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Blüthen der Thorheit

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29.07.2008
 

Seine „verantwortungsvollste Aufgabe“
Zehetmair erwägt Änderungen an der Rechtschreibreform

Zehn Jahre nach dem Start der Rechtschreibreform an deutschen Schulen erwägt der Vorsitzende des Rechtschreibrates, Hans Zehetmair (CSU), weitere Korrekturen.

«Änderungen sind möglich. Wir werden uns mit den Wörterbuchverlagen unterhalten, ob sie in der nächsten Ausgabe einzelne Änderungen übernehmen», sagte Zehetmair dem «Münchner Merkur» (Mittwochsausgabe). Dies sei allerdings ein ganz normaler Prozess. Ein Augenmerk hat der Rat für deutsche Rechtschreibung unter anderem auf die Eindeutschung von Fremdwörtern. «Ich denke da etwa an die "Spaghetti" ohne "h"», sagte Zehetmair.

Insgesamt sei die Rechtschreibreform sicher nicht verfehlt. «Wenn, dann kann man die Frage stellen, ob die Reform überhaupt hätte gemacht werden sollen. Das ist aber Schnee von gestern.» Forderungen aus der Schweiz nach weitreichenden Korrekturen sieht Zehetmair gelassen entgegen. «Ich selbst werde daran nicht mehr beteiligt sein. Sie können mir glauben: Noch einmal nehme ich diese Qual nicht auf mich», sagte der CSU-Politiker der Zeitung. Zehetmair will den Vorsitz des Rechtschreibrates bis 2010 behalten. Der Vorsitz habe zu den größten Herausforderungen seiner politischen Laufbahn gehört: «Wenn ich es nüchtern betrachte, war es wohl die verantwortungsvollste Aufgabe.»


Quelle: Frankfurter Neue Presse
Link: http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&sv[id]=rmn01.c.5007180.de

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Kommentare zu »Zehetmair erwägt Änderungen an der Rechtschreibreform«
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Kommentar von Merkur online, verfaßt am 30.07.2008 um 02.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=146#660

Zehn Jahre Rechtschreibreform: Spaghetti künftig nur noch ohne „h”?

München - Vor zehn Jahren trat die neue Rechtschreibung an deutschen Schulen in Kraft. Seitdem wurde die umstrittene Reform mehrfach korrigiert. Wir sprachen mit Hans Zehetmair, Vorsitzender des Rechtschreibrates, über weitere Änderungen, sein schwierigstes Amt und den Unterschied zwischen „pleitegehen” und „Pleite machen”.

–Zum zehnjährigen Jubiläum präsentiert die reformkritische Forschungsgruppe Deutsche Sprache unangenehme Zahlen. Danach hat sich die Fehlerquote bei Schülern drastisch erhöht. Hat die Reform ihr Ziel verfehlt?

Ich kann nicht beurteilen, inwieweit diese Zahlen zutreffen. Die Untersuchungen, die ich kenne, belegen, dass es an den Schulen keine Probleme gibt. Grundsätzlich gilt aber: Wenn so weitreichende Änderungen wie bei der Rechtschreibreform vorgenommen werden, dauert es natürlich einige Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat.

–Die Rechtschreibreform ­ Fluch oder Segen?

Insgesamt ist die Rechtschreibreform sicher nicht verfehlt. Wenn, dann kann man die Frage stellen, ob die Reform überhaupt hätte gemacht werden sollen. Das ist aber Schnee von gestern. Ich habe die Verantwortung zu einem Zeitpunkt übernehmen müssen, als die Reform ziemlich unbefriedigende Ergebnisse aufwies. Es ist dann gelungen, einen Konsens herbeizuführen und vieles in die alte Regelung zurückzuführen. Für die Aufregung heute gibt es daher keinen Grund.

–Auf Druck des Rates für deutsche Rechtschreibung wurden einige umstrittene Schreibweisen wieder korrigiert. Sind weitere Änderungen zu erwarten?

