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17.04.2009
Peter Eisenberg
Lehrer, euch gehört die Sprache nicht!
Der Streit um die Rechtschreibung ist beendet, geblieben sind die Folgeschäden der Neuregelung – das kritisiert ein Mitglied des Rats für deutsche Rechtschreibung
Vor gut fünf Jahren hat die Ständige Konferenz der Kultusminister den Rat für deutsche Rechtschreibung ins Leben gerufen. Zu seinen Aufgaben gehören laut Statut „die ständige Beobachtung der Schreibentwicklung“ und „die Erarbeitung und wissenschaftliche Begründung von Vorschlägen zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache“. Der Rat hat nächstes Jahr mit Ende seiner ersten Amtszeit einen Tätigkeitsbericht vorzulegen. Und es zeichnet sich ab, dass auch personelle Veränderungen zu erwarten sind.
Trotz aller Rechtschreibfrustration verliert die Frage, wer die orthographische Norm künftig wie bearbeitet und entwickelt, nichts von ihrer Tragweite. Einheitlichkeit der Schreibung bleibt das stärkste Band im vielfältig gegliederten deutschen Sprachgebiet. Auch nimmt seine Bedeutung eher zu als ab. Alle vergleichenden Leistungstests der vergangenen Jahre setzen ja im Kern bei Schreib- und Lesekompetenzen an. Mit der Orthographiereform von 1996 hat der Staat die Verantwortung für den Normierungsprozess an sich gezogen. Der öffentliche Diskurs ist gegenwärtig einer mit dem Staat, in Deutschland an erster Stelle mit der KMK.
Die Einrichtung eines neuen Gremiums war unvermeidlich geworden, weil die alte zwischenstaatliche Rechtschreibkommission den Anforderungen nicht gerecht wurde. Man hat sie regelrecht gefeuert. Ihr war entgangen, dass die Kultusminister nach Jahren quälender Debatten, juristischer Auseinandersetzungen und politischer Querelen von der Neuregelung herunterwollten. Aber als dann im Herbst 2004 die zwölfköpfige Kommission durch einen sechsunddreißigköpfigen Rat ersetzt wurde, war die erste Reaktion ein allgemeines Rätselraten über die Motive der Politiker. Ein Gremium dieser Größe kann nicht effektiv arbeiten, aber andererseits musste etwas passieren. Der Rat sollte die Kastanien aus dem Feuer holen – und wider alle Erwartung tat er das. Innerhalb weniger Monate legte er ein in wichtigen Teilen überarbeitetes Regelwerk vor, das im Sommer 2006 politisch abgesegnet wurde und, abgesehen von kleineren Nachhutscharmützeln, die öffentliche Rechtschreibdebatte beendete. Drei Hauptgründe ermöglichten den Erfolg.
Der erste ist in der Person des Ratsvorsitzenden Hans Zehetmair zu sehen. Der ehemalige bayerische Staatsminister hat mit Geduld, Geschick und klaren Zielvorgaben dem heterogenen Gremium zu konstruktiven, inhaltlich verantwortbaren Entscheidungen verholfen. Der zweite Grund liegt bei den Arbeitsformen des Rates. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hatte ihre Mitwirkung an die Bedingung effektiver Arbeitsformen geknüpft. Es wurden Arbeitsgruppen zu Einzelthemen eingerichtet, deren wichtigste eine Neuformulierung der Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung vorlegte. Drittens musste der Rat inhaltlich nicht bei null beginnen. Er stützte sich auf den Kompromissvorschlag der Akademie, der seit 2003 als kommentierte Wörterliste gedruckt vorlag und später auch einen Formulierungsvorschlag für Teile des Regelwerks umfasste. Alles zusammen war eine glückliche Fügung, aber eine, deren Bestandteile vielleicht der künftigen Lösung Pate stehen können.
Seit dem Sommer 2006 arbeitet der Rat, aber substantielle Vorschläge zu Entwicklung oder Rückbau der Orthographie hat er nicht mehr gemacht. Das war politisch so gewollt, sachlich gerechtfertigt war es nicht. Die geltende Regelung enthält noch immer zahlreiche Ungereimtheiten und Fehlschreibungen. Vieles wurde von der Deutschen Akademie unternommen, um den Rückbauprozess in Gang zu halten, im Ganzen ohne Erfolg. Ausschlaggebend war letztlich, dass die „zuständigen politischen Stellen“ keine Bewegung mehr wollten und sich darin mit starken Kräften innerhalb des Rates einig wussten. Immerhin trat unübersehbar zutage, was ein solches Gremium tut, wenn es nicht unter Erfolgsdruck steht, wie es sich spreizt und zu entfalten beginnt. Man kann versuchen, daraus etwas zu lernen.
Die deutschen Vertreter im Rat werden von Institutionen benannt. Zu ihnen gehören unter anderen das Institut für Deutsche Sprache, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die Union der Akademien, die großen Wörterbuchverlage, Verleger-, Didaktiker- und Journalistenverbände, Beamten- und Gewerkschaftsbund. Eine solche Zusammensetzung führt zwangsläufig zu Versuchen, die jeweils eigene Perspektive zur Geltung zu bringen, sei es als materielles Interesse wie bei den Verlagsvertretern oder sei es als Verbands- und Berufsinteresse. Letzteres betrifft vor allem die Fraktion der Schulvertreter. Beispielsweise finden manche von ihnen nichts dabei, bestimmte Rechtschreibregeln zu favorisieren, weil sie sich einfach formulieren lassen. Das kann bis zu dem Punkt gehen, an dem die Einfachheit der Regel über die Angemessenheit der Schreibung triumphiert. Von Didaktikerseite kommt auch das Ansinnen, der Rat möge eine Umstellung literarischer Texte auf neue Orthographie empfehlen, soweit diese im Schulunterricht verwendet werden.
Mehrfach hatte sich der Rat unter Mühen auf seine eigentliche Aufgabe zu besinnen. Die orthographische Norm entsprechend dem allgemeinen Schreibgebrauch zu erfassen und zu entwickeln ist etwas anderes, als sie den Bedürfnissen bestimmter Institutionen anzupassen. Um es ganz einfach zu sagen: Die Orthographie ist weder dazu gemacht, dass man mit ihr erfolgreich Wörterbuchverlage betreibt, noch dazu, in der Schule gelehrt zu werden. Sie ist, wie sie ist. Erst daraus gewinnt sie ihre Würde als allgemein verfügbares kommunikatives Werkzeug, als Gegenstand des öffentlichen Sprachdiskurses, der Dokumentation in Wörterbüchern, der Fachwissenschaft und erst recht der Fachdidaktik Deutsch. Jede noch so gutwillige, gutgemeinte Manipulation am Gegenstand hat zu unterbleiben. Der Rat soll ihm so zur Sichtbarkeit verhelfen, dass ein vernünftiger Umgang mit ihm möglich wird. Das ist ziemlich aufwendig, aber eine wichtige und lohnende Aufgabe.
Um die Aufgabe zu erfüllen, braucht der Rat eine materielle Grundausstattung. Datenerhebung und -auswertung zum allgemeinen Schreibgebrauch kosten Geld. Bisher behilft man sich und bittet Ratsmitglieder, die über elektronische Sprachkorpora verfügen, um Recherchen. Dieser Weg aber ist aus vielen Gründen auf Dauer versperrt. Und noch einmal sei an die Peinlichkeit erinnert, dass den deutschen Ratsmitgliedern im Gegensatz zu allen anderen nicht einmal Reisekosten erstattet werden. Man braucht keine sich aufblähende Organisation, um das Notwendige zu tun. Freundliche und aufmunternde Worte, wie wir sie von der KMK gelegentlich hören, reichen nicht. Der Staat hat eine Verantwortung übernommen.
Ein weiteres, durchaus demotivierendes Manko ist eine gewisse Ziellosigkeit der Ratsarbeit. Es gibt keinen geregelten Weg, auf dem Vorschläge umgesetzt oder abgelehnt werden. Dies war von Beginn an so etwas wie die politische Achillesferse der Neuregelung. Wir stehen als Bittsteller da, müssen mit schlichter Nichtbefassung rechnen und haben nicht einmal ein verbrieftes Vortragsrecht, ganz zu schweigen von einem Anspruch auf internationale Abstimmung.
Schließlich liegt das geltende amtliche Regelwerk wie ein Felsbrocken in der Tür zu einer sich verstetigenden Arbeit. Der Text ist, was die Textsorte betrifft, unentschieden, er ist unverständlich, voller Widersprüche, viel zu kompliziert, wissenschaftlich nicht auf dem Stand der Technik, er erfasst zu wenig elementare Regularitäten, regelt aber zu viele Details. Die Deutsche Akademie wird deshalb für die nächste Ratssitzung am 24. April einen Textvorschlag zum kritischen Bereich Substantivgroßschreibung vorbereiten, der einige unhaltbare Fehlschreibungen ausschließt und hoffentlich zeigt, wie einfach das Regelwerk sein könnte.
Die Rechtschreibdiskussion ist in Deutschland verstummt, gewichtige Folgeschäden der Neuregelung sind geblieben. Das Vertrauen der Sprachgemeinschaft in die Tragfähigkeit der geltenden Regelung ist erst teilweise hergestellt, das gilt ausdrücklich auch für die Schule. Man umschifft den Orthographieunterricht eher als vor 1996 und tut den Kindern damit keinen Gefallen. Die Rechtschreibfähigkeiten werden so keinesfalls besser, nicht einmal dort, wo die Neuregelung nichts geändert hat.
Riskieren wir deshalb einen konkreten Vorschlag, mit dem sich zahllose Diskussionen unter Fachleuten bündeln lassen. Ein Rat für Rechtschreibung, dem mittelfristig die Regelung der Orthographie des Deutschen obliegt, hat eine ungerade Zahl von weniger als zehn Mitgliedern. Sie sind Fachleute für Erhebung und Auswertung von Sprachdaten, für deren systematische Beschreibung wie für die Umsetzung der Beschreibungen in ein transparentes, einer größeren Öffentlichkeit zugängliches Regelwerk. Der Rat verfügt über Mittel zur Erfüllung seiner Aufgaben. Ihm steht ein Weg offen, den er zum Inkraftsetzen seiner Vorschläge beschreiten kann.
(F.A.Z.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2019 um 06.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#11023
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An Ossners Gedanken ist zweierlei befremdlich:
Erstens wußte er genau, wie sehr die Neuregelung noch im Fluß war, und tatsächlich wurde sie ja bald darauf wieder und wieder geändert. Die Umstellung der Schriftstellertexte auf eine so vergängliche Norm wäre also nicht sinnvoll gewesen.
Zweitens kann man doch die Schriftsteller bzw. deren Rechteinhaber doch nicht auffordern, zu einer Einheitsorthographie "zurückzukehren", von der sie nie abgewichen waren. Wer hat denn die Einheit zerstört?
Ganz abgesehen von dem ungeheuerlichen Plan, die gesamte Schriftstellerei den (vermeintlichen) Bedürfnissen der Schule unterzuordnen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2019 um 06.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#11022
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In seinem Rückblick auf zwei Amtsperioden im Rat für deutsche Rechtschreibung schreibt Jakob Ossner:
Meine Initiative im Rat, nun auch diejenigenAutoren, die ihre Werke nur in der „alten“, vor 1996 gültigen Form veröffentlichen ließen (darunter über seine Erben Brecht, ebenso Max Frisch wie auch Helmut Kohl), zu bewegen, sich der nun wieder gefundenen Einheitsschreibung anzuschließen, ging im Rat gründlich schief. Man verstand dies als Angriff auf die schriftstellerische Freiheit, was mir erbitterte Briefe insbesondere aus dem österreichischen Schriftstellerverband einbrachte, und noch 2009 glaubte die Frankfurter Allgemeine, diesen vermeintlichen Angriff auf die schriftstellerische Freiheit mit der Überschrift „Lehrer, euch gehört die Sprache nicht!“ geißeln zu müssen. Aber weder wollte ich als begeisterter Leser von Arno Schmidts Gelehrtenrepublik die schriftstellerische Freiheit antasten oder gar die deutsche Sprache
vereinnahmen, sondern nur einen sehr bescheidenen Beitrag dazu leisten, die Schulbücher und ihre Leserinnen und Leser vor dem folgenden Hinweis zu bewahren: „Aus lizenzrechtlichen Gründen ist dieser Text nicht in reformierter Rechtschreibung abgedruckt.“
Anm.: Die ganze Auseinandersetzung ist im Mitgliederbrief 27, 2009: 2–5 ausführlich dargestellt worden. Dort findet sich auch die Liste der Autoren und Autorinnen, die eine Publikation in reformierter Orthographie untersagten. (Didaktik Deutsch. Jg. 23. H. 44)
Mit der FAZ ist natürlich der oben wiedergegebene Gastbeitrag von Peter Eisenberg gemeint, auf den Ossner mit einem Leserbrief antwortete, der hier ebenfalls wiedergegeben ist. In dem erwähnten Leserbrief neun Jahre früher heißt es:
Aus dem Rat für deutsche Rechtschreibung
Am 17.4.2009 veröffentlichte Prof. Dr. Peter Eisenberg, Universität Potsdam, folgenden
Artikel in der FAZ (Feuilleton, S. 33):
(folgt Eisenbergs Text)
Der Verfasser bedient sich nicht nur des uralten Topos vom tumben Lehrer, der Artikel enthält auch Falschheiten und Unwahrheiten, von denen ich einige in meinem Leserbrief vom 24.4.2009 aufgriff:
(folgt Ossners Leserbrief)
Dabei möchte ich einen Hintergrund weiter erläutern: Bereits 1998 haben folgende Autoren bzw.
