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05.01.2005
 

Der diskrete Charme der Orthographie
(und die Roheit der Reformer)

»Den Leser«, meint Theodor Ickler, »interessiert die Bedeutung des Geschriebenen, nichts anderes«.

Und die klassische deutsche Rechtschreibung ist eine ganz besonders leserfreundliche. Ein paar der Feinheiten, die sie so leserfreundlich machen, erklärt Ickler in einem Vortrag für den SWR. Die deutsche Orthographie versteht weitaus mehr von Sprache als ihre Reformer.



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Kommentare zu »Der diskrete Charme der Orthographie«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2005 um 18.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#144

Ein aufmerksamer Hörer vermißte unter den Beispielen für das Blickfang-h ein paar Beispiele mit etymologisch wirklich unbegründetem h. Also "zahm, rühren, nehmen" usw. – was hiermit nachgetragen sei.


Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2005 um 03.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#145

Ganz klar ist mir das mit dem "Blickfang-h" noch nicht geworden. Es gibt doch auch Gegenbeispiele (rasen, murren, mausern, wurmen, zerren, vorsummen
zusammen, warm, sauer, rosa, verworren). Zu bedenken ist auch, daß einerseits zwar die Konsonanten n, r, s ausgesprochen häufig, andererseits gerade die "restlichen" ohne Ober-/Unterlänge – v, w, x, z – eher selten sind. Bleibt noch m. Und c, das nur in Ligaturen mit Oberlänge vorkommt. v, w, und z sind gerade bei den "Funktionswörtern" (Präpositionen, Adverbien usw.) häufig vertreten; v war einmal ein Vokal - deshalb natürlich ohne Ober- oder Unterlänge. w ist daraus abgeleitet. n und m sind typisch für Suffixe.
Kann man nun die Verteilung des Dehnungs-h (zahm, rühren, nehmen) wirklich mit einer Blickfang-Funktion erklären? Man kann jedenfalls nicht so weit gehen, daß jedes "Sinnwort" ohne Ober-/Unterlänge "schlecht" aussieht.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2005 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#146

Natürlich handelt es sich nur um eine Tendenz, aber eine klar nachweisbare. Übrigens habe ich nur die zweite Hälfte von Roemhelds Hinweisen referiert, die andere betrifft die horizontale Verbreiterung des Wortbildes durch das angebliche Dehnungs-h. Diese Tendenz wurde schon von Frangk, dann von Adelung und anderen festgestellt. Zitate bei Roemheld. Dessen Aufsatz aus Deutschunterricht 3/1955 müßte mal eingescannt werden, leider habe ich ihn nirgendwo in elektronischer Form finden können.


Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2005 um 18.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#150

Warum "angebliches Dehnungs-h"? Kann man das h nicht auch lautlich erklären? Der Glottis-Laut h gibt sozusagen ein "Ausklingen" des Vokals wieder. Vielleicht auch eine leichte Diphthonguierung.
Im Umgangssprchlichen gibt es das Adjektiv "mau". Sieht das schlecht aus?
Ich bin dennoch gegen jegliche Reformversuche. Der Wunsch, an vertrauten Wortbildern festzuhalten, ist keinesfalls ein Zeichen von konservativer Gesinnung. Das gilt um so mehr für den Bereich des Kernwortschatzes. Mit den Dreifachkonsonanten bei "Essstörung" kann ich mich daher auch eher abfinden als bei "helllicht".


Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 07.01.2005 um 19.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#152

H-Probleme

Manchmal hilft es, Rubriken zu fertigen für die Wörter mit Binnen- und Auslaut-H.
Sehr leicht wird man dann unterscheiden zwischen:
a) dem Blickfang-H (besser „Gewichtungs-H“),
b) dem Dehnungs-H
c) und dem per Analogien ableitbaren Laut-H

Dabei fällt auf:
Im Falle a) handelt es sich um Wörter, die aufgrund historischer Bedeutung mit einer besonderen Hervorhebung ausgestattet wurden. Oftmals sind es Wörter, in denen sich das H unmittelbar einem T oder einem P anschmiegt, und der Verdacht liegt nahe, daß dabei auch fremdsprachliche Einflüsse stattfanden.
Beispielhaft nenne ich Wörter wie: Thron, Thür, Thor, Thal ...
Im Falle b) handelt es sich um Wörter, die einer gewissen Regel folgen. Dehnungs-H findet sich zuhauf vor den Konsonanten „L, M, N, R“.
Beispiele: „Zahl, zahm, Zahn, Gefahr ...“
Im Falle c) dagegen handelt es sich um Stammschreibung: „sehen – sieht, gehen – geht ...“

Zum Thema Gewichtungs-H eine kurze persönliche Widmung:
Ich finde es absolut eindrucksvoll, daß die Schriftsprache dazu fähig ist, ein Wort gleichermaßen horizontal als aus vertikal zu gewichten, und mittels dieser Gewichtung das gesamte Wort zum Blickfang auszugestalten.

Fragen bezüglich der Inkonsequenz der Rechtschreibung bleiben gleichwohl:
Warum schreibt man beispielsweise „Viehhaltung“ jedoch nicht „Hohheit“?
Warum schrieb man seither „Rauhhaar“ und neuerdings „Rauhaar“?
Liegt das möglicherweise an der Einflußnahme von außen, und hat möglicherweise genau jene Einflußnahme für die Verwirrung gesorgt?


Kommentar von J.F., verfaßt am 21.02.2008 um 14.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6493

Stephan Fleischhauer: "Warum "angebliches Dehnungs-h"? Kann man das h nicht auch lautlich erklären?"

Ich habe das Dehungs-h noch nie gehört, obwohl ich mich sehr angestrengt habe.

Nach dem Duden gehört das Dehnungs-h zu den silbischen Schreibungen. Es steht neben der Verdopplung von Vokalgraphemen als Mittel zur besonderen Kennzeichnung von Langvokalen. Das Dehnungs-h kann dann stehen, wenn einem betonten gespannten Vokal ein einzelnes Graphem für einen Sonoranten (<l>, <m>, <n>, <r>) folgt. In diesem Fall kann es in ein- sowie zweisilbigen Wortformen auftreten.

Der Vokal in der betonten Silbe würde auch ohne das h gespannt und lang gelesen werden. Es ist also nicht die Aufgabe des h die Dehnung anzuzeigen. Funktion ergibt sich aus seiner Beschränkung auf die Position vor <r>, <l>, <m>, <n> (Sonoranten).

Ein Sonorant unmittelbar nach dem Silbenkern zeigt, dass der Endrand komplex ist und der vorausgehende Vokal als ungespannter Kurzvokal zu lesen ist. Das ist eine Erleichterung für das Lesen, wenn bei einem Sonoranten angezeigt wird, dass der vorausgehende Vokal ein gespannter Langvokal ist.

Dehnungs- h bei einfachem Endrand trägt zur optischen Verlängerung bei.



Kommentar von J.F., verfaßt am 21.02.2008 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6495

Norbert Schäbler: "Warum schrieb man seither „Rauhhaar“ und neuerdings „Rauhaar“?"

Weil <rau>, <raues> nun wie <blau>, <baues> geschrieben wird. Damit wurde eine Ausnahme gestrichen (<rauh>), denn das silbeninitiale-h steht noch nach dem Schreibdiphthong <au>. Die Schreibug dieser beiden Wörter bleibt natürlich ebenso bei der Zusammensetzung erhalten, wie es bei der alten Schreibweise auch war.
Es ist also keine Reduktionsschreibung an der Morphemgrenze.


Kommentar von J.F., verfaßt am 21.02.2008 um 15.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6496

m Falle c) dagegen handelt es sich um Stammschreibung: „sehen – sieht, gehen – geht...

um ein silbeninitiales-h, das bei Flexion bestehen bleibt. Explitizform: gehen, flektierte Form: gehst.

