an die gesprochene zu tun, weil Papiermenschen nun mal dazu neigen, mit geduldigem Stift etwas zusammenzudrechseln, was den gewöhnlichen Leser überfordert und oft genug auch überfordern soll.
Ich würde sogar sagen: Die Gedächtnisleistung beim Lesen sollte nicht größer sein als beim Hören.
Unsere Altvorderen haben selbstverständlich die stark flektierenden Sprachen, am besten noch in der normierten Form eines Ausschnitt des lateinischen Literatur, für die besten überhaupt gehalten. Das kommt uns heute naiv vor. Wenn es eine sinnvolle Sprachbewertung gibt, dürften die voll ausgebauten Sprachen den Vorzug erhalten, wo es also Fachsprachen und andere moderne Kommunikationstechniken gibt. (Ich habe mich an verschiedenen Stellen mit den Aspekten der "Systemgüte" beschäftigt, so auch in meiner Rede zum Deutschen Sprachpreis.)
Zugespitzt läuft Ihre Frage darauf hinaus, ob es Sprachen gibt, die es von sich aus leichter oder schwerer machen, sich deutlich auszudrücken.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.09.2016 um 14.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10590
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In den älteren Sprachen wie Altgriechisch und den slawischen Sprachen haben auch die weiblichen Substantive fallunterscheidende Endungen.
Der Unterschied zwischen geschriebenem und gesprochenem Deutsch ist vergleichbar mit dem klassischen und dem bürgerlichen Latein: Das gesprochene Deutsch muß fließend verständlich sein, während im geschrieben vom Leser verlangt wird, erst den ganzen Satz im Hirn abzuspeichern oder sogar mehrere Sätze, um den Sinn aus dem Zusammenhang zu erkennen. Das überfordert manche Leute. Das ist keine Stilfrage, sondern Syntax. Gesprochenes Deutsch muß sofort erkennbar machen, was Subjekt und was Objekt ist, dafür haben wir auch das Passiv der Verben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2016 um 06.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10589
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Aha, Sie meinen also die Sprache selbst, die verändert werden sollte. Hängen Sie da nicht dem "Traum von der idealen Sprache" (Eco) nach, mit allen Problemen, die traditionell damit verbunden sind?
Ich sehe grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder die Vermeidung von Mehrdeutigkeit im Gebrauch der Sprache oder die Ausschließung von Mehrdeutigkeit durch die "Regeln" der Sprache selbst. Natürlich neige ich zur ersten Option. Die zweite läßt sich nur in der Mathematik verwirklichen, aber das ist dann eben keine von Menschen in ihrem Alltag gebrauchte Sprache. Sie müßte ja auch unveränderlich sein oder jede Änderung der Regeln durch ausdrückliche Vereinbarung abgesprochen sein usw. - wie soll das gehen? Und wäre es wünschenswert? Ist nicht gerade die Unbestimmtheit, der Wildwuchs das, was die Sprachen anpassungsfähig erhält?
Ist der Wegfall der Kasusendungen mit zunehmender Vieldeutigkeit einhergegangen? Ist es vorstellbar, daß die deutsche Wortstellung so grundsätzlich geändert werden könnte, daß das Deutsche sogar zu einem anderen Sprachtyp übergehen würde (SVO statt XVY)?
Wenn man einzelne Sprachen betrachtet, könnte man manchmal zu der Meinung kommen: Um Himmels willen, solche Vieldeutigkeit! Klassischer Fall ist das Chinesische. Und dann sehen und hören wir die Chinesen munter plaudern und verstehen die Welt nicht mehr.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.09.2016 um 15.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10588
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Die Grammatik ist z.B. nicht eindeutig, wenn Nominativ und Akkusativ bei Substantiven, Artikeln und Relativpronomen die gleiche Form haben und das Objekt vor dem Subjekt steht. Der Leser kann etwas Anderes verstehen, als der Schreiber gemeint hat. Abhilfe würde nur eine feste Wortstellung bringen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2016 um 04.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10587
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Natürlich auf 10583, lieber Herr Ludwig. Unser Germanist läßt uns manchmal mit aphoristischen Einwürfen allein, die man auf verschiedene Weise deuten kann.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 05.09.2016 um 17.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10586
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Ich weiß nicht, ob sich #10585 mehr auf meinen Beitrag bezieht oder auf #10583. Mir ist die Bezeichnung "Grammatik" im allgemeinen Sprachgebrauch zu schillernd.