Im Mittelpunkt stehen seit zwei Jahren nicht mehr Korrekturen, sondern die Beobachtung der deutschen Sprache. Zum Beispiel schauen wir, ob sich bei den Fremdwörtern gewisse Eindeutschungen durchsetzen. Ich denke da etwa an die „Spaghetti” ohne „h”.

–Korrekturen sind aber nicht ausgeschlossen?

Änderungen sind möglich. Wir werden uns mit den Wörterbuchverlagen unterhalten, ob sie in der nächsten Ausgabe einzelne Änderungen übernehmen. Das ist ein ganz normaler Prozess.

–Die Schweizer Buch- und Zeitungsverlage gehen offenbar einen Schritt weiter. Sie denken über weitreichende Korrekturen nach.

Das mag sein. Ich selbst werde daran nicht mehr beteiligt sein. Sie können mir glauben: Noch einmal nehme ich diese Qual nicht auf mich.

–War der Vorsitz des Rechtschreibrates eine der schwierigsten politischen Aufgaben, die Sie bisher übernommen haben?

Wenn ich es nüchtern betrachte, war es wohl die verantwortungsvollste Aufgabe. Schließlich war der gesamte deutsche Sprachraum betroffen. Außerdem war die Situation, als ich 2004 das Amt übernahm, sehr verfahren.

–Werden Sie persönlich wegen der Reform noch angefeindet?

Nein. Natürlich gibt es noch Kritiker. Im Prinzip herrscht aber Zufriedenheit, dass wir wieder Ruhe haben.

–Können Sie mir kurz erklären: Warum schreibt man „pleitegehen” zusammen und „Pleite machen” auseinander?

Bei „Pleite machen” beinhaltet das „machen” die Frage: Was machen? Dagegen lautet die Frage bei „pleitegehen”: Wie geht man? Das ist ein adjektivisches Verhältnis.

–Das klingt sehr kompliziert.

Es hat aber eine Logik. Das können Sie mir glauben.

–Schreiben Sie selbst nach der neuen oder alten Rechtschreibung?

Ich schreibe nach der neuen Rechtschreibung.

–Wie lange hat es gedauert?

Da ich an vorderster Front mit dem Thema befasst war, ging es relativ schnell.

–Wie lange bleiben Sie noch Vorsitzender des Rechtschreibrates?

Zunächst hat man mir bis 2010 die Bürde auferlegt. So lange muss ich auch noch am Steuer bleiben.

Das Interview führte Steffen Habit

http://www.merkur-online.de/politik/art8808,947827

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2008 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=146#662

Zehetmair: "Insgesamt ist die Rechtschreibreform sicher nicht verfehlt."

Bei anderen Gelegenheiten hat Zehetmair die Reform auch schon mal als "Schwachsinn" bezeichnet; Zöllner und Wanka haben sich ähnlich geäußert, natürlich folgenlos.

Man schämt sich ein bißchen, wenn man Zehetmair so daherreden hört. Er hat im Rat, wie berichtet, monatelang beteuert, dem Druck der Kultusminister widerstehen und das ganze Regelwerk bearbeiten zu wollen. Dann knickte er ein und beendete mit dem nur allzu willigen Rat ("Interessenvertreter" laut Güthert) die Arbeit vorzeitig. Dies weiß er alles nur allzu genau und schwadroniert darüber hinweg.

Wenn die Zeitungen nun berichten, wie zufrieden die Menschen mit der Ruhe seien, wenn schon nicht mit der Reform selbst, verschweigen sie, daß sie selbst diese Friedhofsruhe herbeigeführt haben.