Duden:
Wenn auf eine betonte offene Silbe unmittelbar der Kern einer nicht betonbaren Silbe folgt, wird zu Beginn der zweiten Silbe ein <h> eingefügt. Man spricht dann vom silbeninitialen h:
z. B Ruhe, sehen, gehen, drohen.
Das silbeninitiale h ist wie das Dehnungs- h ein so genanntes stummes <h>, das bedeutet dass dem Graphem <h> in dieser Position kein Phonem entspricht.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 21.02.2008 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6498

Es wurde eine Ausnahme gestrichen. Wenn ich so etwas schon höre!

Und wie sieht es mit dem von Herrn Schäbler ebenfalls aufgeführten Vieh aus, da ja "nun" keineswegs wie "wie" geschreiben wird?


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 21.02.2008 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6499

Ich spreche aber nicht "raues", sondern "rauhes". Das h ist bei mir nur am Wort- oder Silbenende stimmlos. Mithin ist es auch Stammschreibung, es dort trotzdem zu setzen.
Mir scheint, hier wird auf Biegen und Brechen eine Begründung gesucht. Was hat "rauh" mit "blau" zu tun? Mehr als mit "roh"? Und wenn schon – wo ist die Relevanz? Warum zwingt die Schreibweise von "blau" zur Schreibung "rau"?


Kommentar von Germanist, verfaßt am 21.02.2008 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6501

Wenn das "h" in "gehen, sehen, drohen" erst aus Aussprachegründen eingefügt worden wäre, dann müßte es auch in "aufrauhen" wie in "verrohen" bleiben. Deutsche Gebrauchswörter haben aber jedes eine eigene Entwicklungsgeschichte, die in Schweizer Aussprachebesonderheiten zum Teil noch hörbar ist: Das "h" steht anstelle urspünglich anderer Konsonanten, die im Hochdeutschen zum Hauchlaut abgeschwächt worden sind.


Kommentar von P.L., verfaßt am 21.02.2008 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6502

‚Langental‘, ohne ‚h‘ gesprochen, klingt stumpf; ‚Langenthal‘ mit ‚h‘ dagegen weit und offen. Ein Hauch weht über das Thal.


Kommentar von J.F:, verfaßt am 22.02.2008 um 17.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6509

Was man nicht alles so hört. Spricht man nicht rauhes mit h, weil man es von der Schrift in die Lautung überträgt? Sonst könnte ich auch genauso blauh und blauhes fordern, denn das kann man auch gut mit h sprechen.

Da der Stamm {rauh] zu {rau} geändert wurde schreiben wir den Stamm immer gleich, richtig erkannt. Also <Rauhaar>.

Thal und Tal kling genau gleich, das h ist nun mal aspiriert, da kann man sich von der Schrift zur Lautung viel einbilden.

Da man dem zweiten Vokal eines Diphthong konsonantischen Charakter zuspricht, schließt dieser die Silbe und grenzt die Silbenkerne beider Silben voneinander ab. Also brauchen wir bei aufrauen kein h.

Bei gehen, drohen, nahen usw. folgen die Silbenkerne aufeinander und das h schließt die erste Silbe, damit wir wissen, dass es sich um zwei Silben handelt. Sonst könnte ich auch naen (=ausgeschriebener Umlaut <ä>) lesen und hätte einen Einsilber.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.02.2008 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6510

Es scheint Korrekturprogramme zu geben, die aus "Teuerung" "Teürung" machen. Kein Verlaß auf gar nichts.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 22.02.2008 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6511

Nun, J.F., was macht Sie so sicher, daß die Aussprache der Schriftform folgt und nicht umgekehrt?
Im übrigen fordere ich nicht das h bei rauh ein. Sie und die Reformbetreiber fordern seine Abschaffung. Die Sprachgemeinschaft hat die Schreibweise mit h über die Jahrhunderte herausgebildet.
Wenn Sie sagen, durch den Diphthong brauche man das h nicht, fällt mir zunächst einmal ein, daß es sich hier um eine Sprache handelt. Da geht es nicht um ökonomische Effizienz, um der Knappheit an Buchstaben zu begegnen.
Des weiteren können Sie mit dem gleichen Argument die Verdreifachung von Konsonanten ablehnen: "Kunststoffenster" braucht kein drittes f, um richtig ausgesprochen werden zu können.
Unabhängig davon klingt "rauhes" anders als "raues" und anders als "blaues".