Geht es bei "Grammatik" darum, die Struktur der deutschen Sprache widerspruchsfrei und eindeutig zu beschreiben? Da mache ich auch mit.
Oder darum, eine andere, zur "besseren" Verwendung widerspruchsfreie und eindeutige Sprache zu entdecken und zu verwenden? Da mache ich ja irgendwie auch mit.
Aber beides sind Riesenaufgaben, und man sollte erstmal ihre Gebiete klar auseinanderhalten. Die hier meist verwendete Bezeichnung "Grammatik" (ich würde das meiner Sicht hierzu wegen eher mit "Schreibkunst" übersetzen) hilft dabei gar nicht. Aber der Vorschreiber gibt's viele, viel zu viele.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2016 um 05.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10585
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Ich habe den Eintrag nicht verstanden. Geht es darum, die deutsche Sprache widerspruchsfrei und eindeutig zu beschreiben? (Da mache ich mit.) Oder darum, eine andere, grammatisch widerspruchsfreie und eindeutige Sprache zu schaffen und zu verwenden? (Da mache ich nicht mit.)
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.09.2016 um 10.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10584
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Zu #10583, "Für viel wichtiger halte ich eine widerspruchsfreie und eindeutige Grammatik":
Wenn ich sowas lese, bin ich immer sehr unzufrieden. Was ist "eine widerspruchsfreie und eindeutige Grammatik"? Ist es eine deskriptive "Grammatik" oder eine präskriptive, sozusagen "eine für Schulen", so daß die Kinder ein bißchen lernen, sich schriftlich klarer auszudrücken? Mit letzterer kommen wir aber ziemlich schnell zu Stilfragen, deren Beantwortung nichts mit der Struktur der Sprache, wie sie ist, zu tun haben, und persönliche Vorzüge und Vorschreibungen sind bei so einer widerspruchsfreien und eindeutigen Grammatik gleich gang und gäbe. Was wir ja schon haben, – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.08.2016 um 18.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10583
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Für viel wichtiger halte ich eine widerspruchsfreie und eindeutige Grammatik.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2016 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10582
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Hinterher sind alle klüger, und 20 Jahre sind eine lange Zeit.
Die Rechtschreibung ist also ein ausgesprochen nützliches Werkzeug für die schriftliche Verständigung – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie hilft Lesern und Schreibern gleichermaßen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Texte leichter und flüssiger lesen und schreiben.
Usw., leeres Stroh. Untrügliches Kennzeichen dafür, daß man nichts zu sagen hat: nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich würde mir eher den kleinen Finger abschneiden, als so etwas zu schreiben.
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Kommentar von MG, verfaßt am 29.08.2016 um 21.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10581
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Wohl passend zu dem Artikel im Tagesspiegel gibt es weitere vier Artikel unter der Adresse
https://causa.tagesspiegel.de/rechtschreibung-ist-auch-heute-nicht-ganz-unwichtig.html
und folgende.
Im Titel steht:
"Im persönlichen Gebrauch wird niemand gezwungen Rechtschreibregeln zu befolgen. An Schulen hat rechtschreibunterricht trotzdem hohe Priorität ..."
(sic! Das Wort "rechtschreibunterricht" ist dort kleingeschrieben.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2016 um 06.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10580
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Schon die Revisionen beweisen, daß die Rechtschreibreform ein Flop war. Nun könnte man erwarten, daß Herr Eichinger, der mit der Sache ja gar nichts zu tun hatte, das Offensichtliche und Selbstverständliche in Worte faßt, statt unentwegt die gescheiterte Sache zu vertreten, als sei er immer noch davon überzeugt. Er ist es nicht und war es nie. Dasselbe gilt für andere Mitarbeiter des IDS.
