Nachrichten rund um die Rechtschreibreform
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09.10.2004
Helmut Jochems
Ermunternd
So ermunternd war der Streit um die Rechtschreibreform seit acht Jahren nicht mehr.
An der Spitze der Mahner stehen nun zwei Nobelpreisträger, ausgerechnet Allensbach ermittelt einen Anstieg der öffentlichen Ablehnung um 11 Prozentpunkte, regionale und überregionale Zeitungen kehren zur herkömmlichen Rechtschreibung zurück, ein unveröffentlichter Bericht bringt die Verschlechterung der schulischen Rechtschreibleistungen bei der angeblich ganz besonders einleuchtenden Neuregelung von „ss“ und „ß“ an den Tag, das Aachener Grammatische Telefon gibt die Rechtschreibreform auf - und da bestätigen die versammelten Ministerpräsidenten noch einmal den Unfug, als ob das Dilemma nur in der Einbildung einiger elitärer Sonderlinge existierte.
Die Berliner ARD-Korrespondentin Ulrike Bieritz zählt gewiß nicht zu den Kirchenlichtern ihres Berufsstandes, aber in einigen Punkten bringt sie die neue Situation in ihrem Kommentar vom 8. 10. 04 auf den Punkt: „Es kann doch nicht sein, dass die Kinder und Jugendlichen, die seit Jahren die neue Rechtschreibung lernen, sich nicht zurechtfinden, wenn sie Bücher und Zeitungen lesen“. Das ist zwar nur die halbe Wahrheit, aber immerhin: Daß die Neuregelung einen folgenschweren Bruch mit der deutschen Schreibtradition bedeutet, wird nun offen zugegeben - infolge der „Änderungen an der Schriftsprache“.- „Was gebraucht wird, sind eindeutige und einfache Regeln, die dann wirklich für alle verbindlich sind – auch für Schriftsteller, Verlage und Zeitungen.“ Diesen Zustand hatten wir vor 1996. Wer sich damals nach dem allgemeinen Schreibgebrauch richtete und das heute noch tut, kuschte allerdings nicht vor staatlichem Oktroi. Selbst unsere beiden deutschen Diktaturen haben das ihren Untertanen nicht zugemutet.
„Der Rat für deutsche Rechtschreibung sollte schleunigst seine Arbeit aufnehmen und sich Gedanken über Verbesserungen machen. Jetzt weiter die Rückkehr zur alten Rechtschreibung zu diskutieren, bringt nichts.“ Die erhofften Verbesserungen können aber doch nur Rücknahmen der jetzt für verbindlich erklärten Verfehlungen sein. Rücknahme bedeutet Wiederherstellung der früheren Zustandes, den man so oder so bezeichnen kann. Kein Kritiker der heutigen Verhältnisse hätte etwas dagegen, wenn die nächste Ministerpräsidentenkonferenz auf Vorschlag des Sprachrats der Kultusminister die bewährte deutsche Rechtschreibung als „verbessert reformiert“ für amtlich erklärte - für Schulen und Verwaltungen. Noch besser freilich wäre es, wenn der Staat endlich aufhörte, sich um Dinge zu kümmern, von denen er nichts versteht.
„Es kann nicht sein, dass Schüler eine „6“ dafür bekommen, das sie so schreiben, wie sie es in der Zeitung gelesen haben und der alte Satz nicht mehr gilt: ‚Wer viel liest, hat weniger Probleme richtig zu schreiben’“.
Richtig, Frau Bieritz, dies sollten Sie den Ministerpräsidenten und ihren Kultusministerinnen ins Stammbuch schreiben.
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