Rechteinhaber (darunter v.a. der Suhrkamp-Verlag) über VG Wort ihre Rechte an der alten Orthographie wahren lassen: Adorno, Theodor W.; Andersch, Alfred; Ayren, Armin; Bächler, Wolfgang; Baumann, Kurt; Benjamin, Walter; Benn, Gottfried; Bernhard, Thomas; Böckl, Manfred; Braun, Volker; Brecht, Bertolt; Dürrenmatt, Friedrich; Enzensberger, Hans Magnus; Erpenbeck, Jenny; Fallada, Hans; Fassbinder, Rainer Werner; Ferra-Mikura, Vera (nur Lyrik); Fleißer, Marieluise; Feyl, Renate; Frisch, Max; Fluegler, Ursula; George, Stefan; Gillessen, Günther; Glück, Helmut; Grass, Günter; Grünbein, Durs; Hagen,
Jens; Handke, Peter; Hardmann, Josef; Haushofer, Albrecht; Heise, Hans Jürgen; Hellbrügge, Theodor; Hesse, Hermann; Hermlin, Stefan; Horvath, Ödön von; Kaschnitz, Marie Luise von; Kirsch, Sarah; Kempowski, Walter; Kling, Thomas; Kohl, Helmut (Alt-Bundeskanzler); Kowalsky, Wolfgang; Krause, Jürgen Peter (Übersetzer); Krechel, Ursula; Krischker, Gerhard C.; Kronauer, Brigitte; Kruse, Hinrich; Kunze, Reiner; Lenz, Siegfried; Loriot; Mann, Thomas (nur Lyrik); Marek, Kurt, W. (bedingt); Meier, Christian; Mickel, Karl; Müller, Heiner; Nadolny, Sten; Ransmayr, Christoph; Rheinsberg, Anna; Süskind, Patrick; Tauschinski, Oskar Jan; Torberg, Friedrich; Tucholsky, Kurt; Weizsäcker, Richard, von; Wohmann, Gabriele; Wolf, Christa; Zweig, Stefan (nur Lyrik).
Daher erscheint in den Schulbüchern bei diesen Autoren eine Passage wie: „Aus lizenzrechtlichen
Gründen ist der vorstehende Text in alter Orthographie abgedruckt.“ Nachdem Anfang Dezember 2006 die FAZ und mit ihr auch andere maßgebliche Medien das amtliche Regelwerk in der Fassung vom 1.8.2006 im Grundsatz anerkannt haben, habe ich im Rat mündlich in etwa Folgendes vorgeschlagen: „1996 erklärten zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens und Verlage ihren Willen, die Texte, für die sie die Rechte innehaben, nicht in der damals reformierten Orthographie erscheinen und über VG Wort ihre Rechte wahren zu lassen. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass einschlägige Texte in Schulbüchern entsprechend gekennzeichnet in herkömmlicher Orthographie abgedruckt wurden, sodass die Schülerinnen und Schüler mit zweierlei Orthographien konfrontiert waren. Nachdem die Öffentlichkeit den Vorschlag des Rats für deutsche Rechtschreibung aus dem vergangenen Jahr angenommen hat, bittet der Rat für deutsche Rechtschreibung alle Schriftsteller und alle, die Rechte an Texte innehaben, zu einer Einheitsorthographie zurückzukehren, zumindest in Schulbüchern ihre Texte nach den gegenwärtig gültigen Regeln freizugeben.“ Bereits im Rat haben einige Mitglieder dies so verstanden, als würde ich fordern, dass nur noch solche Autoren veröffentlicht werden, die nach dem amtlichen Regelwerk schreiben oder sich dahingehend für die Schule orthographieren lassen. Ich habe dies zweimal im Rat 2007 richtiggestellt. Eisenberg kannte meine Richtigstellungen, aber wenn man den tumben Lehrer vorführen und ihn fürderhin aus dem Rat beseitigen möchte, ist die Wahrheit eher hinderlich!
Jakob Ossner
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 23.08.2012 um 01.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#9056
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Nachtrag: Eisenberg ist in dem Band natürlich als die DASD camoufliert.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 23.08.2012 um 01.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#9055
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In dem Bändchen "Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung", herausgegeben von der Paritätischen Berufsbildungsstelle für visuelle Kommunikation in Bern und verfaßt von Peter Gallmann und Horst Sitta (2007) fehlt es nicht an gehässigen Seitenhieben in Richtung Peter Eisenberg. Auch andere (z.B. NZZ, SDA, KMK) kriegen ihr Fett weg. Eigentlich bemerkenswert bei so wenigen Seiten.
Siehe:
www.personal.uni-jena.de/~x1gape/Ortho/Neuregel_PBS_1.pdf
www.personal.uni-jena.de/~x1gape/Ortho/Neuregel_PBS_2.pdf
www.personal.uni-jena.de/~x1gape/Ortho/Neuregel_PBS_3.pdf
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Kommentar von FAZ, 17.05.2010, Nr. 112, S. 32, verfaßt am 07.11.2010 um 14.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#8331
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Peter Eisenberg
Butter bei die Fische
Kennenlernen und schwimmen lernen: Linguistik als Waffe gegen die Rechtschreibreform
Als Peter Eisenberg Linguist wurde, blühte sein Fach. Strukturalismus, Transformationsgrammatik und analytische Philosophie hatten in den sechziger Jahren die Hoffnung begründet, für das Studium der Sprache sei es entbehrlich, zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu unterscheiden. Ist es auch. Aber die Erwartung, Linguistik könne deshalb eine interdisziplinäre Schlüsseldisziplin werden, hat sich trotzdem nicht erfüllt. An Eisenberg lag das nicht. Er hatte Elektrotechnik und Musik studiert und besaß schon ein Tonmeister-Examen und ein Diplom in Nachrichtentechnik, bevor er Anfang der siebziger Jahre zur Germanistik kam. Promoviert wurde er mit einer Untersuchung des Prädikatsadjektivs ("Verloren ist die Schönheit der Rechtschreibung").
Wer Mitte der achtziger Jahren seine Vorlesungen an der Freien Universität Berlin besuchte, wo er seit 1980 lehrte, traf auf einen Morphologen, der die Eigenart des Deutschen daran erläuterte, dass beim Butterkeks die Butter im Keks ist, beim Butterbrot die Butter auf dem Brot und bei der Butterblume gar keine Butter im Spiel ist. Das war ein Beispiel für die eigensinnige Strukturfülle des Deutschen. Eisenbergs "Grundriss der deutschen Grammatik" von 1986 zeigt sie vorbildlich; wen die eigene Sprache interessiert, sollte ihn lesen. Eisenberg prüfte übrigens schon damals die germanistischen Massen durch eine Klausur, bei der es - in den Geisteswissenschaften unerhört - richtige und falsche Antworten gab. 1993 wechselte er, nach einem kurzen Zwischenhalt in Hannover, an die Universität Potsdam.
Dann kam die Rechtschreibreform als schwere Prüfung. Hier musste der Autor einer Duden-Grammatik und eines Zweifelsfälle-Dudens erfahren, wie viele Fachkollegen durch seine Grundstudiumsklausur geflogen wären, wenn sie etwa keinen Unterschied zwischen "kennenlernen" und "schwimmen lernen" sehen konnten. Eisenberg - "Aus der Geschichte des Deutschen ist kein vergleichbarer Angriff auf das Sprachsystem bekannt" - verließ unter Protest die zwischenstaatliche Kommission, die für die Umsetzung der Reform zuständig war, weil noch die moderatesten Änderungsvorschläge von den Kultusministern abgelehnt wurden. 2003 war er der maßgebliche Autor des Kompromissvorschlags der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Am 18. Mai wird Peter Eisenberg siebzig Jahre alt. JÜRGEN KAUBE
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Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 07.07.2009 um 16.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7776
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Peter Eisenberg: Wie wird richtig geschrieben?
Über den Stand der deutschen Rechtschreibung
Nicht uninteressant ist der Vortrag, jetzt unter dem oben zitierten Titel publiziert, den Eisenberg auf der Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung im Mai 2008 gehalten hat. (Siehe das "Jahrbuch 2008" der Akademie, Wallstein Verlag 2009, S. 77–82.)
Er streicht die Rolle der Akademie für Sprache und Dichtung bei der Revision der amtlichen Regeln nach 2004 stark heraus, z. B.: "Der Rat beschloss im Frühjahr 2005 im Wesentlichen das, was die Akademie als Kompromiss vorgeschlagen hatte." Werden uns Eingeweihte eines Besseren belehren?
Und zum Einlenken, zum notorischen Vereinbaren von Kritik und Zustimmung: "Wir sind aber davon überzeugt, dass ohne substantielle Zugeständnisse im Kompromissvorschlag der Akademie kaum etwas zu erreichen gewesen wäre."
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2009 um 21.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7662
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In der Bibliographie (freilich nicht in der Auswahlbibliographie) auf der Website des Rats für deutsche Rechtschreibung wird Herr Ickler immerhin mit 22 Titeln geführt, darunter auch sein Rechtschreibwörterbuch, wenn auch nur in der Auflage von 2000. Gallmann bringt es auf 32, Eisenberg gar auf 50 Einträge.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 05.05.2009 um 19.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7661
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Wie kann man nur so kleinlich sein!
Auch wenn der heilige Gottseibeiuns noch so lange wartet: Er wird niemals nicht als sich spreizender und entfaltender Retter der deutschen Orthographie in die Geschichte eingehen. Und sein Wörterbuch wird auch zur Strafe nie niemals nicht ein schönes Vorwort vom Zehetmair Hans als Schmuck führen dürfen.
Und besser formuliert oder verkorkst ist doch egal. Hauptsache, es ist amtlich! Auch einen alten und charaktervollen Wein zeichnet schließlich ein leichter Korksgeschmack aus. Vielleicht kommt ein neues Wörterbuch dann zur Abwechslung mal mit Superlativ daher. Die reformierte Rechtschreibung: amtlich, noch amtlicher, jetzt am amtlichsten. Statt Vierfarbdruck macht sich auch buntes LED-Blinken gut und spricht womöglich neben den Grundschülern auch die Kindergartenkinder an: "Mama, Kevin will auch so ein Blinkebuch haben!" Zusammen mit einem Satz Malstifte auch mit den neuen trendigen Regelkästen zum Selberausmalen. Wer braucht da noch eine CD-ROM!
