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23.05.2007
 

Pretty gross
Das versale ß

dpa verbreitet einen Bericht über die geplante Aufnahme eines großen Eszetts in den Zeichensatz ISO-10646.

Der Vorstoß geht vom Deutschen Institut für Normierung aus, das dem Beirat für deutsche Rechtschreibung angehörte, dem Zehetmairschen Rat für deutsche Rechtschreibung hingegen nicht mehr.



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Kommentare zu »Pretty gross«
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 23.05.2007 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5920

Aufschlußreich ist das Symbolbild. Zu sehen sind die Schreibungen "ROßBER..." und "BAßSAITEN". Einerseits ist die Etablierung eines großen "ß" unvermeidlich, weil sich eine Versalschreibung wie z.B. "MASSSTAB" nach Heyse nicht mehr konsistent vermitteln läßt. Andererseits scheint das die Verwirrung nicht gerade aufzulösen. Im Text ist dann noch vom "Esszett" die Rede.


Kommentar von jms, verfaßt am 23.05.2007 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5921

Besser kann es gar nicht kommen. Vielleicht wird das ß auf diesem Weg wieder populär und man besinnt sich auch wieder auf die Vorteile des kleinen ß gegenüber dem ss nach kurzem Vokal. Denn die alltäglichen Rechtschreibfehler gerade in diesem Bereich sind exorbitant. Das große ß sorgt für Eindeutigkeit, das kleine für weniger Fehler und beide sorgen für bessere Lesbarkeit. Das ersehnte Comeback des Eszett liegt möglicherweise näher als erhofft.


Kommentar von Tanja Gerber, verfaßt am 23.05.2007 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5922

Herr Grass hat schon angekündigt, sich demnächst wieder mit ß schreiben zu wollen, wie seine Vorfahren.


Kommentar von Vardapet, verfaßt am 23.05.2007 um 19.26 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5923

Ein großes MASSSTAB kann mich nicht für ein großes Eszett einnehmen, weil schon immer die Möglichkeit bestand, in diesem Fall SZ zu schreiben: MASZSTAB. Sollte das neuerdings anders sein? Der aus dem Fraktursetzkasten stammende Kleinbuchstabe ß muß m. E. NICHT künstlich "vergrößert" werden.

Auf der Homepage meiner Heimatuni (Trier) gibt es einen Link zu den neuen Reformregeln. Ich glaube nicht, daß den je jemand anklickt, aber alle scheinen zu wissen, daß die Reform neuerdings Pflicht sei ... Auch den Text des damaligen Urteils geben alle zu kennen vor, und doch kennen ihn die wenigsten! Er gilt nur für Schulen, selbst von Verwaltung steht dort nichts. Alt UND neu ist jedenfalls die Regel, daß bei Unterstreichungen Unterlängen ausgespart werden müssen, etwas, was mein ästhetisches Empfinden (bei den häufig zu beobachtenden Zuwiderhandlungen) - neben dem ss/ß - empfindlich stört ...


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 23.05.2007 um 21.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5925

Ich hatte mal einen Duden-Band — und das ist mindestens schon ein Viertel Jahrhundert her —, da gab's schon das "ß" als Großbuchstabe. *DER GROßE DUDEN* oder so war da der Titel, und vielleicht war's ein Ost-Duden. Aber seitdem habe ich dieses bloß dickere "ß" nicht wiedergesehen; — und leicht zu lesen war's übrigens auch nicht. Man mußte schon zweimal hinschauen, um zu verstehen, was gemeint war. Mich hat dagegen die Schreibung "RUSZLAND" in Balkenüberschriften oder MASZSTAB, wo die's also absolut nicht anders schreiben wollten, nie gestört. Die Auflösung in ein großes "SZ" kommt ohnehin selten genug vor. Daß eine Notwendigkeit bestehe, ein großes Eszett zu schaffen, ist wirklich an den Baßsaiten herbeigezogen. Wer schreibt sowas groß schon nur groß?


Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.05.2007 um 22.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5926

Für eine eigene deutsche Tastatur-Taste für das große und kleine ß wäre unten rechts neben dem "-" Platz, wenn die rechte Großbuchstaben-Umschaltetaste entsprechend schmäler gemacht würde. Also kein Problem.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.05.2007 um 22.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5927

Wenn ein aufgeblasenes ß zu primitiv erscheint, dann eine schöne Ligatur aus großem S und großem Z. Vielleicht brächte ein offener Künstlerwettbewerb mit Preisgeld etwas Schönes zutage.


