Nachrichten rund um die Rechtschreibreform
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23.07.2012
„Das Komma verschwindet“
„Sehr große Verunsicherung durch die Rechtschreibreform“
Die deutsche Grammatik und die Rechtschreibung bereiten jungen Studenten immer mehr Probleme. Das ergab eine Studie der Universität Bayreuth.
Die Redakteurin Verena Doyé sprach mit Professor Bardo Gauly, Lehrstuhlinhaber für Klassische Philologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Herr Gauly, geben Sie der Studie recht?
Bardo Gauly: Man darf natürlich nicht pauschal urteilen, aber tendenziell ja. Was ich in den vergangenen Jahren beobachte, ist, dass die Ausdrucksfähigkeit im Deutschen nachlässt. Wenn es also darum geht, einen Sachverhalt in einem angemessenen Deutsch darzustellen, gelingt das oft nicht. Die Studie kenne ich zwar nicht, aber was Sie sagen, entspricht meinen eigenen Erfahrungen.
Seit wann ist das so?
Gauly: Ich habe den Eindruck, dass es eine gewisse Entwicklung ist. Was die Orthografie betrifft, so hat die Rechtschreibreform zu einer sehr großen Verunsicherung geführt. Besonders deutlich merkt man das in der Zeichensetzung, wo die Reformen offensichtlich von vielen so verstanden worden sind, dass es überhaupt keine Regeln mehr für Zeichensetzung gibt. Das führt dazu, dass der Gebrauch des Kommas fast verschwindet, was natürlich das Leseverständnis erschwert. Die nachlassende Ausdrucksfähigkeit allgemein scheint ein gradueller Prozess zu sein, vermutlich daraus resultierend, dass die angehenden Studenten immer weniger lesen. Also Literatur, die länger ist als ein Werbeslogan, und das führt zu einer Verarmung der eigenen Ausdrucksfähigkeit.
Führen Sie das auf die neuen Medien zurück?
Gauly: Ich würde nicht die neuen Medien dafür verantwortlich machen, denn es kann ja jeder entscheiden, wie er sie nutzt. Es gibt nach wie vor die sehr guten Studenten, und die können auch mit neuen Medien gut hantieren. Wer nur noch die neuen Medien nutzt und nicht mehr liest – weder Tageszeitung noch Literatur –, der wird gewiss eine Beeinträchtigung seiner Ausdrucksfähigkeit erfahren.
Nach der Studie sind nicht nur die Schulen gefordert, sondern auch die Hochschulen. Sie sollten sogenannte Vorschaltkurse anbieten, in denen Basiswissen vermittelt wird. Wie stehen Sie dazu?
Gauly: Mir wäre natürlich lieber, die Schulen würden das schon leisten, aber vielleicht ist das in Zeiten des G 8 illusorisch. Wir müssen aber auch sehen, dass die Schwächen nicht nur in Orthografie und Ausdruck, sondern etwa auch in den fremdsprachlichen Kenntnissen liegen. Da müssten wir überlegen, ob wir nicht künftig in jedem speziellen Fach Vorschaltkurse anbieten, um die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss des Fachstudiums zu gewährleisten. Insofern bin ich nicht vollkommen gegen Kurse in deutscher Sprache, ich bin nur im Zweifel, ob sich da nicht noch andere Baustellen auftun, an denen wir arbeiten müssen.
Quelle: Donaukurier
Link: http://www.donaukurier.de/nachrichten/bayern/Eichstaett-Das-Komma-verschwindet;art155371,2634614
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Kommentare zu »„Das Komma verschwindet“« |
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 11.08.2012 um 17.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=681#9045
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Aha – für oder gegen wen spricht denn eigentlich folgende Aussage: „Was die Orthografie betrifft, so hat die Rechtschreibreform zu einer sehr großen Verunsicherung geführt. Besonders deutlich merkt man das in der Zeichensetzung, wo die Reformen offensichtlich von vielen so verstanden worden sind, dass es überhaupt keine Regeln mehr für Zeichensetzung gibt.“
Wollten das die Reformer tatsächlich? Wenn nicht, wieso wird es offenbar so verstanden?
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Kommentar von Galina Leljanowa , verfaßt am 12.08.2012 um 08.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=681#9046
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Ein weiterer Kurs in deutscher Sprache bei dem heutigen Mischmasch unserer Medien? Und den Leser auch noch verantwortlich machen wollen, wenn die Lesebereitschaft abnimmt?
Wenn ich z.B. in der gestrigen NZZ unter Literatur und Kunst auf Seite 59
(Erkundungen zu Leben und Werk von André Kertész)
Fotograf einer anderen Zeit
anstelle
Photograph einer anderen Zeit
lesen muss, wird mir nicht nur schlecht, sondern ist schon fast ein Grund, nicht weiterzulesen.
Man kommt sich mittlerweile vor wie ein Zebra im Kuhstall. War es das, was die Reformer wollten?
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