(Liebe Verlagsleitung von Cornelsen, ich hatte diese Idee zuerst und bitte das entsprechend zu beachten.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2009 um 18.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7660
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Mein Rechtschreibwörterbuch darf natürlich in Reformerkreisen nicht erwähnt werden, auch und gerade für den Rechtschreibrat bin ich der heilige Gottseibeiuns. Aber alle Revisionsarbeiten an der Reform laufen natürlicherweise auf jenes Wörterbuch hinaus, und ob die bisher so verkorksten amtlichen Regeln am Ende besser formuliert sein werden als bei mir, steht dahin. Ich kann warten.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 05.05.2009 um 18.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7659
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Ebenfalls zur Relativierung der Eisenbergschen Preisung Zehetmairs (und zugleich zur Erinnerung an die heroischen, fröhlichen und glorreichen Abenteuer des "Großen Ratsvorsitzenden" im Lande Bayern und anderswo) folgt noch der Hinweis auf die von Herrn Ickler im März 2006 zusammengestellte und kommentierte Materialsammlung „Zehetmair“. (Nebenbei ist auch Hans Krieger mit einem Beitrag vertreten.) Nach der durchaus erheiternden – wenngleich realsatirischen – Lektüre bleibt nach wie vor rätselhaft, was Eisenberg eigentlich mit "Geduld, Geschick und klaren Zielvorgaben" meint. Sollte er das etwa alles schon verdrängt haben?
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 05.05.2009 um 15.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7658
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Der Leserbrief Kriegers in der F.A.Z. ist vielleicht eine gute Gelegenheit, an seinen Radiokommentar vom 12. März 2006 (Bayerischer Rundfunk „Kulturjournal“, Bayern 2 Radio) zu erinnern. Der Text von 2006 (vieles ist ja inzwischen leider wie befürchtet eingetreten) ist zugleich eine kritische und relativierende Korrektur der allzu hymnischen Lobpreisung Zehetmairs durch Eisenberg.
Da bisher wohl noch nicht auf diesen Text hingewiesen wurde, erlaube ich mir, hier einen Hinweis zu setzen: „Der vorgetäuschte Rechtschreibfrieden“.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.05.2009 um 14.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7657
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Es ist sehr erfreulich, daß so prominente Leute wie Hans Krieger sich wieder zu Wort melden und zu Wort kommen dürfen. Ich bin auch seiner Meinung, daß ein chaotisch gewordenes System sich nicht durch Abwarten von selbst wieder "normalisiert", sondern nur durch einen "Neustart", oder neuhochdeutsch "Reset". Nachdem genug Kurpfuscher dem Patienten nur Schaden zugefügt haben, müssen die wirklichen Fachleute, wie sie die Bayerische Akademie der Schönen Künste in dem Buch "Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt" zu Wort kommen ließ, an den Patienten herangelassen werden.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 05.05.2009 um 10.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7656
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Soweit ich Krieger verstanden habe, plädiert er nicht dafür, an Heyse festzuhalten, sondern stellt fest, daß sich Heyse etabliert hat.
Die Crux der Gegenreform ist (leider), daß Reformgegner üblicher- und richtigerweise staatliche Eingriffe in die Orthographie ablehnen, zumindest aber den einen weiteren staatlichen Eingriff befürworten müssen, den Reformunsinn zurückzunehmen. In der Sache ist das gut begründet, es wäre aber ein qualitativ gleichwertiger staatlicher Akt wie seinerzeit die Einführung.
Die klassische Orthographie neben all den Reformversionen gelten zu lassen, erscheint mir als notwendige Lösung, will man ein neuerliches Oktroy vermeiden. In Kauf nehmen muß man dabei jedoch, daß sich in einer offenen Konkurrenz Neuschriebunsinn durchsetzt. Wenn die Mehrheit der Deutschsprachigen "Ergebniss" schreibt, muß ein Wörterbuch, das den üblichen Sprachgebrauch nachzeichnet, das als richtig gelten lassen. Dabei ist es unerheblich, daß das ein Kollateralschaden der Reform ist, den niemand haben wollte noch eingeplant hat.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 04.05.2009 um 18.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7655
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Der Lyriker, Essayist und Übersetzer Hans Krieger trifft in seinem Leserbrief vieles auf den Punkt. Zugleich unterbreitet er einen mehr als vernünftigen Vorschlag zur Behebung des allgemeinen Rechtschreibchaos. Man kann und darf nicht auf der Grundlage der mehrfach durch staatliche Eingriffe beschädigten Sprache weiterwurschteln, sondern muß konsequent auf die Rechtschreibung davor zurückgreifen. Eigentlich ist das auch genau das, was die meisten vernünftigen Menschen schon seit langem festgestellt haben, nämlich den 1991er Duden auszukämmen.
Daß ich bei der s-Schreibung nicht seiner Meinung bin, mag an meiner Unnachgiebigkeit liegen, wie Herr Achenbach das nannte, oder auch einfach nur daran, daß ich seit Jahr und Tag beobachten kann, wie gerade der Reformtrüffel nicht funktioniert. Warum also krampfhaft an ihm festhalten? Zugleich muß man natürlich – zu diesem Punkt äußert Krieger sich nicht – beide s-Schreibungen an der Schule akzeptieren. Langfristig wird sich dann zeigen, was als Schreibkonvention übernommen wird. Und natürlich kann man nicht die fehlerhaften Schulbücher oder sonstigen Publikationen der Reformer, in denen auch und gerade die s-Schreibung nicht korrekt umgesetzt ist, als Maßstab nehmen.
Gleichzeitig zeigen die Leserbriefe in der F.A.Z., daß die Diskussion um die Rechtschreibreform – entgegen den Behauptungen der Presse und der Politiker (Mitglieder und Vorsitzende des Rechtschreibrates eingeschlossen) – keineswegs abgeschlossen ist. Eine Zeitung immerhin hat durch den Abdruck von Eisenbergs Artikel (mag das auch aus Gründen der Eitelkeit geschehen sein) die Büchse der Pandora wieder geöffnet. Möge sie recht lange auf bleiben und den verantwortlichen Politikern dadurch viel Volkes Stimme um die Ohren fliegen. Schließlich sind dieses Jahr Wahlen.
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Kommentar von F.A.Z., 04.05.2009, Nr. 102 / Seite 8 (Leserbriefe, verfaßt am 04.05.2009 um 17.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7654
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Die Sprache gehört niemandem
Es ist Peter Eisenbergs großes Verdienst, den Streit um die Rechtschreibung, den er für beendet erklärt, neu eröffnet zu haben ("Lehrer, euch gehört die Sprache nicht!", F.A.Z. vom 17. April). Denn die Folgeschäden der Reform sind täglich zu beobachten. Der gegenwärtige Schreibusus ist geprägt von allgemeiner Desorientierung, und selbst der partielle Rückbau der Reform, vor allem in der Getrennt- oder Zusammenschreibung, scheint mehr von Zufall und Beliebigkeit bestimmt zu sein als von einer Wiedergewinnung des Sprachverständnisses.
Das Problem hat Eisenberg mit wünschenswerter Schärfe formuliert: "Die Orthographie ist weder dazu gemacht, dass man mit ihr erfolgreich Wörterbuchverlage betreibt, noch dazu, in den Schulen gelehrt zu werden. Sie ist, wie sie ist . . . Jede noch so gutwillige, gutgemeinte Manipulation am Gegenstand hat zu unterbleiben." Aus ebendiesem Grund wäre der Rat für deutsche Rechtschreibung auch dann zum Scheitern verurteilt gewesen, wenn es all die Behinderungen seiner Arbeit, die Eisenberg aufzählt, nicht gegeben hätte. Er scheiterte nicht nur daran, dass er die Folgeschäden einer groben "Manipulation am Gegenstand" nicht konsequent beheben, sondern nur mit Willkürspielräumen camouflieren durfte. Auch seine längerfristige Aufgabe der "ständigen Beobachtung der Schreibentwicklung" und der Erarbeitung von Vorschlägen zur "Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache" krankt an einem unlösbaren Selbstwiderspruch. Denn nach der "Manipulation am Gegenstand" gibt es keinen ungestörten "Wandel der Sprache" mehr, an dem die Schreibentwicklung sich orientieren könnte. Aus den Chaosfrüchten der Deregulierung lassen sich Hinweise für ein angepasstes Regelwerk so wenig gewinnen, wie die marode Finanzwirtschaft aus ihrem unsoliden Derivatenhandel das Heilmittel der Gesundung schöpfen kann.
Auch ein neuer, schlankerer, vom Druck der Geschäftsinteressen weitgehend befreiter Rat für deutsche Rechtschreibung wird da wenig ausrichten können, wenn die Aufgabe nicht klar definiert ist. Mit der "Erhebung und Auswertung von Sprachdaten" ist es nicht getan, denn erfasst würde ein künstlich gestörter Schreibgebrauch. Erst wenn ein konsistentes Regelwerk den Usus neu konsolidiert hat, kann das "Übliche" wieder zum Kriterium des "Richtigen" werden. Ausgangspunkt für die Wiedergewinnung vernünftiger Rechtschreibregeln kann also nicht die Reformschreibung sein, deren logische Dürftigkeit an den hilflosen Selbstkorrekturen von Duden-Auflage zu Duden-Auflage abzulesen ist (mit der besonderen Pikanterie, dass die jüngste Duden-Auflage die vom Rat für deutsche Rechtschreibung erarbeitete "Reform der Reform" gezielt sabotiert). Leider kann auch der Kompromissvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung nicht Richtschnur sein, weil er zu viele grammatikwidrige Schreibungen akzeptiert. Wir müssen dort wieder anknüpfen, wo wir noch verlässliche, durchschaubare und sprachadäquate Regeln hatten. Das ist die Rechtschreibung, die zuletzt der Duden von 1991 dokumentiert hat.
Die neue ss/ß-Schreibung wird man inzwischen als etablierte Üblichkeit akzeptieren müssen, auch wenn sie das Lesen erschwert und nachweislich die Verwechslung von "das" und "daß" erleichtert. Wahrscheinlich auch die unsinnigen Dreifachkonsonanten. Alles Übrige, vor allem die heiklen Fragen der Groß- und Kleinschreibung und der Getrennt- oder Zusammenschreibung, war in der vor 1996 üblichen Schreibung so überzeugend geregelt, wie man es von einem Traditionsgebilde wie der Orthographie realistischerweise erwarten kann. Auf dieser Grundlage ein angepasstes Regelwerk zu erarbeiten ist eine überschaubare Aufgabe, die nicht "mittelfristig", sondern ziemlich rasch zu bewältigen ist, wenn der Wille da ist.
Eisenberg spricht von der Verantwortung des Staates. Mit dem Eingriff in die Sprachentwicklung hat der Staat sich eine Kompetenz angemaßt, die ihm nicht zukommt; er ist nun verantwortlich für die Behebung des Schadens, den er damit angerichtet hat. Die Sprache gehört nicht den Lehrern, gewiss. Sie gehört niemandem. Am ehesten noch gehört sie jenen, die den diszipliniertesten und verantwortungsvollsten Gebrauch von ihr machen.
HANS KRIEGER, MÜNCHEN
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.05.2009 um 16.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7653
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Der psychologische Trick war die Behauptung, die Rechtschreibung habe nichts mit der Sprache selbst zu tun. Meiner Meinung nach repräsentiert die Rechtschreibung die Schriftsprache als ihr Abbild und beschädigt eine Verschlechterung der Rechtschreibung die ganze deutsche Schriftsprache. Das ist eine Tatsache, die der Staat dem Volk auszureden versucht. Reiner Kunze hat das noch treffender formuliert.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.05.2009 um 16.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7652
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Ich dachte da unter anderem an Lorenzos "Staatsraison". Der Mann kann nun wirklich nicht annehmen, daß die Staatsraison davon abhängt, ob die Zeit "im Einzelnen" schreibt, aber er kann annehmen, sie hänge davon ab, ob die Presse der staatlichen Vorgabe folgt – das aber nur dann, wenn er davon ausgeht, daß das mediale Vorbild wirkungsvoller die Köpfe der Schüler erreicht als das schulische.
Und dann hat sich die Presse gönnerhaft dazu herabgelassen, das staatliche Treiben mitzumachen.
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Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 04.05.2009 um 15.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7651
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"Schließlich macht die Presse die Reform deshalb mit, um die Schüler nicht zu verwirren."
Das ganz bestimmt nicht. Aber man wüßte schon gern, warum wirklich.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.05.2009 um 15.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7650
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Ob das Damoklesschwert "Disziplinarverfahren" oder "Abmahnung" heißt, wird im Einzelfall nicht entscheidend sein; ich bleibe jedoch dabei, daß dem Lehren der Reformschreibung eine stärkere Befürwortung innewohnt als dem Anwenden. Einem Reformgegner dürfte mehr widerstreben, Schülern Neuschrieb beizubringen als ihn lediglich anzuwenden.