Kommentar von Klaus Malorny, verfaßt am 23.05.2007 um 23.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5928

Die DIN-Autoren geben vor, es ginge im wesentlichen nur um die elektronische Darstellung historischer Texte und Eigennamen in Großschreibung. Dafür geben sie Belege an. Nach ihren Vorstellungen soll das ß weiterhin in SS bei der Konvertierung von Klein- in Großbuchstaben umgewandelt werden. Eine Änderung der Orthographie sei nicht geplant. Was die wirklichen Absichten sind, läßt sich aber nur schwer erahnen. Meines Erachtens jedoch zementiert das versale ß die Kategorisierung als Buchstabe, was eigentlich nicht stimmt, und stützt so die Heyse-Schreibung.

Das Geschwafel über neue Tastaturen ist Unsinn. Wenn die Absicht echt ist, gibt es keinen Bedarf. Das Hinzufügen einer neuen Taste ist keinesfalls nötig, genausowenig wie es bei dem Euro-Symbol war. Alte Tastaturen würden auch nicht unbrauchbar werden bzw. ungeeignet sein. Spätestens seit der Entwicklung des IBM-PCs übertragen Tastaturen keine Zeichen mehr, sondern nur noch abstrakte Codes. Erst im Rechner werden die Tastendrücke zu Zeichen umgeformt. Alles eine Frage des Tastaturtreibers.

Interessant ist noch, daß das DIN das Bundesinnenministerium um Erlaubnis gefragt hat. Das ist so ziemlich das letzte Ministerium, das ich als dafür zuständig erachte.

Das vollständige Dokument ist hier zu finden: http://std.dkuug.dk/jtc1/sc2/wg2/docs/N3227.pdf


Kommentar von Klaus Malorny, verfaßt am 23.05.2007 um 23.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5929

Nachtrag: Man achte auf die Schreibweise im web.de-Artikel – da waren wieder 150%ige am Werk. Stammt das von der DPA?


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.05.2007 um 00.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5930

Bitte mich nicht mißzuverstehen: Weder finde ich ein großes "ß" schön, noch halte ich es für notwendig. Behauptet habe ich lediglich, daß die s-Schreibung nach Heyse zu einer solchen Lösung drängt (MASZSTAB oder MASZGABE hatten schon früher keine Chance, und jetzt erst recht nicht). Bleibt abzuwarten, was die Schweizer von diesem neuen Beitrag zur Wahrung der orthographischen Einheitlichkeit halten.


Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 24.05.2007 um 09.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5931

Auch der Deutsche Normenausschuß wirkt für den Rechtschreibfrieden in deutschen Gebrauchstexten und Dichtungen. Bisher schon war er – erprobt in der Normung von Textilbelägen und Rohrdichtungen – im eingegangenen Rechtschreibbeirat vertreten. Die von den seinerzeitigen Bundesinnenministern Kanther und Schäuble geförderte „Rechtschreibreform“ krankte bisher daran, daß das neu „umfunktionierte“ ß (Spiegel v. 28.11.94: „Der Stuss kommt, der Scheiß bleibt“) auch nach 650 Jahren nicht als Groß- und Anfangsbuchstabe verfügbar war. Der Deutsche Normenausschuß hat nun, mit dem Segen des Innenministeriums, zur Behebung der Not in Volk und Rechtschreibung ein großes „ß“ geschaffen. Damit wird den Gegnern der „Reform“ ein weiteres Argument aus der Hand geschlagen, mit dem sie die Widersprüchlichkeit der befohlenen Schreibveränderungen nachzuweisen suchten.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.05.2007 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5932

Bei Namen, für die ja keine Rechtschreibregeln gelten, wäre bei Schreibung in Großbuchstaben nur das große SZ umkehrbar eindeutig oder bijektiv. Aber dann müßte es auch einheitlich vom Duden eingeführt werden, mindestens für Namen.


Kommentar von David Weiers, verfaßt am 24.05.2007 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5933

Eine versale Ligatur für ein doppeltes S wäre sinnvoller, da es nun einmal kein versales Lang-s gibt.

