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02.03.2006
faz.net
Beschlossen: Die Reform wird reformiert
Die korrigierte Reform der deutschen Rechtschreibung ist unter Dach und Fach. Das teilte die Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag in Berlin mit. Die Regeln sollen zum neuen Schuljahr vom 1. August an umgesetzt werden.
Die Kultusminister stimmte den Änderungsvorschlägen des Rats für deutsche Rechtschreibung zu. Die Empfehlungen bildeten eine „gute und tragfähige Grundlage für die Fortentwicklung der Rechtschreibung”, erklärte die KMK. Die Minister hoffen mit den jetzigen Änderungen auf ein Ende des jahrelangen Streits um die Reform. Die Änderungen betreffen Regelungen in der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung, der Zeichensetzung sowie der Worttrennung am Zeilenende.
Die Konferenz der Kultusminister kündigte an, der Bundesregierung und den internationalen Partnern die gemeinsame Übernahme der Empfehlungen vorzuschlagen. KMK-Präsidentin Ute Erdsiek-Rave wurde bevollmächtigt, entsprechende Vereinbarungen zu unterzeichnen.
Wieder einheitliche Regelungen
Die brandenburgische Kultusministerin Johanna Wanka hatte es schon am Morgen als wahrscheinlich bezeichnet, daß die KMK die Vorschläge des extra zu diesem Zweck eingesetzten Rats für deutsche Rechtschreibung annehmen werde. Ein Jahr nach dem ursprünglich angestrebten Termin der verbindlichen Einführung der Reform sollen in allen deutschen Bundesländern wieder einheitliche Regeln gelten - allerdings wiederum mit einjähriger Übergangsfrist für die Änderungen der Änderungen. Die Schüler werden dann wieder neue Regeln pauken müssen - aber in begrenztem Umfang.
Schließlich hat der Rechtschreibrat nur die umstrittensten Punkten geändert. Diese betreffen Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Zeichensetzung und Worttrennung am Zeilenende. So sollen etwa feststehende Begriffe wie „Große Koalition” oder „Gelbe Karte” wieder groß geschrieben werden. Auch das Anredepronomen „Du” im Brief darf wieder groß sein. Möglich sein sollen auch wieder die Schreibweisen eislaufen, kopfstehen, nottun und leidtun, falsch wird dagegen bei Worttrennungen die Abtrennung von Einzelvokalen am Wortanfang oder -ende wie E-sel oder Bi-omüll.
In Bayern und NRW verbindlich
Abzuwarten bleibt, ob der nunmehr bald zehn Jahre währende Streit um die Schreibweisen dann endlich beendet sein wird. Einige der Reformkritiker haben bereits ein Einlenken angekündigt oder zumindest signalisiert: So wollen auch Bayern und Nordrhein-Westfalen die nachgebesserte Reform nun verbindlich einführen. Beide Bundesländer waren im vergangenen August ausgeschert und hatten erklärt, sie wollten erst die Klärung der noch strittigen Schreibweisen abwarten. Vergangene Woche hatte zudem der Axel Springer Verlag mitgeteilt, man prüfe eine Abkehr von der alten Rechtschreibung, zu der der Verlag 2004 zurückgekehrt war. Springer begrüßte ausdrücklich die vom Rat vorgelegten Empfehlungen, nun werde geprüft, ob damit „eine einheitliche reformkonforme Rechtschreibung in den Zeitungen und Zeitschriften sowie den Onlinemedien des Verlages übernommen werden kann”.
Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die bereits seit 2000 wieder in bewährter Rechtschreibung schreibt, will die Kompromißvorschläge „sorgfältig prüfen”. Man werde die Beschlüsse der KMK abwarten und dann sehen, wie die neuen Ausgaben der Wörterbücher Duden und Wahrig aussähen, die für den Frühsommer angekündigt seien, sagt der Leiter des Literaturressorts, Hubert Spiegel. „Wir werden sehen, ob sie brauchbarer sind als die letzten Ausgaben und ob es wieder so viele Abweichungen zwischen den Wörterbüchern gibt.” Entschieden sei noch nichts.
„Unaufgeregte Einführung des Kompromisses”
Änderungen stehen aber natürlich auch für diejenigen ins Haus, die die Reform mitmachten. Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen, die auch einen Vertreter in den Rat für deutsche Rechtschreibung entsandten, hatten die Reform zum 1. August 1999 weitestgehend umgesetzt. Nach dem KMK-Beschluß wollen sie nun über die Änderungen beraten und ihre künftigen Schreibweisen festlegen. Einige der Änderungen gehen aber ohnehin in die Richtung der Agenturausnahmen.
Der Dachverband der Schulbuchverlage weist darauf hin, daß keine neue Reform anstehe, sondern lediglich einzelne Änderungen am Regelwerk. „Es wird eine unaufgeregte Einführung des Kompromisses geben”, sagt Sprecher Rino Mikulic. Schulbücher müssen nicht eingestampft und zum 1. August neu aufgelegt werden. Zwar müßten die Sprachbücher „zügig geändert” werden, da aber in den Bundesländern momentan ohnehin einiges an Reformen für den Schulunterricht laufe, seien die Termine neuer Buchauflagen bereits entsprechend kalkuliert, erklärt Mikulic. „Wenn man jetzt auch noch die großen Zeitungsverlage mit ins Bott bekäme, wäre das natürlich gut und der Streit hoffentlich mal beendet.”
Kritik wird nicht verstummen
Auch Ludwig Eichinger vom Rat für deutsche Rechtschreibung hofft, daß nun endlich Ruhe einkehrt. Es sei klar, daß alle, die im Rat mitgearbeitet hätten, sich einem Kompromiß verpflichtet hätten, auch wenn jeder Einzelne dabei Abstriche machen müsse, sagt der Direktor des Instituts für deutsche Sprache. Allerdings kehrte der wohl bekannteste Reformgegner Theodor Ickler, der im Rat mitgearbeitet hatte, diesem vergangene Woche demonstrativ den Rücken und bezeichnete die Korrekturvorschläge als völlig unzureichend. Ickler habe den Kompromißdruck wohl nicht mit sich vereinbaren können, sagt Eichinger.
Auch die anderen in der Forschungsgruppe Deutsche Sprache zusammengeschlossenen Gegner der Reform sehen bei den Korrekturempfehlungen „schwere Mängel”. Und der Deutsche Elternverein forderte die Kultusminister auf, die alte Rechtschreibung an Schulen wieder zuzulassen. Die Kritik an der Reform wird somit wohl auch in Zukunft nicht verstummen.
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Kommentar von dpa, 3. 2. 2006, verfaßt am 02.03.2006 um 18.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3167
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Kultusminister beschließen Rechtschreibreformreform
Berlin (dpa) - Die umstrittene Rechtschreibreform von 1996 wird in mehreren Punkten korrigiert. Dies beschlossen die Kultusminister einstimmig. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Ute Erdsiek-Rave (SPD/Schleswig-Holstein), sagte: «Ich bin erleichtert und fröhlich und hoffe endlich auf Rechtschreibfrieden.»
Ab August dieses Jahres können damit wieder bundesweit an allen Schulen die gleichen Rechtschreibregeln gelten. Auch Bayern und Nordrhein-Westfalen, die vor einem Jahr zunächst die weitere Umsetzung der Reform zurückgestellt hatten, sind dabei. In ihrem Beschluss appelliert die KMK zugleich an alle Verlage und Medien, «sich im Interesse der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung» der nunmehr abgeänderten Reform anzuschließen.
Die Kultusminister folgen mit ihrer Entscheidung den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung, der die Änderungen der besonders strittigen Teile der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung, der Zeichensetzung und Silbentrennung erarbeitet hat. Mit den Korrekturen wollen die Kultusminister zugleich einen Schlussstrich unter die seit mehr als zehn Jahren erbittert geführten Auseinandersetzungen ziehen.
Während Österreich sich den Korrekturen anschließen will, wird die Schweiz zunächst noch abwarten.
Nach den Änderungen soll künftig wieder mehr zusammengeschrieben werden - vor allem dann, wenn ein einheitlicher Wortakzent vorliegt wie «abwärtsfahren», «aufeinanderstapeln» oder «querlesen». Bei feststehenden Begriffen wie «der Blaue Brief», «der Runde Tisch», «das Schwarze Brett» soll wieder «dem allgemeinen Schreibgebrauch» gefolgt und groß geschrieben werden. Die verabschiedete Rechtschreibreform sah hierbei nur noch wenige Ausnahmen vor («Heiliger Vater»). Verbindlichere Komma-Regeln sollen wieder für ein besseres Leseverständnis sorgen. Die Anrede «Du» in Briefen kann auch wieder groß geschrieben werden.
Über die Änderungen haben die Ministerpräsidenten der Länder jetzt noch abschließend am 30. März das letzte Wort. Auch hier wird ein einstimmiges Votum erwartet. Danach wollen die Bundesländer der Bundesregierung und den anderen Unterzeichnern der «Wiener Erklärung» zur Rechtschreibreform von 1996 offiziell die Korrekturen vorschlagen.
Der Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Ulrich Stöckling, übte Kritik am Verfahren der Reformänderung. Bisher sei die Schweizer Seite über die Empfehlungen des Rates nicht offiziell informiert. Die Kommunikation sei nicht glücklich. «Es ist aber auch kein Unglück, wenn in der Schweiz eine gewisse Zeit länger beide Formen von "Kopf stehen" nebeneinander bestehen bleiben können», sagte Stöckling der dpa.
Von den 38 ehrenamtlichen Mitgliedern des Rates für deutsche Rechtschreibung kommen je neun aus Österreich und der Schweiz sowie je einer aus Liechtenstein und der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol.
Als denkbar gilt, dass dem Rat künftig die Beobachtung der Rechtschreibung als Dauer-Aufgabe übertragen wird -- wie dies von 1966 bis 1996 der private «Duden»-Verlag im Auftrag der KMK gemacht hat. Dafür müsste allerdings die KMK ein neues Konzept auch für die Finanzierung des Rates beschließen. Bisher teilen sich die Kosten für die Stelle der Geschäftsführerin Kerstin Güthert der Bund und das Land Baden-Württemberg. «Man muss das amtliche Regelwerk immer anpassen, auch unabhängig von der Reform», sagte Güthert.
Der Kultur-Staatsminister des Bundes, Bernd Neumann (CDU), sagte, es sei zu hoffen, dass nach Jahren heftiger Diskussionen nun eine verlässliche Grundlage für die Rechtschreibung gefunden worden sei. Der Rat habe «einige gravierende Mängel» beseitigt, gleichwohl bleibe «das Unbehagen in der Bevölkerung».
In den Schulen werden die neuen Schreibweisen bereits seit Herbst 1996 unterrichtet. In 14 Bundesländern gelten seit dem 1. August 2005 die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform bereits als verbindlich, so dass bei Korrekturen der Lehrer Abweichungen nicht nur kenntlich gemacht sondern auch als Fehler gewertet werden. Nach Übernahme der Änderungen soll in den Schulen eine einjährige Fehler- Toleranzfrist gelten. (17:33 Uhr)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 02.03.2006 um 18.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3169
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http://www.wiedenroth-karikatur.de/detail/1141318249_view.html
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Kommentar von F.A.Z., 4. 2. 2006, verfaßt am 02.03.2006 um 18.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3172
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"Weniger Unsinn - Elend beendet"
Reform der Rechtschreibung reformiert/Kultusminister billigen Vorschläge des Rats/Übergang von einem Jahr/"Nie wieder"
löw. BERLIN, 2. März. Die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung sind am Donnerstag von der Kultusministerkonferenz (KMK) einstimmig beschlossen worden. Die KMK-Präsidentin und schleswig-holsteinische Kultusministerin Erdsieck-Rave (SPD) teilte mit, man werde den Ministerpräsidenten für ihre Sitzung am 30. März empfehlen, diese Regeln zu übernehmen. Zum 1. August sollen sie an den Schulen gelten. Doch werde für eine Übergangsfrist von einem Jahr "Toleranz geübt werden". In dieser Zeit könnten sich die Schulen auf die Regeln einstellen. Fehler nach dem neuen Regelwerk würden nicht angestrichen.
