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30.11.2011
Rechtschreibreform produziert Analphabeten
Ein Kommentar von Dankwart Guratzsch
Ausgerechnet Hans Zehetmair beklagt, dass jeder Fünfte unter den 15-Jährigen Analphabet ist. Dabei ist er einer der Verantwortlichen für die Rechtschreibreform.
Die deutsche Rechtschreibung ist in verheerendem Zustand. Das sagt ausgerechnet Hans Zehetmair, seines Zeichens Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung und einer der Verantwortlichen für die Rechtschreibreform. Seit sieben Jahren steht er diesem Gremium vor, das eigentlich die Aufgabe hat, die neu eingeführten Schreibweisen dem Schriftgebrauch anzupassen.
Wenn er jetzt erklärt, dass mit der Orthografie "nachlässig" umgegangen werde und dass dies eine Ursache dafür sei, "dass ungefähr zwanzig Prozent eines Jahrgangs der 15-Jährigen als Analphabeten gelten müssen", kommt dies einer Bankrotterklärung gleich.
Zur Begründung der Rechtschreibschwächen verwies er auf "Schwierigkeiten, die bereits in der Vermittlung von Rechtschreibung liegen". Aber genau diese Schwierigkeiten hatten ja durch die Reform behoben werden sollen. Nun aber stellt sich heraus, dass offenbar nicht einmal die Lehrer mehr mit den Ungereimtheiten des neuen Regelwerks zurechtkommen. Denn, so Zehetmair: "Didaktisch an die jeweiligen Jahrgangsstufen angepasste Konzepte sind rar, oftmals wird der betreffende Sachverhalt eins zu eins aus dem amtlichen Regelwerk in die Schulbücher kopiert."
Ein Regelwerk, das nicht vermittelbar ist, kann aber zu einer Erleichterung niemals beitragen. Fachleute wie Theodor Ickler und Horst Haider Munske, Institutionen wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache und die Konferenz der Schweizer Erziehungsdirektoren hatten von Anfang an darauf hingewiesen – sie wurden überhört. Lange vor Stuttgart 21 waren es Bürgerinitiativen in ganz Deutschland gewesen, die die Reform zu verhindern versucht hatten. Sie wurden ausmanövriert.
Als das Kind in den Brunnen gefallen war, legte der Leipziger Linguist Harald Marx, Professor für Pädagogische Psychologie und Dekan der Universität Leipzig, das Ergebnis von Schreibversuchen vor. Sie legten zweifelsfrei offen, dass die neuen Schreibweisen fehlerträchtiger als die alten sind – niemand, auch Zehetmair nicht, schenkte ihm Beachtung.
Inzwischen sind zwei "Reformen der Reform" über die deutsche Schreibwelt hinweggegangen. Längst haben sich auch die Medien aus dem Schreibkonsens verabschiedet und eigene Schreibweisen eingeführt. Aus einem geordneten System ist ein behördlich angerichtetes und sanktioniertes Chaos geworden. Wenn Zehetmair nun erklärt: "Der Rat für deutsche Rechtschreibung unterstützt Bemühungen, die sich für einen bewussten Umgang mit der deutschen Rechtschreibung einsetzen," so klingt es in den Ohren derer, die genau dieses Fiasko hatten abwenden wollen, wie Hohn. Es wäre ehrlicher, das Scheitern einzugestehen und zurückzutreten.
feuilleton@welt.de
Quelle: Die Welt
Link: http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article13742767/Rechtschreibreform-produziert-Analphabeten.html
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 30.11.2011 um 12.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8742
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Es ist in der Tat eine Abrechnung mit Zehetmair. Aber natürlich nur eine halbherzige, denn welchen Anteil die Medien an der Rechtschreibverwirrung haben, wird auf diesen Seiten eindrucksvoll im Diskussionsforum zusammengetragen.
Längst haben sich auch die Medien aus dem Schreibkonsens verabschiedet und eigene Schreibweisen eingeführt.
Das klingt so, als hätten die Medien einen gangbaren Weg aus dem Chaos gefunden. Tatsächlich haben sie sich vor allem der – seit Jahren nachweisbar nicht funktionierenden – Heyseschen s-Schreibung und anderen Dummheiten ("platzieren", "als Erstes", "gräulich" usw.) unterworfen. Meine Beispiele sind durchaus Teile dieser "eigene[n] Schreibweisen".
Fachleute wie Theodor Ickler und Horst Haider Munske, Institutionen wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache und die Konferenz der Schweizer Erziehungsdirektoren hatten von Anfang an darauf hingewiesen - sie wurden überhört.
Ja, aber doch wohl auch von den Medien überhört, denn sonst gäbe es dort kein Rechtschreibchaos mehr. Und wenn die Zeitungen dann anders schrieben als von den Kultusministerien verordnet, so würden sie aber doch noch so schreiben wie es hergebracht war. Sie hätten sich nicht zu Handlangern der Zerstörung einer Rechtschreibtradition gemacht. Und ein Hohn ist schließlich auch, daß die SOK und die Arbeit, die sie bisher geleistet hat, nicht erwähnt wird.
Daher muß ich den letzten Satz nun abwandeln: "Es wäre [von den Medien] ehrlicher, das Scheitern einzugestehen und [zur bewährten Schreibung] zurückzu[kehren]."
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 30.11.2011 um 13.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8743
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Kann es übrigens sein, daß Guratzsch die EDK mit der SOK verwechselt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2011 um 17.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8746
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Freilich ist Herrn Guratzsch da eine kleine Verwechslung unterlaufen.