Und warum schlägt ein großes ß den Reformgegnern ein Argument aus der Hand? Ich finde, daß es gerade eines schafft: Wenn man ein Wort mit ß in Majuskeln schreibt, dann wird es zu SS, folglich ist die ss-Reform"regel" ja gar nicht so neu, könnte man als Reformeiferer argumentieren, weil das Procedere in Teilen ja schon bekannt ist, die Regel generell also nur konsequent wäre; darüber hinaus böte sich somit auch das generelle Abschaffen dieses deutschen Sonderlings an. (Die Reformeiferer als solche denken eben recht eigenwillig ...)
Hat man hingegen ein großes ß, dann kann man ja nun auch darauf bestehen, daß ein Wort mit ß – z.B. Schloß – auch in Majuskeln eine Ligatur erhält: SCHLO+ "Ligatur". Und prompt wäre es nicht mehr ganz so wahnsinnig einleuchtend, warum ein ß denn für ss steht und "nach einem Kurzvokal, wo vorher ein ß gestanden hat", unbedingt in ein solches umgewandelt werden muß, damit irgendeine Scheinlogik zum Tragen kommt. (Das mit der Stammschreibung hakt ja ohnehin.)

Aber wie gesagt: Es gibt kein versales Lang-s, also ist auch kein versales ß möglich. (Diese Apodiktik muß man nicht gutheißen, aber ich für meinen Teil bestehe drauf.)


Kommentar von Hanno Birken-Bertsch, verfaßt am 24.05.2007 um 17.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5934

Klaus Malorny zeigt sich erstaunt darüber, wer für Fragen der Rechtschreibung auf administrativer Ebene zuständig ist:

"Interessant ist noch, daß das DIN das Bundesinnenministerium um Erlaubnis gefragt hat. Das ist so ziemlich das letzte Ministerium, das ich als dafür zuständig erachte."
(s. u. #5928)

Die Wahrheit ist, daß kein anderes Ministerium jemals für derartige Fragen zuständig war. Es ergibt sich aus der Logik der Sache, daß Unterrichtsministerien für nicht mehr als den Unterricht, den sie dann ausfallen lassen, zuständig sind; sie können also höchstens über die Auswahl des Stoffs und seine Darbietung befinden, nicht aber diesen Stoff modifizieren oder gar erfinden. Alles andere wäre widerrechtlich.

(Andeutungen dazu in Birken-Bertsch/Markner, Rechtschreibreform und Nationalsozialismus, pp. 20, 24 und Register "Reichsinnenminsterium".)


Kommentar von R. M., verfaßt am 24.05.2007 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5935

Zu ergänzen ist jedoch, daß die betreffende Abteilung des BMI mittlerweile dem BKM zugeschlagen worden ist.


Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 24.05.2007 um 21.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5937

Die Bemühungen, der Minuskel ß eine entsprechende Majuskel zu schaffen, sind uralt und bisher immer ohne Erfolg geblieben. Voraussichtlich kommt auch diesmal wieder nichts Gescheites heraus, oder etwas, das kein Mensch jemals anwenden wird. Aber ist es nicht erfrischend zu erleben, mit welchen drängenden Aufgaben unsere Politik und die ihr nachgeordneten Instanzen bzw. Problemlösungsbeauftragten sich zu beschäftigen die Notwendigkeit erkennen und bereit sind, Abhilfe zu schaffen?

Wo die Not am größten, ist die Rettung am nächsten. Wir dürfen also hoffen, daß sich dieses Thema wegen mangelnden Handlungsbedarfes bald von alleine erledigt.


Kommentar von Hanno Birken-Bertsch, verfaßt am 25.05.2007 um 10.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5938

Die Menschen interessieren sich für eine die Schreibung unserer Sprache betreffende Frage. Warum ihnen das wegen mangelnden Handlungsbedarfs ausreden wollen?


Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.05.2007 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5939

Alle Bürger mit einem ß im Namen und die für sie zuständigen Paßämter sind davon betroffen.


Kommentar von Christian F. Langewische, verfaßt am 25.05.2007 um 11.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5941

Ich muß eingestehen, die "SZ"-Schreibung in der Vergangenheit eher selten im Alltag erblickt zu haben. Sehr präsent ist sie mir indes noch aus meinem Grundwehrdienst als Sanitätssoldat der Luftwaffe, z.B. "STAUBINDE BLUTGEFAESZ".


Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 25.05.2007 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5942

Zu meiner Schulzeit war die Duden-Regel: im allgemeinen SS für ß, nur bei Verwechslungsgefahr SZ. Also MASZE (wegen MASSE), aber RUSSLAND.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.05.2007 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5943

Der Zusatz "Nur wenn Mißverständnisse möglich sind, schreibt man SZ, z.B. MASSE, aber MASZE" stand unter "Vorschriften für den Schriftsatz, S-Laute in Antiqua" mindestens bis zur 16. Auflage 1967 im Duden. Seit der 21. Auflage von 1996 fehlt er. Ob er schon vorher weggelassen wurde oder erst von den Reformern?


Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 26.05.2007 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5945

Diese Bestimmung steht noch im Duden von 1991, sowohl in den „Richtlinien zur Rechtschreibung, Zeichensetzung und Formenlehre in alphabetischer Reihenfolge“ (als Unterregel zu R 187) als auch in den „Richtlinien für den Schriftsatz“ (Abschnitt „ss/ß“, Unterabschnitt „a) In deutschsprachigem Satz“, S. 75). Danach soll man nur dann zwischen MASSE und MASZE unterscheiden, „wenn Masse u. Maße verwechselt werden können“. Wenn der Zusammenhang Klarheit schafft, greift die Unterscheidung also nicht.


Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 26.05.2007 um 13.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5946

Ganze Generationen von Phonologen haben über distinktive Merkmale nachgedacht, was bei Martinet dann darin gipfelte, daß sich "Bauch" und "Hauch" in ihrer Bedeutung durch "b" vs. "h" unterscheiden. Damit fielen und fallen bis heute in geradezu heiliger Vereinfachung die Definition des Phonems und des Morphems zusammen, was in jedem Verschnitt (Hochschullehrbuch) nachlesbar ist.

Wem wird einst schimmern, daß Phoneme keine Bedeutungseigenschaften haben und also in dieser Dimension nicht funktionieren ("keine Wirkung zeigen").

Ganze Generationen von Orthographen haben über die Distinktivität von Graphemen nachgedacht, ohne daß die ambitionierten Destruktoren der deutschen Graphie und ihre beamtlichen Durchsetzer diese Geschichte und das Bemühen ihrer Akteure auch nur zur Kenntnis genommen haben, nicht einmal kraft ihrer Wassersuppe.

Nun scheint es langsam ins Bewußtsein der das tägliche Mitteilungsgeschäft Vollziehenden zu dringen, daß Graphemik etwas mit (möglichst schneller und schmerzloser) Distinktion von Zeichen (!) zu tun hat und nichts damit, daß jemand deutsche Vokal"längen" und "-kürzen" anhand von Verschriftung spät, irgendwie usw. lernt; freilich unter der Anleitung allwissender Pädagogen.

Die Schrift als solche und / oder wie auch immer ist von Muttersprachlern für ihresgleichen erdacht (evtl. sogar für die Subklasse "schriftferner" solcher), d.h. sie ist keine didaktische Krücke für Verpätete oder eine des DaF. Pädagogen scheinen sich in ihrem geradezu fundamentalen Oberflächenwissen nun auch noch des DaF bemächtigen zu wollen.


Kommentar von ub, verfaßt am 26.05.2007 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5947

Zur Frage von Herrn Malorny (#5929): ja; "Esszett" inclusive (zweimal sogar). – Das unbeschnittene Symbolbild von dpa zeigt die Schreibungen "ROßBERG", "BAßSAITEN" und "SPAßBUDE".


Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.05.2007 um 22.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5948

Demnach sind die Schweizer noch nie unsicher gewesen, ob sie Bier lieber in Maßen oder in Massen trinken sollen. Respekt!


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2007 um 18.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5949

In Siegen gibt es ein "Institut für Angewandtes Nichtwissen". Die Vereinszeitschrift heißt immer noch "ungewußt", obwohl sie seit Sommer 2001 – vielleicht wegen des Genius loci – auf Reformschreibung umgestellt ist. Die Leute wissen es wohl nicht besser.


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.05.2007 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5950

Ob sich das große ß durchsetzt, hängt in erster Linie von technischen Gegebenheiten ab. Im Moment ist es doch so, jedenfalls im Programm Word: Wenn man mit der Feststelltaste Großbuchstaben erzeugt und auf die ß-Taste drückt, kommt ein Fragezeichen heraus, wie auf der Tastatur ersichtlich. Wenn man klein geschriebenen Text eingibt und den dann in Versalien umwandelt (im Menü: Format – Zeichen – Großbuchstaben), dann bleiben alle ß klein. Wenn in beiden Fällen ein großes ß herauskäme, würde sich dieses wohl schnell verbreiten, denn wer will sich schon die Mühe machen, dieses dann wieder in SS zurückzuverwandeln? Dann würde es sich schnell herumsprechen: "Doch doch, es gibt jetzt ein großes ß, das ist schon in Ordnung so."