Vor der Sitzung hatte nach Nordrhein-Westfalen auch Bayern seine Zustimmung angekündigt; beide Länder hatten sich an der Einführung der Rechtschreibreform 2005 nicht beteiligt. Der Vorsitzende des Rates, Zehetmair, hatte am Montag der KMK-Präsidentin die Empfehlungen übergeben. Sie sehen wieder mehr Zusammenschreibungen vor, wie sie auch den klassischen Schreibregeln entsprechen. Änderungsvorschläge wurden auch zur Groß- und Kleinschreibung, der Zeichensetzung und der Worttrennung gemacht.
Eine Rückehr zur klassischen Rechtschreibung sei nicht konsensfähig gewesen, sagte Zehetmair. Die brandenburgische Wissenschaftsministerin Wanka (CDU) sagte, der Rat habe einen guten Konsens gefunden, einige "Unsinnsentscheidungen der ersten Reform" seien zurückgenommen worden. Der sachsen-anhaltische Kultusminister Olbertz (parteilos) lobte den Beschluß, "weil damit der gordische Knoten durchschlagen und vielleicht auch das Elend beendet ist". Jetzt könne man vielleicht die Lehre ziehen, "aus der Politik heraus eine solche Geschichte nicht nochmal zu machen". Er empfehle der KMK einen Beschluß, der laute: "Wir machen sowas nie wieder."
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Neumann (CDU), begrüßte, daß der Rat einige "gravierende Mängel" beseitigt habe. Doch erzeugten die Empfehlungen "mehr Erleichterung als Freude". Er hoffe, daß nun eine verläßliche Grundlage für die deutsche Rechtschreibung in den Schulen gefunden worden sei. Der FDP-Kulturpolitiker Otto widersprach: Es sei "der Rechtschreibfrieden mitnichten wiederhergestellt. Letztlich besteht die Reform der Reform nun vor allem im Zulassen immer weiterer Varianten, die mehr denn je vom Ziel einer einheitlichen Rechtschreibung wegführen." Der Rat sei mit einer Mehrheit von Reformbefürwortern besetzt und einem "enormen Zeitdruck" ausgesetzt worden. Der Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, Stöckling, sagte, die Schweiz werde die Neuerungen nicht vorschnell übernehmen.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 02.03.2006 um 19.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3173
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Hinweis für alle im Sendebereich des Hessischen Rundfunks: Auf hr 1 wird das Thema heute (2. März) ab 19:30 behandelt.
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Kommentar von Bardioc, verfaßt am 02.03.2006 um 19.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3174
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„Unaufgeregte Einführung des Kompromisses”
Ich kann in diesem Zusammenhang die Benutzung des Wortes ''unaufgeregt'' nicht mehr akzeptieren.
Diese Ausdrucksweise ist im höchsten Grade manipulativ, da sie suggeriert, daß man sich über etwas nicht aufregen soll -- und sich daher auch nicht darüber aufregt --, wo Aufregung doch angebracht wäre. Hat man denn hier in Deutschland nicht mehr das Recht, sich über etwas, worüber man sich aufregen müßte, auch aufzuregen?
Ähnlich suggestiv sind auch Begriffe wie ''alte'' oder ''neue'' Rechtschreibung, Trotzdem liest man immer wieder Beiträge auch von Reformgegnern, die ebendiese Begriffe verwenden.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.03.2006 um 19.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3175
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"unaufgeregte Einführung" ist die "repräsentativ demokratische" Variante zur obrigkeitsstaatlichen Anordnung "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht". Gemeint ist dasselbe.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 02.03.2006 um 20.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3176
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Aus dem Interview mit Jan-Hendrik Olbertz, KM Sachsen-Anhalt im Deutschland-Radio
"Spengler: Also, Augen zu und durch?
Olbertz: Ja, es bleibt uns jetzt nichts anderes mehr übrig. Wobei ich aber noch einmal sagen muss: Ich sehe es nicht mehr ganz so negativ, seitdem ich die Regeln und das Wortverzeichnis studiert habe. Vieles ist wirklich geheilt und deshalb werde ich dem auch zustimmen und damit leben. Und ansonsten würde ich empfehlen noch einen siebenten Beschlusspunkt heranzuführen und der würde lauten, wir machen so was nie wieder."
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Kommentar von Frankfurter Rundschau, 4. 3. 2006, verfaßt am 02.03.2006 um 23.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3177
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Ein Strich unter die Reform
Die Kultusminister wollen beim Thema Rechtschreibung nur noch ihre Ruhe haben
Von Richard Meng
So etwas nie wieder? Jan-Hendrik Olbertz, der parteilose Minister aus Sachsen-Anhalt, hat diesen persönlichen Vorsatz die Rechtschreibreform betreffend am Donnerstag verkündet. Das war noch bevor die Kultusministerkonferenz (KMK) am Nachmittag zusammen kam, um die leicht korrigierte Reform neu durchzuwinken. Beschließen - und dann endlich Ruhe haben: Das war bei den sonst so diskutierfreudigen Ministern die Grundstimmung. Aber Olbertz' "nie wieder" war andererseits auch gar nicht nötig: So weit wird es ohnehin nicht kommen. Nach allerlei Wirrungen ist jetzt ein einigermaßen akzeptiertes Verfahren für künftige Rechtschreibreformen gefunden.
Duden-Redaktion entmachtet
Was die Kultusminister letztlich doch durchgesetzt haben: Nicht mehr die private "Duden"-Redaktion ist für Rechtschreibkorrekturen zuständig, die dies gewohnheitsrechtlich seit Jahrzehnten erledigt hatte. Sondern der neue "Rat für deutsche Rechtschreibung", den die KMK zur Beruhigung der Debatte einsetzte, der jetzt die Reform der Reform vorlegte - und künftig in größeren Abständen Anpassungen vorschlagen soll. Einen erfolgreichen "Systemswechsel" nennen sie das jetzt nicht ohne Stolz in Ministerkreisen. Und nicht ganz zufällig war ja auch Bayerns früherer Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) zum Vorsitzenden des Rates gemacht worden. Einer, der einerseits konservativ genug ist, dem andererseits aber auch der Ruf der KMK noch am Herzen liegt.
Ansonsten mündet ein jahrelanger Kulturkampf in Schicksalsergebenheit. Die Minister beteuern, es sei nie ihre Absicht gewesen, die Politik über Schreibregeln entscheiden zu lassen. Es gehe allein um ein geordnetes Verfahren. Und selbst die meisten Skeptiker sind das Thema langsam leid. Auch Nordrhein-Westfalen, das mit Bayern bislang die neuen Regeln noch nicht verpflichtend machte, hat schon vor der letzten KMK-Runde Einlenken versprochen.
Strich drunter - und jetzt "Rechtschreibfrieden": Dieses Wort hat die neue KMK-Präsidentin Ute Erdsiek-Rave (SPD) benutzt. "Ein paar kleine zusätzliche Änderungen" würden jetzt gemacht, spielt ihr Mainzer Kollege Jürgen Zöllner (SPD) die Nachbesserung herunter. Aber neue Unruhe und Ratlosigkeit im Publikum ist nun doch wieder da, zumal es an den Schulen - erneut - ein Jahr Übergangsfrist geben wird, in dem Reform und Reformkorrektur nebeneinander akzeptiert werden. Die Lehrer streichen zwar an, aber Fehler zählen nicht.
Und die veröffentlichte Meinung, die in den Ministerbüros so unterschätzt wurde? Vor allem die Verweigerung einiger Verlage hatte die Minister zur Beruhigungsstrategie durch Einrichtung des Rechtschreibrates bewogen. Jetzt, heißt es in der KMK, sei man ganz zuversichtlich, dass der Springer-Verlag und der Spiegel die korrigierte Reform akzeptieren werden. Bliebe als Hort des Widerstands noch die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dort sei aber ohnehin mit keinem Millimeter Entgegenkommen zu rechnen.
Kultusminister zeigen sich einig
Etwas zerzaust, aber immerhin einig: So wollen die Kultusminister der 16 Länder jetzt das Ende des Rechtschreibstreits propagieren. In gewisser Weise ist es auch ein Probelauf dafür, was demnächst noch auf sie zu kommt. KMK-Präsidentin Erdsiek-Rave hat es angedeutet mit der Bemerkung, es müsse "mehr länderübergreifende Standards geben", wenn die Föderalismusreform den Bund noch weiter aus der Bildungspolitik hinausdrängt. Mit anderen Worten: Die Länder müssen sich inhaltlich abstimmen. Da wird es selten so etwas geben wie den Rechtschreibrat, der ihnen das abnimmt.
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Kommentar von Frankfurter Rundschau, 3. 3. 2006, verfaßt am 02.03.2006 um 23.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3178
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Ende eines Kulturkampfes
Die Geschichte der Rechtschreibreform ist eine Geschichte des dreifachen Scheiterns: Ihrer selbst, des politischen Verfahrens und das ihrer Gegner. Immerhin wissen jetzt die Schüler, woran sie sind.
VON HARRY NUTT
Am Ende sind es wohl nur beflissene Kommapuristen und die Mitglieder von Sprachgesellschaften, die noch einen Funken Leidenschaft im Kampf gegen die Rechtschreibreform aufbringen. Die Schriftsteller und Essayisten jedenfalls sind nicht mehr ganz vorn in der Erregungsspur, seit ihre Lektoren und Verleger ihnen versichert haben, dass sie auch weiterhin schreiben können, wie sie wollen. An Dichters Beharren auf alten oder gar eigenen Schreibregeln jedenfalls dürfte in Zukunft kaum ein Roman scheitern. Vom Scheitern aber darf gesprochen werden, wenn nun die Kultusminister mit ihrer Zustimmung zu den aktuellen Änderungen des Rats für die Rechtschreibung in Sachen Groß- und Kleinschreibung sowie der Regelungen für Zusammen- und Getrenntschreibungen einen langen und quälenden Kampf um die Neuregelung der deutschen Schriftsprache besiegeln.
Es ist ein dreifaches Scheitern, das zu guter Letzt zu konstatieren ist.
Gescheitert ist erstens das Reformprojekt selbst. Hervorgegangen aus der politischen Reformphase der späten sechziger Jahre, sollte die Rechtschreibreform zuvorderst den Spracherwerb für Nichtmuttersprachler vereinfachen. Die gute sozialpolitische Absicht war geleitet von einem allgemeinen Bestreben nach Egalität, das sich am Eigensinn der Schriftsprache jedoch die Zähne ausbiss.
Gescheitert ist die Rechtschreibreform zweitens als politisches Verfahren. Nach einem mehrjährigen Vorlauf und der Entwicklung in Expertenkommissionen hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossen, die neu entwickelten Schreibregeln von 1998 an in einer Übergangsphase bis Ende Juli 2005 zu testen, um ein gültiges Regularium von August 2005 an verbindlich für Österreich, die Schweiz und die Bundesrepublik zu verabschieden. Tatsächlich aber wurde dieser Prozess immer wieder von Kompetenzgerangel, Änderungen und Nachbesserungen gestört. Leidtragende waren mehrere Jahrgänge von Schülern, deren Erwerb der Schriftsprache durch bürokratische Paradoxien belastet wurde.
Gescheitert ist drittens eine öffentliche Debatte, die nicht nur an den üblichen Ermüdungserscheinungen litt, sondern auch noch eine gehörige Portion Kampagnenjournalismus auszuhalten hatte. Als es geboten gewesen wäre, eine einheitliche Lösung für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften zu gewährleisten, zog es die Frankfurter Allgemeine Zeitung vor, im Alleingang die bereits übernommenen neuen Regeln zu torpedieren. Später versuchte man es noch einmal, mit einer konzertierten Aktion von Spiegel, Springer und FAZ auch politisch Fakten zu schaffen.
In einer Art Kampfkonservatismus setzte man allerhand Beharrungsvermögen ein, um noch einen Rücksturz zu bewährten Sprachregeln zu erreichen. Gescheitert ist dies letztlich wohl an dem plötzlichen Harmoniebedürfnis der großen Koalition.