Für die neu Hinzugekommenen möchte ich noch einmal daran erinnern, daß Dankwart Guratzsch, obwohl eigentlich für Architektur und Städtebau zuständig, zusammen mit Kurt Reumann wohl am ausdauerndsten und entschiedensten gegen die Rechtschreibreform gekämpft hat. Diese beiden waren auch zusammen mit Dieter Roth zur Mannheimer Anhörung erschienen und wurden vom IDS buchstäblich hinausgeworfen, angeblich weil kein Platz im Raum sei – wo aber dann doch lauter unbekannte Menschen herumsaßen und den wirklich Eingeladenen nicht einmal vorgestellt wurden, wahrscheinlich Spitzel von diversen Ministerien. Das gehörte zur Strategie der Reformer und des IDS (wann wird dieses Institut endlich aufgelöst?), die Öffentlichkeit auszuschließen.
Guratzsch hat auch schon 1973 (!) eine Rechtschreibreform verhindert, jedenfalls war sein Gespräch mit Kultusminister Hahn von großer Bedeutung:
Zu früh auf Grün geschaltet (Dankwart Guratzsch, Die Welt 23.11.1973)
WELT-Gespräch mit Kultusminister Wilhelm Hahn
DIE WELT: Herr Prof. Hahn, waren die Kultusminister gut beraten, als sie beschlossen, die Wiesbadener Empfehlungen von 1958 wiederaufzunehmen?
Prof. Hahn: Ich möchte dazu sagen, daß der Beschluß der Kultusminister vielfach überinterpretiert worden ist. Es war so, daß wir sehr kurzfristig vor die Frage gestellt wurden, ob wir bereit wären, für eine Korrektur der derzeitigen Regeln in der Rechtschreibung grünes Licht zu geben. Und sämtliche Kultusminister waren wohl der Meinung, daß es eine ganze Reihe von Regeln gibt, die unsinnig oder außerordentlich kleinlich sind, daß es also wirklich einer gemäßigten Korrektur bedarf. Dagegen waren wir nicht der Meinung, daß die Grundsätze beziehungsweise auch die Einzelvorschläge des Wiesbadener Programms tatsächlich so realisiert werden sollten.
...
DIE WELT: Dennoch haben die Kultusminister ihren Beschluß einstimmig gefaßt – wie reimt sich das zusammen?
Prof. Hahn: Ich gebe zu, daß wir unvorsichtig darin gewesen sind. Das Wiesbadener Programm ist in keinem Augenblick durchgesprochen worden, es ist auch nicht verlesen worden, es ist auch nicht irgendwie inhaltlich beraten worden. Wir waren zeitlich einfach nicht in der Lage, uns mit dieser Frage, die ja doch sehr weitreichend und tiefgreifend ist, auseinanderzusetzen, und von seiten der CDU-Kultusminister und wahrscheinlich auch einiger anderer dürfte der Beschluß wohl nur so verstanden worden sein, daß über diese Frage weiter verhandelt werden soll. Aber wir haben uns auf keinen einzelnen Punkt festgelegt. Zu den inhaltlichen Fragen haben wir in Wirklichkeit noch gar nicht Stellung genommen.
DIE WELT: (...) Haben die Kultusminister damit gerechnet, daß die Reaktionen der Öffentlichkeit so heftig sein würden, und wie werden sie darauf reagieren?
Prof. Hahn: Damit haben die Kultusminister bestimmt nicht gerechnet, weil sie eigentlich nur die Debatte wieder in Gang bringen wollten. Und ich bin der Meinung, daß so, wie die Dinge sich entwickelt haben, es dringend notwendig ist, daß die Kultusministerkonferenz auf einer ihrer nächsten Zusammenkünfte die Frage wiederaufnimmt und nun zu einer inhaltlichen Diskussion des Problems kommt.
...
DIE WELT: Ist es verantwortbar, ganz bestimmte Erwartungen an eine Rechtschreibreform zu reizen, ehe es gründliche Reihenuntersuchungen mit wissenschaftlich haltbaren Ergebnissen über die Folgen gibt?
Prof. Hahn: Ich glaube, daß, nachdem die Sache so virulent geworden ist und plötzlich in der breiten Öffentlichkeit auch Interesse findet und nachdem auch eine Reihe von ganz unsachlichen Argumenten in den Vordergrund gerückt werden, unter Umständen auch politische Dinge, die in Wirklichkeit mit der Sache gar nichts zu tun haben – ich glaube, daß es dringend notwendig ist, die Diskussion auf eine wissenschaftliche Basis der Sprachwissenschaft und der Lesepsychologie zurückzuschrauben und von daher das ganze Problem neu zu überdenken.
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15 Jahre später war es dann Kurt Reumann, der den nächsten Reformversuch zu Fall brachte.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 03.12.2011 um 10.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8756
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Sieht man sich die Regelwerke der Reformen an (1996, 2004, 2006), stellt man schnell fest, es gibt kaum Regeln, die nicht in Folgeregeln sofort wieder relativiert oder um Ausnahmen ergänzt werden.
Das deutet darauf hin, daß entweder der Ansatz der Regelformulierung falsch ist oder aber, daß es schlicht unmöglich ist, das Schreibverhalten, wie es in seriösen und sinnrichtig geschriebenen Texten analysierbar ist, durch wenige, einfache und eindeutige Regeln zu beschreiben. Fast alle heutigen Regeln sind als Regeln daher de facto unbrauchbar. Ganz abgesehen davon ist es vollkommen praxisfremd zu glauben, jemand könnte die existenten 112 Regeln des amtlichen Regelwerks ununterbrochen parat haben, um davon seine Schreibungen abzuleiten.