Ich glaube nicht, daß es notwendig wäre, das große ß auf derselben Taste zu hinterlegen wie das kleine ß. Und das wäre auch relativ einfach möglich, zum Beispiel: STRG + ß (sonst müßte man die Tastaturen neu gestalten, das ist unrealistisch).

Wer sorgt nun dafür, daß es in Word und anderen Programmen zu solchen Anpassungen kommt? Werden das Microsoft und/oder andere Softwarefirmen einfach so machen? Einstweilen wird sich niemand trauen, das große ß zum Standard zu machen. Im Vorschlag des DIN heißt es dazu:

From our point of view it is important to make clear that the proposition is not aimed at a reformation of the German orthography. The official capitalization of “ß” remains “SS”. Furthermore it seems imperative to make clear that all existing data stock that uses “SS” instead of “ß” in German names will remain valid.


Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 29.05.2007 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5952

Bevor überhaupt die Tastenbelegung eine Rolle spielen kann, muß es erst einmal eine ausreichende Anzahl von Zeichensätzen mit SZ geben. Solange "Times New Roman", "Arial", "Courier New" oder "Tahoma" nicht vollständig sind, wird sich das neue SZ auf breiter Front auch nicht durchsetzen können...

Und von der Logik her muß das SZ natürlich mit Shift-ß erreichbar sein. Da dieses sich aber kaum durchsetzen wird, wird der neue Buchstabe ein Exot bleiben und nur für besonders einige hartnäckige Typographen (die auch die in den meisten OTF-Zeichensätzen vorhandenen Ligaturen ffl, fl, ffi, fi verwenden) von Bedeutung sein.


Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 29.05.2007 um 09.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5953

PS: Interessant ist nicht, wie sich Word verhält... sondern wie Quark und InDesign mit dem neuen Buchstaben umgehen können.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.05.2007 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5955

Die Buchdrucker werden die ersten Anwender des großen ß sein.
Die Zeitungen können ja immer noch nicht einmal slawische Namen mit diakritischen Zeichen richtig schreiben.
Nur die Nachrichtensprecher bekommen die richtigen Aussprachen geschrieben. Wer nicht in den Nachrichten erwähnt wird, dessen richtige Namensaussprache bleibt verborgen.


Kommentar von S. Zett, verfaßt am 29.05.2007 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5956

Das Hauptproblem dürfte das "Update" sämtlicher Tastaturen (bzw. Treiber) und der Fonts sein - die oft sehr teuer sind und deren Entwicklung manchmal Jahre in Anspruch genommen hat.
Man könnte auch eine kleines ß entwerfen, das nicht mehr aus einer Kombination mit dem Lang-s besteht. Ein großes ß würde sich dann vielleicht erübrigen. Allerdings wäre der Eingriff in das Schriftbild gravierender wegen der Häufigkeit des neuen Zeichens und der bisherigen Gewohnheiten. Andererseits würde man sich an die Schweizer Typographie anlehnen.


Kommentar von S. Zett, verfaßt am 29.05.2007 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5957

Noch etwas: Ist bekannt, welchen Platz das Zeichen im ANSI-Zeichensatz bekommen soll? Oder ist Unicode notwendig?


Kommentar von Klaus Malorny, verfaßt am 29.05.2007 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5958

@S. Zett: U+1E9C ist vorgeschlagen. Das ist im "Latin Extended Additional"-Block hinter einem langen kleinen s mit Punkt darüber. Siehe auch die Web-Adresse, die ich weiter unten erwähnt habe (#5928). ANSI (wohl ISO-8859-1 gemeint) ist zwar weitverbreitet, sollte aber eigentlich bei Textverarbeitungsprogrammen mittlerweile ziemlich irrelevant sein.


Kommentar von Pt, verfaßt am 30.05.2007 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5959

Zum Kommentar verfaßt von Wolfgang Wrase am 29.05.2007 um 05:17 Uhr:

''Ob sich das große ß durchsetzt, hängt in erster Linie von technischen Gegebenheiten ab. [. . .] Wenn man mit der Feststelltaste Großbuchstaben erzeugt und auf die ß-Taste drückt, kommt ein Fragezeichen heraus, wie auf der Tastatur ersichtlich.''

Sie meinen wohl die Umschalttaste (Shifttaste), mit der Feststelltaste (Caps lock) kommt ß, zumindest auf meinem Rechner.