Ich halte das Versagen der Presse auch für sehr schwerwiegend. Ich glaube jedoch nicht, daß hier die Schule überschätzt wird. Vielmehr wird hier die eigene Rolle überschätzt. Schließlich macht die Presse die Reform deshalb mit, um die Schüler nicht zu verwirren. Daraus scheint mir die Vorstellung zu sprechen, die Medien hätten eine solche Macht, daß nichts anderes daneben bestehen könne, und alles, was die Schule lehre, löse sich augenblicklich in nichts auf, sobald in der Presse etwas anderes erscheine. Diese Hybris – verstärkt durch selbstgefälliges Auftreten einiger Personen – verärgert mich.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.05.2009 um 15.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7649
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Kurz gesagt, die hinterhältige Gemeinheit und Verwerflichkeit besteht darin, über die Zeitungen dem ganzen Volke diese widerliche "Rechtschreibung" aufzuzwingen. Heutzutage braucht der Staat dazu keine SA-Schlägertrupps mehr.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 04.05.2009 um 14.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7648
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„Der entscheidende Unterschied ist, daß den Lehrern aufgetragen ist, sie nicht nur zu verwenden, sondern sie auch zu lehren, mithin gutzuheißen oder doch gelten zu lassen und so sie zu verbreiten – und das auch dann, wenn sie im Dreieck springen mögen vor lauter Widerspruch zu ihr. Das finde ich nicht trivial.“
Lieber Herr Mahlmann, trivialerweise ist es in der Regel Lehrern vorbehalten, Rechtschreibung zu lehren. Redakteure oder Korrektoren z.B. kann man nur schlecht dazu verpflichten. Aber auch sie müssen die Reformorthographie gelten lassen und zu deren Verbreitung beitragen, und dies massenhaft, in Texten für den alltäglichen Gebrauch und in der Erwachsenenwelt. Soweit ihnen das nicht paßt, springen sie nicht weniger im Dreieck als reformkritische Lehrer, und zusätzlich geht ihnen das Messer in der Tasche auf, wenn sie sich vergegenwärtigen, wozu der Unsinn dient, nämlich die Üblichkeit des in der Schule Gelehrten zu simulieren.
Die schulzentrierte Sicht der Rechtschreibung ist deshalb so folgenschwer, weil sie außerhalb der Schule weitgehend geteilt wird. Dadurch ist diese Wahrnehmung in ihrer Partikularität und Beschränktheit nur schwer identifizierbar, zuallerletzt natürlich von denjenigen, die einen Anspruch darauf haben, daß man sie ihnen nachsieht. (Die Auffassung, Lehrer seien von der Reform besonders betroffen, weil sie sie lehren müssen, ist eine hübsche Illustration.)
Den Lehrern als Berufsgruppe ein besonderes Versagen vorzuwerfen, hätte deshalb umgekehrt auch nur dann Sinn, wäre die Schule tatsächlich der maßgebliche Ort für Rechtschreibung. Das Versagen der Presse scheint mir viel gravierender. Es beruht nicht zuletzt auf der Überschätzung der Schule.
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Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 04.05.2009 um 13.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7647
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Eher im Sinn der Reform wäre grüns-treichen. "Trenne stet-s s-t!"
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.05.2009 um 12.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7646
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Müßte "grünstreichen" nach neuer Regel nicht "grünst-reichen" getrennt werden?
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.05.2009 um 11.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7645
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Sicher gibt es etliche, denen die neue Rechtschreibung aufgezwungen wird – in irgendeiner Form ist es sogar jeder. Der entscheidende Unterschied ist, daß den Lehrer aufgetragen ist, sie nicht nur zu verwenden, sondern sie auch zu lehren, mithin gutzuheißen oder doch gelten zu lassen und so sie zu verbreiten – und das auch dann, wenn sie im Dreieck springen mögen vor lauter Widerspruch zu ihr. Das finde ich nicht trivial.
Ich wehre mich dagegen, die Lehrer alle über einen Kamm zu scheren. Und sie haben auch keine schulzentrierte Sicht auf die Dinge, wenn sie von schulischen Erfahrungen sprechen; das ist eine schulinterne Sicht, die sie von Berufs wegen haben müssen. Sie können ohne weiteres die Reform aus anderem Blickwinkel betrachten.
Lehrer sind Leser von Schülerarbeiten, Fachliteratur, Belletristik usw. usf. Ihnen ist gewiß klar, daß es beim Schreiben in erster Linie um das Lesen geht.
Wenn die Lehrbarkeit Ziel der Reform ist, ist es folgerichtig, daß Didaktiker im Rat sitzen. Ich stimme aber zu, daß ihre Lehrbarkeit nicht das Problem einer Sprache sein kann, und deshalb halte ich ein solches Ziel bei einer Rechtschreibreform für unsinnig.
Was mich viel mehr umtreibt und stets auf's neue kopfschütteln macht, ist die gedankenlose Selbstverständlichkeit, mit der Leute in der freien Wirtschaft, im Freiberuflichen, sonstwo die Reform mitmachen, ohne daß irgendein Auftrag oder Zwang dagewesen wäre. Sie hinterfragen nichts, sie machen sich keine Gedanken, sie folgen einfach – und wissen dabei noch nicht einmal, wem.
Und wenn es morgen heißt, fortan werde jedes f durch ein k ersetzt und umgekehrt, dann kahren sie eben nach Kranfreich in Urlaub. Macht ja nichts; die Welt geht nicht unter davon, und die Sonne scheint trotzdem.
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Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 04.05.2009 um 10.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7644
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Das Wort grünstreichen bekommt nicht allzu viele Gugels. Aber der hier trifft die Sache:
http://www.chefkoch.de/forum/2,27,219293/Wer-kennt-eine-Alternative-zu-Rasen.html
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 04.05.2009 um 00.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7643
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Prof. Ossner behauptet, daß die Schreibung grünstreichen weder sinnvoll noch "sprachlich korrekt" sei, "wie auch Jacobs, einer der besten Kenner der Getrennt- und Zusammenschreibung feststellt".
Weiß jemand, ob Jacobs das wirklich und mit welchen Gründen so "festgestellt" hat?
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 02.05.2009 um 14.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7642
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„Vor allem aber sind … [die Lehrer] es, die die Folgen [der Reform] tagtäglich vor sich sehen… Die Lehrer sind in besonderer Weise mit … [der Reform] konfrontiert; ihnen wurde sie aufgezwungen.“ – Sehen Sie, Herr Mahlmann, das ist es, was ich meinte: die schulzentrierte Sicht der Rechtschreibung. In Ihrem Fall findet sie sich noch in der Ablehnung der Reform wieder. Die Lehrer sind nicht die einzigen, die die Folgen tagtäglich vor Augen haben, sie sind nur in einem trivialen Sinne, nämlich eben als Lehrer, in besonderer Weise mit der Reform konfrontiert, und nicht nur ihnen wurde sie aufgezwungen.
Richtig ist, daß auch viele Journalisten Unsinn über die Reform geäußert haben. Das ist sogar viel unverzeihlicher als die Zustimmung von Lehrern. Ein Journalist muß wissen, daß Rechtschreibung für den Leser da ist, ein Lehrer braucht das nicht zu wissen. Allerdings kommt weder der idealtypische Journalist noch der idealtypische Lehrer in der Natur in reiner Form vor. So werden auch Journalisten manchmal noch von in der Schule antrainierten Reflexen gesteuert, und die meisten Lehrer lesen nicht nur Schulhefte. Und selbstverständlich wird nur ein besonders dummer Schüler der Aussage zustimmen, Rechtschreibung sei dazu da, keine Fehler zu machen, ebenso wie nur ein außergewöhnlich vernagelter Lehrer verkünden wird, ihr Zweck sei es, an der Schule unterrichtet zu werden.
Das Erstaunliche ist aber, daß die meisten Beteiligten, und nicht nur die im Klassenzimmer, sich so verhalten, als sei das doch der Fall. So findet, um auf Eisenberg zurückzukommen, kaum jemand etwas daran auszusetzen, daß Deutschdidaktiker in einen Rat für Rechtschreibung berufen werden. Dort haben sie jedoch ebensowenig etwas zu suchen wie Schulbuchverleger – oder jedenfalls nicht mehr als jeder andere schriftkundige Sprachteilnehmer auch.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 02.05.2009 um 00.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7641
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Warum nehmen Sie die Äußerungen von Frau Annen, anderen Reformbefürwortern und Eiferern wie dem Lehrerfreund als Schablone für allgemeingültige Aussagen über die Lehrer? Natürlich gibt es unter Lehrern Reformbefürworter, natürlich gibt es darunter Leute, die unsinnige Argumente für sie vorbringen. Auf der anderen Seite gibt es aber gerade unter den Lehrern entschiedene Reformgegner. Vor allem aber sind sie es, die die Folgen tagtäglich vor sich sehen. Etliche haben ihre Meinung zur Reform auch schon nach schlechten Erfahrungen verändert.
Journalisten wie Wolfram Weimer, Uli Jörges und manch anderer haben reichlich Quatsch zur Reform gesagt. Ist deshalb jeder Journalist – oder auch nur die meisten – ein Reformbefürworter?
Es gibt Reformbefürworter und Reformgegner. Sie kommen aus allen Berufen. Die Lehrer sind in besonderer Weise mit ihr konfrontiert; ihnen wurde sie aufgezwungen. Und viele sind ihrer mit den Jahren überdrüssig geworden.
Ich habe nur oberflächlich auf der Seite "Lehrerfreund" gestöbert – vor Jahren einmal und jetzt auf Ihren Hinweis hin. Mein Eindruck von früher war, daß der Betreiber der Seite die zahlreichen Kritiker wie ein getretener Hund weggekläfft hat; heute habe ich nur Kommentare zur Rechtschreibung gefunden, die Jahre alt sind – und die Reform keineswegs loben.
Wie kommen Sie des weiteren darauf, daß ich eine Pädagogik favorisiere, der es nicht auf das Ergebnis, sondern auf den Weg dorthin nebst Kontrollierbarkeit ankommt? Ich habe nichts dergleichen gesagt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.05.2009 um 16.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7640
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Eindeutigkeit beim Textverständnis und bei der Textabfassung ist nur mit den (von den Reformern verteufelten) Unterscheidungsschreibweisen mittels bedeutungsunterscheidenden Getrennt- und Zusammen- und Groß-und Kleinschreibungen möglich. Gerade letztere müssen noch repariert werden. Die Nachfolgerechtschreibung nach der Reformschreibung könnte so noch besser werden als die frühere, in Form einer "weiterentwickelten bewährten Rechtschreibung".
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 01.05.2009 um 15.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7639
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Herr Mahlmann, schauen Sie sich doch einfach einmal die Argumente von Lehrern an, die die Rechtschreibreform befürworten. Eine gute Quelle im Internet ist der „Lehrerfreund“. Dort finden Sie z.B. die Aussage eines Pädagogen, er habe erstmals in seiner Laufbahn Erfolgserlebnisse, seitdem er unterrichten dürfe, daß nach einem Artikel groß geschrieben wird. Dieselbe Haltung spricht aus der gerade bei Lehrern beliebten Behauptung, die reformierte s-Schreibung sei „logischer“. Die Kultusminister selbst haben die Reform 2004 mit der Begründung verteidigt, sie werde „problemlos an den Schulen unterrichtet“. In dieser Zeit hat auch Doris Ahnen als Vorsitzende der KMK dem „Spiegel“ ein Interview gegeben. Auf die Vorhaltung des Redakteurs, die Reformschreibung erschwere das Lesen, erwiderte die Dame, schließlich sei es ein Ziel des Deutschunterrichts, das Textverständnis zu fördern (dies übrigens wohl nur im Sinne der von Ihnen favorisierten Pädagogik zu begreifen, der es nicht auf das Ergebnis ankommt, sondern auf den Weg dorthin – und dessen Kontrollierbarkeit). Verstehen Sie jetzt etwas besser, was ich meine?
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 01.05.2009 um 12.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7638
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Ich teile Herrn Bärleins Auffassung nicht. Zum einen werden in der Schule (gewiß in der Sekundarstufe, weitgehend auch in der Grundschule) so gut wie gar keine Diktate mehr geschrieben; zum anderen zielt alle Schülerleistung darauf, daß der Schüler sich mitteilt. Auch Prüfungen dienen nicht dazu, dem Schüler vor Augen zu führen, was er nicht weiß, sondern dazu, ihm Gelegenheit zu geben darzustellen, was er weiß.