Ist dieses dreifache Scheitern also ein Grund dafür, alles noch einmal gründlich und neu zu überdenken? Nein. Die Rechtschreibreform ist bloß ein Beispiel dafür, dass reiner Reformaktionismus noch nicht zu einem besseren Leben führt.
Im weiten Feld der Schreibregeln wird längst nicht alles gut, aber vielleicht hat man etwas zufriedenere Schüler, wenn man diese mit neuen Umlernvorschlägen verschont. Beim Rest der Gesellschaft hat es zuletzt ohnehin eher schwache Erregungswerte hervorgerufen.
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Kommentar von Berliner Morgenpost, 3. 3. 2006, verfaßt am 02.03.2006 um 23.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3179
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Kultusminister einig: Neue Schreibregeln ab 1. August
Berlin - Auf Deutschlands Schüler kommen zum 1. August nochmals neue Rechtschreibregeln zu. Nach heftiger Kritik aus nahezu allen gesellschaftlichen Gruppen entschärften die Kultusminister der Länder gestern in Berlin die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1998, die 2005 verbindlich geworden war. Die Schweiz und Österreich schließen sich der Nachbesserung der Reform voraussichtlich an.
Die Kultusminister folgten mit ihrem Beschluß den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung. Die Änderungen betreffen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. Während einer einjährigen Übergangsfrist sollen die Neuerungen bei der Notengebung noch nicht berücksichtigt werden. Formal müssen noch die Ministerpräsidenten den Änderungen zustimmen, was aber als sicher gilt. Der Mannheimer Duden-Verlag teilte mit, die Neuregelungen würden in die am 22. Juli erscheinende 24. Auflage aufgenommen.
Vor der Entscheidung waren von mehreren Seiten Forderungen laut geworden, daß sich die Politik künftig aus der Regelung der Rechtschreibung heraushält. So erklärte Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz, er stimme der nachgebesserten Reform auch deswegen zu, "weil damit der gordische Knoten durchschlagen ist". Der Rechtschreibrat habe mit seinen Korrekturempfehlungen "eine ganze Menge Unsinn zurückgenommen".
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) nannte die Einigung einen Diktatfrieden, der die Einheitlichkeit der deutschen Sprache auch nicht mehr herstellen könne. Diese Reform werde genauso schnell veraltet sein wie alle ihre Vorgänger.
Die brandenburgische Kultusministerin Johanna Wanka räumte ein, daß mit den Korrekturen ein Teil der "Unsinnigkeiten" der Rechtschreibreform zurückgenommen wurde. Auch der Vorsitzende des deutschen Philologenverbands, Heinz Peter Meidinger, bewertete die Reform positiv.
Mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen und Bayern ist die Reform bereits seit August 2005 in großen Teilen verbindlich. Während Österreich sich den Korrekturen anschließen will, wird die Schweiz zunächst noch abwarten.
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Kommentar von Berliner Zeitung, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 00.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3181
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Kultusminister korrigieren Rechtschreibung
Änderung der Reform tritt am 1. August in Kraft
Torsten Harmsen
BERLIN. Die reformierte Reform der deutschen Rechtschreibung ist beschlossen und soll am 1. August bundesweit in Kraft treten. Das teilte die Kultusministerkonferenz gestern in Berlin mit. Die KMK verabschiedete zuvor die entsprechenden Änderungsvorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung. Auch Bayern und Nordrhein-Westfalen, die 2005 zunächst eine Umsetzung der Reform an den Schulen ausgesetzt hatten, votierten dieses Mal positiv. Bis die neue Rechtschreibung zensurenwirksam wird, soll es jedoch eine einjährige Toleranzfrist geben. Die Schweiz hingegen will die Korrekturen zunächst nicht übernehmen.
"Es ist zu hoffen, dass nach Jahren heftiger Diskussionen eine verlässliche Grundlage für die deutsche Rechtschreibung in den Schulen gefunden wurde", sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Es sei zu wünschen, dass der Rechtschreibrat, "künftig mit zusätzlichen Kompetenzen ausgestattet, die weitere Umsetzung der Rechtschreibreform begleitet". Dabei solle unabhängig und gründlich geprüft werden, ob die Reform in den Schulen und darüber hinaus akzeptiert werde.
Dagegen kritisiert der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband: "Auch die neuesten Änderungsvorschläge wurden auf die Schnelle zusammengestellt." Es gebe keine tragfähige Reformgrundlage. Auch die in der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) vereinten Reformgegner erklärten, die Revision laufe auf eine weitere provisorische Orthografie hinaus. Die Einheit der Sprache könne schon deshalb nicht wieder hergestellt werden, weil unzählige neue Schreibvarianten eingeführt würden, sagte FDS-Geschäftsführer Jan-Martin Wagner. Der FDP-Kulturpolitiker Hans-Joachim Otto empfahl der KMK, künftig ganz die Finger von der Rechtschreibung zu lassen.
Deutsche Zeitungen, die zuletzt die Reform boykottiert hatten, prüfen nun, ob sie neuerlichen Veränderungen akzeptieren. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat bereits die Umstellung auf die neuen Regeln angekündigt. Zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung und zur Axel Springer AG seien "die Kanäle offen", sagte der Leiter des Rechtschreibrates, Hans Zehetmair (CSU). Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am 30. März abschließend entscheiden.
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Kommentar von Berliner Zeitung, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 00.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3182
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Das Rechtschreib-Elend muss ein Ende haben
Torsten Harmsen
Man kann sich nur den Stimmen anschließen, die rufen: Macht dem Elend ein Ende! Nehmt der Politik den Reformgriffel aus der Hand! Niemand hat diese Rechtschreibreform wirklich gewollt!
Die Kultusminister hatten sie 1987 (!), vom Schreibvolk ungerufen, bei Sprachwissenschaftlern in Auftrag gegeben. Der erste Entwurf ("Keiser" statt "Kaiser") scheiterte am allgemeinen Protest. Doch man machte weiter, führte 1996 übereilt ein Regelwerk ein -- mit dem Effekt, dass sich die Schreibnation spaltete. Es kam zu Klagen, ein Volksentscheid (1998 in Schleswig-Holstein) wurde ignoriert. Die FAZ, der Spiegel und Springer schrieben wieder alt. Die Kultusminister bockten. Eine zwischenstaatliche Kommission tagte - aus der ersten Reformfassung wurde eine zweite. Schließlich kam man nicht mehr umhin, nun doch noch Reformkritiker zu beteiligen und gründete einen Rat. Dieser bastelte an Korrekturen, die seit einem Jahr die Medien beschäftigen und endlich -- gestern -- den Kultusministern zur Entscheidung vorlagen. Das Ergebnis ist eine dutzendmal geflickte Reform, durch die keiner mehr durchblickt, so dass sich viele eine eigene Rechtschreibung zusammenbasteln. Doof nur, dass es in Schulen Zensuren aufs Schreiben gibt.
Man hört immer noch Stimmen, die sagen: Die Korrekturen der Korrekturen gehen nicht weit genug. Man sollte weiter und weiter verhandeln. Nein, Schluss jetzt damit! Die Müdigkeit und der Überdruss sind allgemein. Ein deutsches Abenteuer geht zu Ende. Hoffentlich.
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Kommentar von Wiesbadener Kurier, verfaßt am 03.03.2006 um 00.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3183
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"Rücksicht auf den Sprachumgang"
Ratsvorsitzender Zehetmair zur Schreibreform
Vom 02.03.2006
BERLIN Hans Zehetmair, Vorsitzender des Rates für Deutsche Rechtschreibung, glaubt, dass die Änderungen an der Rechtschreibreform im Laufe der Jahre akzeptiert werden wird. Die neuen Vorschläge seien nicht mehr so weit von der alten Rechtschreibung entfernt.
Herr Zehetmair, die Kultusminister entscheiden über die Vorschläge des Rates zur Rechtschreibreform. Gelingt damit der Durchbruch nach Jahren der Hängepartie?
Zehetmair: Ich gehe davon aus, dass die Kultusminister den Vorschlägen zustimmen. Wir haben uns um moderate Korrekturen bemüht und damit auf die Kritik der letzten Jahre reagiert. Die eklatantesten Unebenheiten sind geglättet. Die neuen Regelungen sind so weit nicht von den Gepflogenheiten der Rechtschreibung vor 1996 entfernt. Jetzt kommt es darauf an, dass wir die Reform im deutschen Sprachraum einheitlich umsetzen.
Wovon hat sich der Rat bei seinen Vorschlägen leiten lassen?
Zehetmair: Das Regelwerk ist kein Selbstzweck. Mit den Nachkorrekturen wird auf den gewohnten Sprachumgang wieder mehr Rücksicht genommen. Das gilt nicht nur für die Änderungen bei Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion und Silbentrennung, sondern auch bei den Vorschlägen zur Getrennt- und Zusammenschreibung. So hätten nach der ursprünglichen Reform aus Infinitiven zusammengesetzte Verben getrennt geschrieben werden müssen. Aber es kommt immer auch auf die Bedeutung an. Ein Beispiel: Es gibt einen Unterschied zwischen frei sprechen und freisprechen. Nicht jeder Politiker kann frei sprechen, aber der Richter kann den Angeklagten freisprechen. Das wird mit den Änderungen berücksichtigt.
Seit dem Reformstart haben sich viele Mischschreibweisen eingebürgert. Eine umkehrbare Entwicklung?
Zehetmair: Sicherlich sind zu viele Hausorthografien nicht förderlich. Aber dadurch wird die Sprache nicht zerstört. Wenn die Änderungen in Kraft treten, bin ich zuversichtlich, dass wir uns mittelfristig wieder in Richtung einer allgemein akzeptierten Schreibweise bewegen werden. Im Laufe der Jahre wird die Akzeptanz wachsen, aber von heute auf morgen geht das nicht.
Die Reform bleibt strittig. Gerade erst fordert der Deutsche Elternverein die Rückkehr zur alten Rechtschreibung . . .
Zehetmair: Solche Vorstellungen sind unrealistisch. Forderungen wie diese hat es immer wieder gegeben. Die einen wollten zurück zur alten Schreibweise. Die anderen forderten, an den Regeln festzuhalten, die wir im Jahr 2004 hatten. Wir haben im Rat versucht, zwischen diesen beiden Extremen einen Ausgleich zu finden. Wer zur Demokratie Ja sagt, muss auch das Ergebnis unserer Arbeit akzeptieren.
Der Rat ist für sechs Jahre eingesetzt. Welche Aufgaben stehen noch bevor?
Zehetmair: Die hektische Phase ist vorbei. Die wesentlichen Streitpunkte sind ausgeräumt. In Zukunft wird es darum gehen, die allgemeine Sprachentwicklung zu beobachten und für die Reinheit der Sprache Sorge zu tragen. Dazu wird der Rat nach meiner Vorstellung halbjährlich zusammenkommen, um über ganz konkrete Problemstellungen zu beraten. So werden wir besonders beobachten, wie sich der Umgang mit Fremdwörtern entwickelt: Setzt sich zum Beispiel das eingedeutschte Portmonee durch oder das traditionelle Portemonnaie? Jetzt sind noch beide Schreibweisen erlaubt. Womöglich gibt der Rat hier in einigen Jahren eine eindeutige Empfehlung ab.
Das Gespräch führte Rasmus Buchsteiner.
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Kommentar von Die Welt, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 00.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3184
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Aus du soll wieder Du werden
Deutsche Kultusminister beschließen Änderungsvorschläge der Rechtschreibreform -- Österreich zieht nach, Schweiz wartet ab
Berlin - Auf Deutschlands Schüler kommen zum 1. August nochmals neue Rechtschreibregeln zu. Nach heftiger Kritik aus nahezu allen gesellschaftlichen Gruppen entschärften die Kultusminister der Länder die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1998, die 2005 verbindlich geworden war. Sie folgten mit ihrem Beschluß den Empfehlungen des Rates für Deutsche Rechtschreibung.
Die Änderungen betreffen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. Während einer einjährigen Übergangsfrist sollen die Neuerungen bei der Notengebung noch nicht berücksichtigt werden. Formal müssen noch die Ministerpräsidenten den Änderungen zustimmen, was aber als sicher gilt.
