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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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18.02.2012
 

Mammutprojekt Rechtschreibreform ohne Erfolgskontrolle
Die Mainpost hat etwas entdeckt

Ob Schüler jetzt leichter rechtschreiben als vor der Reform, wissen nicht einmal Experten: Eine nationale Vergleichsstudie wurde nie gemacht.

Hier kann man es nachlesen.



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Kommentare zu »Mammutprojekt Rechtschreibreform ohne Erfolgskontrolle «
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2012 um 10.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8934

Ich habe es an Ort und Stelle ein wenig kommentiert und will hier nur dies herausheben: Ratsmitglied Wolf verkündet: Die Kleinschreibung bei „Rad“ und die Großschreibung bei „Auto“ sei logisch nicht vermittelbar gewesen; die Reformer führten also die Regel ein, dass sowohl „Rad gefahren“ wie „Auto gefahren“ werde. Woraufhin in einer Art Übergeneralisierung Schreiber auch begonnen hätten, „Eis laufen“ zu gehen – anstatt korrekterweise „eiszulaufen“.

Aber Eis laufen gehörte zu den Glanznummern der Reform von 1996 bis 2006! Die Verwirrung ist also von der Reform verstärkt worden.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2012 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8935

Auch die "Welt" hat etwas entdeckt:

"Tollpatsch" - ein Migrant aus Ungarn
Das Wort "Tollpatsch" ist aus dem Ungarischen in die deutsche Sprache eingewandert. Es stammt vom ungarischen Wort "Talp" ab, was "Sohle" und "Fuß" bedeutet. "Talpas" ("Talpasch" gesprochen) nannte man im 17. Jahrhundert die einfachen ungarischen Fußsoldaten, weil sie keine Stiefel trugen, sondern sich Sohlen mit Schnüren an die Füße banden, was sie unbeholfen wirken ließ.
Mit "toll" hat der "Tollpatsch" nichts zu tun. Das Wort wurde jahrhundertelang nur mit einem "L" geschrieben, bis es im Zuge der Rechtschreibreform 1996 mit Doppel-L zur einzigen zulässigen Schreibweise erklärt wurde.
(Lajos Schöne, Welt vom 17.2.12)

Niemand zwingt allerdings die "Welt", etwas zu schreiben, was sie offensichtlich für Unsinn hält.

Wenn es noch mehr solche Meldungen gibt (wie vor allem die in der Mainpost), entfällt auch die Klausel, mit der sich die Medien ihr Einknicken selbst verdaubar gemacht haben: daß man um der Schüler willen mitmache.


Kommentar von MG, verfaßt am 25.02.2012 um 15.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8940

Ich finde, wir sollten nicht ätzen, wenn ein Redakteur heute zaghaft und verhalten Kritik an der Rechtschreibreform übt, sondern uns freuen, daß ein solcher Artikel überhaupt gedruckt wird. Allein das steht ja für ein gewisses Umdenken.

Wir sollten auch nicht eine Zeitung, die als fast letzte zur alten Schreibung gehalten hat, nun ihres "Umfallens" wegen schelten, sondern uns freuen, daß sie unsere Sache so lange hochgehalten hat.

Zeitungen sind Wirtschaftsunternehmen, und sie stehen gerade heute unter starkem Druck. Es ist besser, eine Zeitung überlebt und wirkt auch nach einem ss-Kotau in unserem Sinne weiter, als daß sie sich dem Protest der Erstklässlereltern verweigert und untergeht. "Wenn" und "hätte" helfen uns nicht weiter.


Kommentar von Hanno Birken-Bertsch, verfaßt am 24.03.2012 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8977

Vielleicht ist der Artikel von Gisela Rauch in der »Main-Post« so etwas wie ein Zeichen für einen Rechtschreibfrühling. Wenn dem so wäre, dann käme alles darauf an, jetzt möglichst viel von Rechtschreibung zu sprechen und zu schreiben, ohne Häme allerdings. Man darf nicht – da schließe ich mich dem Kommentar von MG an – über Journalisten wie Frau Rauch »ätzen«.