Die einzigen Regeln, und das sind auch die, bei denen man selbst beim Schreiben regelgeleitet agiert, sind doch die Großschreibung, die Zeichensetzung, speziell die Beistrichsetzung und die Worttrennung. Klassisch auch noch die Methoden zur Vermeidung von Dreifachbuchstaben.
Es sind jene Regeln, die dem dynamischen Textverlauf folgen. In allen anderen Fällen weiß man entweder, wie ein zu schreibendes Wort aussieht – und daher zu schreiben ist – oder man weiß es nicht. Weiß man es nicht, schreibt man entweder die in Frage kommenden Varianten nebeneinander und sieht dann, was richtig ist, oder man muß einen Griff zum Wörterbuch machen. Die Wortschreibung ist der statische Teil, der im Sinne einer eindeutigen Verständlichmachung unverändert bleibt (natürlich incl. allen Flexionsvarianten).
So gesehen könnte man sich den Großteil der heutigen „Pseudo-Regeln“ sparen, die wenigen, die es gibt, breitenverständlich formulieren und den Rest dem Wörterverzeichnis überlassen. Im Wörterverzeichnis müssen neben allen Einzelwörtern auch alle üblichen Zusammensetzungen vorkommen. Und solche, die auch eine idiomatische Bedeutung haben, benötigen Bedeutungserklärung bzw. Beispielsätze. In erweiterten Werken gehören auch noch alle Flexionen der betreffenden Wörter dazu und ggfs. auch noch andere Parameter.
Beim Großteil des heutigen Regelteils genügt es, ihn einfach als Erläuterung für Interessierte beizufügen, allerdings in einer der Schreibwirklichkeit entsprechenden und auch für Laien verständlichen Formulierung.
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Kommentar von Junge Freiheit, 3. Dezember 2011, verfaßt am 03.12.2011 um 21.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8758
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Zehetmairs Krokodilstränen
Ganz schön dreist: Erst verkorkst er die deutsche Rechtschreibung, dann wundert er sich, warum die Rechtschreibleistungen nachlassen, und schiebt auch noch den Lehrern die Verantwortung zu. Am 29. November ließ Hans Zehetmair, der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, eine Pressemitteilung verbreiten, in der er verlauten ließ:
„Der Rat weiß um die Schwierigkeiten, die bereits in der Vermittlung von Rechtschreibung liegen: Didaktisch an die jeweiligen Jahrgangsstufen angepasste Konzepte sind rar, oftmals wird der betreffende Sachverhalt eins zu eins aus dem amtlichen Regelwerk in die Schulbücher kopiert. Das ist nicht im Sinne der Ersteller des amtlichen Regelwerks: Das amtliche Regelwerk ist von seiner Anlage her mit einem Gesetzestext vergleichbar, der für die einzelnen Benutzergruppen adäquat aufbereitet werden muss.“ Mit anderen Worten: Die Rechtschreibreform ist toll, nur sind Schulbuchverlage und Lehrer leider zu blöd, sie zu verstehen und zu erklären. Daß dies vielleicht an der mißlungenen Reform selbst liegen könnte, auf diesen Gedanken kommt Zehetmair nicht.
Guratzsch: „Das kommt einer Bankrotterklärung gleich“
Zu Recht empörte sich daher einen Tag später Dankwart Guratzsch in der Welt über Zehetmair: „Wenn er jetzt erklärt, daß mit der Orthografie ‘nachlässig' umgegangen werde und daß dies eine Ursache dafür sei, ‘daß ungefähr zwanzig Prozent eines Jahrgangs der 15-Jährigen als Analphabeten gelten müssen', kommt dies einer Bankrotterklärung gleich. …Ein Regelwerk, das nicht vermittelbar ist, kann … zu einer Erleichterung niemals beitragen.“
Auch die Lehrer beschwerten sich über Zehetmairs Watsch’n. Gerhard Brand, der baden-württembergische Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), wies die Kritik zurück: „Lehrer halten sich an die Vorgaben der Bildungspläne“. Wenn der Rat etwas ändern wolle, müsse er bei den Lehrplänen ansetzen. Außerdem sei noch viel zu tun, damit richtiges Schreiben wieder als wertvoll angesehen werde. Derzeit sei die Rechtschreibung „nicht einmal zweitrangig, sondern völlige Nebensache“.
Rechtschreibung als „Ausübung von Herrschaft“ verteufelt
Schuld daran sei zum Beispiel, so der VBE, daß die bundesdeutsche Schulpolitik in den 1970er Jahren den Thesen des englischen Soziologen Basil Bernstein verfiel. Dieser sprach von schichtspezifischen Ebenen der Sprache: dem „elaborierten Code“ der Ober- und Mittelschicht und dem „restringierten Code“ der Unterschicht. Infolgedessen sei der Wert von Rechtschreibung an sich immer mehr in Frage gestellt worden. Das Mündliche sei gegenüber dem Schriftlichen bevorzugt worden.
In den „Hessischen Rahmenrichtlinien“ von 1972 ging es den Urhebern bekanntlich darum, Sprache und Rechtschreibung als „Ausübung von Herrschaft“ zu begreifen, weswegen die „Unterwerfung der Schule unter herrschende Normen“ überwunden werden müsse. Schriftliche Diktate wurden als Teufelszeug angesehen. Diese Einstellung wirkt bis heute fort. In Hamburg zum Beispiel dürfen Lehrer Diktate derzeit nicht benoten.
Zehetmair sollte zurücktreten
Es gibt viele weitere Gründe dafür, daß es mit den orthographischen Fähigkeiten bergab geht. Dazu zählen auch die zahlreiche Reformen, die den Deutschunterricht in den Grundschulen erschüttert haben: vom phonetischen Schreiben bis zur Rechtschreibreform. Diese Reformen haben nicht die Lehrer, sondern die Kultusminister auf den Weg gebracht. Es ist daher nicht nichts anderes als unverfroren, wenn ein ehemaliger Kultusminister nun den Lehrern den Schwarzen Peter unterzujubeln versucht.