Die Minister bezeichneten die Änderungen als gute und tragfähige Grundlage für die Fortentwicklung der Rechtschreibung. Zugleich äußerten sie die Hoffnung, daß auch die bisher kritisch eingestellten Teile der Öffentlichkeit die Nachbesserungen als Konsensangebot verstehen und die jetzt gültigen Regeln und Schreibweisen übernehmen. Insbesondere appellierten sie an alle Verlage und Publikationen, sich dem im Interesse der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung anzuschließen.
Die Empfehlungen des Rechtschreibrats zielen darauf ab, dem Sprachakzent als Schreibhilfe wieder eine stärkere Bedeutung zu geben. So soll je nach sprachlicher Betonung entweder "frei sprechen" ("Nicht jeder Politiker kann frei sprechen") oder "freisprechen" ("Der Richter wird den Angeklagten freisprechen") geschrieben werden können. Dies solle auch für Fremdwörter wie New Economy oder Mountainbike gelten. Außerdem soll bei der Anrede "du" in Briefen wieder zur Großschreibung zurückgekehrt werden können, was von vielen Seiten gefordert worden war. Zudem soll bei feststehenden Begriffen künftig mehr Großschreibung möglich sein.
Die Schweiz will erst nach einer eigenen Bewertung der deutschen Beschlüsse zur Änderung der Rechtschreibreform über eine Übernahme entscheiden. "Dann werden wir beschließen, welche Regeln wir übernehmen und bei welchen wir Wert darauf legen, daß Abweichungen möglich sind", sagte der Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, Hans Ulrich Stöckling. Dafür sei ein ausführliches Anhörungsverfahren vorgesehen. Bisher sei die Schweizer Seite über die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung, in dem Vertreter aller drei Länder sitzen, nicht offiziell informiert. Diese Kommunikation sei nicht glücklich. Trotz des früheren Beschlusses in Deutschland sei es bei genügend langen Übergangsfristen aber möglich, daß Neuerungen koordiniert wirksam würden. "Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Änderungen ab morgen in den Schulen gelten", sagte Stöckling. Es sei aber auch kein Unglück, wenn in der Schweiz eine gewisse Zeit verschiedene Schreibweisen nebeneinander bestehenblieben. In Wien hieß es, Österreich werde die Änderungen an der Rechtschreibreform komplett übernehmen. Im Ministerium und in den Bundesländern würden die vom Rat für deutsche Rechtschreibung vorgeschlagenen Korrekturen zwar noch diskutiert, sagte Ronald Zecher vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Voraussichtlich würden die korrigierten Regeln aber ab dem kommenden Schuljahr an den österreichischen Schulen gelten. Es werde jedoch eine Übergangsfrist von einem Jahr gelten.
Nach der Änderung der umstrittenen Rechtschreibreform soll am 22. Juli eine neue Duden-Ausgabe in den Buchhandel kommen.
Mit der Entscheidung der Kultusminister werde die von ihr seit Jahren geforderte Sicherheit in Fragen der Orthographie wiederhergestellt, teilte die Duden-Redaktion in Mannheim mit. Die Rechtschreibreform könne damit als abgeschlossen betrachtet werden. DW
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Kommentar von Die Welt, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 00.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3185
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Überfällige Reform-Korrektur
Kommentar
Die Floristin eröffnete "Gaby's Blumenladen", DaimlerChrysler führte die Doppelgroßschreibung ein, und 60 Jahre nach Kriegsende wurde "den Opfern gedacht". Doch statt zu überlegen, wie solchem Sprachverfall zu wehren ist, haben ihn unsere Kultusminister sowie die in Österreich und der Schweiz sich für zuständig Erklärenden beschleunigt, indem sie einen bald 20 Jahre währenden Streit um die Rechtschreibreform führten. Gewohntes wurde verfremdet ("Stängel"), Schwieriges durch Schwierigeres ersetzt ("Leid tun"). Briefe sollte man unhöflicherweise an "dich" richten. Und regelrecht beschädigt wurde das Deutsche, als die für unsere Sprache elementaren Wortverbindungen auseinandergerissen wurden ("in der Schule sitzen bleiben"). Dies und die Kommatilgung ("Er wäscht sich und Mutter, die kocht, ist in der Küche") störten überdies den Lesefluß.
Daß dieses Bürokratenmonstrum keinen Bestand haben konnte, versteht sich, ebenso, daß Schriftsteller und große Verlage zur alten Schreibung zurückkehrten. Freilich führte dies zu einer Zweiteilung der Schriftsprache, Schüler wie Lehrer wurden verunsichert. Wo früher in Zweifelsfällen bloß Unsicherheit bestand, herrschen Konfusion und Verzweiflung.
Nun aber wollen die Kultusminister den vom Rat für deutsche Rechtschreibung gegebenen Empfehlungen zur Reformkorrektur folgen. Dies ist ein wichtiger Schritt zu bewahrenswerten Prinzipien der alten Schreibung. Jetzt ist zu prüfen, ob der Schritt ausreicht und ob Rechtschreibfrieden möglich ist, damit man sich den relevanten Sprachproblemen zuwenden kann. Den Schweizern indes scheint die Korrektur schon zu weit zu gehen. So bleibt zu befürchten, daß wir uns "wegen den Politikern" noch länger mit den "unwichtigeren" Themen befassen müssen. Matthias Kamann
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Kommentar von Der Tagesspiegel, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 00.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3186
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Gesundgeschrieben
Reform der Reform: Einzelne Wörter haben in den vergangenen Jahren eine bewegte Geschichte erlebt
Von Amory Burchard
Das Gerangel um die Rechtschreibung hat ein Ende – zehn Jahre, nachdem sich die deutschsprachigen Staaten auf die Reform geeinigt hatten. Bei ihrer Sitzung in Berlin akzeptierten die Kultusminister gestern die Korrekturvorschläge des Rats für deutsche Rechtschreibung. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die schleswig-holsteinische Schulministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD), freute sich, dass nun endlich der „Rechtschreibfrieden“ einkehren könne. Es gilt als sicher, dass Ende März auch die Ministerpräsidentenkonferenz der Reform der Reform zustimmt.
Die neuen Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung, zur Groß- und Kleinschreibung, zur Interpunktion und zur Worttrennung sollen ab dem 1. August dieses Jahres in den Schulen gelehrt werden. Fehler in diesen Bereichen werden aber erst nach einem Jahr gewertet.
krank schreiben, krankschreiben
krank schreiben – manch Kritiker der neuen Regeln empörte sich über diese vermeintliche Sprachverhunzung. Sind die Ärzte etwa krank, wenn sie schreiben? Doch Fehlanzeige: krank schreiben ist gar keine Erfindung der Rechtschreibreformer, sondern gehört zu den Fragwürdigkeiten der alten Rechtschreibung, an die sich viele einfach nicht mehr erinnern. Laut dem letzten vor der Reform erschienenen Duden von 1991 schreibt man Verbindungen mit einem Verb dann getrennt, wenn „beide Wörter noch ihre eigene Bedeutung haben“. Zusammengeschrieben werden sie nur dann, „wenn durch die Verbindung ein neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinanderstellung nicht ausdrückt“ (R 205, 206). Und das galt aus Sicht der Duden-Redaktion nicht für krank schreiben. Erst seit der Rechtschreibreform heißt es krankschreiben. Denn alle Zusammensetzungen aus Adjektiv und Verb, bei denen der erste Bestandteil weder erweiterbar noch steigerbar ist, sollten zusammengeschrieben werden; ebenso: hochrechnen oder schwarzarbeiten. Man kann jemanden nicht „kränker schreiben“.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist nicht wieder zu krank schreiben zurückgekehrt. Doch er hat für krankschreiben nun eine neue Begründung. Statt der Steigerungsregel gilt nun der Merksatz: Es wird zusammengeschrieben, wenn der adjektivische Bestandteil (krank) zusammen mit dem verbalen Bestandteil (schreiben) „eine neue, idiomatisierte Gesamtbedeutung bildet, die nicht auf der Basis der Bedeutungen der einzelnen Teile bestimmt werden kann“. Krankschreiben darf nur dann wie vor der Rechtschreibreform auseinander geschrieben werden, wenn etwas anderes gemeint ist: Krank schreiben kann jemand, der etwas schreibt, während er krank ist.
kennenlernen, kennen lernen
Die traditionelle Schreibweise kennenlernen stellt nach der letzten Duden-Auflage vor der Reform 1991 eine Ausnahme zu den Regeln 205 und 206 dar. Danach sollten Verbindungen mit einem Verb nur zusammengeschrieben werden, wenn „ein neuer Begriff entsteht“. Zu kennenlernen heißt es: „Es gibt auch Verbindungen, die man herkömmlicherweise zusammenschreibt, obwohl kein neuer Begriff entsteht.“ Als weitere Beispiele werden sauberhalten und spazierengehen genannt.
Diese Ausnahmen wurden mit der Rechtschreibreform 1996 abgeschafft: „Verbindungen aus Verb (Infinitiv) und Verb werden getrennt geschrieben“, lautete die Regel, die für Schüler Klarheit schaffen sollte. Nun hieß es also kennen lernen, liegen lassen, sitzen bleiben und spazieren gehen – was jedoch auf heftige Kritik der Reformgegner stieß.
Trotzdem ist der Rat für deutsche Rechtschreibung dabei geblieben. Aber Freunden der alten Rechtschreibung bleibt es in den umstrittenen Fällen freigestellt, bestimmte Wörter wieder zusammenzuschreiben. Dazu gehört kennen lernen: „Zusammenschreibung ist möglich bei übertragen gebrauchten Verbindungen mit bleiben oder lassen als zweitem Bestandteil sowie bei kennen lernen.“ Das heißt, wer es mit der alten Rechtschreibung hält, darf sitzenbleiben (= nicht versetzt werden) schreiben, in gleicher Bedeutung darf ein Reformfreund aber auch sitzen bleiben schreiben. Genau so verhält es sich bei stehen lassen, das die Reformgegner auch zusammenschreiben können, wenn sie eine übertragene Bedeutung (= nicht länger beachten, sich abwenden) festgestellt haben. Und auch kennen lernen oder kennenlernen kann je nach Geschmack geschrieben werden.
leid tun, Leid tun, leidtun
In stehenden Verbindungen mit Verben wird das „in verblasster Bedeutung gebrauchte Substantiv klein geschrieben“, bestimmt der letzte vor der Reform erschienene Duden von 1991: Folglich heißt es leid tun, ebenso wie bange machen oder weh tun. Nach der alten Duden-Regel R 64 handelt es sich bei bange, gram, leid, weh nicht um die Substantive Bange, der Gram, Leid, Weh, sondern um alte Adjektive oder Adverbien. Die Rechtschreibreform erklärte diese Regel 1996 für nichtig: Nun musste es Leid tun heißen. Denn nach Auffassung der Reformer handelt es sich bei Leid um eine Substantivierung, und Substantiv und Verb schreibt man getrennt. Damit sollten Widersprüche der alten Rechtschreibung beseitigt werden, über die sich die deutschen Feuilletons Jahrzehnte lang lustig gemacht hatten: Hieß es vielleicht Auto fahren gegenüber radfahren, weil ein Fahrrad kleiner als ein Auto ist? Und warum diät halten aber eislaufen? Mit der Reform hieß es nun Auto fahren, Rad fahren, Diät halten oder Eis laufen. Allerdings waren Verbindungen, die der alte Duden analog zu leid tun gesehen hatte, von der Neuregelung unterschiedlich betroffen: Statt weh tun sollte es jetzt wehtun heißen, statt bange machen jedoch Bange machen.
Besonders ärgerten sich die Kritiker über Leid tun. Die Zwischenstaatliche Kommission, das Vorläufergremium des Rechtschreibrats, reagierte darauf, indem sie 2003 eine Variante zu Leid tun vorschlug, nämlich leidtun – in einem Wort. Die Begründung: „Die Zusammenschreibung leidtun soll als Variantenschreibung vorgesehen werden, weil der Bestandteil Leid bzw. leid in Verbindung mit dem Verb tun hinsichtlich der Wortart grammatisch weder synchron noch diachron zu bestimmen ist. Analog zu kundtun, wehtun sollte auch die Schreibung leidtun zugelassen sein.“ Doch die Kritiker wollten keine Variante, sondern die völlige Abschaffung von Leid tun, wenn es in der Bedeutung von Mitleid verwendet wird.
