Reinhard Markner, Hanno Birken-Bertsch
Rechtschreibreform und Nationalsozialismus
Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache
Eine Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Göttingen : Wallstein, 2000
136 Seiten, brosch., Euro 15,– / sFr 28,10
ISBN 3-89244-450-1
Zu diesem Buch:
In den letzten Jahren haben sich viele bundesdeutsche Unternehmen kritisch mit ihrer eigenen Vergangenheit während des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Doch nach wie vor fehlt diese Aufarbeitung der NS-Zeit in vielen Zusammenhängen. So sind auch die Kultusminister und die von ihnen mit der Ausarbeitung der Rechtschreibreform beauftragten Wissenschaftler der Frage beharrlich ausgewichen, inwieweit ihr Projekt eine politische Geschichte hat.
Als der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Christian Meier, 1998 bei einer Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht auf die Parallelen der aktuellen Rechtschreibreform zu entsprechenden Vorhaben der vierziger Jahre hinwies, wurde dies von seiten der Beklagten als unstatthaft zurückgewiesen. Die seinerzeitige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz bezeichnete sich und ihre Kollegen als »demokratisch legitimiert«. Daß es einem demokratisch verfaßten Staat womöglich nicht zustehen könnte, auf dem Verordnungsweg Sprachregelungen zu erlassen, kam ihr nicht in den Sinn.
Es ist nur konsequent, daß die Zeit zwischen 1933 und 1945 von offizieller Seite ausgespart wurde, wenn es um die historischen Grundlagen der als »progressiv« und »modern« vermarkteten Rechtschreibung ging. Unsere Untersuchung schließt diese Lücke. Auf der Grundlage ausgiebiger Archiv- und Bibliotheksrecherchen zeichnen wir ein genaues Bild der nach 1933 intensiv geführten Auseinandersetzungen um die deutsche Rechtschreibung. Die Frage, in welcher Weise sie zu »vereinfachen« sei, beschäftigte in den Jahren des Nationalsozialismus – anders als vor 1933 und nach 1945 – höchste politische Kreise, zuletzt Hitler selbst. Die 1996 beschlossene Neuregelung der deutschen Orthographie steht in ebenso ungebrochener wie (bisher) unausgesprochener Kontinuität zu den Reformbemühungen des Reichserziehungsministers Rust.
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Beitrag verfaßt von Red. am 15.12.2009 um 13:13 Uhr |
Dr. Gerhard Müller hat einige Texte aus der Zeitschrift des Deutschen Sprachvereins "Muttersprache" aus den Jahren 1933 bis 1943 dokumentarisch zusammengestellt, die die damaligen Bestrebungen zu einer Orthographiereform belegen. Diese Quellen sind bislang weitestgehend unbeachtet geblieben. Sie sind in dieser PDF-Datei zu finden (2 MB):
rechtschreibung_drittes_reich.pdf
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