In allen Fächern ist es so, daß der Lehrer den Stoff kennt, den der Schüler lernen soll. Wenn der Mathe-Schüler die Wurzel aus neun zieht, teilt er dem Lehrer nicht das Ergebnis mit, sondern zeigt, daß er in der Lage ist, die Rechenaufgabe zu lösen. Ist er es nicht, streicht der Lehrer einen Fehler an. Wer leitet daraus ab, daß die Mathematik dazu da ist, keine Fehler zu machen? Warum soll ein Deutsch-Schüler das von der Rechtschreibung annehmen?
Eine solche Sichtweise redet ohnehin den Reformern das Wort, die die Rechtschreibung als Unterdrückungsinstrument gebrandmarkt haben. Pädagogische Folge davon war das ungezügelte Drauflos-Schreiben der Erstkläßler, das auch in diesem Forum als töricht angesehen wurde.
Die Wirklichkeit in den Schulen sieht auch anders aus. Die Lehrer versuchen, den Schülern klarzumachen, wie wichtig die Rechtschreibung für die Kommunikation zwischen Schreiber und Leser ist; sie zeigen auf, wie hilfreich sie ist, um zielgerichtet und unmißverständlich zu formulieren, und wie hilfreich sie ist, um problemlos und eindeutig den Sinn aus einem Text herauszulesen. Sie wollen die Schüler dafür sensibilisieren, was durch eine geschickte und fehlerlose Formulierung kommunikativ möglich ist.
Die Lehrer resignieren, weil ihre Bemühungen immer wieder durch die heutige Beliebigkeit der Schreibweisen zunichte gemacht werden. Es ist so gut wie alles an Schreibweisen erlaubt, das ewige Hin und Her hat die Schüler frustriert und ihnen den letzten Nerv geraubt, sich damit näher zu befassen. Mittlerweile denken sogar Reformbefürworter unter den Lehrern mit Wehmut an früher zurück; bei allem, was sie noch heute gegen die klassische Orthographie sagen, wünschen sie sich ihre Eindeutigkeit und Verläßlichkeit zurück.
In den Aufsätzen der weiterführenden Schulen ist die Orthographie nur ein Kriterium unter vielen bei der Bewertung. Sie allein ist allenfalls ausschlaggebend, wenn zwischen zwei möglichen Noten zu entscheiden ist.
Im übrigen wird die Rechtschreibung als Teil des Lehrplans natürlich ernst genommen. Kein Lehrer kommt hingegen auf den Gedanken, daß der Zweck der Rechtschreibung darin bestehe, in der Schule unterrichtet zu werden. Warum wird den Lehrern das unterstellt?
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 30.04.2009 um 17.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7637
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Herr Steinbrecht ist gewiß ein verständiger Lehrer, und ebenso gewiß nicht der einzige. Aber ich teile Eisenbergs Verdacht, daß Lehrer zu der Auffassung neigen, Rechtschreibung sei dazu da, an der Schule unterrichtet zu werden. Schließlich sind sie die Priester einer „praktischen Ideologie“ des Schreibens (wie Althusser es genannt hätte), die so nur an Schulen zelebriert wird, nämlich des Diktats im Unterricht. Diese praktische Ideologie produziert zunächst zwei Evidenzen: daß es beim Rechtschreiben darauf ankomme, Lautfolgen in Buchstabenfolgen umzuwandeln, und daß es jedenfalls nicht darauf ankomme, dem Leser etwas mitzuteilen – denn der Leser ist der Lehrer, der den geschriebenen Text bereits besitzt und kennt.
Der Vorgang Diktat scheint also völlig sinnlos zu sein. Als Ausweg, gleichsam als Sinngebung des Sinnlosen, drängt sich dem Schüler eine weitere Evidenz auf, nämlich daß Rechtschreibung dazu da sei, keine Fehler zu machen. Diese Annahme leuchtet ihm um so mehr ein, als der Lehrer ihr regelmäßig mit dem Rotstift nachhilft.
Aber auch Lehrer sind nur Menschen, auch für sie ist Kontingenzerfahrung im Übermaß und auf Dauer unerträglich, auch sie bedürfen der Sinnstiftung. Und auch für sie gibt es einen Ausweg: die Annahme, Rechtschreibung sei dazu da, Diktate schreiben lassen zu können.
Die Nähe der schulischen Sicht zur Sicht der Reformer liegt auf der Hand; beide treffen sich in etwa in der Aussage: „Wenn Diktate schon sein müssen, sollte man den Beteiligten die Prozedur so leicht wie möglich machen.“ (Das ließe sich auch etwas boshafter formulieren: Rechtschreibreformer sind Leute, die nie wirklich von der Schulbank losgekommen sind.)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.04.2009 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7636
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Dann vertritt die GEW die "Verwirrten und Überzeugungstäter" unter den Lehrern. Aber die haben die anderen Lehrer überschrieen.
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Kommentar von F.A.Z., 30.04.2009, Nr. 100 / Seite 35 (Leserbrief, verfaßt am 29.04.2009 um 22.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7635
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Resignation der Lehrer in Sachen Rechtschreibung
Zum Beitrag "Lehrer, euch gehört die Sprache nicht!" von Peter Eisenberg (F.A.Z. vom 17. April): Es ist verdienstvoll, dass die F.A.Z. das Thema Rechtschreibung wieder einmal aufgegriffen hat, denn vieles Unbereinigte liegt da noch im Argen. Die teilweise Rücknahme der Reform von 2006 ist das eine, das, was die Gemeinschaft der Schreibenden bisher daraus gemacht hat, etwas anderes. Um das Ausmaß der Zerstörung des Kulturguts Rechtschreibung richtig einschätzen zu können, muss man den Blick auf Geschriebenes jenseits von Büchern und Presseerzeugnissen richten – etwa in Versandhauskatalogen, Gebrauchsanweisungen, Anschreiben von Firmen, politischen oder amtlichen Verlautbarungen, Inschriften in Museen. Ausläufer davon reichen bis in die F.A.Z.: "Die Manager wurden frei gelassen." "Der Klage wurde nicht statt gegeben" (22. April, Seite 3).
Dass die Lehrer im Titel des Aufsatzes als Hauptschuldige der Schäden der Rechtschreibreform herausgestellt werden, ist ungerecht. Es gab sicherlich Verirrte und Überzeugungstäter unter ihnen. Aber überwiegend waren "die" Lehrer genauso Opfer der Reform wie der Rest der Bevölkerung. Dummerweise sind Lehrer weisungsgebunden, was den Eindruck hervorrufen könnte, sie täten das alles aus Überzeugung. In der Anpassung an vorgeschriebene – oder als vorgeschrieben vermutete – Normen taten und tun sie jedoch nichts anderes als F.A.Z.-Redakteure, die "im Übrigen" oder "des Weiteren" schreiben.
Das Grundgefühl der Lehrer in Sachen Rechtschreibung kann man am ehesten als Resignation bezeichnen. Rechtschreibung ist ein Gegenstand der Unlust geworden. Man "umschifft" sie, wie es Eisenberg an einer Stelle genannt hat. Das Vertrauen in die neuen Regeln ist viel nachhaltiger zerstört, als es in dem Aufsatz durchklingt. Es wiederherzustellen wird eine ungleich schwierigere und länger dauernde Herausforderung sein als der sachgerechte Rückbau der Reform – vorausgesetzt, der Rückbau gelingt glaubwürdig.
WOLFGANG STEINBRECHT, STUDIENDIREKTOR A. D., BAD NENNDORF
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Kommentar von R. M., verfaßt am 29.04.2009 um 01.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7634
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Ossners Kritik an Eisenberg ist ja nicht völlig unberechtigt, aber wie verblendet muß man sein, um heute eine vermeintlich übertriebene Zusammenschreibung anzuprangern und dies an einem sehr seltenen Verb zu illustrieren – während gleichzeitig allerorten die gewöhnlichsten Wörter auseinandergerissen werden, an deren Zerstückelung nicht einmal die Ur-Reformer dachten? Was liest so einer eigentlich – den ganzen Tag nur englischsprachige Fachliteratur?
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Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 28.04.2009 um 20.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7633
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Blau oder grün oder schwarz streichen
(En passant und kurz zu den Beiträgen von Ossner und Germanist.)
Daß "blaustreichen" oder "grünstreichen" seit 2006 als Variante vorliegt, Herr Professor Ossner, neben "blau streichen", "grün streichen" ..., ist bei Ihrem Diskussionsbeitrag, wenn ich richtig sehe, nicht deutlich geworden. (Ich muß hier wohl nicht eigens auf den Punkt "resultative Prädikate" der 2006er Regeln hinweisen.) Eisernberg hat doch, soweit ich mich erinnere, auf die differierenden Duden-Regeln hingewiesen und hier generell die Variantenlösung ins Spiel gebracht.
Der Hinweis von Germanist (24. April) besteht zu Recht. Gehen wir doch von der Bedeutung aus – insofern die GZS der Aussprache und dem, wenn der Ausdruck erlaubt, semantischen Schwerpunkt folgt.
Liegen Akzent und Bedeutungsschwerpunkt auf dem ersten Element, schreibt man zusammen (wie "blaumachen", Geld "flüssigmachen"), tragen beide Elemente den Akzent bzw. sind sie gleichgewichtig, resultiert die Getrenntschreibung.
Meines Erachtens ein sicheres und einfach zu erklärendes wie beim Schreiben zu befolgendes Kriterium. Die Verpflichtung auf die Getrenntschreibung entfällt – dies immerhin ist meiner Erfahrung nach der positive Faktor, gerade im Kontext der Zusammenschreibung in den Fällen, in denen es um den "idiomatischen" Gebrauch, um die sog. übertragene Bedeutung geht, womit dem Unfug der 1996er Regeln der Boden entzogen wird.
Auch wer "schwarzarbeitet", kann eine Wand "schwarz malen" (meinetwegen auch "schwarzmalen"), muß dabei aber nicht "schwarzsehen".
Daß Eisenberg bei der Revision der 1996er Regeln seine Verdienste hat, insofern unsägliche Vorgaben aufgehoben wurden und Falschschreibungen vermieden werden können (was sich auch in meiner Praxis sehr positiv auswirkt), daran sei erinnert; daß auf ihn freilich kein Verlaß ist, darauf habe ich schon einmal hingewiesen (es betrifft auch seine Äußerungen zu Sprachnormen allgemein).
PS: Hat jemand Kenntnis davon, was am 24. April verhandelt wurde, welche Ergebnisse es gab?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2009 um 15.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7632
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Genau! Schon bei himmelblau streichen wird es ja ungemütlich mit der Zusammenschreibung.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 27.04.2009 um 09.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7631
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Wenn der Maler nicht betrunken ist, kann er dennoch die Wand blau streichen.
Vorsicht vor spontanen, scheinbar naheliegenden Einzelfallregeln! Das war der Irrweg des Duden, der wesentlich dazu beitrug, eine Reform notwendig erscheinen zu lassen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.04.2009 um 15.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7630
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Wenn der Maler betrunken war, hat er die Wand "blau gestrichen".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2009 um 13.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7629
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Jakob Ossner bezieht sich auf die frühere Rechtschreibung, die laut Duden blau streichen nur getrennt zuließ (die Neuregelung natürlich erst recht). Hier lag einer der krassesten Fehler des alten Duden. Er bestimmte nämlich grundsätzlich, daß Verbzusätze dieser Art nur bei Entstehen eines neuen Begriffs (blaumachen) zusammengeschrieben werden sollten, nannte dann einige unerklärte Ausnahmen wie totschießen und verwies für die Einzelfälle auf das Wörterverzeichnis. Dadurch wurde die GZS zu einer monströsen Schwierigkeit aufgeblasen. In Wirklichkeit wurden solche resultativen Zusätze schon immer wahlweise zusammengeschrieben, und ich habe es in diesem Sinne meinem Wörterbuch einverleibt. Nach zehn Jahren Krampf haben die Reformer das mehr oder weniger (aber in schlechter Darstellung und mit Eisenbergschen Schnörkeln!) übernommen.
Diese Zusammenschreibung hat sich so entwickelt, und wenn man nicht dem Dogma anhängt, die GZS sei auf den Unterschied zwischen Wort und Wortgruppe gegründet, kann man sie auch sehr sinnvoll finden. Wer das nicht einsieht, kann in meinen Augen auch nicht als Kenner der deutschen GZS gelten. Das Buch "Spatien" von Joachim Jacobs ist daher meiner Ansicht nach schon im Ansatz verfehlt.