Diesem Einwand ist der Rat für deutsche Rechtschreibung gefolgt – leidtun wird wieder klein geschrieben, aber nicht wie vor der Rechtschreibreform getrennt, sondern zusammen. Es gilt: Zusammengeschrieben werden „Zusammensetzungen mit einem substantivischen ersten Bestandteil“, wenn „die ersten Bestandteile die Eigenschaften selbstständiger Substantive weitgehend verloren haben“. Ähnlich heißt es nun nicht mehr Eis laufen, sondern wieder wie vor der Reform eislaufen (ebenso: kopfstehen und nottun).
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Kommentar von Münchner Merkur, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 00.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3187
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Rettung des "Delphins"
Kultusminister korrigieren umstrittene Rechtschreibreform
München - Mehr als zehn Jahre dauerte der Streit, doch die Entscheidung fiel binnen weniger Minuten: Exakt um 16.35 Uhr erteilten die Kultusminister dem knapp 300 Seiten starken "Wörterverzeichnis" ihren Segen. Sie stimmten damit den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung zu. Aus der "gelben Karte" wird wieder die "Gelbe Karte", und der "Delphin" bleibt erhalten. Die reformierte Reform gilt ab 1. August verbindlich an Bayerns Schulen.
Mit ihrer Entscheidung wollen die 16 Kultusminister den "Rechtschreibfrieden" wieder herstellen. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Bereits vor der Entscheidung hatten Reform-Gegner ihre Kritik erneuert. Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) zeigte sich dagegen zufrieden mit dem Beschluss. Endlich gebe es wieder eine einheitliche Rechtschreibung für alle Schulen. Bayern und Nordrhein-Westfalen hatten als einzige Bundesländer bisher die verbindliche Einführung der Rechtschreibreform verweigert. Für die neuen Regeln gilt an den Schulen eine einjährige Übergangsfrist: "In dieser Zeit werden die Fehler angestrichen, aber nicht bewertet", sagte Schneider.
Mehr als ein Jahr hatte der Rat für deutsche Rechtschreibung die umstrittene Reform unter die Lupe genommen. Allerdings befasste sich das 39-köpfige Expertengremium nicht mit den von den Kultusministern als unstrittig deklarierten Bereichen wie den Laut-Buchstaben-Beziehungen ("Stängel"). Reform-Kritiker Theodor Ickler hatte daher vergangene Woche seinen Austritt aus dem Rat erklärt. Dieses unfertige Gebilde werde er nicht mittragen, so Ickler. Auch der deutsche Elternverein erneuerte seine Kritik und forderte die Kultusminister auf, die alte Rechtschreibung wieder an den Schulen zuzulassen. Die Kritik an der Reform wird somit wohl so schnell nicht verstummen. STEFFEN HABIT
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Kommentar von DLF, verfaßt am 03.03.2006 um 01.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3188
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Sehr anhörenswert: Kommentar von Jacqueline Boysen.
http://www.dradio.de/aktuell/475400/
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Kommentar von Frankfurter Rundschau, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 02.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3189
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Sprach-Pfleger
VON KNUT PRIES
Mit der Rechtschreibreform geht es uns Deutschen ähnlich wie dem Delinquenten, der unter dem Galgen die letzten Worte sprach: "Das wird mir eine Lehre sein." Es mangelt ein bisschen an Gelegenheit, es besser zu machen.
So wie die große Schriftbild-Sanierung seit ihrem Beginn 1996 gelaufen ist, gibt es keinen mehr, der zehn Jahre später sagen würde: Das war eine runde Sache, ein bisschen mühsam zwischendurch, aber in der Summe allemal lohnend. Die einstigen Befürworter sind so vergrätzt wie die eingeschworenen Gegner. Politik und Kultusbürokratie sind teils sauer, teils verlegen. Schule, Elternhaus, Verlage und der ganze betroffene Rest schwanken zwischen Wut und Apathie. Der Modellfall eines Irrwegs.
Insofern dürfte es einer verbreiteten Einsicht entsprechen, was der sachsen-anhaltinische Kultusminister Olbertz sich und seinen Kollegen aus den anderen Bundesländern ans Herz legte: Das vorläufige Ende der Quälerei - Annahme der Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung durch die Kultusminister-Konferenz - durch den Beschluss zu ergänzen: Wir machen so was nie wieder!
Ein guter Vorsatz, leider verdirbt die zuvor begangene Untat die Freude daran. Man hätte ja durchaus früher darauf kommen können. Schlag nach bei Duden: 1902 freute sich der Vater der rechten Schreibweise im Vorwort zur siebten Auflage seines Schrift-Wörterbuchs über die endlich erzielte orthographische Vereinigung des gesamten Deutschen Reiches. Diese sei nur durch besonnenes Vorgehen erreicht worden, weil man nämlich darauf verzichtet habe, einer gründlichen Reform nachzujagen, "einem in der Luft schwebenden Trugbilde".
Ein solcher Wahrnehmungsirrtum hat die Sache von Anfang an geprägt: die Vorstellung, es komme darauf an, die deutsche Sprache einfacher zu machen, um dadurch die Zahl der Fehler bei ihrer Benutzung zu senken. Es hat sich herausgestellt, dass dies in radikalem Sinne kein Ziel sein kann - und dass im übrigen keine Obrigkeit berufen ist, dem Anwender durch eine schlichtere Version seiner Muttersprache das Leben zu erleichtern. Das ist fehlgeleitete Fürsorglichkeit. Herr des Verfahrens und des Instrumentariums ist der Anwender selbst. Was "einfach" sein soll, wird durch die Gemeinschaft der Benutzer bestimmt. Das ist und bleibt eine bunte Truppe, zu der Verhunzer ebenso zählen wie solche, die sich als Pfleger des Wortes verstehen.
Auch im Rückbau der Reform, wie er jetzt verbindlich werden soll, stecken noch zahlreiche Überbleibsel des sprachpädagogischen Übermuts. Immerhin ist es aber gelungen, das Kriterium "Einfachheit" auf Normalmaß zurückzuführen. Für den geschriebenen Buchstaben zählt nun vor allem, was einer sagen, was er zum Ausdruck bringen will. Formale Regeln, deren Beachtung auch maschinell zu leisten wäre, treten zurück.
Schadensbegrenzung. Ansonsten lässt sich dieser Holzweg-Etappe der deutschen Sprachentwicklung nicht viel Tröstliches nachrufen. Vielleicht, dass der ein oder andere Kultusbürokrat eine Anwehung von Demut verkraften musste? Vielleicht, dass einer etwas größeren Menge Germanophoner etwas klarer geworden ist, wie reich und differenziert die Möglichkeiten ihres Verständigungsinstruments Nummer eins tatsächlich sind. Wenn, dann wäre die Erkenntnis freilich im Modus des Verdrusses gediehen und entsprechend hart errungen.
Und der Ärger klingt nach: Das ganze elende Verfahren hat den ohnehin lebhaften Argwohn, wozu staatliche Organe sich fähig dünken, punktuell zur Staatsverachtung gesteigert. Die Politik hat ihrem Bild mit dem Hickhack unter den Ländern, teilweise innerhalb ein und desselben Kabinetts, weiter geschadet. Die Presse ließ sich nicht lumpen und zog mit populistischen Kontern gleich. Wissenschaft und Kunst boten eine endlose Reihe von Wichtigtuern auf. Der Begriff Reform wird auch wegen des linguistischen Missbrauchs bis auf weiteres einen schlechten Beigeschmack behalten. Und vor allem: Die von Duden einst gefeierte Einheitlichkeit ist auf lange Zeit dahin.
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Kommentar von taz, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 02.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3190
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RECHTSCHREIBREFORM: ES WIRD WIEDER EIN BISSCHEN KOMPLIZIERTER
Triumph der Anarchie im Land des Chaos
Hoffentlich ist jetzt wirklich alles vorbei. Hoffentlich werden nie wieder 16 Ministerpräsidenten über die Rechtschreibung streiten, werden Schriftsteller je noch den Untergang des Abendlandes herbeischreiben, wird sich keine Zeitung mehr mit der angeblichen oder tatsächlichen Rückkehr zur alten Rechtschreibung wichtig machen.
Ein Jahrzehnt lang hat das Land nun um die neuen Regeln gestritten, zeitweise in einem schrillen Tonfall, als gebe es hierzulande keine drängenderen Probleme. Die Reformgegner propagierten eine Rückkehr zur "klassischen" Rechtschreibung - und übersahen dabei, dass literarische Klassiker wie Goethe oder Schiller von einer deutschen Rechtschreibung noch gar nichts wussten. Sie schrieben ganz einfach, wie es ihnen gefiel.
Die von den Kultusministern nun beschlossene Reform der Reform bedeutet zumindest teilweise eine Rückkehr zu diesem Zustand der fröhlichen Anarchie. Der Versuch, die deutsche Rechtschreibung gründlich zu vereinfachen und auf ein paar nachvollziehbare Regeln zu reduzieren, war schon in der ersten Version des Reformwerks stark verwässert. Durch die neuerlichen Änderungen ist er vollends obsolet geworden. Die Schüler mögen im Unterricht die neuen Regeln lernen. Von den Erwachsenen blickt keiner mehr durch, und das ist vielleicht auch ganz gut so.
Die Angst vor diesem als Chaos empfunden Zustand war letztlich wohl der tiefere Grund, warum die Debatte in einem solch erregten Tonfall geführt wurde - in Deutschland übrigens weitaus stärker als in der Schweiz oder in Österreich. Nirgends ist die Angst vor dem Chaos als Grundmotiv des politischen Denkens und Handelns stärker ausgeprägt als in Deutschland, und diese Angst hat einen paradoxe Ursache: Deutschland ist mit seinen partikularen und föderalen Traditionen eines der chaotischsten Länder der Welt.
Die Föderalismusreform, von den Kultusministern gestern ebenfalls debattiert, ist ein neuerlicher Versuch, dieses Chaos wenigstens ein Stück weit zu bändigen. Nach den Erfahrungen mit der Rechtschreibreform lässt sich nun leicht vorhersagen, dass dieser Versuch scheitern wird.
RALPH BOLLMANN
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Kommentar von Kölnische Rundschau, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 02.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3191
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Gescheiterter Feldversuch
VON RAIMUND NEUSS
Hand aufs Herz: Wahrscheinlich haben Sie nach den alten Regeln Lesen und Schreiben gelernt - und ebenso wahrscheinlich haben Sie Blut und Wasser geschwitzt, wenn Sie Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung üben mussten. Einfach und schlüssig waren diese Fragen auch vor der Rechtschreibreform nicht geregelt.
Dass Kultusminister und Ministerpräsidenten jetzt viele alte Schreibweisen wieder einführen werden, ist deshalb noch kein Grund zum Jubeln. Nicht die alte Rechtschreibung ist an sich wertvoll - wohl aber die Rückkehr zu einem alten Verfahren: Jahrzehntelang hatte die Duden-Redaktion sich damit begnügt, den Sprachgebrauch zu dokumentieren und zu versuchen, darin Regelmäßigkeiten zu entdecken.
Das Ergebnis war nicht immer überzeugend, aber es war hundertmal besser als das, was danach kam: Sprachwissenschaftler und Didaktiker brachten den Ministern bei, dass Rechtschreibregeln ab sofort staatlich normiert werden müsse. Die Schreibung sollte aus Wortstamm und Wortarten resultieren und damit leichter zu lernen sein. Nur lässt Sprache sich eben keinen formalistischen Wenn-Dann-Sätzen unterwerfen. Nicht einmal die Reformer selbst hielten sich konsequent daran, sondern sie erfanden Etymologien frei und definierten Wortarten willkürlich. Leicht merkbar war da gar nichts mehr. Wörter wurden auseinander gerissen, auch wenn Betonung und Sinnzusammenhang das Gegenteil nahe legten. Viele Bürger wussten sich nur noch durch Übererfüllung der Vorgaben zu helfen: Sie spalteten einfach alle zusammengesetzten Wörter, Schreibungen wie „vor zu stellen“ waren die Folge.
