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25.08.2004
In Wien wurde im Sommertheater eine Burleske gegeben
"Das Ganze nicht so tiefernst nehmen"
Karl Blüml, der stellvertretende Vorsitzende der Rechtschreibkommission, verkündete dies als Ergebnis der Arbeitssitzung, zu der am 23. August in Wien Spitzenbeamte der zuständigen Ministerien aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein zusammengekommen waren.
Um zu diesem Erkenntnisstand zu kommen, haben sogenannte Experten und Ministerialbeamte nicht nur diese gerade mal dreistündige Sitzung, sondern zuvor schon viele, viele Jahre gebraucht. Eine Rücknahme ihrer nicht so »tiefernst« zu nehmenden Refom wäre in ihren Augen wohl allein deshalb »absolut unverantwortlich«.
Und natürlich der lieben Kinder wegen, die von den Reformern bekanntlich »tiefernst« genommen werden.
Mit Sprache habe das alles nichts zu tun, meinte Blüml weiter. Man möchte hinzufügen: Mit sprachlicher Kompetenz und Verantwortung allerdings erst recht nicht.
Quelle: Spitzenbeamte wollen nicht ernstgenommen werden
Link: http://www.welt.de/data/2004/08/24/323334.html
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Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 27.08.2004 um 10.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=18#4
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Der entscheidende Satz des Herrn Blüml lautet: "Es geht doch nur um die Schreibung, nicht um die Sprache." Diese Behauptung ist seit jeher sprachwissenschaftlich falsch und wird durch Wiederholung nicht richtig, und ihr Erfinder ist entweder dumm oder verlogen.
Die schriftliche Ausdrucksebene gehört ebenso selbstverständlich zu einer Sprache wie die mündliche, lautliche. Natürlich beeinflussen sich beide, aber weder bildet die Schreibung einfach die Lautung ab noch umgekehrt. Man stelle sich umgekehrt einmal vor, ein Herr Blüml wollte per staatlicher Verordnung die Kinder zwingen, Wörter gegen den Willen ihrer Eltern anders auzusprechen – etwa so wie man sie schreibt, weil das ja eine "Erleichterung" sei …
"Tiefernst" ist das Geschwätz der Kommission aus sachlicher Sicht also nicht zu nehmen, ernst ist die Kommission selbst allerdings dennoch zu nehmen – so wie jede dumme Person oder Institution, die an Macht gelangt und so gefährlich wird.
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