Ich möchte noch weitergehen und sagen: Man sollte von Rechtschreibung jetzt so reden, als ob es den Rechtschreibputsch nie gegeben hätte.

Das ist zweifelsohne leichter gesagt als getan, denn die Wunden sitzen tief, und man möchte laut rufen: »Wir haben das doch alles gewußt und davor gewarnt!«. Der Punkt aber ist: Unsere Adressaten sollten die sein, die das alles nicht wirklich mitbekommen haben. Anzusprechen sind junge Menschen, denen das, was ihnen in der Schule abverlangt worden ist, komisch vorkommt. Sie bräuchten jetzt polemikfreie Handreichungen, die sie an die Regeln ihrer Muttersprache heranführen. Argumentative Wucht gewinnen die überlieferten Regeln der Rechtschreibung immer da, wo sie die tatsächliche Grammatik präziser abbilden als die Schulgrammatik es erlaubt. Dieses Reservoir ist anzuzapfen und die Rechtschreibung als Ausfluß von Grammatik einerseits und den Bedürfnissen der Schriftlichkeit andererseits rein rational darzustellen.


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.03.2012 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8978

In dem Artikel der Mainpost heißt es über den "Präsident[en] des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim" Professor Ludwig Eichinger:

Eichinger [ist] der Meinung, dass die Vermittlung von Rechtschreibregeln leichter geworden sei. „Das Regelwerk ist systematischer; es hat weniger Ausnahmen“, sagt er.

Und über Norbert Richard Wolf, "emeritierter Würzburger Professor für Sprachwissenschaft und Mitglied im Rat für Rechtschreibung":

Wolf [...] kann der Reform Positives abgewinnen: „Insbesondere, was die Getrennt- und Zusammenschreibung betrifft, hat die Reform Fragen, die seit 1901, seit der letzten großen Rechtschreibreform offen waren, jetzt einfach mal geregelt.“

Glauben die Herren das wirklich? Wenn nein, warum sagen sie es?


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2012 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8979

Eichinger glaubt es ganz sicher nicht, Wolf wahrscheinlich auch nicht. Warum sie es sagen, könnte man sie ja mal fragen.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.03.2012 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8980

Viele Leute ohne schulpflichtige Kinder sagen: "Gut daß wir gar nicht erst umgelernt haben; denn außer dem ss darf man wieder so schreiben wie vorher." So hat es Prof. Ickler vorhergesagt.


Kommentar von Jason Honk, verfaßt am 06.04.2012 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#8993

Schulregel: "langer Vokal" – ß; "kurzer" – ss.

Demzufolge begegnet man zunehmend folgenden "Fehlern" (die aber in meinen Augen keine mehr sind...)

a) "Geheimniss" etc.: finde ich völlig korrekt (schrieb man im 19. Jh. auch so);

b) "er ließt" etc. (Ist da etwa die Stammwortschreibung "lesen" verletzt? – Aber es heißt ja auch "wissen" – du weißt" = Kandidat zur Fortschreibung der Reform!)

Der mögliche Einwand ist mir schon klar... aber in der Schule gilt: zwei Regeln gleichzeitig anwenden, das funktioniert nicht!


Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 18.04.2012 um 01.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=679#9005

Frankreichs Bildungsministerium beklagt sinkende Rechtschreibleistungen der Grundschüler. So sei laut einer Studie über einen Zeitraum von zwanzig Jahren die durchschnittliche Fehlerzahl in Diktaten einer Länge von etwa zehn Zeilen von 10,7 auf 14,7 gestiegen, der Anteil der Schüler mit mehr als fünfzehn Fehlern von 26% auf 46%.

Wahlkampfgetöse. Immerhin soll die Lehre verbessert werden, von Rechtschreibreform à l'allemande ist nicht die Rede.



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