Jetzt also, nach dem Scheitern eines achtjährigen Feldversuchs mit 100 Millionen Kandidaten, wollen die Kultusminister zur alten Tugend des Beobachtens und Beschreibens zurück - jedenfalls auf Teilgebieten. Auch das wird zu Ergebnissen führen, die Puristen schaudern lassen: Was oft genug „falsch“ geschrieben wurde, so bereits die Praxis vor 1998, wird „richtig“. So entwickelt sich Sprache halt. Italienisch war irgendwann auch nur „falsches“ Latein.
Deshalb sollte man sich nicht zu sehr über den „Tollpatsch“ ärgern, der als bleibendes Ergebnis der Reform „behände“ sein „Teeei“ ergreift: Eine zeitlos „richtige“ Schreibung gibt es nicht, sondern nur eine geschichtlich gewachsene. Und zur Geschichte unserer Sprache, wenn auch nicht gerade zu deren schönsten Kapiteln, gehören auch die Reste der Rechtschreibreform.
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Kommentar von Süddeutsche Zeitung, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 07.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3193
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Nach jahrelangem Streit
Neue Regeln für die Schüler
Kultusminister stimmen der Rechtschreibreform zu
Von Marco Finetti
Berlin - An allen Schulen in Deutschland können von August an wieder einheitliche Rechtschreibregeln gelten. Die Kultusminister der 16 Bundesländer nahmen am Donnerstag in Berlin die jüngsten Änderungsvorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung einstimmig an. Damit sind wichtige Teile der Rechtschreibreform aus dem Jahr 1996 korrigiert. Die Änderungen betreffen besonders die Getrennt- und Zusammenschreibung sowie die Groß- und Kleinschreibung. Auch bei der Zeichensetzung und Silbentrennung gibt es Korrekturen.
Der Beschluss zur Annahme der Änderungsvorschläge fiel nach Angaben von Sitzungsteilnehmern nach ¸¸einer sehr kurzen und harmonischen Aussprache". Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave, zeigte sich danach ¸¸erleichtert und fröhlich". Mit den neuen Regeln werde ¸¸Ruhe und ein Rechtschreibfrieden in Deutschland einkehren", sagte die SPD-Politikerin. Auch andere Kultusminister wie der parteilose Jan-Hendrik Olbertz aus Sachsen-Anhalt äußerten sich zufrieden, übten jedoch zugleich Selbstkritik angesichts der jahrelangen Auseinandersetzungen um die Rechtschreibreform: ¸¸Die Politik hätte sich nicht in die Normierung unserer Sprache einmischen sollen", sagte Olbertz. Nach Ansicht der brandenburgischen Kultusministerin Johanna Wanka (CDU) ist mit den Korrekturen ein Teil der ¸¸früheren Unsinnigkeiten" zurückgenommen worden; mit der 1996 beschlossenen Reform seien die Kultusminister ¸¸übers Ziel hinaus geschossen".
Die geänderten Regeln sollen zum Beginn des neuen Schuljahres am 1. August an allen Schulen eingeführt und auch für die Verwaltung verbindlich werden, genau ein Jahr nach dem ursprünglich vorgesehenen Termin. Auch Bayern und Nordrhein-Westfalen, die die Rechtschreibreform im vergangenen Sommer ausgesetzt hatten, da sie erst weitere Änderungsvorschläge abwarten wollten, kündigten bereits am Donnerstag eine Übernahme an. Zuvor müssen Ende März noch die Ministerpräsidenten der Länder abschließend zustimmen, was nach dem jetzigen Beschluss jedoch als sicher gilt.
Nach den nun beschlossenen Änderungen soll künftig wieder mehr zusammengeschrieben werden, vor allem bei einem so genannten einheitlichen Wortakzent wie etwa bei ¸¸eislaufen", ¸¸leidtun", ¸¸aufeinanderstapeln" oder ¸¸querlesen". Feststehende Begriffe wie ¸¸Große Koalition", ¸¸Gelbe Karte" oder ¸¸Runder Tisch" werden ¸¸dem allgemeinen Sprachgebrauch nach" wieder groß geschrieben. Auch die ¸¸Du"-Anrede in Briefen kann künftig wieder groß geschrieben werden. Nicht mehr erlaubt sind dagegen bei Worttrennungen die Abtrennung von Einzelvokalen am Wortanfang oder -ende wie ¸¸E-sel" oder ¸¸Bi-o-müll". Für diese und alle anderen Änderungen gilt jedoch eine einjährige Übergangsfrist; demnach werden alte Schreibweisen, die durch die jetzt beschlossenen Regeln überholt sind, bis zum 1. August 2007 nicht als Fehler gewertet.
Wie die KMK-Präsidentin Erdsiek-Rave betonte, verstehen die Kultusminister die Änderungen als ¸¸Konsensangebot". Dieses solle im Interesse einer einheitlichen Rechtschreibung nun auch von den ¸¸bisher kritisch eingestellten Teilen der Öffentlichkeit und insbesondere von allen Verlagen und Publikationen" angenommen werden. Noch ist jedoch unklar, ob zum Beispiel der Axel Springer Verlag oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung den neuen Regeln folgen werden; sie hatten die Reform von 1996 nicht übernommen beziehungsweise waren später zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt.
Österreich wird die korrigierte Reform vermutlich übernehmen. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer sagte, zunächst müsse ein innerösterreichischer Konsens hergestellt werden. Die Schweiz will nach einer eigenen Bewertung der deutschen Beschlüsse über eine Übernahme entscheiden. Dafür ist ein ausführliches Anhörungsverfahren vorgesehen.
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Kommentar von AP, 3. 3. 2006, verfaßt am 03.03.2006 um 15.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3230
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Lammert kritisiert Umgang der Politik mit der Rechtschreibreform
Berlin (AP) Die Korrektur der Rechtschreibreform war aus Sicht von Bundestagspräsident Norbert Lammert überfällig. Für ihn sei das Verfahren «ein famoses Beispiel dafür, wie mühsam die Politik gelegentlich Lösungen für Probleme sucht, die sie selbst ohne Not geschaffen hat», sagte Lammert dem 3Sat-Magazin «Kulturzeit». Die Kultusminister hatten am Donnerstag Änderungen an der Rechtschreibreform beschlossen.
Die Uneinigkeit sei besonders für die Schulen eine Zumutung, sagte Lammert. Er glaube nicht, dass mit der Entscheidung der Kultusminister die Debatte über die Rechtschreibung endgültig vom Tisch sei.
Die Minister hatten die Empfehlungen des Rates für Deutsche Rechtschreibung zur Nachbesserung der seit 2005 verbindlichen Reform zuvor gebilligt. Die neuen Regeln sollen ab dem 1. August in allen deutschen Schulen eingeführt werden.
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Kommentar von APA, 3. 3. 2006, 13:13, verfaßt am 03.03.2006 um 15.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3231
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Übergangsfrist für Rechtschreibreform an Schulen
Für die teilweise Änderung der Rechtschreibreform gibt es in Österreich nun doch eine mehrjährige Übergangsfrist an den Schulen. Dies kündigte das Bildungsministerium am Freitag an - zunächst war eine Verlängerung der Toleranzfrist nur im kommenden Schuljahr geplant. Unmut über die Reform äußerten unterdessen die BZÖ, SPÖ und die Grünen.
Derzeit ist eine mindestens dreijährige Übergangsfrist für die Rechtschreibreform im Gespräch. Grund für die Übergangsfrist sind vor allem die Schulbücher. Dort werden die Änderungen erst in die neuen Auflagen eingearbeitet. Bis diese erscheinen, sollen die alten Ausgaben keine falschen Schreibweisen enthalten.
Kritik an der Vorgangsweise von Bildungsministerin Gehrer und ihrer Amtskollegen aus dem Ausland übte am Freitag der Grüne Bildungssprecher Brosz : "Gehrer und ihre KollegInnen haben mit ihrer Vorgangsweise nur Chaos gestiftet". "Leidtragende" der erneuten Änderung einer gerade in Kraft getretenen Reform seien vor allem die Schüler.
"Ernsthaft über einen österreichischen Sonderweg" bei der Reform diskutierten will SPÖ-Bildungssprecher Niederwieser. Keinesfalls dürfe Gehrer den Änderungen für Österreich diskussionslos zustimmen. Das Thema müsse "schleunigst auf die Tagesordnung des parlamentarischen Unterrichtsausschusses gesetzt werden".
Unmut auch beim BZÖ: Die Bildungssprecherin des Freiheitlichen Parlamentsklubs, Rossmann, verlangt, dass sich die Verantwortlichen die Änderungen "noch genau anschauen". Bei einer Einigung über eine Adaption solle diese aber nicht vor 2007 in Kraft treten.
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Kommentar von Deutsche Welle, verfaßt am 03.03.2006 um 15.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3235
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Pressestimmen von Freitag, 3. März 2006
Die korrigierte Reform der deutschen Rechtschreibung ist unter Dach und Fach. Die Änderungen betreffen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. In der deutschen Presse stieß die Entscheidung der Kultusminister auf ein geteiltes Echo:
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder schreibt zur Rechtschreibreform:
"Mit dem jetzt vereinbarten Regelwerk wird man leben können. Manches ist noch immer gewöhnungsbedürftig. Und es wird noch lange dauern, bis die Schreibungen in Büchern, Zeitungen, Schulen und Amtsstuben wieder auf einen einheitlichen Stand gebracht sind. Wenn das überhaupt möglich ist. Das Thema bleibt uns erhalten."
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER kommentiert:
"Diese Reform ein Hin und Her von Partikularinteressen ist gründlich daneben gegangen - ja, wie sie in die Tat umgesetzt wurde, ist eine Farce. Das allerdings sollte nicht den Blick nach vorne verstellen: Auch in Zukunft werden wir schreiben, und wir wollen, dass uns dabei jeder ohne Probleme versteht. Im Grunde ganz einfach."
Für die EßLINGER ZEITUNG ist aus dem ursprünglich anvisierten großen Wurf nur noch ein Reförmchen übriggeblieben:
"Bei einer Infratest-Umfrage haben 68 Prozent aller Deutschen angegeben, sie würden sich an die alten Rechtschreibregeln halten. Nur 19 Prozent wollen komplett die neuen Schreibregeln anwenden. Doch Hand aufs Herz: Wer weiß schon nach den zahlreichen Revidierungen der vergangenen Jahre überhaupt noch, was alt - und was neu ist? Zumal der Duden bei vielen Schreibweisen - ob Besorgnis erregend oder besorgniserregend - zunehmend Alternativen zuließ."
Die WILHELMSHAVENER ZEITUNG meint dazu:
"Die Mehrheit der Menschen hat längst mit Stiften und an Tastaturen abgestimmt: Sie verweigert einfach die Annahme der meisten neuen Schreibweisen. Fazit dieses Polit-Experiments ist, dass es lange nicht mehr ein so großes Tohuwabohu gegeben hat. Wenn der Kultusminister von Sachsen-Anhalt deshalb sagt, dass sich die Politik künftig aus der Rechtschreibung raushalten soll, ist ihm nur zuzustimmen. Die Erkenntnis kommt nur leider zu spät. Der Schaden ist angerichtet."
Nach Meinung der Zeitung 20 CENT aus Cottbus war die ursprüngliche Rechtschreibreform nicht optimal. Sie kritisiert:
"Das nutzte ein Haufen alter Männer von Günther Grass über Stefan Aust und die Herausgeber der Frankurter Allgemeinen aus, um die Reform zu auszubremsen. Jetzt haben sie tatsächlichen einen Teilerfolg erzielt. Zu Lasten einer ganzen Schülergeneration, die nie etwas anderes als die neuen Regeln gelernt hat. Armes Deutschland! Ein Land, in dem reaktionäre alte Männer so viel Einfluss haben, kann ja nicht auf die Beine kommen."