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 22.02.2008 um 21.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6512

J.F. geruht, sich seltsam auszudrücken: "Also brauchen wir bei aufrauen kein h". Wer ist wir? Die Mehrheit in diesem Forum jedenfalls nicht. Warum schreibt J.F "Diphthong"? NmuM. wäre für Erstklässler die Schreibung "Difftonk" eher angemessen, und besser geeignet, den ungerechten Rechtschreibvorsprung der Jenigen zu beseitigen, die alt-filoloogisch etwas Anderes gelernt haben.


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 22.02.2008 um 23.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6514

J.F. glaubt, mit der Tilgung des h in rauh sei eine "Ausnahme" beseitigt worden, nämlich eine Ausnahme von der "Regel", der Wörter wie blau (oder auch schlau) zu folgen scheinen. Er übersieht, daß die Tilgung andererseits erst eine Ausnahme herstellt, nämlich von jener Regel, daß bedeutungstragende Wörter (mindestens) eine Ober- oder Unterlänge haben.

Darauf kommt es aber nicht einmal so sehr an. In allen gewöhnlichen wissenschaftlichen Disziplinen gelten Ausnahmen, d.h. das Auftauchen von Ergebnissen im Horizont einer Fragestellung, die unvereinbar sind mit den ihr zugrundeliegenden Annahmen, als zwingender Grund, die Fragestellung zu überprüfen. Anders in der Sprachwissenschaft, jedenfalls soweit sie von Reformern betrieben wird. Für diese stellen Ausnahmen nicht ihre Theorien in Frage; statt dessen stellen sie den Ausnahmen nach, um ihre Theorien zu retten. In dieser Grundhaltung sind sie, wie Gallmann und Sitta, nicht einmal durch die Erkenntnis irritierbar, daß die Reform keineswegs für weniger Ausnahmen gesorgt habe, sondern bloß für andere. – Wissenschaftstheorie allein reicht im übrigen vermutlich nicht aus, die mentalen Blockagen dort zu lösen oder auch nur zu erklären.


Kommentar von David Weiers, verfaßt am 23.02.2008 um 01.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6515

#6509, J.F.:
Da man dem zweiten Vokal eines Diphthong konsonantischen Charakter zuspricht, schließt dieser die Silbe und grenzt die Silbenkerne beider Silben voneinander ab. Also brauchen wir bei aufrauen kein h.

Und was ist mit "seihen", "zeihen", "reihen"? Brauchen die auch kein h? Also auch weg damit?
Ist "schreien" vielleicht auch so entstanden: es hieß vorher "schreihen", bis ein selbstloser Reformer die gemarterten Massen endlich vom h erlöste. War doch so, oder?

Und wer ist eigentlich "man"?

Da der Stamm {rauh] zu {rau} geändert wurde schreiben wir den Stamm immer gleich, richtig erkannt. Also .

Ach so. Da die Steuern erhöht wurden, zahlen wir alle mehr. Klar.
Da die Herkunft eines Menschen geändert wurde, hat er jetzt andere Eltern – auch richtig? Oder doch nicht?

Fragen über Fragen...


Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 23.02.2008 um 03.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6516

Die Kommentare von J.F sind, wie die so vieler anderer Reformapologeten, äußerst erheiternd. Vermutlich hätte man eine Horde Affen "mithilfe" einer Computertastatur irgendeinen Buchstabensalat eingeben lassen und das Ergebnis dann als Regelwerk für die Schulen verbindlich machen können, und es würden sich trotzdem Leute finden, die das Ergebnis einer ehrfürchtigen Exegese unterzögen und es fertigbrächten, einen Sinn darin zu finden.

