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14.11.2004
Alter schützt vor Thorheit nicht
»Zudem arbeitet die Rechtschreibreform seit Jahren an der Abschaffung der deutschen Schriftsprache, und das mit zunehmendem Erfolg.«
Das schreibt Juli Zeh, die Autorin des Romans »Spieltrieb«, in dem sie, wenn man dem Rezensenten Robin Detje von der Süddeutschen Zeitung vom 12. November glauben darf, Robert Musil postum zeigen will, wie man Romane wie den »Törleß« oder den »Mann ohne Eigenschaften« schreibt.
Sie schreibt es in einem Aufsatz für eine Serie mit dem Titel Erlesenes erhalten, mit der die Lieblingsautoren der taz dieser mit je einer wöchentlichen Geschichte dabei helfen sollen, »das drohende Sterben der Qualitätszeitungen zu verhindern«, – womit natürlich in erster Linie das befürchtete Sterben der taz gemeint ist. Wie dieses gelingen soll, wenn man zugleich die »Abschaffung der deutschen Schriftsprache« durch Befolgen der neuen Regeln vorantreibt, weiß vielleicht Frau Zeh, die dies artig tut. Oder die intellektuelle »Pasionaria« der Altachtundsechziger, Frau Katharina Rutschky müßte es wissen, die ausgerechnet in der Welt darüber klagt, daß sie die Welt nicht mehr versteht, weil die Welt wiederum Frau Rutschky nicht versteht und ihr so gar nicht glauben will, daß es unintellektuell ist und nur falsche Gründe haben kann, wenn so gut wie alle gebildeten Leute und alle Schriftsteller die Rechtschreibreform ablehnen. Spießig ist es, sonst gar nichts. Und obwohl sie jetzt ohnehin neben allen Teppichen steht, bedauert sie, daß es nicht noch mehr Teppiche gibt, neben die sie sich stellen kann, sprich daß sie nicht in so vielen Schriftstellerverbänden und Akademien Mitglied ist, wie sie Lust hätte, unter Protest zu verlassen. Dann würden die Kolleginnen und Kollegen nämlich vielleicht so langsam aufhorchen. Jetzt interessiert es keinen, was Katharina dazu meint, und mit der Freundin ist es auch nicht mehr so, wie es mal war.
Ob allerdings die zu Hilfe gerufenen »Schriftsteller, Essayisten und Journalisten›, die bis zum Jahresende jeden Samstag im »extrablatt« über »die Bedeutung der Zeitung für den politischen Diskurs, die Gesellschaft und das kulturelle Leben« schreiben, das Überleben ausgerechnet der taz sichern können, darf angesichts der bislang vorliegenden Beiträge bezweifelt werden. Eher bestätigen sie die Überflüssigkeit dieses alt gewordenen Kindes der 68er Jahre, das, wie etwa ihr Autor Maxim Biller, die Welt immer noch mit Augen, Sinnen und Vorstellungen eines hippeligen Abiturienten erlebt und nicht merkt, daß das trotzige Festhalten an jugendlichen Posen vor dem Altern nicht schützt, sondern ab einem gewissen Zeitpunkt ins Gegenteil kippt, zu Altersstarrsinn und -infantilität.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 15.11.2004 um 11.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=27#17
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A propos K. Rutschky: Sie wird in Konkret 11/2004 mit folgenden Worten zitiert: "Ich gebe es zu: Ich liebe meinen Kanzler. Ich wähle den auch wieder, und ich liebe und verehre ihn."
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