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Kommentar von ddp, verfaßt am 03.03.2006 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3236
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Warten auf die Reform der Rechtschreibreform
Ministerpräsidenten tagen erst am Monatsende
Die von der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag abgesegneten Änderungen an der deutschen Rechtschreibung werden frühestens am 30. März offiziell beschlossen. An diesem Tag tagt die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), die sich voraussichtlich mit dem Thema befassen wird, wie eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Landespresseamtes am Freitag in Düsseldorf sagte.
Düsseldorf/Berlin (ddp). Die von der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag abgesegneten Änderungen an der deutschen Rechtschreibung werden frühestens am 30. März offiziell beschlossen. An diesem Tag tagt die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), die sich voraussichtlich mit dem Thema befassen wird, wie eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Landespresseamtes am Freitag in Düsseldorf sagte. Es gilt als wahrscheinlich, dass die MPK die entsprechenden Empfehlungen des Rechtschreiberates absegnet. Nordrhein-Westfalen hat gegenwärtig den Vorsitz in der Konferenz.
Da die Themen der MPK-Sitzung noch nicht festgelegt sind, konnte die Sprecherin den Tagesordnungspunkt Rechtschreibreform zunächst nicht bestätigen. Es sei aber damit zu rechnen, dass das Thema auf den Tisch komme. Mit dem zu erwartenden positiven Beschluss der MPK wäre die Reform der Rechtschreibreform beschlossene Sache.
Im Anschluss beginnt der «administrative Teil», wie die Sprecherin sagte. Die Empfehlungen würden von der KMK an die Bundesregierung weitergeleitet, die diese dann mit den internationalen Partnern, der Schweiz und Österreich, abstimmen. Damit die Änderungsvorschläge am 1. August in Kraft treten können, müssen die Länder entsprechende Verordnungen erlassen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte der KMK nach einjähriger Arbeit am Montag seine Empfehlungen vorgelegt.
Dass ein Land ausscheren werde, bezeichnete die Sprecherin angesichts des einstimmigen KMK-Beschlusses als unwahrscheinlich. Nachdem Bayern und Nordrhein-Westfalen als letzte Bundesländer angekündigt hatten, die neue Rechtschreibung verbindlich einzuführen, gäbe es dann erstmals seit der Reform von 1996 eine deutschlandweit einheitliche Rechtschreibung.
KMK-Präsidentin Ute Erdsiek-Rave (SPD) betonte am Freitag in Berlin, die Schweiz werde nicht aus dem Verfahren zur Reformierung der neuen deutschen Rechtschreibung aussteigen, wie es zunächst in einem vorab verbreiteten Medienbericht geheißen hatte. Das habe die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) auf Nachfrage bestätigt.
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Kommentar von AP, verfaßt am 03.03.2006 um 15.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3237
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Elternrat mit neuer Rechtschreibreform zufrieden
Berlin (AP) Der Bundeselternrat hat sich zufrieden mit der Korrektur der Rechtschreibreform gezeigt. Die von der Kultusministerkonferenz verabschiedeten Regeln ließen erkennen, dass das Regelwerk mit Sorgfalt und Zurückhaltung weiter entwickelt worden sei, erklärte die Arbeitsgemeinschaft der Landeselternvertretungen am Freitag in Berlin.
Sprache sei ein lebendiger Prozess und der Rat für deutsche Rechtschreibung sollte die Weiterentwicklung der deutschen Sprache weiter begleiten und steuern. Der Bundeselternrat appellierte an die Ministerpräsidenten, die Entscheidung der Fachminister zu bestätigen und damit die Diskussion abzuschließen.
Die Gewerkschaft Bildung und Wissenschaft (GEW) meinte, die Rechtschreibung werde zwar nicht leichter und eindeutiger, aber die Schulen hätten so viele andere Probleme, dass die Reform beendet werden sollte. Sie hoffe, dass nun ein Schlussstrich gezogen sei, sagte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer im Deutschlandradio Kultur.
Se kündigte an, die GEW werde ihr Vorhaben zurückstellen, für eine gemäßigte Kleinschreibung nach angelsächsischem Vorbild einzutreten. «Im Moment haben wir keine Lust, diesen Streit aufzugreifen», sagte sie.
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Kommentar von dpa, verfaßt am 03.03.2006 um 16.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3238
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Bayerische Lehrer- und Elternverbände begrüßen Rechtschreibreform
München (dpa/lby) - Der Bayerische Elternverband und der Bayerische Philologenverband haben die Rechtschreibreform begrüßt. «Wir hoffen, dass jetzt alles ohne weiteres Trara umgestellt wird», sagte die Elternverbandsvorsitzende Ursula Walther am Freitag. Der Philologenverband geht davon aus, dass sich die Rechtschreibung in den kommenden Jahren noch weiterentwickeln wird. «Wir müssen mit weiteren Reformen rechnen», sagte der Verbandsvorsitzende Max Schmidt. In Bayern sollen die neuen Regeln ab August gelten.
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Kommentar von gruene.at, verfaßt am 03.03.2006 um 16.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3239
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dieter.brosz@gruene.at
03.03.2006 12:17
Rechtschreibreform wurde nachhaltig verpfuscht – Einjährige Übergangsfrist für Schulen kann nicht ernst gemeint sein
Ursprünglich wollten Bildungsministerin Gehrer und ihre deutschsprachigen AmtskollegInnen die deutsche Rechtschreibung vereinfachen. "Gehrer und ihre KollegInnen haben mit ihrer Vorgangsweise nur Chaos gestiftet. Jetzt sollen die gerade erst in Kraft getretenen Rechtschreibregeln schon wieder verändert werden. Die Leidtragenden dieser verpfuschten Vorgangsweise werden vor allem die Schülerinnen und Schüler sein", so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz.
"Mittlerweile erscheinen deutschsprachige Bücher, Zeitungen und Magazine in verschiedenen Rechtsschreibfassungen. Nächstes Jahr kommt wieder eine Neue dazu. Schülerinnen und Schüler lernen ja nicht nur in der Schule, sondern gerade durch selbständiges Lesen. Wenden sie diese Rechtschreibung dann in der Schule an, werden sie mit schlechteren Noten bestraft", ergänzt Brosz.
„Es kann kein ernstgemeinter Vorschlag des Bildungsministeriums sein, nach einer nur einjährigen (!) Übergangsfrist die vorher gültige Rechtschreibung als Fehler zu bewerten. Nicht einmal die Schulbücher können innerhalb dieser Frist umgeschrieben werden. Für das angestiftete Chaos gibt es nur einen Ausweg: Die alte und die neue Rechtschreibung muss in der Schule angewandt werden können", so Brosz abschließend.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.03.2006 um 16.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3241
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Etwas Gutes hat die Schlußstrichdebatte ja: Anhand des "Schlussstriches" bekommt man in penetranter Weise die Errungenschaften der Heyse-Schreibung vor Augen geführt. Ich wünsche ihr deshalb ein langes Leben!
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Kommentar von Mainpost/dpa, verfaßt am 05.03.2006 um 19.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3301
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Hollfeld: Rechtschreibreform sorgt erneut für hohe Kosten
Hollfeld (lby) Bayerische Schulbuchverlage rechnen nach der Korrektur der Rechtschreibreform mit hohen Kosten für die Überarbeitung von Lehrbüchern. Vor allem auf kleine bis mittelständische Verlage kämen hohe finanzielle Belastungen zu, erklärte der Geschäftsführer des im oberfränkischen Hollfeld ansässigen C. Bange Verlags, Thomas Appel.
Appel ist vor allem mit der Art und Weise unzufrieden, mit der die Korrekturen durchgesetzt worden seien. Schließlich musste der 1871 in Hollfeld (Lkr. Bayreuth) gegründete Verlag bereits bei der ersten Reform vor zehn Jahren 50 000 Euro in die Aktualisierung seiner Lern- und Interpretationshilfen für den Deutschunterricht investieren. Für den kleinen Verlag mit elf Angestellten sei das keine unrelevante Summe.
Nachdem von August an auch im Freistaat die neue Rechtschreibung gelte, sehe sich der Verlag nun erneut dazu gezwungen, seine Bücher möglichst schnell zu aktualisieren -- mit Kosten von erneut 50 000 Euro. Man habe daher beschlossen, vorerst nur Bücher umzustellen, die mit Rechtschreibung in direktem Zusammenhang stehen. Interpretationshilfen für den Deutschunterricht würden aus Kostengründen erst aktualisiert, wenn eine zweite Auflage und ein Neudruck anstehe.
So verfährt auch Joachim Beyer, Inhaber seines ebenfalls in Hollfeld ansässigen Verlags: "Der Inhalt von Goethes Faust wird sich auch mit der neuen Rechtschreibung nicht ändern. Bei unseren Interpretationshilfen ist die Erläuterung wichtig. Die Rechtschreibung hat in diesem Fall nachrangige Bedeutung."
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Kommentar von motzer, verfaßt am 05.03.2006 um 22.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3302
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Zitat:
"Mittlerweile erscheinen deutschsprachige Bücher, Zeitungen und Magazine in verschiedenen Rechtsschreibfassungen. Nächstes Jahr kommt wieder eine Neue dazu."
... eine Neue dazu ...
Demnächst schreiben wir alle Adjektive groß, sobald ein Artikel davorsteht. Wann werden die passenden Reformreformreformregeln dazu erstellt, liebe Verantwortlichen?
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Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 06.03.2006 um 16.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3331
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Putzig: Die Kölnische Rundschau kommentiert am 3.3.2006 den Beschluß der KMK und verurteilt die ursprüngliche "Reform":
"Wörter wurden auseinander gerissen, auch wenn Betonung und Sinnzusammenhang das Gegenteil nahe legten."
Absicht oder putziger Zufall?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2006 um 17.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3332
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Zur Frage von motzer: Diese neue Regel gibt es eigentlich schon. Unter § 58 wird behauptet, daß bei "sie war die klügste meiner Zuhörerinnen" und "von fern" klein geschrieben werde, obwohl die betreffenden Wörter "formale Merkmale der Substantivierung aufweisen". Nach Ansicht der Reformer müßte also eigentlich groß geschrieben werden, die Kleinschreibung wird als bemerkenswerte Ausnahme dargestellt. Man glaubt es kaum, aber es ist so, und das war auch das Niveau der Ratssitzungen, in denen Leute wie Gallmann und Schrodt solche Ansichten zum besten gaben.
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Kommentar von Kieler/Lübecker Nachrichten 8. 3. 2006, verfaßt am 08.03.2006 um 11.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3405
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Neue Rechtschreibung: Die Revorm ist fölich uhnsinnig
Bad Oldesloe - Wie schreibt Deutschland es nun richtig? "Stengel" oder "Stängel", "Tip" oder "Tipp"? Die Reform der Reform sorgt jetzt für neue Unsicherheit.
Begeistert waren die meisten der befragten Oldesloer Lehrer und Schüler nicht gerade über die neuerliche Reform der Rechtschreibreform, die zum 1. August auf Deutschlands Schülerinnen und Schüler zukommt. Nach der heftigen Kritik entschärften die Kulturminister der Länder die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1998 wieder, die voriges Jahr erst verbindlich geworden war.
Die neuerlichen Änderungen betreffen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. Bei den Noten der Schüler werden die Änderungen dieses Jahr noch nicht berücksichtigt. Die Reform der Reform muss erst nach einer Übergangszeit von einem Jahr bei den Schülern sitzen.
Am Theodor-Mommsen-Gymnasium überwiegt unter den Deutschlehrern die kritische Betrachtung der Neuregelung. Hans-Joachim Vierhaus: "Inhaltlich ist die Reform der Reform unwesentlich. Sie ist wohl eine Reaktion auf die bisher abwehrende Haltung bestimmter Bundesländer und Verlage gegenüber der bisherigen Regelung. Man hätte eine gut durchdachte Reform machen und dabei bleiben sollen. Es ist etwas unglücklich, es jetzt wieder ein bisschen anders zu machen, und allgemein sehr schade, dass einige Verlage und Zeitungen sich der neuen Rechtschreibung verweigern. Aber auch bei der alten Schreibweise gab es wohl praktisch niemanden, der fehlerfrei Deutsch schreiben konnte."