Wie man hier sehr deutlich sieht, gelangen Rechtschreibreformer, die von undurchdachten Prämissen ausgehen, notwendigerweise in die merkwürdige Position, die Sprachgemeinschaft wegen der dudenfernen Weiterentwicklung der Schriftsprache zurechtweisen zu müssen.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 24.04.2009 um 11.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7628
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Mein lieber Pt,
Ihre Einwürfe zielen nicht darauf, sich fruchtbringend am Strangthema zu beteiligen, sondern darauf, einzelne Teilnehmer – in letzter Zeit vorzugsweise mich – zu widerlegen. Welche Freude auch immer Sie dem entziehen mögen, ich gönne sie Ihnen. Mich langweilen Sie jedoch, und ich vermute, daß es anderen ebenso geht.
Ich beanspruche für mich keine Unfehlbarkeit und halte weder mich noch meine Beiträge für anlaßgebend, sich dergestalt damit zu befassen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.04.2009 um 09.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7627
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Es wäre im Interesse der Zollfahnder schon wünschenswert, unterscheiden zu können, ob eine Wand "schwarz gestrichen", d. h. in Schwarzarbeit gestrichen, oder "schwarzgestrichen", d. h. mit schwarzer Farbe gestrichen wird.
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Kommentar von F.A.Z., 24.04.2009, Nr. 95 / Seite 9 (Leserbriefe), verfaßt am 24.04.2009 um 08.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7626
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Was ist, wie es ist
Zu "Lehrer, euch gehört die Sprache nicht!" (F.A.Z. vom 17. April): Peter Eisenberg hat auf das Ende des Rates für deutsche Rechtschreibung 2010 hingewiesen und versucht, die Zeit danach zu bestimmen. Dabei scheint es ihm ein Anliegen zu sein, die "Schulvertreter" aus dem Rat zu beseitigen. Zwar gibt es keine solche Fraktion im Rat, in seinem Eifer aber erfindet er Mitglieder, die verlangt hätten, "bestimmte Rechtschreibregeln zu favorisieren, weil sie sich einfach formulieren lassen" und unterstellt einem ein "Ansinnen, der Rat möge eine Umstellung literarischer Texte auf neue Orthographie empfehlen". Richtig ist hier, dass ich 2007 in die Diskussion eingebracht habe, ob der Rat nicht diejenigen Autoren, die sich gegen die Schreibung ihrer Texte nach Art der Reform von 1996 ausgesprochen hatten, bitten könnte, ihre Ablehnung nach dem Regelwerk von 2006 zu überdenken. Ich sah dies als eine Aufgabe des Rates an, weil ihm die Einheit der Orthographie ein Anliegen sein muss. Eisenberg stellt diejenigen, die er "Schulvertreter" nennt, als unvernünftige Manipulatoren an dem dar, "was ist, wie es ist". Aber die Rechtschreibung ist nicht naturwüchsig, wie sie Eisenberg propagiert, sondern ein kompliziertes Geflecht aus Regelmäßigkeiten, Konventionen und gesetzten Normen. Am Setzen neuer Normen hat sich Eisenberg selbst fleißig beteiligt. So geht auf ihn die Schreibung grünstreichen zurück, eine Schreibung, die erst seit 2006 möglich ist. Sinnvoll und sprachlich korrekt ist sie nicht, wie auch Jacobs, einer der besten Kenner der Getrennt- und Zusammenschreibung feststellt. Vielleicht meinte Eisenberg ja auch, dass die Rechtschreibung ist, wie sie ist, was am besten er bestimmen könne. Die deutsche Orthographie braucht keinen Rat, der statistisch feststellt, ob die Schriftbenutzer künftig grünstreichen oder nicht lieber grün streichen.
Professor Dr. Jakob Ossner, Mitglied des Rats für deutsche Rechtschreibung, Vertreter des Symposions Deutschdidaktik, Tettnang
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Kommentar von Red., verfaßt am 24.04.2009 um 00.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7625
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Pt, könnten Sie bitte zusammenhängende Texte schreiben statt dieser umständlichen Interlinearkommentare? Danke.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 23.04.2009 um 16.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7624
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Zum Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 23.04.2009 um 10.12 Uhr:
''Bei meiner Bemerkung, daß die Bevölkerung etwas akzeptieren würde, und den von mir dafür angeführten Indizien geht es um den Verzicht auf das ß nach schweizerischem Vorbild, nicht um die Reform von heute.''
Es dürfte vielleicht ein Großteil der Bevölkerung akzeptieren, oder, treffender gesagt, es wäre ihm egal. Die wenigsten davon dürften auch wissen, daß es sich bei ihrer Schreibweise um ''den Verzicht auf das ß nach schweizerischem Vorbild'' handelt. (Klingt doch irgendwie nobel, nicht?) Die meisten dürften das aber mit der Reform gleichsetzen.
''Bei den Internetforen, die ich im Sinn habe, handelt es sich nicht um solche, in denen Akademiker oder Sprachinteressierte schreiben; es geht um Fußball, Musik, Film und Fernsehen usw. Dort kräht kein Hahn nach der Rechtschreibung.''
Wir sollten beim Ziehen von Schlußfolgerungen aus Beobachtungen im Internet auch berücksichtigen, daß es das Internet in der heutigen Form so lange noch nicht gibt, die Reform und der Internetzugang großer Teile der Bevölkerung sind ungefähr zeitgleich. Wir können also keine gesicherten Aussagen über das Schreibverhalten der Bevölkerung im Internet vor der Reform machen. Bei einem Forum wie www.harry-auf-deutsch.de, in dem auch viele Schüler mitschreiben, ist Reformschrieb sowie die Fehler, die auch ein Schüler gemacht hätte, dem klassische Rechtschreibung gelehrt wurde, natürlich häufig zu finden, aber einige Poster schreiben auch klassisch. Es geht hier um die Sache – Harry Potter – und eben nicht um Rechtschreibung. Die natürliche (klassische) Entwicklung wäre, daß solche Schüler dann durch das Vorbild anderer Poster im Laufe der Zeit die (klassische) Rechtschreibung einfach übernehmen würden. Geben Sie mal bei www.harry-auf-deutsch.de in der Suchfunktion den Begriff ''Rechtschreibung'' ein, Sie bekommen 34 Seiten mit Treffern zurück, beispielsweise:
Re: Erinnerungen 21.05.2006 16:17 Zum vorherigen Beitrag gehen
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Hogwarts-Hausmeister
Hey Muffi ... auch wenn ich dich privat kenn ... trotzdem mal ein bisschen auf Rechtschreibung auchten. Sonst können die anderen es auch nicht lesen Wink
Nun zu deiner Kritik ... ich hab folgendes zu meiner Verteidigung zu sagen.
Hagrid
"Nichts, was Dumbledore nicht wieder richte könnt"
Ich denke schon, das man es wieder richten hätte können.
Siehe auch hier:
http://www.harry-auf-deutsch.de/HaD/forum/ Sonstiges / Sonstige Diskussionen / 5 Schritte zur Rechtschreibreform
''Meine Beobachtung ist, daß vielfach auf das ß verzichtet wird.''
Ich denke nicht, daß das ein bewußter Verzicht ist. Die Leute kopieren einfach andere Schreibweisen. In der Schule wird ihnen die reformierte Schreibung gelehrt, ohne daß sie sie wirklich richtig anwenden können. Da liegt es nahe, ganz auf das ß zu ''verzichten'', da es als unnötige Verkomplizierung erscheint, insbesondere, wenn man Komposita sowieso auseinanderreißt.
Es geht nicht nur darum, zu beobachten und dann vorschnelle Schlußfolgerungen aus diesen Beobachtungen zu ziehen, sondern darum, zu verstehen, warum es so ist. Wenn Rechtschreibung nur an den Problemen von Schülern und dem Jetzt und Hier orientiert ist, dann wird man nie zu einer gediegenen Rechtschreibung finden, noch wird man deren Notwendigkeit einsehen. Aus diesem Grunde sind Foren, die nur das Tagesgeschehen zum Inhalt haben, als Basis für Strategieaussagen über Rechtschreibung eher ungeeignet.
''Ich plädiere auch nicht dafür, Konzessionen an die Reformer zu machen. Der Preis, den ich zu zahlen bereit bin, ist der, die Profilneurose der Reformer sich ausleben zu lassen. Sollte eine weitere Reform die klassischen Schreibweisen wiederherstellen, und sollten die Reformer das als wunderbare Neuerung feiern, dann sollen sie es von mir aus tun. Das habe ich gesagt; nicht mehr und nicht weniger.''
Wo kämen wir da hin, wenn jeder seine Profilneurosen auf Kosten anderer ausleben dürfte? Außerdem dürfte es extremst unwahrschienlich sein, daß eine weitere Reform die klassischen Schreibweisen wiederherstellt!
Ich denke, daß jeder hier dafür ist, die klassische Rechtschreibung wieder uneingeschränkt an den Schulen gelten zu lassen. Vielleicht sollte man nach schweizerischem Vorbild nun auch den Geßlerhut von der Stange nehmen.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 23.04.2009 um 11.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7623
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Die Aufhebung der Übergangsfrist, das wäre schon 2004 und davor für die Politiker die vernünftigste Lösung (in Nachahmung des französischen Musters) gewesen. Trotzdem zogen sie dem politischen Kompromiß, der möglich war, einen Kompromiß in der Sache vor, der nicht möglich ist. Witzigerweise haben sie darin, laut der Erklärung von Frau Wanka, zugleich ein Gebot der Staatsraison erblickt, in der vermutlich gar nicht einmal irrigen Annahme, daß für die meisten Deutschen Rechtschreibregeln eine unmittelbare Manifestation staatlicher Autorität seien.
Die Chancen für eine nachträgliche Aufhebung der Übergangsfrist hängen davon ab, inwieweit diese Annahme fortwirkt oder von der gegenteiligen Annahme verdrängt wird: daß das Beharren auf der bisherigen Linie die Autorität des Staates nicht fördert, sondern untergräbt. Diese Einsicht dürfte am ehesten im stillen reifen. Für die Reformgegner entsteht dadurch eine zwiespältige Situation, in der sie den Lernprozeß der Politiker nicht zuletzt durch fortgesetzte Renitenz möglichst kräftig fördern müssen, ohne daß diese wieder wie ein Tier reagieren, das sich in die Enge getrieben fühlt.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 23.04.2009 um 10.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7622
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Noch ein Nachtrag in bezug auf die Schule: Wichtiger noch als das Geltenlassen der klassischen Schreibung in Schülerarbeiten scheint mir zu sein, daß die Lehrer in der herkömmlichen Orthographie unterrichten dürfen.
Wer als ABC-Schütze lernt, "heute Mittag" zu schreiben, wird es als Abiturient noch immer tun. Was soll ein Lehrer machen, der "heute Mittag" für Unsinn hält, wenn er nicht "heute mittag" schreiben darf? Sicher kann er in einer Schülerarbeit "heute mittag" richtig sein lassen – es muß dafür aber erst einmal ein Schüler kommen, der "heute mittag" schreibt.
Ich sehe schwarz, daß die KMK oder auch nur ein einzelnes Bundesland die Vorgabe, nach der reformierten Rechtschreibung zu unterrichten, fallenläßt.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 23.04.2009 um 10.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7621
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Ich möchte hier mal etwas klarstellen: Bei meiner Bemerkung, daß die Bevölkerung etwas akzeptieren würde, und den von mir dafür angeführten Indizien geht es um den Verzicht auf das ß nach schweizerischem Vorbild, nicht um die Reform von heute.
Bei den Internetforen, die ich im Sinn habe, handelt es sich nicht um solche, in denen Akademiker oder Sprachinteressierte schreiben; es geht um Fußball, Musik, Film und Fernsehen usw. Dort kräht kein Hahn nach der Rechtschreibung. Meine Beobachtung ist, daß vielfach auf das ß verzichtet wird. Wer andere Erfahrungen gemacht hat, möge mir bitte meine ebenso lassen wie ich ihm seine.