Der Rückbau ist aber nicht aufzuhalten, auch wenn die Korrekturprogramme und die elenden "Tests" und "Quizze" ihn etwas verzögern.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2008 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=146#663

Bisher hat Herrn Zehetmair niemand die wichtigste Frage gestellt: Finden Sie es richtig, daß deutschen Schülern notenrelevant Fehler angestrichen werden, wenn sie so schreiben, wie sie es bei Grass, Lenz, Süskind usw. lesen? Und wenn Sie dies nicht richtig finden, was gedenken Sie den Kultusministern dagegen zu raten? Soll man die Schüler um jeden Preis daran hindern, solche Texte zu lesen, oder soll man die herkömmliche Rechtschreibung bis auf weiteres als ebenfalls richtig gelten lassen?

Und warum haben Sie, Herr Zehetmair, sich noch nie deutlich dagegen ausgesprochen, daß aus unzähligen Schul- und Leihbüchereien Millionen wertvoller Bücher "ausgemistet" werden? Haben Sie etwa auch davon noch nichts gehört, obwohl Sie andererseits von "Untersuchungen" erfahren haben, die es eigentlich gar nicht gibt?

 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 30.07.2008 um 18.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=146#664

Hans Zehetmair spielt da offensichtlich ein Spiel, dessen Regeln nur ihm bekannt sind. Da sich inzwischen jedoch immer mehr Menschen an diesem angenehmen Zeitvertreib beteiligen möchten, werden die Spielregeln dieses beliebten Gesellschaftsspieles im folgenden etwas verkürzt mitgeteilt:

(1) Dem allgemeinen Trend etwas entgegenkommen, aber sich keinesfalls mit der breiten Masse gemein machen.

(2) Ruhig mehrmals verschiedene Meinungen haben und diese auch kundtun. So wird man für viele Gruppierungen attraktiv.

Beispiele für (2):

(a) Bei Melancholie (nach Burton bekanntlich eine Krankheit) einfach bekennen, daß man ja auch alles ganz sch**** findet und bei so etwas auch nie mehr mitmachen würde.

(b) Bei allgemeinem Pessimismus (nach Schopenhauer eine Weltansicht und daher zu bekämpfen) frontal gegensteuern. Alles, woran man selbst mitgearbeitet hat, war natürlich ein Segen für die Menschheit, und wer das nicht einsieht, ist selber schuld.

(3) Nach vier erfolgreichen Jahren des Blickens durch eine rosarote Brille muß die Welt auch rosarot sein (vorliegende neue Handschriftenfunde belegen, daß bereits Descartes eigentlich schreiben wollte: "Ich sehe alles gut, also ist es auch gut").

(4) Wenn man unvorstellbar komplizierte grammatische Sachverhalte (das adjektivische Verhältnis in "pleitegehen") mit glaubhafter Logik erklären kann, ist man eine anerkannte Kaprizität oder Konifere.

(5) Der Steuermann trägt eine besondere Bürde, weil er das Schiff der Reform samt der undankbaren Mannschaft hoch auf die Klippen der öffentlichen Undankbarkeit trägt.

Mitspielen können alle Menschen im schul- und lesefähigen Alter. Ab drei Mitspieler/Innen legt ein Zufallsgenerator die jeweils wichtigste Spielregel fest. Diese Regel gilt dann als Tagesregel. Der/die Sieger/In des Tages hat zur Belohnung einen Aufsatz zu dem Thema "Welche Bedeutung hat die Tagesregel für Frau, Umwelt und Karneval in einer globalisierten Welt" zu schreiben. Einsendungen bitte an den Rechtschreibrat. Die schönsten Aufsätze werden vom Rechtschreibrat auf den Schreibgebrauch und mögliche Eindeutschungen hin beobachtet.

 

Kommentar von Pt, verfaßt am 23.08.2008 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=146#693

Aus der Deutschen Sprachwelt:
Zabel an Zehetmair: Offener Brief eines Rechtschreibreformers

Bemerkenswert ist die Äußerung, die hier über Friedrich Denk gemacht wird.

(Auf diesen offenen Brief wurde zuerst im Forum hingewiesen, und auch Herr Ickler ging im Rechtschreibtagebuch bereits darauf ein. Wir bitten darum, weitere Anmerkungen an den jeweiligen Stellen folgen zu lassen. – Red.)

 

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