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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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15.02.2006
 

Niemand erinnert sich (wir schon)
Kritik an der Akademie der Künste

Im Leitartikel der F.A.Z. bekommt die Berliner Akademie der Künste, wie üblich, ihr Fett weg.

Henning Ritter erinnert zum Schluß seines Kommentars an die Stellungnahmen der Akademie zur Rechtschreibreform, an die sich niemand mehr erinnere. Aber trügt ihn nicht auch sein eigenes Gedächtnis? Was die Akademie zu diesem Thema verlauten ließ, hatte nicht bloß den Charakter einer Empfehlung, wie Ritter meint: "Zumal die Berliner Akademie muß sich auf ihre eigenste Sache besinnen, die mit Sprache, Literatur, Musik und Kunst zu tun hat. Im Falle der Rechtschreibreform hätte sie sich deswegen nicht mit einer Empfehlung begnügen dürfen. Ein durch Literatur und Kunst legitimiertes Wort wäre dringend geboten gewesen. Niemand erinnert sich an die Meinung, die die Akademie in dieser Frage vertreten hat. Das war schon die Krise."

Die Akademien haben sich durchaus auf ihre Kernkompetenzen besonnen; man vergleiche etwa den zweiten Brief der Akademien vom Februar 2004 und den dritten Brief vom Juni 2004:

An die Kultusminister der Länder der Bundesrepublik Deutschland
2. Juni 2004

Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,

wir haben Sie in unserem gemeinsamen Brief vom 12. November 2003 darum gebeten, nicht an den Regelungen der Rechtschreibreform von 1998 festzuhalten und statt dessen eine durchgreifende Revision derselben in die Wege zu leiten. Wir verwiesen dabei auf die in den letzten Jahren gesammelten Erfahrungen, welche die von namhaften Sprachwissenschaftlern, Schriftstellern und Publizisten vorgebrachte Kritik der Neuregelung bestätigt haben. Wir verwiesen ferner auf den von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung im Frühjahr 2003 vorgestellten Kompromißvorschlag, dessen mögliche Übernahme wir als „wichtige Maßnahme auf dem Weg zur Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung“ bezeichneten.

Auf der 305. Kultusministerkonferenz faßten Sie daraufhin den Beschluß, die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung mit Vertretern der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung über mögliche Veränderungen am amtlichen Regelwerk von 1995 beraten zu lassen. Wie uns nun bekannt wird, sind diese Unterredungen ohne jedes Ergebnis geblieben.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat ihren Kompromißvorschlag zurückhaltend als „zweitbeste Lösung“ der orthographischen Probleme bezeichnet. Sie hat sich in ihrem Entwurf darauf beschränkt, vorläufig nur die offenkundigsten und unerträglichsten Mängel der Reformrechtschreibung abstellen zu wollen. Darin lag ein großes Entgegenkommen. Die Vertreter der Akademie haben jedoch feststellen müssen, daß die Zwischenstaatliche Kommission zu einem reziproken Entgegenkommen durchaus nicht bereit war. Die Kommission beharrt auf ihrem Standpunkt, daß die in ihrem 4. Bericht dargelegten Änderungsvorschläge zur Behebung aller Probleme ausreichten. Unseres Erachtens sind diese Vorschläge aber keinesfalls geeignet, eine Wiedervereinigung der seit einigen Jahren gespaltenen deutschen Orthographie anzubahnen.

Wir stellen fest, daß die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung ihrem Auftrag zur „Wahrung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung“ in offensichtlicher Weise nicht nachkommt.

Wir ersuchen Sie hiermit, auf Ihrer nächsten Zusammenkunft die von der Kommission vorgelegten Änderungsvorschläge abzulehnen. Die Reformrechtschreibung sollte weder in der ursprünglichen noch in der jetzt vorgeschlagenen Fassung zur ab dem 1. August 2005 allein verbindlichen Schulorthographie erklärt werden. Ein solcher Beschluß wäre weder im Interesse der Lehrer, Schüler und Eltern noch in dem der deutschen Sprache und ihrer Sprecher überhaupt.

Professor Dr. Adolf Muschg Präsident der Akademie der Künste, Berlin
Professor Dr. Wieland Schmied Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste

Dieser Erklärung schließen sich folgende Institutionen an:

Sächsische Akademie der Künste
Präsident Professor Dr. Ingo Zimmermann
Sächsische Akademie der Wissenschaften
Präsident Professor Dr. Gotthard Lerchner
Akademie der Wissenschaften Heidelberg
Präsident Professor Dr. Peter Graf Kielmansegg
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften
Präsident Professor Dr. Helmut Sies
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Präsident Professor Dr. Heinrich Nöth
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Präsident Professor Dr. Dieter Simon
Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz
Präsident Professor Dr. Clemes Zintzen
Akademie der Wissenschaften in Göttingen
Präsident Professor Dr. Herbert W. Roesky



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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2006 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=402#2940

An diese und andere Erklärungen würde man sich gewiß besser erinnern, wenn die Feuilletons der großen Zeitungen sie eifriger abgedruckt hätten, statt sich spröde zu stellen und höchstens mal mit einer Randnotiz darauf hinzuweisen.



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