Ich plädiere auch nicht dafür, Konzessionen an die Reformer zu machen. Der Preis, den ich zu zahlen bereit bin, ist der, die Profilneurose der Reformer sich ausleben zu lassen. Sollte eine weitere Reform die klassischen Schreibweisen wiederherstellen, und sollten die Reformer das als wunderbare Neuerung feiern, dann sollen sie es von mir aus tun. Das habe ich gesagt; nicht mehr und nicht weniger.
Auch ich bin dafür, die klassische Orthographie weiterhin uneingeschränkt in den Schulen gelten zu lassen. Ich kenne viele Lehrer aus verschiedenen Schulformen und habe sie alle schon nach dem Umgang mit der Reform gefragt: Bis auf Heyse lassen die Schulen die klassische Orthographie jetzt schon sehr weitgehend gelten – sogar "heute nachmittag" etc., vor allem aber die GZS. Bei der Literaturauswahl ist die Rechtschreibung auch kein Kriterium; die Schüler haben somit die klassische Orthographie stets vor Augen – und erwiesenermaßen keine Schwierigkeiten damit.
Es kommt sowieso letztlich immer auf die einzelnen Lehrer an.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2009 um 06.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7620
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Die einfachste und unverfänglichste Forderung, gegen die auch am schwersten etwas einzuwenden sein dürfte, lautet: Um unbillige Härten gegen die Schüler zu vermeiden, bleibt auch die bisherige Schreibweise auf unbestimmte Zeit gültig.
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Kommentar von E.GAL, verfaßt am 22.04.2009 um 21.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7619
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Den Äußerungen von "Pt" zu dem folgenden Zitat eines Vor-Posters kann ich viel abgewinnen:
"Angesichts meiner Beobachtungen insbesondere in Internetforen, von denen ich etliche kenne, glaube ich jedoch, daß das in der Bevölkerung ohne weiteres akzeptiert würde."
Ich verfolge auch in einigen Netz-Foren die Diskussionen (vorwiegend Musiker- und Politidiskussionsforen), in denen sich zum größten Teil Leute tummeln, die sich in der Schriftsprache mitteilen möchten (auf SMS-Stil und ausgeprägt orthographisch total inkompetente Ergüsse trifft man dort nur äußerst selten). Ohne auch nur eine elementare empirische Basis zu haben, meine ich beobachten zu können, daß es so was wie einen Trend "Weg vom Reformschrieb!" zu geben scheint. Natürlich gibt es häufig "dass" bei (vielleicht eher jüngeren) Teilnehmern, oft ganz viel Murks bei der Groß- und Klein- sowie der Zusammen- und Getrenntschreibung, was aber selbst einen kompetenten Deutschlehrer, der die Rechtschreibung beherrscht, nicht mehr überraschen kann - das ist er von seinen Schülern gewohnt. Bei komplexeren Themen kann man immer wieder feststellen, daß es vielleicht nicht mehr das große Bedürfnis gibt, mittels Reformschrieb einen Modernitätsappeal mitzunehmen, sondern daß wie selbstverständlich die bewährte Rechtschreibung praktiziert wird.
Für mich stellt es sich so dar, daß die jeweils bevorzugte Rechtschreibung kaum noch Anlaß für Diskussionen liefert, es herrscht vielmehr so etwas wie eine diffuse Toleranz vor. Vielleicht gesellt sich auch eine rebellische Haltung der aufgeweckteren Teilnehmer dazu, die in diesen Zeiten nach Gelegenheiten suchen, dem gesamten Polit-Haufen, der unter dem Begriff "Reform" schon seit Jahren einen Angriffskurs gegen "die Leute" fährt, auf nicht so riskanten Gebieten "im kleinen" in die Parade zu fahren. Ich gebe zu, daß in meinen Wunschträumen verstärkt selbstwußte Schüler sich mit ihren Lehrern zanken und in Kauf nehmen, daß sie für ihre Weigerungen, "Pleite machen", "heute Morgen" oder sogar "dass" zu schreiben, Minusbewertungen einheimsen.
Mit Konzessionen an die Reformschrieb-Anhänger bewirkt man nichts - die Zeit arbeitet gegen diesen Murks.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 21.04.2009 um 18.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7618
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Für die allermeisten Sprachen außer Englisch gilt: Wer fehlerfrei darin schreiben will, muß sich eine PC-Tastatur der betreffenden Sprache kaufen. Gerade habe ich das mit einer in Bosnien gekauften Tastatur ausprobiert, und mein Rechner verstand es sofort, der Drucker sowieso. Die lateinischen und kyrillischen kroatischen und serbischen Sonderzeichen funktionieren einwandfrei. Was E-mails und SMS betrifft, die dort notwendige Primitivschreibweise war in den Anfangsjahren auch in der damals noch sehr maschinennahen Programmierung allgemein nötig.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 21.04.2009 um 15.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7617
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''Diesen Preis müssen wir Reformgegner zahlen. Und wenn sich letzthin etwas bessert, bin ich auch bereit dazu.''
Sie bekommen Ihr Auto geklaut, und der Dieb tanzt dann bei Ihnen damit an, damit Sie es zurückkaufen? – Das geht nur, wenn man annehmen muß, daß Sie einen guten Grund haben, nicht zur Polizei zu gehen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt ...
''Soll sich beweihräuchern, wer immer es will, wenn der Sache gedient ist.''
Wenn dies einreißt, gesamtgesellschaftlich, dann ist damit keiner Sache mehr gedient.
''Möglicherweise wird uns auch der Preis abverlangt, die Frage nach Adelung oder Heyse mit dem schweizerischen Verzicht auf das ß zu beantworten.''
Warum, verdammt nochmal, sollen wir überhaupt einen ''Preis'' zahlen? Haben wir die versalzene Suppe bestellt? Haben wir eine ''Leistung'' verlangt oder gar in Anspruch genommen? Sollen wir den Dreck bseitigen, den andere gemacht haben, und dafür auch noch zahlen? Irgendwie drängt sich mir da der Begriff ''Nötigung'' auf.
Es verwundert immer wieder, wie sehr sich alles auf das ß zuspitzt. Was ist an diesem Buchstaben so problematisch? Es dürfte in jeder Sprache Zeichen geben, die aus verschiedensten Gründen etwas anders sind als die anderen. Dagegen ist aber nichts einzuwenden, es gibt der Sache doch erst die Würze!
Einer in der Klasse wird rausgedeutet, und der wird dann fertiggemacht, der ist dann der Sündenbock für alles, den man in die Wüste schickt. Wir sollten heutzutage – immerhin leben wir im 21. Jahrhundert – doch geistig etwas weiter sein!
''Angesichts meiner Beobachtungen insbesondere in Internetforen, von denen ich etliche kenne, glaube ich jedoch, daß das in der Bevölkerung ohne weiteres akzeptiert würde.''
Ein Internetforum ist nicht die gesamte Bevölkerung, sondern nur ein kleiner Ausschnitt davon, der zudem von den dortigen Meinungsmachern eingelullt wird. Wenn da niemand dagegenhält, dann haben die natürlich leichtes Spiel.
Nebenbei bemerkt, in bestimmten Foren, z.B. www.antimoon.com oder auch www.spinnoff.com/zbb gibt es immer wieder Diskussionen über Reformen – meist der englischen Orthographie, siehe
http://www.antimoon.com/forum/t12843-30.htm
Skywise Thu Apr 09, 2009 12:03 pm GMT:
These ''inconsistencies'' are due to the course of history and therefore show an historical process. (BTW, that's something many people are proud of!) That's what gives the written form of English its unique flavour. That's – in a certain sense – what defines English orthography. To reform it means to destroy it! You would therefore end up with an orthography similar to the ones devised for small indigenious cultural groups which most recently got an – often linguistically based – orthography for the first time. So, English orthography would get the look of such a language without literal tradition. (BTW, no orthography is purely arbitrary in nature. What do you mean by graphical here?)
Stellen Sie sich vor, man würde dem Englischen eine neue Orthographie verpassen, die alle bestehenden ''Schwierigkeiten'' ausräumt: Ganz abgesehen davon, daß dies nicht möglich ist, was würde dabei rauskommen? Genau, eine Verschriftung des Englischen, bei der man nicht mehr erkennt, daß es sich um ebendiese Sprache handelt. Man würde den Eindruck gewinnen, daß es eine bis dahin unverschriftete Sprache sei, die erst kürzlich – von Linguisten – eine phonologische Einheitsorthographie verpaßt bekommen hat. Soll das auch mit dem Deutschen geschehen? Anstatt über den Preis zu spekulieren, den wir für eine mutilierte Schriftsprache zu zahlen genötigt werden, sollten wir uns besser Geanken darüber machen, wie wir dagegen angehen. Es steht mehr auf dem Spiel als nur Orthographie!
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 21.04.2009 um 10.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7616
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Aus dem, was ich hier lese, scheint mir der Wunsch und der Plan zu sprechen, der Unvernunft mit Vernunft beizukommen. Das leuchtet im Prinzip ein. Im Falle der Rechtschreibreform aber bin ich überzeugt, daß das nicht funktioniert.
Die KMK, der Rechtschreibrat, jeder Reformbefürworter bis hin zu Leuten wie Weimer, Jörges usf. können natürlich öffentlich erklären, daß sie die Reform für gescheitert halten und rückgängig machen. Es würde ihrer Reputation sogar zuträglich sein. Das werden sie aber nicht tun. Was sie allenfalls mitmachen werden, ist eine als Weiterentwicklung dekorierte neuerliche Reform, die klassische Schreibweisen wiederherstellt. Sie würden sich auch nicht scheuen, das den Leuten als Durchbruch in ein neues, unentdecktes, paradiesisches Land unterzujubeln und die klassischen Schreibungen, die sie kurz zuvor noch mit Feuereifer bekämpft und als überholt angesehen haben, im Brustton der Überzeugung als riesigen Gewinn für die Sprache zu preisen.
Diesen Preis müssen wir Reformgegner zahlen. Und wenn sich letzthin etwas bessert, bin ich auch bereit dazu. Soll sich beweihräuchern, wer immer es will, wenn der Sache gedient ist.
Möglicherweise wird uns auch der Preis abverlangt, die Frage nach Adelung oder Heyse mit dem schweizerischen Verzicht auf das ß zu beantworten. Es spricht manches dagegen, das für gelungen zu halten. Angesichts meiner Beobachtungen insbesondere in Internetforen, von denen ich etliche kenne, glaube ich jedoch, daß das in der Bevölkerung ohne weiteres akzeptiert würde.
Nach 45 war plötzlich jeder Parteigenosse ein innerer Widerständler, der das Parteibuch nur hatte, um das Regime von innen zu sabotieren. Das war menschlich verständlich und moralisch schändlich. Das Thema Orthographie ist gewiß einige Nummern kleiner. Umso wahrscheinlicher ist es, daß sich die Leute in dieser Sache ähnlich verhalten würden.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.04.2009 um 21.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7615
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Die Enführung des Heyse-ss erfolgte ja zwecks angeblicher Erleichterung für die Schüler und die Lehrer und war folglich nach Eisenberg ebenfalls eine verbotene Manipulation.
Die Rechtschreibdiskussion ist in Deutschland verstummt, weil die Zeitungen übereingekommen sind oder mit der Regierung vereinbart haben, diese Diskussion zu unterdrücken. Es würde genug Leserbriefe dazu geben, wenn sie denn gedruckt würden. Ich frage mich, warum es den Zeitungen zusteht, zu entscheiden, ob eine weitere Diskussion stattfinden darf.
Nach 1945 haben wir uns darüber lustig gemacht, daß die Leute, die vorher das große Wort geführt hatten, auf einmal alle nur als "Mitläufer" eingestuft wurden. In der Gegenwart scheint es wieder fast nur noch "Mitläufer" zu geben.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 20.04.2009 um 19.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7614
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Ich sehe es wie Herr Wrase, was ich übrigens auch damit meinte, daß mir Eisenberg ein Rätsel ist (615#7605).
Und damit stimme ich Herrn Mahlmann nicht zu, was er jetzt bitte nicht persönlich nehmen muß. Die Kultusminister und eigentlich auch Eisenberg (in welcher Rolle auch immer) würden sich noch lächerlicher machen, wenn ein verzweifeltes Weiterwurschteln in Richtung Akzeptanz weitergeht. (Womit ja doch nur gemeint ist, daß das Volk die heilsbringenden Segnungen einer Rechtschreibreform gefälligst endlich anzunehmen hat.)