Es gibt nur einen Grund: Das IDS will die staatliche Finanzierung nicht verlieren. Darum ist aus dem riesigen Personalbestand noch nie ein reformkritisches Wort zu vernehmen gewesen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 23.08.2016 um 22.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10579
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Die allermeisten Journalisten sind ja gezwungen worden – von den Zeitungseigentümern, den Rundfunkintendanten usw.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 23.08.2016 um 13.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10578
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Erst wenn die Journalisten annehmen, glaubhaft versichern zu können, daß sie zur Übernahme der Rechtschreibreform gezwungen worden sind, werden sie von ihr abrücken. Dann aber werden sie vehement behaupten, immer schon dagegen gewesen zu sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2016 um 06.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10577
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Hätten sich die Rechtschreibleistungen verbessert, wäre dies zweifellos als Folge der Rechtschreibreform verbucht worden.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 19.08.2016 um 10.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10574
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Es gibt auch noch www.wissen.de, aber wirklich gepflegt wirkt diese Adresse nicht.
Übrigens interessant, daß Luxemburg nun mit einem Vertreter im Rat sitzt, nachdem das Großherzogtum es ursprünglich abgelehnt hatte, sich an den Reformbestrebungen zu beteiligen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2016 um 09.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10573
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Diese Frage stellt sich bei allen Mitgliedern. Man kann sie als handverlesen bezeichnen. Warum sind die Kirchen und der Zentralrat der Muslime nicht vertreten? Da spielt dann auch die eigenartige "Wahl" des Vorsitzenden keine Rolle mehr.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.08.2016 um 09.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10572
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Die letzte Veröffentlichung scheint Eisenbergs "Brockhaus WAHRIG – Rechtschreibung auf einen Blick" gewesen zu sein (2013).
Die neue Adresse ist www.brockhaus.de, und man versucht dort v.a. "Apps" und Dienstleistungen zu verkaufen.
Nachdem der "Wahrig" seitens Bertelsmann als eingestellt betrachtet werden kann und die Dienstleistungen von brockhaus.de nur noch für Abonnenten zugänglich sind, stellt sich in der Tat die Frage nach der Legitimation der Mitgliedschaft Frau Kromes im Rat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2016 um 14.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10571
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Die Leute machen irgendwie online weiter, ich habe mich aber nicht näher informiert.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2016 um 13.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10570
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Tja, der »Wissen Media Verlag« hat allerdings 2014 seine Geschäftstätigkeit eingestellt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2016 um 13.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10569
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Bertelsmann (Wahrig)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2016 um 10.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10568
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Welchen Wörterbuchverlag vertritt Frau Krome noch gleich?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2016 um 06.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10567
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Wenn ich die neueste Liste der Ratsmitglieder durchsehe, finde ich naturgemäß keinen Gegener der Rechtschreibreform, aber auch keinen der alten Reformer mehr; Gallmann gehört noch am ehesten dazu, aber sonst lauter Leute, die mit Rechtschreibung nichts zu tun haben und denen das alles im Grunde gleichgültig ist. Nur die Wörterbuchfraktion (Krome) weiß, was sie will, die anderen nicken dazu. Was sollen sie auch sagen? Zur Sache selbst können sie nichts beitragen, sondern sich nur zu den erwartbaren geschäftlichen oder organisatorischen Folgen einer Änderung äußern.
Die wenigen Sprachwissenschaftler müssen in einem solchen Gremium ziemlich frustriert sein. Ich wundere mich, wie lange sie es aushalten.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.08.2016 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10566
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Zu Herrn Icklers Bemerkung unter #10556:
Ich frage mich seit langem, wieso Menschen, die das alles eigentlich gar nicht interessiert, glauben, das Thema Orthographie kommentieren zu müssen.