Als bayerischer Kultusminister (1986 bis 1998), als Präsident der Kultusministerkonferenz und als Vorsitzender des Rechtschreibrats (2004 bis heute) ist Zehetmair einer der Hauptverantwortlichen für die mißlungene Rechtschreibreform und auch dafür, daß Beliebigkeit einzog und viele Menschen Rechtschreibung nicht mehr als wichtig erachten. Im Jahr 2004, als die Rechtschreibreform kurz vor dem endgültigen Aus stand, war es Zehetmair, der die Aufgabe übernahm, die Neuregelung durch eine erneute Reform zu retten.
Herr Zehetmaier, Ihre jüngste Pressemitteilung zeigt es deutlich: Sie haben versagt. Geben Sie es doch zu! Guratzsch meint: „Es wäre ehrlicher, das Scheitern einzugestehen und zurückzutreten.“ Dieser Forderung schließe ich mich vorbehaltlos an. Doch was würde sich dann ändern?
www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M56486bbe037.0.html
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2011 um 16.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8759
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Wegen des "ich" am Schluß: der Text ist von Thomas Paulwitz verfaßt.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 07.12.2011 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8770
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„Es wäre ehrlicher, das Scheitern einzugestehen und zurückzutreten.“
Wenn einer zurücktritt, kann das möglicherweise als Schuldeingeständnis verstanden werden, es ändert aber am entstandenen Schaden nichts. Mir wäre das Verursacherprinzip sympathischer, wer einen Schaden angerichtet hat, der soll ihn auch wieder beseitigen, bevor er mit vollen Bezügen zurücktreten kann.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2011 um 15.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8783
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Wären die Rechtschreibfähigkeiten nach der Reform besser geworden, hätten die Reformer bestimmt nicht versäumt, das post hoc als ein propter hoc zu deuten. So aber schweigen sie über diesen Punkt lieber ganz.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2011 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8796
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Durch die Presse und durch pädagogische Magazine geistert immer wieder mal der Streit um die besten "Methode" des Erstunterrichts im Lesen und Schreiben. Dabei sind die "Methoden" schlecht genug definiert, und vernachlässigt wird stets das "hidden curriculum", also jene Aktivitäten, über die der Lehrer nicht Herr ist – Gott sei Dank!
Sobald die Kinder Wörter schreiben, die sie nicht eigens geübt haben, schreiben sie notwendigerweise nach Gehör, also zuerst phonetisch, später phonologisch. Als unsere Jüngste acht Jahre alt war, verfaßte sie ein eigenes "Buch" mit dem Titel Nojes Testerment. Wenn wir dies und tausend ähnliche Sachen alle hätten korrigieren wollen ("damit sich nichts Falsche festsetzt"), hätten wir viel zu tun gehabt und das Gegenteil erreicht. So aber schrieb sie munter weiter und konnte in der Schule jederzeit mithalten.
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Kommentar von SZ-Magazin 50/2011, verfaßt am 16.12.2011 um 15.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8803
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Das verstehe ich nicht
Schlechter Schnitt
Laut einer neuen Statistik kann jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland weder lesen noch schreiben. Wer soll das glauben?
Von Michèle Roten
Da war sie plötzlich, die Meldung, in der Bild-Zeitung, aber auch im Südwestfunk und der Rheinpost: »20 Prozent der 15-Jährigen in Deutschland sind Analphabeten.« Ja, Wahnsinn! Man hat schon von diesen unglaublichen Geschichten gehört, wie sich jemand mit allerlei Tricks und Kniffen durch Schule und Arbeitsleben mogelt, ohne lesen oder schreiben zu können. Aber jeder Fünfte? Es ist ja noch vorstellbar, dass einem Lehrer dieser eine, sehr geschickte Schüler entgeht, aber wenn in einer Klasse von 20 Kindern fünf Analphabeten sitzen? Die Bild-Zeitung liefert Hinweise darauf, wie die Schüler vorgehen, um ihr Manko zu vertuschen: Zum Beispiel bitten sie die Lehrer, eine Prüfung mündlich ablegen zu dürfen. Wie hat man sich dieses Gespräch vorzustellen? Der Lehrer: Ja, warum denn, mein Kind? Der Schüler: Weil, ja, weil mein Stift ist kaputt. Der Lehrer: Hier, nimm meinen! Der Schüler: Nein, also, ich hab so Schmerzen hier im Handgelenk, das ist kaputt. Der Lehrer: Wie ist denn das passiert? Der Schüler: Vom vielen Schreiben! Ich schreib so viel, jeden Abend, den ganzen Abend, ich so am Schreiben, voll am viel Schreiben. Und darum, ja.
Auch eine Taktik ist es, laut Bild-Zeitung, den Unterricht aufzuzeichnen und sich die Informationen dann von einer Vertrauensperson aufschreiben zu lassen. Was sich schwierig gestalten dürfte, da laut Statistik ja jeder zehnte deutsche Erwachsene auch Analphabet ist.
Das mit der Schule kriegen sie also offenbar bis und mit Abitur hin, die Kids, aber wie schreiben sie denn Tweets und Facebook-Einträge, wenn sie nicht schreiben können? Woher wissen sie, welche Einträge ihrer Freunde sie mit »I like«-Daumen-hoch versehen sollen und welche nicht? Haben die jetzt alle das iPhone 4S und diktieren der armen Siri SMS wie »Ich hasse dich, du Hurensohn?« Wie finden sie alle ihre Abercrombie & Fitch-Pullis?