Christiane Behrens sagte zur erneuten Reform: "Ich habe den Eindruck, die Schüler empfinden das alles undramatisch. Die Schüler werden bis zur Oberstufe die neue Rechtschreibung gelernt haben." Schwierigkeiten hätten Schüler nur bei Getrennt- und Zusammenschreibung. Diese Problematik galt aber auch für die alte Rechtschreibung. Eher die Ausnahme bildet Stephanie Wrede mit ihrer positiven Einstellung: "Die Reform ist allgemein sehr gut. Die Schüler kommen mit der neuen Schreibweise besser zurecht, weil die Sprache jetzt regelgeleiteter ist."
Seit 40 Jahren gibt Barbara Mertens Deutschunterricht, derzeit an der Grundschule im Westen von Bad Oldesloe. Sie ist gar nicht glücklich mit der Entwicklung in der Rechtschreibung und sagt: "Die Verunsicherung ist vor allem bei den Kindern groß, die es bereits anders gelernt haben. Selbst ich muss immer mehr im Duden nachsehen."
Auch Renate Korth, Schulleiterin der Grundschule West, kann über die Reform zur Reform nur noch den Kopf schütteln: "Es ist schwierig, das den Kindern überhaupt noch zu vermitteln. Ein großes Problem sind die Unsicherheiten, weil zum Teil mehrere Schreibweisen möglich sind".
Jutta Kortsch, Fachleitung Deutsch an der Oldesloer Schule am Masurenweg, sagt: "Die Reform wird reformiert, und für Lehrkräfte und Schüler gibt es kein verbindliches Nachschlagewerk -- fast unzumutbar." Schulleiter Matthias Welz ergänzt: "Wichtig ist doch, dass Lehrkräfte und Schüler eine Orientierung erhalten, an der sie erkennen können, dass sie richtig geschrieben haben."
Und was sagen Oldesloer Schüler zur Rechtschreibreform? Die LN fragten Schülerinnen und Schüler der Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe. Abiturientin Lisa Ströh (19) sagte zur neue Entwicklung in Sachen Rechtschreibung: "Solange man nicht wieder alles neu lernen muss, ist das schon okay. Ich finde aber nicht, dass man das unbedingt hätte ändern müssen. Ich bin bisher gut zurechtgekommen." Torge Olufs (19) und Dominique Kottke (18) sind sich einig: "Die Reform der Reform ist unsinnig und schwachsinnig. Sie macht die Rechtschreibung unnötig kompliziert."
Ob dies nun der endgültige Schlussstrich unter die seit Jahren anhaltende Reformdebatte bedeutet, ist jedoch nicht sicher. Allerdings wollen jetzt auch die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen, die die Umsetzung der Rechtschreibreform bisher ausgesetzt hatten, wieder mitmachen.
Von Claas Meinheit, Susanna Fofana und Petra Dreu.
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Kommentar von F.A.Z., 17. 3. 2006, Briefe an die Herausgeber, verfaßt am 16.03.2006 um 22.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3565
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Voller Fragen
Zum Beitrag „,Weniger Unsinn – Elend beendet‘ – Reform der Rechtschreibung reformiert“ (F.A.Z vom 3. März): Wäre Eugène Ionesco ein zeitgenössischer deutscher Autor, hätte er ein absurdes Theaterstück schreiben können, mit dem Titel: Deutsche Rechtschreibung. Nach der Reform der Reform schlösse sich der Vorhang, und das Publikum bliebe entsetzt und sprachlos sitzen, den Kopf voller Fragen: Wie kann sich ein Volk seine Sprache von Politikern diktieren lassen? Wie können sich sprachohnmächtige Diktatoren jahrelang von Fehlentscheidung zu Fehlentscheidung hangeln, ohne daß sie aufgehalten werden, notfalls durch den Präsidenten der Republik, als oberster Hüter des Volkes und seiner Kultur? Und wie kann man es zulassen, daß diese Gewalt an der Sprache gerade an den Schwächsten des Volkes ausgelebt wird, an seinen Erstkläßlern, die sich gerade um den schriftlichen Eintritt in diese Sprachgemeinschaft bemühen? Doch es ist kein absurdes Theaterstück von Ionesco, dem wir beiwohnen, es ist Deutschland im Jahr 2006. Die Mehrheit des deutschen Volkes staunt stumm darüber, was da geschieht und offenbar von niemandem verhindert werden kann. Und das Fernsehen bringt nicht einmal eine Sondersendung, wie es sonst bei nationalen Katastrophen üblich ist. Vielleicht erscheinen bald große Todesanzeigen in den Tageszeitungen: Deutsche Rechtschreibung, geboren in der staatlichen Rechtschreibkonferenz 1901, in Berlin – gestorben 2006, nach einer langen Kultusminister-Konferenz-Agonie. Die Rechtschreibung wird zu Grabe getragen. Doch Vorsicht. Ihre Sprache atmet und lebt noch. Vorhang.
Professor Dr. Wolfgang Enzensberger, Frankfurt am Main
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Kommentar von Deutschlandradio Kultur, 03.03.2006, verfaßt am 29.03.2006 um 14.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3702
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Rechtschreibreform und das Versagen der Politik
Ein Kommentar von Margarete Limberg
Die Kultusministerkonferenz beschloss in der vergangenen Woche eine Reform der Rechtschreibreform und setzte damit den bisherigen Schlusspunkt in der seit Jahren andauernden Diskussion um Sinn und Unsinn der neuen Rechtschreibregeln. In ihrem Kommentar spricht Margarete Limberg von einem "Trauerspiel" und nennt die Entwicklung rund um die Rechtschreibreform eine "Geschichte vom Versagen der Politik".
Das Trauerspiel um die Rechtschreibreform handelt nicht nur von der Erfindung sonderbarer sprachlicher Absurditäten, sondern mindestens ebenso vom Versagen der Politik, namentlich der Kultusministerkonferenz, kurz KMK.
Einige in ihren Reihen sind reichlich spät zu der Erkenntnis gelangt, dass man dergleichen besser nicht noch einmal versucht und besser von vornherein die Hände von diesem Sujet gelassen hätte. Die KMK hat sich des Themas ohne viel Sachverstand, dafür aber um so entschlossener angenommen. Sie hat sich angemaßt eine Entscheidung zu fällen, ohne imstande zu sein, diese auch im Alltag durchzusetzen.
Die Reform wurde gegen viele Widerstände durchgeboxt. Nicht alle Einwände waren ja als hysterisch oder neurotisch abzutun, aber zunächst wurde selbst sachlicher Widerspruch ignoriert, den Schülern wurden neue Schreibregeln verordnet, nur um dann doch zurück zu rudern. So wenig wie man am Anfang den Mut für eine radikale, wirklich vereinfachende Reform fand, so wenig fand man später den Mut umzukehren, als sich herausstellte, dass das Ergebnis ein einziges Durcheinander und Deutschland ein orthografischer Flickenteppich war.
Halbherzigkeit prägte das Verhalten der Kultusminister, stets noch das beste Rezept für das Scheitern von Reformen. Halbherzig war auch der Schlusspunkt, den man gestern mit der Annahme der Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung zu setzen hoffte, denn die erwünschte Klarheit lässt weiter auf sich warten.
Schon die Einsetzung des Rates war vor allem ein Manöver zur Gesichtwahrung, nämlich zu vermeiden, das eigene Scheitern zuzugeben. Zum Schluss schienen die Kultusminister nur noch darauf bedacht, die leidige Geschichte endlich los zu werden. Nachdem man über 10 Jahre an der Reform herumgedoktert hatte, wurden die Minister im letzten Sommer plötzlich so ungeduldig, dass sie nur Teile der reformierten Reform in Kraft setzten, statt zu warten bis der Rat seine Arbeit abgeschlossen hatte.
Der Umgang mit der Rechtschreibreform war ein Debakel auch für den Föderalismus in Deutschland. Sie wurde vor allem von den Ministerpräsidenten in Bayern und Nordrheinwestfalen politisch instrumentalisiert.
Absprachen, die die Kultusminister nach endlosen Debatten einstimmig getroffen hatten und denen auch die Ministerpräsidenten zugestimmt hatten, wurden von einem Tag auf den anderen über den Haufen geworfen. Dass nicht die Politiker, sondern Lehrer und Schüler unter der permanenten Verunsicherung zu leiden hatten, war ihnen gleichgültig. Es ging bei diesen Auseinandersetzungen weniger um Sinn oder Unsinn der Rechtschreibung als darum, parteipolitisch Kapital daraus zu schlagen.
Die Rechtschreibreform ist nicht das einzige Beispiel für einen falsch verstandenen Föderalismus, der klare und eindeutige Entscheidungen verhindert. Wer die Geschichte dieser Reform verfolgt hat, kann nur mit einigem Bangen auf die Föderalismusreform blicken, die den Ländern im Bildungsbereich noch mehr Kompetenzen zuordnen will. Zwar versprechen die Kultusminister, ihren Gewinn an Handlungsspielraum in gesamtstaatlicher Verantwortung wahrzunehmen, um die gebotene Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse zu gewährleisten und nicht jeden Umzug von einem Bundesland ins andere zu einer schulischen Katastrophe werden zu lassen.
Aber wer möchte nach den Erfahrungen der letzten Jahre wirklich Wetten darauf abschließen, dass am Ende nicht wieder Länderegoismen triumphieren zu Lasten der Schwächsten in unserem überholungsbedürftigen Bildungssystem?
Wer garantiert, dass die Kultusministerkonferenz nicht zum Schlachtfeld bildungspolitischer Ideologen wird? Das Einstimmigkeitsprinzip bleibt, und damit ist garantiert, dass der kleinste gemeinsame Nenner auch künftig die Richtschnur sein wird.
(Deutschlandradio Kultur, Sendung „Fazit“ vom 3. März 2006)
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Kommentar von finanzen.de, 2. 3. 2006, verfaßt am 30.03.2006 um 14.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#3726
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Olbertz: Politik soll sich künftig aus Rechtschreibung heraushalten
Berlin (AP) Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz hat dafür plädiert, dass sich die Politik künftig aus der deutschen Rechtschreibung heraushält. In einem Deutschlandfunk-Interview sagte der parteilose Minister am Donnerstag, er werde in der Kultusministerkonferenz am Abend der nachgebesserten Rechtschreibreform auch deswegen zustimmen, «weil damit der gordische Knoten durchschlagen und vielleicht auch das Elend beendet ist».
Der Rat für deutsche Rechtschreibung habe mit seinen Korrekturempfehlungen «eine ganze Menge Unsinn zurückgenommen», der vorher dort hineingeraten sei, sagte Olbertz. Jetzt könne man vielleicht die Lehre ziehen, «aus der Politik heraus eine solche Geschichte nicht nochmal zu machen». Er habe schon immer kritisiert, «dass sich die Politik daran macht, die Muttersprache zu normieren». Das sei ein Fehler gewesen, der aber jetzt weitgehend behoben sei. Ansonsten würde er der KMK einen Beschluss empfehlen, der laute: «Wir machen sowas nie wieder.»
Als intelligentere und angemessenere Lösung bezeichnete Olbertz das früher übliche Verfahren, bei dem die Dudenredaktion die Entwicklung der Sprache beobachtet und ab und zu vorsichtige Anpassungen jeweils mit den Neuauflagen des Dudens vorgenommen hatte. Wenn künftig der Rechtschreibrat ähnlich vorgehe, sei das in Ordnung. «Aber wenn wir jetzt jedes Jahr einen Riesenbeschlusskatalog vorgelegt bekämen, der sozusagen ständig in die Entwicklung der Sprache hinein interveniert, dann würde ich mich mit Verve dagegen stellen.»
(www.finanzen.de)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2013 um 07.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=425#9437
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Im Rechtschreibrat sitzt seit einiger Zeit der SPÖ-Politiker Niederwieser, durch radikalen Reformwillen und Ahnungslosigkeit gleichermaßen qualifiziert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie er im Rat auftritt: Gegen jede weitere Korrektur und sowieso der Meinung, daß man die allgemeine Kleinschreibung hätte einführen und das ß ganz abschaffen müssen.
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