Herr Eichinger könnte doch, sofern er keinen Schaden für das IDS vermutet, die Zuständigkeit einfach abgeben. Außer der eigenwilligen und -mächtigen Geschäftsführerin des Rates wären wohl die meisten IDS-Beschäftigen froh, das Thema endlich loszuwerden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2016 um 12.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10565
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Genau! Dazu weiteres hier.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.08.2016 um 10.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10564
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Es soll ja die Ortsangabe "zurück" erweitert oder präzisiert werden und nicht das Verb der Bewegung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2016 um 06.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10563
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Im Tagesspiegel hat nun auch Peter von Becker einen sehr oberflächlichen Kommentar geliefert – siehe hier.
(Rezept: Man lenkt vom unangenehmen Thema ab, indem man es scheinbar "vertieft".)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2016 um 17.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10562
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Der Beitrag des MDR gibt mir Gelegenheit, auf ein halbvergessenes Thema zurückzukommen.
Uwe Grund: "Gleiche orthografische Aufgaben werden häufiger falsch gelöst als vor der Reform. Das heißt also, wenn man bestimmte Wörter nimmt, zum Beispiel das Wort 'zurückfahren', dann kamen natürlich früher da gelegentlich Fehler vor. Aber wenn man jetzt die gleichen Aufgaben heutigen Schülern vorliest, dann haben sich da die Fehler in diesen Vokabeln massiv erhöht."
Alles richtig, aber in Wirklichkeit wurden Verben mit dem Zusatz zurück vor der Reform meist zusammen- und oft auch getrennt geschrieben, und niemand hat sich etwas dabei gedacht. Man denke auch an die häufige Erweiterung: zurück in die Garage fahren. - Ich wurde zurück nach Eisenach gebracht. (SZ 23.8.86) usw.
Nach meinem Rechtschreibwörterbuch kann man hier gar keinen Fehler machen, aber nicht weil es die Schüler zur Nachlässigkeit erzieht, sondern weil es das einzige realistische und sprachgerechte Wörterbuch ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2016 um 17.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10561
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Die Befragten (letzter Eintrag) und viele andere behaupten, der Deutschunterricht habe heute mehr Stoff zu bewältigen als früher, weshalb die Rechtschreibung nicht mehr so wichtig genommen werde.
Ich bestreite das und behaupte das Gegenteil. "Medienkompetenz"? Die bringen die Kinder schon mit und brauchen sie nicht in der Schule zu erwerben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2016 um 16.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10560
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MDR resümiert: Rechtschreibreform nicht allein Schuld, und ein älterer Ossi kommentiert: Ich bin tief traurig das mein Enkel nicht annähernd die Qualität der Schulausbildung bekommt wie ich sie unter Margot hatte.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 13.08.2016 um 12.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10559
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Vielleicht kommt dann demnächst auch noch ein Bisschen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2016 um 05.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10557
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Die Reformer sind so stolz auf ihre "rein formale" Definition von Substantiven, daß sie in der jetzigen Zusammensetzung des Rates wohl nicht fähig sind, fortgeschrittenere Vorstellungen aufzugreifen. Du hast das Meiste gegessen (Duden) und Letzere, Folgendes usw. stören mich viel mehr als sämtliche behänden Tollpatsche.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2016 um 04.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10556
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Vademecum ist in Ordnung, ich wollte nur Eichingers Unkenntnis der Materie kennzeichnen.
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Kommentar von Friedhelm Klein, verfaßt am 12.08.2016 um 18.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10555
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Lieber Herr Eichinger,
bin vor kurzem 64 Jahre alt geworden und sehr sicher, in meinem ganzen Leben noch nie "Vademecum/Vademekum" geschrieben zu haben.
Muß ich mir Sorgen machen?
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Kommentar von R. M., verfaßt am 12.08.2016 um 18.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10554
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Man merkt die Absicht, an die Regeln nicht zu rühren (das wäre ja anstrengend) und sich lieber mit Einzelwortschreibungen seltener Wörter abzugeben (damit kann man die eigene Wichtigkeit unter Beweis stellen).
Daß der alte Duden nur Vademekum kannte, ist aber kein Argument gegen Vademecum.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2016 um 16.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10553
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Für den Tagesspiegel hat Amory Burchard mit Ludwig Eichinger gesprochen, de facto Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung:
Eichinger: „Schreiber, die anheimstellen oder überhandnehmen getrennt schreiben wollen, erkennen dabei noch das Heim und die Hand.“
Was für ein Unsinn! Das träfe zu, wenn sie an Heim und über Hand schrieben.