Die Erklärung liegt in der Definition von Analphabetismus. Damit ist mitnichten das komplette Fehlen von Lese- oder Schreibkenntnissen gemeint, wie die landläufige Interpretation nahelegt, sondern »eine orthographische Desorientierung«, sagt die Geschäftsführerin des Rats für deutsche Rechtschreibung, Frau Dr. Güthert. Diese 20 Prozent aller 15-Jährigen können also einfach extrem schlecht rechtschreiben. Und wohl kaum besser lesen. Das ist natürlich keine Lappalie, vor allem weil diese Schwächen schon auf elementarstem Niveau zutage treten, wie Frau Dr. Güthert klagt. Aber es bedeutet doch irgendwie auch, dass man das Ergebnis anders formulieren kann: »20 Prozent aller 15-Jährigen sind eher unterdurchschnittlich in der Schule.« Und das ist ja wieder ein absolut normaler Wert.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/36757
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 16.12.2011 um 19.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8805
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20% - also jeder fünfte - und 5 aus einer Menge von 20, das paßt nicht ganz zusammen.
Aber wer sagt auch, daß es sich um eine Gleichverteilung handelt? Theoretisch können in einer Klasse mit 20 auch 0 oder 13 betroffen sein, ohne die statistische Behauptung zu verletzen. Diese setzt ja auf wesentlich größere Kontrollmengen auf.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2011 um 09.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8830
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Der Pädagoge Sven Nickel kommt zu noch höheren Zahlen:
"Der Anteil der schwachen und extrem schwachen Leser/innen ist mit insgesamt fast 23% für Industriestaaten ungewöhnlich hoch. Das bedeutet: Knapp ein Viertel der 15jährigen Schüler/innen in Deutschland kann nur mit Mühe lesen oder versteht Texte nur auf einem elementaren Niveau."
(http://elib.suub.uni-bremen.de/publications/ELibD890_Nickel-Analphabetismus.pdf)
Im selben Text macht er allerdings auch klar, daß der "funktionale Analphabetismus" erst infolge von veränderten Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt entdeckt wurde. Der Maßstab ist also interessenabhängig. Zu den Interessen gehört auch das der Alphabetisierungswirtschaft.
Man hat wohl noch nie untersucht, inwiefern die politisch korrekte Schreibweise (wie im zitierten Text) ein Lesehindernis darstellt. Man denke auch an die Studierendenvertretenden! Aber eine solche Untersuchung kann es auch gar nicht geben, weil das Thema tabu ist. Wie Luise Pusch einmal schrieb: "Die hier vorgeschlagene Umstrukturierung tut dem deutschen Sprachsystem nicht mehr Gewalt an als dieses System uns Frauen antut."
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2012 um 11.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8862
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Ratsmitglied Peter Schlobinski hat zu Zehetmair Stellung genommen:
www.allgemeine-zeitung.de
Er steht sicher für die meisten Ratsmitglieder, die mit Zehetmairs Äußerungen nicht glücklich sind, aber auch nicht verhindern können, daß er im Namen des Rechtschreibrates so daherredet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2012 um 11.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8929
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Der Bundestag diskutiert inzwischen auch über die "funktionalen Analphabeten". Im "Parlament" heißt es dazu:
"In Deutschland leben 7,5 Millionen sogenannte funktionale Analphabeten zwischen 18 und 64 Jahren, hat die 2010 vom Bildungsministerium in Auftrag gegebene "leo. Level-One Studie" ergeben. Sie können einzelne Sätze lesen oder schreiben, jedoch keine Texte. Laut Studie sind 57 Prozent erwerbstätig, 42 Prozent haben nicht Deutsch als Muttersprache. Rund vier Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten im engeren Sinne: Sie können einzelne Wörter lesen und schreiben, aber keine Sätze." (Das Parlament 13.2.12)
Die Zahlen werden gar nicht mehr in Frage gestellt. Hübsch auch, wie schematisch die Unterscheidungen der Originalarbeit zusammengezogen werden: Sätze, aber keine Texte; Wörter, aber keine Sätze.
Wieviel Willkür in diesen Ergebnissen steckt und daß offenbar ein Interesse daran besteht, möglichst gigantische Zahlen zu bekommen, die ja Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen, das wird gar nicht gesehen. Übrigens, noch einmal gefragt: Sind die 42 Prozent Zuwanderer vielleicht in ihrer Muttersprache gar keine Analphabeten? Dann gehören sie auch nicht in diese Statistik.
Zahlenräusche können sich auch schädlich auswirken. 7,5 Millionen Kandidaten für Nachschulung – das ist ja hoffnungslos! Wo unsere Innenstädte sowieso bald nur noch aus Nachhilfestudios (und Solarien) bestehen werden ...
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.02.2012 um 12.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8930
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Nach dieser Sichtweise sind auch die meisten Deutschen im fremdsprachigen Ausland Analphabeten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2012 um 16.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8932
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In Darstellungen aus der Feder von Alphabetisierern wird oft gesagt, früher habe man aufgrund der allgemeinen Schulpflicht angenommen, das Problem Analphabetismus habe sich erledigt, nun aber gebe es diese überraschend hohen Zahlen von – wenn auch nur funktionalen – Analphabeten usw. Daraus könnte man auf schwere Mängel des Bildungswesens schließen. Die mag es geben, aber in Wirklichkeit sieht die Sache doch ein wenig anders aus.