Nach den Allensbachumfragen der letzten Jahre (nicht nur die von April 2008!), den ersten wissenschaftlichen Untersuchungen über den angeblichen Erfolg der Reform(en), dem Urteil des BVG (wonach die Verfassungsmäßigkeit bekanntlich an die Akzeptanz gekoppelt ist) und dem Beschluß des Bundestages, daß die Sprache dem Volk gehöre, kann der Weg weiter in Richtung irgendeiner Reform nur der falsche sein.
Dieser ganze unhaltbare Blödsinn – samt Heysescher s-Schreibung, die schließlich seit Beginn nicht funktioniert – muß verschwinden und danach kann die Sprache sich (endlich) regenerieren. Man wird dann sehen, in welche Richtung sie sich von allein (im Sinne eines "leave your language alone") entwickeln wird. Ein deskriptives Wörterbuch, wie es der Duden früher einmal war, könnte wieder die Entwicklungsschritte kodifizieren (und nicht mit Gewalt normieren). Gerade die einzelnen desaströsen Reformen der Reformen haben dabei gezeigt, daß ein Wörterbuch eher mit weniger Regeln auskommen sollte als mit zu vielen. Auch das macht das Wörterbuch von Herrn Ickler sehr anschaulich vor (weshalb es auch zugleich von so vielen gründlich mißverstanden wurde).
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 20.04.2009 um 10.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7613
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Gibt es denn wirklich eine Alternative? Von der Person Eisenberg unabhängig – wer in der Rechtschreibkommission für eine Komplettabschaffung der Reform eintritt, wird sich nicht durchsetzen. Er muß die Reform anerkennen.
Wenn der Weg zurück blockiert ist – und sei es auch der beste –, muß ein anderer gefunden werden, der zum selben Ziel führt. Ob Eisenberg das anstrebt, kann ich nicht beurteilen. Ich bin jedoch sicher, daß die KMK eine völlige Rücknahme der Reform nicht zulassen will und wird. Es muß auf Teufel komm raus weiterreformiert werden.
Die Hoffnung bleibt, daß am Ende der Reformerei die klassische Orthographie steht; die Befürchtung und auch der Preis gehen damit einher, daß bis dahin noch mehr Schaden angerichtet wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2009 um 09.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7612
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Herr Wrase hat Eisenbergs bekannte Doppelstrategie sehr treffend gekennzeichnet. Eisenberg hat die Reform von Anfang an aufs schärfte verurteilt – und zugleich durchzusetzen versucht. In seiner Schroedel-Broschüre von 1996 schrieb er:
„Die Orthographiereform ist beschlossene Sache, der Streit um das Für und Wider einzelner Regelungen hat vorerst ein Ende. Es kommt jetzt darauf an, den Übergang auf die neue Orthographie im Alltag des Schreibens zu sichern, ihn so unaufwendig wie irgend möglich zu machen.“
Das war neun Jahre vor dem geplanten Ende der Übergangsfrist. Seither hat sich an seiner Strategie nichts geändert. Den Fachkollegen kann er jederzeit die reformkritischen Schriften und Äußerungen zeigen ("gehört auf den Müll!" usw.), den Kultusministern und Zehetmair die "konstruktive" Mitarbeit am Reformprojekt.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 20.04.2009 um 01.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7611
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Besonders unangenehm fällt mir folgender innerer Widerspruch in Eisenbergs Text auf:
Schließlich liegt das geltende amtliche Regelwerk wie ein Felsbrocken in der Tür zu einer sich verstetigenden Arbeit. Der Text ist, was die Textsorte betrifft, unentschieden, er ist unverständlich, voller Widersprüche, viel zu kompliziert, wissenschaftlich nicht auf dem Stand der Technik, er erfasst zu wenig elementare Regularitäten, regelt aber zu viele Details. [...] Die Rechtschreibdiskussion ist in Deutschland verstummt, gewichtige Folgeschäden der Neuregelung sind geblieben.
Das ist klar und deutlich. Unmittelbar danach heißt es jedoch:
Das Vertrauen der Sprachgemeinschaft in die Tragfähigkeit der geltenden Regelung ist erst teilweise hergestellt, das gilt ausdrücklich auch für die Schule.
Erstens ist das ausweislich aller Erhebungen eine starke Untertreibung. Die Zustimmung zur Rechtschreibreform ist nach wie vor auf einem jämmerlichen Niveau von rund 10 Prozent (Allensbach). Außerdem klingt Eisenbergs Statement so, als sei das Vertrauen der Sprachgemeinschaft in die Neuregelung ein wünschenswertes Ziel. Wie das? Der Leser ist doch gerade belehrt worden, das amtliche Regelwerk sei unverständlich, voller Widersprüche, viel zu kompliziert, wissenschaftlich nicht auf dem Stand der Technik und gewichtige Folgeschäden der Reform seien geblieben.
Dieser Selbstwiderspruch scheint das Verhältnis Eisenbergs zur Rechtschreibreform und seine Einmischung zu durchziehen.
Ich meine, daß die geringe Akzeptanz der Neuregelung nicht überraschen kann und daß es ein unsinniges Ansinnen ist, sie "herstellen" zu wollen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2009 um 16.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7608
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Das trifft zu. Eisenberg ist an sich schon der Richtige, deshalb habe ich ihn ja auch bekniet, dem Rat beizutreten. Wo auch er sich noch irrt, das habe ich in diversen Kommentaren gezeigt, aber er ist zweifellos einsichtig genug und braucht sich auch nicht zu scheuen, frühere Irrtümer zuzugeben. In der Sache waren wir immer ziemlich derselben Meinung.
Das Ergebnis wird naturgemäß meinem Vorschlag im Rechtschreibwörterbuch sehr ähnlich sein, bis auf Heyse.
Man hätte das schneller und billiger haben können, aber die Deutsche Akademie hatte nicht genug Mumm, die schon gebilligte Annahme meines Lösungsvorschlags (mit den großzügen Fristen) durchzufechten. Nun kommt es eben auf die schleichende Tour, langdauernd und qualvoll.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 17.04.2009 um 16.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7607
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Zu den von Herrn Ickler (615#7604) angesprochenen praktischen Folgen einer nochmaligen Änderung wird dann natürlich eine nochmalige Umstellung von Eisenbergs „Grundriss“ gehören. Herr Ickler hatte hier zur damaligen Umstellung des Buches auf Mischorthographie schon das wichtigste mitgeteilt (siehe hier).
Wie wird Eisenberg sich dann wohl im Vorwort ausdrücken? Etwa so:
Wichtigste Änderung ist die erneute Umstellung des Textes auf die seit [Datum ist noch einzusetzen] nunmehr endgültig verbindliche Neuregelung der Orthographie. Für diesen abermaligen Schritt gab es viele Gründe. Der wohl wichtigste: Ein Buch, das u. a. in der Lehrerbildung verwendet wird, sollte sich auf die Dauer nicht der Schreibweise verweigern, die das tägliche Brot der Lehrer ist. Die Umstellung erfolgt wie auch in der vorigen Auflage nach bestem Wissen – falls etwas übersehen wurde, bitten wir um Verständnis und können das in einer noch endgültigeren Auflage korrigieren –, und sie erfolgt auch dort, wo die Neuregelung nach Auffassung des Autors noch immer Mängel hat. Der Autor wird deshalb auch weiterhin daran arbeiten, gravierende Mängel der Neuregelung der Orthographie zu beseitigen, wie er es bereits seit den Neuregelungen von 1996, 2002, 2004, 2006 und [beliebig zu ergänzen] im Dienste der deutschen Schreibgemeinschaft getan hat.
Und wieviel Ahnung von der Sache hat schließlich der Ratsvorsitzende? Herr Ickler mutmaßte hier, daß Zehetmair womöglich noch nie das amtliche Reformregelwerk gelesen habe. Wenn Zehetmair also eh keine Ahnung hat, kann er umso stolzer auf Eisenberg (Theodor Ickler in 615#7606) und dessen Ahnung sein.
So etwas Ähnliches meinte doch auch Cäsar, als er dicke Männer um sich haben wollte. Nun muß man nur noch „dick“ gegen „ahnungslos“ austauschen und niemand wird eine Gefahr für Eisenberg.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2009 um 15.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7606
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Eisenberg möchte als Retter der deutschen Rechtschreibung in die Geschichte eingehen. Die Reformer haben sie verdorben, Eisenberg hat bisher schon die schlimmsten Fehler beseitigt und wird auch noch ein paar andere beseitigen. Das kann man gut verstehen.
Dieses Ziel ist auch nicht besonders schwer zu erreichen, solange man den Kultusministern nicht auf den Fuß tritt – was Eisenberg seit vierzehn Jahren sehr konsequent vermieden hat – und sich mit dem Ratsvorsitzenden gut stellt, auch wenn man eine sehr geringe Meinung von ihm hat. Zehetmair ist jedenfalls sehr stolz auf seinen Helfer.
Allerdings: Heyse wird bestimmt nicht mehr aufgegriffen. Die "schlechtestmögliche Lösung" (Eisenberg über "dass") wird bleiben, das ist der Preis für den Ruhm.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 17.04.2009 um 15.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7605
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Ich muß gestehen, daß ich aus Eisenberg nicht recht schlau werde. Kratzbaum bringt es im Diskussionsforum auf den Punkt (29#4879).
Eisenbergs Analyse hat ja durchaus einiges für sich (er selbst scheint sich freilich auch ganz gern zu "spreizen" und zu "entfalten", aber Klappern gehört wohl zum Handwerk). Nur welche Konsequenzen zieht er aus seiner Analyse? Daß die Rechtschreibreform schlecht ist, hat er ja schon wiederholt kundgetan. Warum aber hat er unbedingt daran mitgewirkt?
Genug Ansehen und Gewicht hätte der Linguistikprofessor und Duden-Preisträger Eisenberg allemal, um den Kultusministern argumentierend gegenüberzutreten. Es kann ja nicht allein daran liegen, daß ihm die Reisekosten nicht erstattet werden. (Sollte das etwa nicht das "schönste Ehrenamt" sein, das die Republik zu vergeben hat?) Und anscheinend reitet er auch nicht so abstruse Steckenpferde wie die Etymologie des erfundenen Laien oder die Qualifizierung von Argumenten nach Besoldungsklassen.
Eisenberg ist auch intelligent genug, um zu wissen, daß er im Rat für deutsche Rechtschreibung nicht nach dem olympischen Motto leben muß: Dabeisein ist die Hauptsache.
Er bleibt für mich ein Rätsel.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2009 um 15.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7604
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Der Text geht, wie immer, mit den Kultusministern sehr schonend um. Zehetmair, eigentlich doch einer der Hauptverantwortlichen für das Debakel, kriegt seinen Honig, denn er liebt seinen Retter Eisenberg als wie seinen eigenen Sohn und läßt ihn gewähren. Wo Eisenberg von der Deutschen Akademie spricht, meint er natürlich sich selbst, und wenn er sagt, der Rat brauche Geld, meint er ebenfalls sich selbst, da er ja der einzige ist, der etwas tut und dazu auch in der Lage ist.
Vom "Riskieren" zu sprechen ist ziemlich übertrieben. Ein guter Vorschlag wäre es zum Beispiel, die herkömmliche Rechtschreibung unbefristet weitergelten zu lassen. Aber das riskiert er lieber nicht. Übrigens haben nicht nur Verlagsvertreter finanzielle Interessen, sondern auch Verlagsautoren ...
Der Text ist zwar unangenehm doppelzüngig (vor allem was das Beobachten der Sprache betrifft), aber dankenswert enthüllend gleichwohl.
Da an den nächsten Sitzungen wohl noch weniger Ratsmitglieder teilnehmen werden und die Hälfte sowieso nichts sagt und nichts beiträgt, liegt eine Verkleinerung sehr nahe. Ich nehme an, daß das schon abgestimmt ist und kommen wird. Eisenberg scheint zwischen den Zeilen andeuten zu wollen, daß die Dudenredaktion aus ganz anderen Gründen nicht mehr arbeitsfähig sein wird.
Der weitere Rückbau kann naturgemäß nur in unsere Richtung gehen. Die praktischen Folgen einer nochmaligen Änderung sind allerdings unvermeidlich.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 17.04.2009 um 12.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7603
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Eisenbergs Titel erinnert an Sebastian Krämer: „Deutschlehrer“
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