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17.06.2005
 

Kopfpauschale und Fremdarbeiter
Lafontaine und der politische Wortschatz

In seinem neuen Buch Politik für alle denkt Oskar Lafontaine in einem eigenen Kapitel über die Korruption der Sprache und des Denkens nach.

Mit Hilfe eines neuartigen Vokabulars, so der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende und mutmaßliche Listenkandidat der Demokratischen Linken, verschleierten neoliberale Politiker ihre wahren Absichten.

Vor dem Hintergrund dieser Sprachkritik hält es der Sachsen-Korrespondent der F.A.Z., Reiner Burger, für unwahrscheinlich, daß Lafontaine ohne Hintergedanken das Wort Fremdarbeiter reaktiviert.



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Kommentare zu »Kopfpauschale und Fremdarbeiter«
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Kommentar von Fritz Koch, verfaßt am 18.06.2005 um 10.21 Uhr   Mail an
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Der Bundesbildungsminister: Zuviel Bildung schadet Ihrer Political Correctness.
Wer im Hinterkopf hat, daß das indogermanische Wort *ghostis Fremdling bedeutete und im Lateinischen und Frühgermanischen sogar Feind, Gegner, feindlicher Krieger, der muß schon sehr aufpassen, daß ihm das nicht herausrutscht.


Kommentar von Calva, verfaßt am 18.06.2005 um 10.43 Uhr  
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Wenn er denn nur Oskar Müller hieße. Aber mit DEM Namen was in D von "Fremdarbeitern" zu erzählen, ist schon eigenartig.


Kommentar von M. Real, verfaßt am 02.07.2005 um 12.25 Uhr   Mail an
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Die Verwendung des Wortes "Fremdarbeiter" von O.L. war sicher aus seiner Sicht nicht sehr gelungen; immerhin ist zu bedenken, dass im Schweizerdeutschen diese Bezeichnung, wie mir scheint ganz ungezwungen, benutzt wird. Neulich, einige Tage vor dem Ausspruch L.s, bin ich gerade darüber in einem Buch von Hans Tschäni (1916–1999), "Wer regiert die Schweiz", S. 34, einem gewiß unverdächtigen Publizisten unseres Nachbarlandes, gestolpert. Eine rasche (Stichwort-)Überprüfung (außerhalb von Wörterbüchern), beispielsweise im Titelmaterial des KVK, bestätigt diesen Eindruck.


Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 02.07.2005 um 14.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=277#1121

Das war einmal. Auch in der Schweiz gilt Fremdarbeiter heute als politisch nicht korrekt und sollte durch Gastarbeiter ersetzt werden. Die sda verwendet seit 2000 nur Gastarbeiter. Hingegen stimmt: Im Schweizerdeutschen, das heißt im gesprochenen Deutsch, ist Fremdarbeiter noch häufig zu hören. Tschäni schrieb natürlich nicht Schweizerdeutsch, sondern, wie wir hier sagen, Schriftdeutsch.


Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 06.07.2005 um 11.46 Uhr   Mail an
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Der Historiker Ulrich Herbert sagt zum Wort „Fremdarbeiter“ in der F.A.Z. v. 5.7.05: „Das ist ein traditioneller deutscher Begriff für ausländische Arbeiter und schon seit der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert in Gebrauch. In anderen deutschsprachigen Ländern, vor allem in der Schweiz, ist er das bis heute. . In der Bundesrepublik war er noch in den fünfziger Jahren üblich für Ausländer - in bedenkenloser Aufnahme des Sprachgebrauchs der Zeit vor 1945. Es gab Zeitungsartikel in den späten fünfziger, frühen sechziger Jahren, die titelten: „Erhard holt Fremdarbeiter". Sie meinten damit den Beginn der Gastarbeiterbeschäftigung. Der Begriff „Gastarbeiter" setzte sich erst seit etwa 1963/64 durch, sollte freundlicher klingen und den vorübergehenden Aufenthalt der angeworbenen ausländischen Arbeiter in Deutschland besonders betonen.
Nachdem das Wort „Gastarbeiter“ praktisch tabuisiert ist, blieb Lafontaine kaum eine andere Wahl für ein kurzes prägnantes Schlagwort als „Fremdarbeiter“. Das läßt die Politiker nicht ruhen: „Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm hat dem früheren SPD-Chef Oskar Lafontaine damit gedroht, ihn vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen.“ (RTL NEWS 5.7.05) .
Der Verfassungsschutz als propagandistisch einsetzbares Instrument – nicht nur zur Durchsetzung der Rechtschreibreform (NRW 1997), sondern auch einer politisch korrekt reduzierten Sprache: Orwellness für amtsbeglückte Untertanen.




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