Aus den Begleittexten zu Anke Grotlüschens LEO-Studie – der einzigen Expertise, auf die sich alle beziehen und die offenbar die Grundlage weitreichender politischer Maßnahmen werden soll –, geht hervor: 57 % der "funktionalen Analphabeten" sind erwerbstätig. "So liegt der Anteil funktionaler Analphabet/inn/en unter den Hilfskräften im Baugewerbe bei 56 Prozent (fast ausschließlich Männer, überdurchschnittlich Deutsch als Zweitsprache, überdurchschnittlich oft ohne oder nur mit einem niedrigen Schulabschluss), bei Hilfskräften und Reinigungspersonal in Büros, in der Gastronomie oder Hotels bei rund 40 Prozent (überwiegend Frauen, überdurchschnittlicher Anteil von Zweitsprachler/inne/n) und bei Hilfsarbeitern in der Fertigung bei rund 29 Prozent (betrifft ausgewogen Männer und Frauen, überdurchschnittlicher Anteil von Zweitsprachler/inne/n)." (http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/)
Das sind also großenteils (wie viele Prozent wirklich?) Ausländer, und wir alle wissen auch ohne genauere Untersuchung, daß ausländische Bauarbeiter, Müllmänner und Putzfrauen mit längeren deutschen Texten nicht viel anfangen können. Wir hatten im Laufe der Jahre viele Handwerker im Haus, es waren stets Ausländer dabei, keine Schwarzarbeiter, sondern ganz reguläre Angestellte in deutschen Unternehmen. Sie verdienen zweifellos nicht schlecht, Handwerk hat auch für sie einen goldenen Boden. Meistens sprachen sie nur gebrochen deutsch. Es wäre müßig, ihre Rechtschreibfähigkeiten zu testen, und deutsche Romane lesen sie bestimmt auch nicht. Na und? Aber sie werden auch zu den 7,5 Millionen "Analphabeten" gerechnet, auf die der Rechtschreibreformer Zehetmair schimpft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2012 um 10.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8936
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Die FAZ bringt heute einen umfangreichen Beitrag von Regina Mönch über den Analphabetismus in Deutschland, einzige Quelle ist wieder Grotlüschens Hamburger Studie. Also 7,5 Mill. funktionale Analphabeten, dazu noch 13 Mill. Rechtschreibschwache. Diese Angaben scheint niemand mehr überprüfen zu wollen. Über 20 Mill. Nachschulungsbedürftige!
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 27.02.2012 um 16.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8943
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Jetzt auch online: www.faz.net
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.02.2012 um 18.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8944
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Im Gegensatz zur deutschen bringt die französische Rechtschreibreform wirklich Erleichterungen. Aber die setzt ja auf Freiwilligkeit.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 27.02.2012 um 19.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8945
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Der Schüler ist offensichtlich Linkshänder. Da fängt das Problem schon an. Mit einem Füller würde er jetzt das Geschriebene verwischen und sich schmutzig machen.
Eine rechtsläufige Schrift mit der linken Hand schreiben zu müssen ist natürlich eine Quälerei.
Ich selbst bin auch Linkshänder, habe aber mit der rechten Hand schreiben gelernt. Das war am Anfang eine kleine Umstellung, mehr nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2012 um 09.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8946
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Unsere Jüngste ist Linkshänderin, wir haben sie nicht umerzogen, und es gab auch keine Probleme. Linkshänderscheren gibt es ja überall zu kaufen, schon im Kindergarten liegen welche bereit.
Die Araber und andere Völker schreiben ja linksläufig, was sich auch auf die Buchstabenrichtung ausgewirkt hat. Vom alten Bustrophedon haben wir gewissermaßen die eine Richtung, die Semiten die andere beibehalten, schreiben aber auch mit der rechten Hand. Haben sie Probleme damit?
Bei polyphonem Klavierspiel haben Linkshänder einen kleinen Vorteil, weil bei Rechtshändern die Linke meist ziemlich vernachlässigt ist. Ich geniere mich geradezu, wenn ich an die Ungeschicktheit meiner linken Hand denke. Andererseits habe ich mich oft darüber gewundert, wie zielsicher ich mit der Linken etwa den Papierkorb treffe – solange ich nicht nachdenke. Eine altes Thema der Lateralisationsforschung, die sich natürlich auch über die Sprache ihre Gedanken macht. Die populäre Literatur ("Nutzen Sie Ihre rechte Gehirnhälfte!") ist größtenteils zum Davonlaufen.
Vielleicht könnten wir demnächst mal über Lateralisierung und Sprache diskutieren.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.02.2012 um 13.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8947
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Viele Linkshänder haben Rechtsschreibprobleme :-)
Irgendwo habe ich neulich gelesen, daß das Gehirn neue Areale anlegt, wenn man anfängt, mit der linken Hand zu arbeiten. Wenn das kein Grund ist!
Wenn man als Erwachsener z.B. das kyrillische Alphabet lernt, weil man Serbisch zuerst in lateinischer Schrift gelernt hat, ist man zunächst ein reiner Buchstabierer, bis man allmählich Silben und dann ganze Wörter erkennt, wie in der Grundschule.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 28.02.2012 um 14.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8948
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Die arabische Schrift weist aber weniger Schleifen als die Lateinschrift auf, außerdem sind die Buchstaben insgesamt weniger komplex. Die Hand kann während des Schreibens unter der Zeile bleiben. Das Kind greift aber mit der Hand ''über die Zeile'', was sehr ungeschickt aussieht/ist. Ich frage mich, ob man mit dieser Schreibhaltung z. B. stenographieren – und dabei eine akzeptable Schreibgeschwindigkeit erreichen – kann.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2012 um 15.48 Uhr
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Noch ein Geständnis: Obwohl ich seit über 40 Jahren Sanskrit lese, kann ich die Nagari-Schrift (devanagari) immer noch nicht so flüssig lesen wie z. B. Griechisch oder auch Kyrillisch. Dabei finde ich sie wunderschön. Das Teuflische ist natürlich, daß man schon ziemlich gut Sanskrit können muß, um zugleich die Wortgrenzen zu erkennen und den Sandhi aufzulösen. Das geht eine Strecke weit ganz leicht, aber dann kommt eine seltene Ligatur, wo man genauer hinsehen muß, oder ein Sandhi ist auf verschiedene Weise auflösbar usw.