''Ich glaube nicht, daß es notwendig wäre, das große ß auf derselben Taste zu hinterlegen wie das kleine ß. Und das wäre auch relativ einfach möglich, zum Beispiel: STRG + ß (sonst müßte man die Tastaturen neu gestalten, das ist unrealistisch).''

Von der Logik her sollte mit der Tastenkombination [Shift] [ß] dann das versale ß kommen, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Ausnahme kann leicht akzeptiert werden, da es in der alltäglichen Praxis wohl kaum Verwendung finden wird. Ihr Vorschlag wäre interessant, wenn man es denn für nötig erachtet, ein solches Zeichen zu haben. Dieses Zeichen läge immer noch auf der [ß]-Taste, wäre dann aber mit einer anderen Tastenkombination zu erreichen.


Kommentar von Ballistol, verfaßt am 31.05.2007 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5960

Wesentlich sinnvoller und nötiger wäre die Wiedereinführung des langen s. Falls sich das durchsetzen würde, brächte es uns das Adelungsche ß ganz von selbst durch die Hintertür herein.


Kommentar von David Weiers, verfaßt am 31.05.2007 um 11.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5961

Die lieben Kinderlein lernen aber doch schon so schön brav und fleißig, daß es das ß 1. sehr wohl gibt, und vor allem, wie man es 2. "richtig" benutzt. Und das lernen sie sogar so eifrig, daß sie immerzu "Graß", "Gaß", "laß" usw. schreiben.
Das ß muß nicht durch die Hintertür irgendwohin gebracht werden, sondern sein anständiger und vernünftiger Gebrauch muß endlich wieder (und zwar durch die Vordertür!) eingedroschen werden.
Die Wiedereinführung des Lang-s wäre aber durchaus eine schöne und sehr praktische Sache. Überdies auch durchaus international.

Ceterum censeo: Wenn es kein versales Lang-s gibt, kann es auch kein versales ß geben.


Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 31.05.2007 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5962

Aber gab es je ein großes Lang-s? Der Unicode für das kleine ist schon da: 01 7F = LATIN SMALL LETTER LONG S
Ferner gibt es
1E9B = LATIN SMALL LETTER LONG S WITH DOT ABOVE
FB05 = LATIN SMALL LIGATURE LONG S T


Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.06.2007 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#5970

Linux Libertine ist die erste Computerschriftart, die das versale ß enthält:

http://linuxlibertine.sourceforge.net


Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 23.08.2007 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#6180

Germanist (#5939): „Alle Bürger mit einem ß im Namen und die für sie zuständigen Paßämter sind davon betroffen.“

Nun ja, es deutet sich bereits eine Entwicklung in eine andere Richtung an: In meinem Bekanntenkreis weiß ich von zwei Fällen von amtlich registrierten Namensänderungen, bei denen das Eszett durch Doppel-s ersetzt wurde. Nur in einem Fall ging es dabei ausschließlich um eine Anpassung an die Reformschreibung (zwecks der „richtigen“ Aussprache), im anderen Fall wollte ein Wissenschaftler seinen Namen international kompatibel machen.


Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 23.02.2008 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#6519

Bis jetzt scheint das große ß noch nicht "amtlich" zu sein. Ich habe keine entsprechende Nachricht gefunden. Trotzdem sehe ich es immer häufiger und muß sagen, daß es sehr irritierend ist. Gerade eben im Internet gelesen: BITTE BILD VERGRÖßERN. Ich lese zuerst einmal "vergröbern". Ob sich das typographisch befriedigend lösen läßt? Außerdem ist es doch seltsam, daß das ß, an "falscher" Stelle bekämpft wie ein Teufelchen, an anderer Stelle nun einen Rang erhält, den es niemals besessen hat.


Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 26.02.2008 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#6528

Zu #5935 (R. M.):
»Zu ergänzen ist jedoch, daß die betreffende Abteilung des BMI mittlerweile dem BKM zugeschlagen worden ist.«

Ich habe mir mal das Organigramm des BKM angeschaut (http://tinyurl.com/2c8ds8), aber nichts Passendes gefunden.

Interessanterweise scheint organisatorisch eine gewisse Verbindung zwischen BKM und BMI zu bestehen, gibt es doch viele Mailadressen "@bkm.bmi.bund.de".


Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 07.03.2008 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=543#6575

Zu #5934 (Hanno Birken-Bertsch): Ergänzend zu diesem Hinweis möchte ich anmerken, daß die "Wiener Absichtserklärung" auch von einem Parlamentarischen Staatssekretär des BMI (mit-)unterzeichnet wurde (vgl. hier).



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