Was nun das "Brauchen" angeht: Wir "brauchen" vieles nicht. Wenn man sich unser Alphabet anschaut, so erweisen sich die Buchstaben j, q, v, x, y und z als "überflüssig". J läßt sich durch i ersetzen, qu durch kw, v entweder durch f oder w, y entweder durch i oder ü, z problemlos durch ts. Und was ist mit so seltsamen Kombinationen wie krank (statt krangk) oder Stimme (statt Schtimme)? Im Sinne einer völligen Regelhaftigkeit müßte man hier einiges beseitigen, aber darauf würde wohl selbst J.F. nicht verfallen.

Zum Thema "rauh" ist ja bereits oft genug angeführt worden, daß diese Schreibweise sowohl etymologisch als auch lesepsychologisch begründet ist. Im übrigen ist es wohl sinnlos, dem "rauh" sein h zu nehmen, wenn "roh" und "zäh" es behalten dürfen. Für Schüler dürfte gerade die geänderte Schreibweise im Vergleich zu "roh" ein Problem darstellen, zumal sie nicht in den theoretischen Kategorien von J.F. oder der Reformer denken und lernen. Ähnliches gilt natürlich für die gesamte Sprachgemeinschaft, die bis zum Bubenstück von 1996 sehr gut in der Lage war, ihre orthographischen Angelegenheiten pragmatisch zu lösen, DUDEN hin oder her.

Im übrigen ist es für Schüler einerlei, ob sie "rau" oder "rauh" schreiben müssen. Nur eine Schreibweise gilt als richtig, und die muß gelernt werden. Der einzige Unterschied zur reformlosen Zeit besteht darin, daß selbst in den Zeitungen "rau" und "rauh" nunmehr nebeneinander verwendet werden, während zuvor ein "rau" undenkbar war. Augsts Eingebungen tragen deswegen nachhaltig zur Verunsicherung bei.


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 23.02.2008 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6517

Das tut mir weh, daher trink' ich Tee.


Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 23.02.2008 um 09.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#6518

Zu #6514: Die Vorzüge eines ober- oder unterlängenmarkierenden „h“ in „rauh“ sind leider nicht gerichtsverwertbar und werden auch nicht ausnahmslos angewandt („neu“, „mau“). Wichtiger ist, daß sein (zumindest latentes) Vorhandensein in der Sprache durch die deutschen Dialekte und ihre indogermanischen Verwandten bestätigt wird. Außerdem ist die h-Amputation eine (verbotene) Willkürmaßnahme: Das ganz ähnliche „Geweih“ darf sein „h“ behalten.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2012 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#9196

In der "Süddeutschen Zeitung" lese ich heute Rauhhaarteckel, und dieselbe Schreibweise ist bei Wiki (unter "Dackel") den Reformfanatikern entgangen. Übrigens ist der fachkundige Eintrag lesenswert, besonders hübsch der Abschnitt über das "Wesen" des Dackels.


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.11.2012 um 03.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#9236

Und die Reformer haben die Gelegenheit ungenutzt gelassen, den Teckel zu reformieren: Täckel (abgeleitet von Dachshund, eng verwandt mit Dackel).


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 02.12.2012 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=175#9240

Am Anfang der Glasherstellung steht nach der Mischung der Rohstoffe die Rauhschmelze. Die Schreibung mit h hat laut Google noch deutlich das Übergewicht. Ebenso findet sich die Rauhschmelze in Wikipedia, während Rauschmelze dort nicht vorkommt. Das Zögern mit der Neuschreibung ist in diesem Fall besonders einleuchtend, denn der Leser, der in das Wort hineinrauscht, wird bei der Schreibung Rauschmelze mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Lese-Unfall erleiden.



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