Gerade lese ich z. B., daß der ziemlich rätselhafte Titel, mit dem Gautama Buddha sich anreden ließ, Tathâgata, sich auf zweierlei Art auflösen läßt, weil das lange a der letzte Laut von tathâ ('so') sein oder noch ein langes a aus âgata ('herbeigekommen') enthalten kann. In Indien kennt man ein Gedicht, das bei einer bestimmten Auflösung des Sandhi eine Kurzfassung des Mahabharata ist, bei einer anderen Auflösung eine Kurzfassung des Ramayana – bei völlig identischer Buchstabenkette! Die Inder müssen verrückt sein – aber ich mag sie gerade deshalb.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 28.02.2012 um 20.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8950
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Linkshänder können wunderbar von unten schreiben. Damit schmiert man nicht, und es sieht auch nicht ungelenk aus. Wie flüssig, schnell und sauber das geht, sehe ich bei meiner Schwester.
Ich habe jüngst festgestellt, daß viele Neuntkläßler nicht sinnerfassend lesen können. Sie folgen den Zeilen, können hier und da sogar den Text nachplappern, wissen aber nicht, was drinsteht. Die eigenen Schreibleistungen sind orthographisch und grammatisch oft beschämend lausig. Faßt man das als funktionalen Analphabetismus auf, kommen mir die genannten Zahlen realistisch vor.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2012 um 08.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8951
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Vielleicht haben Sie recht, was die Einschätzung der Zahlenangaben betrifft. Ohne Übung läuft da nichts, und um die nötige Übung zu bekommen, muß man motiviert sein. Interessant waren die verschiedenen Reaktionen auf Harry Potter. Dieser Stoff interessierte fast jeden Schüler, außerdem war es ein "Muß". Die einen besorgten sich sofort die englischen Ausgaben und arbeiteten sich durch (über unbekannte Vokabeln liest man weg, das ist ganz in Ordnung), andere sagten: Ich warte auf die deutsche Übersetzung, und wieder andere: Ich warte auf den Film. Diese Sortierung dürfte über die Schulzeit hinaus Bestand haben. (Übersetzungen sollen an verschiedenen Universitäten auch die Textgrundlage für das Geschichts- und sogar Philologiestudium sein, was ja bei sechs Semestern zum BA gar nicht anders geht. Die Odyssee kann man auch durch Verfilmungen kennenlernen. Da ist man sogar Augenzeuge, während die anderen sich mit Legenden zufrieden geben müssen.)
In der Schule kommt man mit sehr wenig Lektüre aus. Man kann sich durchmogeln, weil die Lehrer nicht von Anfang an darauf bestehen, daß gelesen und auch vorgelesen wird. Holpert einer sich durch den Text, nimmt der Lehrer den nächsten dran, damit das Pensum geschafft wird. Inhaltsangaben läßt man sich vom Mitschüler geben, dann braucht man das Original nicht zu lesen. Der Lektüreumfang ist in Schule und Universität stark reduziert worden.
Mir fällt gerade ein, daß unser Deutschlehrer mit uns Hermann Hesses bei Reclam erschienene Übersicht über die Weltliteratur durcharbeitete, um uns zu zeigen, was wir alles lesen sollten. Darüber kann man natürlich streiten (wie die neueren, noch viel utopischeren Kanondebatten beweisen), aber damals galt zumindest der Anspruch nicht als offensichtlich verrückt.
Dieser Lehrer organisierte auch ein Faust-AG, in der wir alle wichtigeren Faustdichtungen vom Volksbuch bis Thomas Mann durcharbeiteten, eine mehrtägige Exkursion nach Wolfenbüttel und in den Harz unternahmen, bei ihm zu Hause Beethovens Opus 111 anhörten (wegen Thomas Mann und Adorno) usw. Was für ein Einsatz! Keinerlei Hetze durch illusionistische Lehrpläne voller Didaktik-Geschwätz.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 29.02.2012 um 15.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8952
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Immerhin haben die Inder schon vor langer Zeit ihr Alphabet streng phonologisch geordnet (kurze/lange Vokale, stimmlose/stimmhafte, nichtaspirierte/aspirierte Konsonanten und dann noch geordnet nach Artikulationsstelle). Im Vergleich zum nur historisch verständlichen Chaos unserer Buchstabenfolge eine Wohltat! Zudem auch Beweis des hohen Standes der indischen Sprachwissenschaft, dem Europa nie irgendetwas entgegenzusetzen hatte. Unter dem damit zusammenhängenden Aspekt einer gewissen Übersystematisierung sind wohl auch die bisweilen etwas überkandidelten Sandhiregeln zu sehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2012 um 09.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8953
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Wir wissen zwar, warum das in Indien möglich war (weil es schon eine ausgefeilte Phonetik und Lehrwerke für die korrekte Veda-Rezitation gab), aber es bleibt doch erstaunlich, daß nirgendwo sonst eine derartige Selbständigkeit gegenüber der herkömmlichen Anordnung des Alphabets zustande gekommen ist.
