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30.06.2006
Zahlendreher
Zwanzigeins e.V.
Prof. Dr. Waldemar Reinecke setzt sich unermüdlich dafür ein, „die unverdrehte Zahlensprechweise im Deutschen populär und gesellschaftsfähig [zu] machen“, stößt damit aber nur auf wenig Gegenliebe.
Seine Briefwechsel zugunsten des Vereinsanliegens, in Zukunft „auch“ zehndrei, zehnvier, zehnfünf usw. zu zählen, zogen recht weite Kreise: Duden-Sprachberatung, Gesellschaft für deutsche Sprache, Deutsches Institut für Normung, Bundesministerium des Innern, Generalsekretariat der KMK – aber sehen Sie selbst, womit man sich und andere beschäftigen kann ...
Eine der in diesem Zusammenhang entstandenen Stellungnahmen verdient es, hier gesondert hervorgehoben zu werden. Der Verein Deutscher Ingenieure äußerte sich gegenüber dem Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen im Deutschen Normenausschuß am 14. April 1975 kurz und bündig:
»Sehr geehrte Damen und Herren!
Der VDI-Ausschuß hat anläßlich seiner letzten Sitzung das Anliegen von Herrn Prof. Dr. W. R. FHS Lippe, Abt. Lemgo beraten.
Die Mitglieder des Ausschusses Sprache und Technik können sich dem Vorschlag von Herrn Professor R., "in der deutschen Sprache die Zahlen sinnvoll" zu ändern, nicht anschließen. Folgende Argumente liegen diesem Votum zugrunde:
1. Die Durchsetzung des Vorschlages von Herrn Prof. R. bedeutet keine rein formale Änderung innerhalb des Gefüges der deutschen Sprache.
2. Da eine allgemeingültige Sprachlogik nicht existiert, besteht keine Aussicht, solche Logik in die Sprache einzubringen und durchzusetzen.
3. Auch nach einer Änderung im gewünschten Sinne bleiben – gerade bei gesprochener Sprache – Mißverständnisse nicht aus oder werden erst hervorgerufen. Man denke an die entstehenden Schwierigkeiten bei der Aussprache von Brüchen wie 13/4 oder 24/7 usw. Ähnliche Schwierigkeiten werden auch bei der Aussprache von Ordnungszahlen entstehen.
4. Im übrigen weisen die Mitglieder des VDI-Ausschusses Sprache und Technik darauf hin, daß sie nicht zuständig sein können für eine solche tiefgreifende Änderung. Das Problem müßte - falls überhaupt - in ähnlicher Weise behandelt werden, wie dies mit den Vorschlägen zur Rechtschreibung geschieht.
Mit freundlichen Grüßen
Verein Deutscher Ingenieure
VDI-Hauptgruppe – Bereich Mensch und Technik
Prof. Dr. D. Möhn«
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.07.2006 um 19.41 Uhr
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Ein augenfälliger Unterschied zwischen Altgriechisch und dem Griechisch des Neuen Testamentes sind die Kardinalzahlen 13 bis 19:
altgr: treis kai deka, tettares kai deka, pentekaideka, hekkaideka, heptakaideka, oktokaideka, enneakaideka;
NT bis neugr: dekatessares, dekapente, deka hex, deka hepta, deka okto, deka ennea;
Aber die Ordinalzahlen sind noch wie altgr.
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Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 03.07.2006 um 22.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=114#345
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Warum machen wir's nicht wie die Franzosen – und sagen 4x20, wenn wir "achtzig" meinen, oder 4x20 + 10 bei "neunzig".
Auch die Dänen haben da ein ganz tolles System, an dessen Beherrschung ich mich schon seit langem – vergebens – versuche.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2015 um 09.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=114#1484
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Stanislas Dehaene schreibt in seinem Buch "Der Zahlensinn", daß z. B. chinesische Kinder sich Ziffernfolgen besser merken können, einfach weil die chinesischen Zahlwörter kürzer sind. Sie können auch früher über die Grundzahlen hinaus zählen, weil die Zahlwörter sehr logisch aufgebaut sind, also schon ab der 11 keine eigenen Wörter mehr gelernt werden müssen. Darüber hinaus addieren und multiplizieren sie grundsätzlich so, daß sie die größere Zahl zuerst nennen. Wie man sich leicht klarmachen kann, vereinfacht sich dadurch das überall auswendig gelernte Einmaleins. Man lernt 3 mal 7 nicht gesondert, weil man es ja mit 7 mal 3 schon gelernt hat.
Richtig ins Herz getroffen hat mich Dehaene, weil er just 3 mal 7 als Beispiel für Fehlerträchtigkeit ausgesucht hat. Ich hatte nämlich in der Volksschule genau mit dieser Aufgabe eine unerklärliche Schwierigkeit, und meine Mutter mußte mit mir auf Spaziergängen und bei anderen Gelegenheiten gerade dies und noch andere Exzesse der Siebenerreihe einüben. Dabei litt ich nie unter Dyskalkulie. Unglückszahl 7? Ich bin an einem 7. geboren...
Leider hatten die Lehrer damals den unglücklichen Einfall, die ganze Klasse stehen zu lassen, und wer eine Rechenaufgabe im Kopf gelöst hatte und das Ergebnis herausbrüllte, durfte sich setzen. Ich war immer der Letzte. Das lag aber an der Situation, nicht an meinen Rechenfähigkeiten.
Übrigens kenne ich tüchtige junge Frauen, die eine solche Abneigung gegen Zahlen haben, daß sie schon bei 16 plus drei oder gar 21 durch 7 abschalten und in Panik geraten. Das ist schwer nachzuvollziehen. (Ähnlich dem erwähnten Stottern. Wie kann man bloß stottern? Sprechen ist doch ganz einfach.)
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