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21.07.2008
Der Textchef der Welt am Sonntag lobt sich die Schweiz:
Warum das „ß“ ein überflüssiger Buchstabe ist
Vor kurzem wurde im Deutschen ein Buchstabe eingeführt, den niemand vermisst hat: das große „ß“. Komplett entbehrlich, findet Sönke Krüger. Und stellt das kleine „ß“ gleich mit auf den Prüfstand.
Es gibt Dinge, die die Welt nicht braucht, dazu gehört die Position 1E9E der internationalen Norm ISO/IEC 10646, die allerlei Schriftzeichen der Kulturen der Welt festlegt. 1E9E wurde Ende Juni offiziell eingeführt und steht für einen Buchstaben, den es im Deutschen bisher nicht gab und den deshalb auch niemand braucht: das große Eszett, von dem bislang nur die kleine Variante, das „ß“, existiert.
Eingebrockt hat uns den neuen Großbuchstaben, der zu allem Übel auch noch dem „B“ zum Verwechseln ähnlich ist, das Deutsche Institut für Normung (DIN). Doch wozu der Aufwand? Es gibt im Deutschen keine Wörter, die mit einem „ß“ beginnen – allenfalls solche, die mit „Sz“ anfangen, doch brauchen wir wirklich ßenekneipen und ßenenapplaus? Wohl kaum. Auch die Freitagsbeilage der „Süddeutschen Zeitung“, kurz: „SZ“, wird sich nicht in „ß-Magazin“ umbenennen. Allenfalls in Wörtern, die durchweg in GROSSBUCHSTABEN geschrieben werden, fände ein großes „ß“ Verwendung. Doch wie oft kommt das vor, und wie oft kommt darin das „ß“ vor? Und sind Sie beim Lesen gerade über das Wort GROSSBUCHSTABEN gestolpert? Nein? Eben! Man versteht „gross“ im Deutschen genau so gut wie „groß“.
Das große „ß“ ist also überflüssig. Doch was ist mit dem kleinen „ß“? Gehört es nicht auch in den Orkus, zumal seine korrekte Verwendung dem gemeinen Deutschen seit jeher schwer fällt? Schließlich wissen viele nach der Reform der Rechtschreibreform überhaupt nicht mehr, ob es nun Gruß oder Gruss, Kuß oder Kuss, Schloß oder Schloss heißt. Diese Reform hat zwar einige „ß“-Fälle abgeschafft, aber nicht alle, die Fehlerquelle ist also nicht beseitigt.
Da lob ich mir die Schweiz. Dort gibt es keine ß-Fehler, weil das „ß“ dort seit Jahrzehnten nicht mehr im Gebrauch ist und 2006 offiziell abgeschafft wurde. Während es in Berlin und Wien also Bahnhofstraße heißt, heisst es in Zürich Bahnhofstrasse, und jeder versteht es.
Puristen werden jetzt einwenden: Was ist mit Wörtern wie Maße und Masse, die doch eine völlig unterschiedliche Bedeutung haben, also auch unterschiedlich geschrieben werden müssen? In der Schweiz behilft man sich mit dem Kontext, und das funktioniert gut. Wenn man dort schreibt, Alkohol in Massen genossen ist schädlich, ist sogleich klar, dass es sich um große Mengen (hochdeutsch: Massen) handelt und nicht um maßvollen Trinkgenuss.
Zudem gibt es im Deutschen viele Wörter, die identisch geschrieben werden, obwohl sie eine unterschiedliche Bedeutung haben: von der Bank (zum Sitzen oder Geldabheben) über den Schalter (zum Briefmarkenkaufen oder Licht anknipsen) bis zur Pension (kleines Hotel oder Ruhegehalt). Gottlob ist noch niemand auf die Idee gekommen, zur besseren Unterscheidung Bank und Bannk, Schalter und Schallter, Pension und Pennsion zu schreiben, denn was gemeint ist, erschließt sich aus dem Zusammenhang. Ergo: Das „ß“ kann man getrost vergessen – und abschaffen.
Quelle: WELT online
Link: http://www.welt.de/vermischtes/article2222583/Warum_das_ss_ein_ueberfluessiger_Buchstabe_ist.html
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Kommentare zu »Warum das „ß“ ein überflüssiger Buchstabe ist« |
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.07.2008 um 17.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=144#657
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Als Volksschüler habe ich mich sehr gewundert über die großen Wandtafel-Landkarten mit der Überschrift "GROSZDEUTSCHLAND".
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 23.07.2008 um 20.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=144#658
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Die Frage mit ß oder ohne ist für mich verwandt mit der Frage gemäßigte Kleinschreibung oder Groß- / Kleinschreibung.
Natürlich kann man Texte ohne ß und/oder in (gemäßigter) Kleinschreibung lesen. Der Unterschied liegt in der einfacheren Lesbarkeit und auch in der harmonischeren Ästhetik der bewährten Variante. Ein bißchen Heritage, wie die Engländer sagen, ist natürlich auch dabei.
Lustig ist jedenfall, wie Einzelne immer wieder meinen, die Gesamtheit aller Schreiber zwangsbeglücken zu müssen.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 19.12.2008 um 21.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=144#710
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Warum die WamS eine überflüssige Zeitung ist...
Soviel Ignoranz auf einem Haufen, da fällt einem nichts mehr zu ein. Disqualifiziert sich eigentlich selbst. Den Lesern von Schrift und Rede muß man wohl nicht auseinanderklamüsern, was in dem Artikel alles Nonsens ist.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.03.2024 um 16.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=144#2069
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Nicht nur der Verzicht, sondern auch das sogenannte Mindful Drinking, achtsames Trinken auf Deutsch, passt in heutige Achtsamkeits-Trends. Hierbei geht es darum, Alkohol bewusst und in Massen zu trinken oder immer häufiger auch ganz darauf zu verzichten.
(https://www.css.ch/de/privatkunden/meine-gesundheit/ernaehrung/ernaehrungswissen/alkoholverzicht.html#:~:text=Ein%20gesundes%20Gewicht%3A%20Alkohol%20enth%C3%A4lt,Senkung%20des%20Cholesterin%2D%20und%20Blutzuckerspiegels)
Der Kontext richtet’s natürlich, aber manchmal lassen sich die Vorzüge des Eszett einfach nicht leugnen.
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