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01.11.2004
 

„Rechtschreibung ist nebensächlich“
– nur reformiert muß sie sein

Hamburgs Grundschüler sind in Rechtschreibung ganz besonders schlecht.

Woran mag das liegen?

»Es hieß von den Lehrern immer«, sagt eine Mutter, »die Kinder sollen sich textlich entfalten. Gleichzeitig auf die Rechtschreibung zu achten würde sie einschränken.«

Sie sagt es der Hamburger Morgenpost. Und zwei Erziehungswissenschaftler bestätigen: Es muß wieder mehr für die Rechtschreibung getan werden.

Die Erkenntnis an sich kommt nicht unbedingt überraschend. Die Reform hat die Rechtschreibleistungen nicht im geringsten verbessert. Das eigentlich Überraschende ist, daß die SPD-eigene Morgenpost auch darüber berichtet.



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Kommentare zu »„Rechtschreibung ist nebensächlich“«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2011 um 13.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=126#8705

Die Fehlerkunde unterscheidet zwischen Versehen (Lapsus) und Irrtümern. Die einen kann man selbst entdecken, die anderen nicht.
Viel eingehender dazu der Klassiker Hermann Weimer.


Kommentar von SPIEGEL ONLINE, verfaßt am 18.10.2011 um 13.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=126#8704

http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,788393,00.html


Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 03.11.2004 um 06.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=126#43

"Am besten soll der Schüler selbst den Fehler finden."
Na toll. Wenn das so einfach wäre mit dem Selbstauffinden der Fehler, würde der Schüler ohnehin kaum Fehler machen. Von welcher Situation geht man mit einer solchen Einstellung aus? Wohl von einer, daß ein Kind theoretisch die Schreibregeln beherrscht und nur durch Unaufmerksamkeit mal ein bißchen "danebenschreibt". Vorausgesetzt werden auch Verantwortungsbewußtsein und Interesse am Lernstoff, für die meisten Kinder eine Fiktion. Rechtschreibunterricht wäre unter diesen Bedingungen wirklich überflüssig.
Die heutigen Kathederpädagogen predigen die Enthaltsamkeit beim Lernen. Das ist ein Verbrechen an Kindern, ihren Fähigkeiten, ihrem Wollen. Man müßte die späten Apostel der klassenfeindlichen und leistungshemmenden Pädagogik endlich stürzen!

Und was soll das Gerede von den angeblich nicht "zeitgemäßen" Diktaten? Alles Schreiben aus dem Kopf ist eine Art Diktat! Und welche besseren Methoden des Schreibenlernens gibt es als wiederum zu schreiben, frei und aus dem Gedächtnis? Also nach Fremd- oder Eigendiktat?
In der Pädagogik wird, vermutlich wie auch anderswo, von praxisfernen Bürokraten soviel Unsinn verzapft, daß es kaum noch auszuhalten ist. Und sind erst einmal sinnleere aber politisch korrekte Schlagworthülsen in die Welt gesetzt, kursieren sie überall und sind nicht mehr aus Schriftgut und Köpfen zu entfernen.

Doch die Folgen werden uns einholen. Totschweigen können sie dann selbst jene nicht mehr, die mitschuldig sind an dem Niedergang der Schreibkultur.

Irgendwie freue ich mich auf die nächste PISA-Studie. Das kann heiter werden.


Kommentar von Jörg Metes, verfaßt am 02.11.2004 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=126#41

In einem Kommentarkasten zum Artikel heißt es dann noch:

»DAS SAGT DIE BEHÖRDE

Lehrer sollen von Anfang an auf die richtige Rechtschreibung der Schüler achten. Diese Devise gibt die Bildungsbehörde aus. „Es ist nicht sinnvoll, erst einmal schreiben zu lassen, wie man es hört und später die Rechtschreibung hinzuzunehmen“, sagt Hartmut Deutelmoser, Fachreferent für Deutsch an Grundschulen. Es sei besser, schnell vom Lautmalerischen auf Regeln zu wechseln, sonst müssten die Kinder später alles noch einmal lernen. Am Ende von Klasse zwei soll ein Schüler laut Behörde 100 bis 130 Wörter richtig schreiben können. Und zwar individuelle Wörter und Klassenwortschatz. Am Ende von Klasse vier soll das Rechtschreibbewusstsein so ausgeprägt sein, dass richtiges Schreiben nicht mehr als schreibhemmend empfunden wird.
Diktate gelten nicht als zeitgemäß. Deutelmoser „Es gibt viele bessere Methoden, um richtiges Schreiben zu lernen.“ In Ordnung sei es noch, wenn es mit einer Fehleranalyse des Schülers verbunden sei. „In allen Fächern sollten bei Hausaufgaben und Arbeiten aber auf jeden Fall Fehler angestrichen werden.“ Am besten sollte der Schüler selbst den Fehler finden.«


- Es scheinen hier im übrigen Unterrichtsmethoden in Mißkredit zu kommen, die auch auf Lehren Mechthild Dehns zurückgehen - einer Weggefährtin Gerhard Augsts (und seit 1998 Mitglied der Rechtschreibkommission). Hier noch ein Artikel über die Auffassungen der Dehnschen Schule: »Rechtschreibenlernen«, heißt es darin, sei »keine Gedächtnisleistung«.



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