Unser Alphabet muß ja als vollkommen willkürliche Liste von A bis Z auswendig gelernt und ständig im Kopf behalten werden. Als Liste dient es dann wieder der Ordnung anderer Kulturprodukte. Beim Nachschlagen in Wörterbüchern greifen wir oft zum Hilfsmittel des fliegenden Starts, nicht wahr?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.03.2012 um 11.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8954
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Blöd ist nur, daß die drei in Europa gebräuchlichen Alphabete (lateinisch, griechisch, kyrillisch) unterschiedliche Buchstabenreihenfolgen haben und einzeln gelernt werden müssen, um in Wörterbüchern etwas zu finden.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 01.03.2012 um 19.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8955
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Wenn ich mich freihändig richtig erinnere, hat Pokorny sein Indogermanisches Wörterbuch nach dem indischen System geordnet, bleibt damit aber eine Ausnahmeerscheinung. Für mit der Indologie nicht Vertraute ist das auch sehr gewöhnungsbedürftig.
Was die in Europa üblichen Alphabete angeht, muß ich gestehen, daß auch ich in einem griechischen Wörterbuch immer mal wieder überlegen muß, um etwa das xi zwischen ny und omikron aufzusuchen (habe gerade nicht die richtigen Buchstaben auf der Tastatur parat) oder in einem russischen Wörterbuch die richtige Stelle des ce zu finden.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.03.2012 um 02.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8956
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Die alphabetische Ordnung ist ja sogar innerhalb der Sprachen, die das lateinische Alphabet nutzen, sehr unterschiedlich. Die nordgermanischen Sprachen orden ihre Umlaute und Sonderzeichen (AE, Ö, Ü usw.) nach dem Z ein, bei den Ungarn kommt Ö direkt nach O, Ü direkt nach U, wir Deutsche dagegen haben sogar mehrere Methoden: Wörterbücher behandeln bei der Sortierung Umlaute wie die entsprechenden Grundvokale (Ä=A, Ö=O, Ü=U), aber in den Gelben Seiten finde ich nie die Ärzte, weil sie zwischen Adressenverlage und Agenturen, also Ä=Ae, eingeordnet sind.
Und ich glaube nicht, daß ich damit schon alle lateinischen (Un)Ordnungen aufgezählt habe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2012 um 08.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8957
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Bei den europäischen Sprachen hat es einige Anpassungen und Umdeutungen gegeben, aber die alte akkadische Anordnung ist doch immer noch zu erkennen, im Gegensatz zur indischen.
Der Pokorny ist alphabetisch nach (hypothetischen) Wurzeln geordnet. Anders geht es kaum, dazu gehören dann natürlich einzelsprachliche Register. Es gibt auch einzelsprachliche Wörterbücher für Altindisch, Althochdeutsch usw. nach Wurzeln, aber die sind schwer zu benutzen. Für den indischen Gelehrten haben die Wurzeln naturgemäß eine ganz andere Präsenz als hierzulande, weil die Inder eben schon vor über 2000 Jahren tagtäglich mit Wurzeln als den wirklichen Einheiten der Sprache gearbeitet haben.
Chinesische Wörterbücher sind eine sportliche Herausforderung. Mit einiger Übung geht es meist gut, aber manchmal kann man nervös werden. (Ich habe vor vierzig Jahren mit völlig unzulänglichen Sprachkenntnissen Rüdenberg/Stange benutzt und damit Han-Annalen "gelesen", zum Glück unter Anleitung von Prof. Stange selbst, der sehr gern über die Entstehung "seines" Wörterbuchs erzählte und uns drei Studenten damit eine willkommene Erholung von der sprachlichen Tortur verschaffte ...)
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Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 02.03.2012 um 10.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8958
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Die Akkader verwendeten die sumerischen Bildzeichen als Silbenzeichen in sumerischer Lesung, teils aber auch in ihrer ursprünglichen Bedeutung mit akkadischer Lesung – ähnlich der japanischen Verwendung chinesischer Schriftzeichen. Die phönizische Buchstabenschrift, auf die unsere Schrift und alphabetische Anordnung zurückgeht, ist eher von ägyptischen Zeichen inspiriert. Auch die indischen Schriften stammen über Umwege vom phönizischen Alphabet ab.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2012 um 15.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8959
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Woher die Reihenfolge letztlich stammt (um die ging es ja), weiß ich leider nicht genau, anscheinend ist sie im ugaritischen Alphabet schon festgelegt, aber vielleicht noch älter. Man kann das ja wohl nur aus Schultexten, Schreibvorlagen und dgl. ablesen.
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Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 04.03.2012 um 10.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#8961
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Die ugaritische Schrift ist eine lokale Sonderentwicklung. Trotz des verwendeten Keilschriftstils haben ihre Buchstaben weder Bezug zu den akkadischen noch zu den phönizischen Zeichen. Die Laute und ihre alphabetische Anordnung entsprechen jedoch den phönizischen Vorläufer-Schriften – bis auf die Zeichen für vokalisierte Alif ’a, ’i, ’u.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2014 um 06.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#9978
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In einem Heft "Aus Politik und Zeitgeschichte" zum Thema "Leichte Sprache" kommt Nickel (s. #8830) zu dem Ergebnis: 14,5 % funktionale Analphabeten, dazu 25,9 % mit größeren Problemen beim Lesen und Rechtschreiben, zusammen also über 40 %.
Ich könnte mir noch höhere Zahlen vorstellen. Im selben Heft gibt es Texte, z. B. den letzten von einer Politologin, die zwar formal korrekt sind, aber trotzdem in meine Rubrik "Delirium" passen würden: www.bpb.de/apuz/179337/leichte-und-einfache-sprache
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2017 um 06.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=678#10906
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Funktionale Analphabeten sind im gleichen Sinne analphabetisch, wie Armutsgefährdete arm sind: Sie erweitern die Klientel, erschweren aber die Diskussion und erst recht die Lösung der Probleme.
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