Eichinger: „Praktisch niemand schreibt Vademekum oder Büfett. Hier wollen wir die „alte“ und die „fremde“ Schreibweise, also Vademecum und Buffet wieder zulassen.“
Beides war schon lange vor der Reform eingedeutscht, im alten Duden stand sogar nur Vademekum. Wie weit will Eichinger denn zurück?
Eichinger: „Wir beobachten die Schwankungen im Sprachgebrauch und geben Empfehlungen zu Varianten: Wenn du konservativ bist, schreib es so, wenn du progressiver erscheinen (!) willst, so.“
Das ist nun wirklich sehr treffend gesagt, und dazu gehört die weniger schöne frühere Bemerkung über die FAZ: „Hausorthografie-Regelungen sind intern sinnvoll, wenn es dem konservativen Selbstverständnis widerspricht, jede Änderung mitzumachen.“ Eichinger kann ja nicht wirklich meinen, daß Stängel (sein Beispiel!) besonders progressiv ist.
Der letzte Absatz lautet:
„Ganz große Änderungen sind nicht mehr zu erwarten. Ambivalenzfälle sind die große Aufgabe für die Zukunft des Rechtschreibrats. Wir beobachten die Schwankungen im Sprachgebrauch und geben Empfehlungen zu Varianten: Wenn du konservativ bist, schreib es so, wenn du progressiver erscheinen willst, so. Unter anderem werden wir der Kultusministerkonferenz im Oktober empfehlen, bestimmte Großschreibungen bei festen Begriffen wie der Große Lauschangriff in vernünftiger Weise im Regelwerk zuzulassen. Da ist die Regel bislang zumindest unklar, jetzt soll solch eine Schreibung auch als ein Normalfall gelten.“
Und dafür Dutzende von Treffen, Hunderte von Reisen? Auf weitere Berichte aus dem Tollhaus sind wir gespannt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2016 um 09.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10545
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Aus unerfindlichen Gründen gehört Hans Brügelmann (s. hier und weitere Einträge) immer zu den ersten Adressen, an die man sich bei solchen Gelegenheiten wendet. S. übrigens den nicht unkritischen Wikipedia-Eintrag zu ihm.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2016 um 08.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=752#10543
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Aus dem Tagesspiegel:
Hapert es also am Diktateschreiben? Nein, sagt Nanna Fuhrhop, Professorin für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Oldenburg. In der Deutschdidaktik habe sich vielmehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass es „pädagogisch nicht sinnvoll ist, Texte schreiben zu lassen, nur um den Schülern Fehler nachzuweisen“. Viel wichtiger sei die Lesekompetenz und das Textverständnis, das vor allem durch Texte gefördert würde, die Schüler selber verfassen. Diktate würden ihnen dagegen inhaltlich nichts vermitteln, sagt Fuhrhop. In früheren Zeiten hätten es sich Lehrkräfte mit dem bloßen „falsch“ und „richtig“ in der Bewertung von Diktaten leicht gemacht. Statt dessen sollten sie „mit Fehlern konstruktiv umgehen“. Dazu müssten die Lehrkräfte das grammatische System, das der Schreibung zugrunde liegt, verstehen. Dies komme in der Lehrerbildung vielerorts zu kurz.
Es war nie der Zweck von Diktaten, Schülern Fehler nachzuweisen. Natürlich ist es auch nicht das Ziel einer Leistungskontrolle, den Lernenden etwas Neues zu vermitteln. Fuhrhop hat keine Ahnung, wovon sie redet. Ihre Einlassung paßt in das GEW-Bändchen "vernünftiger schreiben" von 1973. Am Schluß kocht sie ihr eigenes Linguistensüppchen.
Merke: Zu jedem Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten gehört die Rückmeldung, wie weit man es schon gebracht hat. Am Schluß stehen die Olympischen Spiele, die man fuhrhopsch ebenfalls abschaffen könnte.
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