zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Sie sehen die neuesten 12 Kommentare

Nach unten

Durch Anklicken des Themas gelangen Sie zu den jeweiligen Kommentaren.


Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 25.07.2025 um 11.34 Uhr verfaßt.

Nicht zu erstenmal kündigt Trump an, er wolle die Medikamentenpreise um 1000 Prozent senken (mal mehr, mal weniger - er steigert sich beim Reden in ein Feuerwerk von Zahlen). Da er solche Rechnungen schon öfter aufgemacht hat, muß man auf ein besonderes Verhältnis zur Mathematik annehmen. Vielleicht hält er die Mainstreammathematik für einen Humbug der Demokraten.

Es muß seine treuen Diener einige Überwindung kosten, mit steinerner MIene danebenzustehen.


Manfred Riemer zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 25.07.2025 um 11.15 Uhr verfaßt.

Wirkliche Geschlechtergerechtigkeit zeigt sich darin, daß das Geschlecht egal ist, keine Rolle spielt, und nicht darin, es bei jeder Gelegenheit hervorheben zu müssen.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 25.07.2025 um 06.01 Uhr verfaßt.

Der Verlag Brill kündigt seine Bücher so an:

Herausgeber:innen: Olaf Breidbach und Hartmut Rosa
Autor:in: Christian Sieg

usw.

Das Gendern ist so weit automatisiert, daß man an wirkliche Geschlechtergerechtigkeit nicht denken mag. Wenn man sich nicht einmal die Mühe macht, die Texte anzupassen, herrscht eben reine Gedankenlosigkeit. Haben die Frauen das gewollt? Haben sie es verdient, daß man ihre Interessen in dieser Weise lächerlich macht?


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 24.07.2025 um 14.19 Uhr verfaßt.

Die Kugel kostete zuletzt stolze 3,80 Euro. In Berlin wurde derweil unlängst von mehreren Grünen-Politikern eine Forderung nach einer "Eispreisbremse" initiiert, um Familien mit geringem Einkommen zu entlasten. 

Das Recht auf eine Eiskugel pro Woche wird wohl bald ins Grundgesetz aufgenommen werden. Das ist eine Frage der Menschenwürde. Aber warum Eis, warum nicht Fisch? Der ist viel gesünder, aber prohibitiv teuer.



Theodor Ickler zu »Ikonismus«
Dieser Kommentar wurde am 24.07.2025 um 12.48 Uhr verfaßt.

Aus aktuellem Anlaß:


Nach der deutschen Zuckerartenverordnung muss ein Glucosesirup, der mehr als 5 % Fructose des Gewichts in der Trockenmasse enthält, als „Glucose-Fructose-Sirup“ bezeichnet werden. Überwiegt der Fructoseanteil, so muss er entsprechend als „Fructose-Glucose-Sirup“ bezeichnet werden. (Wikipedia)

Die Bezeichnungen „Glucose-Fructose-Sirup“ und „Fructose-Glucose-Sirup“ bilden also auf die Reihenfolge ab, welche der beiden Zuckerarten in der Mischung überwiegt. Bei weniger als 5% Fructose verschwindet der Anteil in der Bezeichnung „Glucose-Sirup“. Diese ikonischen Verhältnisse bestehen allerdings nur in der behördensprachlichen Terminologie.


Theodor Ickler zu »Buch oder Bildschirm«
Dieser Kommentar wurde am 24.07.2025 um 07.59 Uhr verfaßt.

„Der Hauptunterschied liegt in der Herkunft: Rohrzucker stammt aus dem Zuckerrohr, während Rübenzucker aus Zuckerrüben gewonnen wird.“ (KI-Auskunft)


Wolfram Metz zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 24.07.2025 um 01.29 Uhr verfaßt.

In der von allem Anfang an erahnten und alsbald schmerzlich empfundenen Entwirklichung des Ichs verdunkelt sich die irrlichternde Hoffnung auf das zeitentledigte Fortgespinst unserer Eigenverfaßtheit im Nebel des Dorts. Den Glauben an das Jenseits als unerbetenes Angebinde eines Gottes zu erkennen und abzustreifen, welcher im Heute nicht ist und im Morgen nicht sein kann, vermag gleich viel zu helfen wie der Hang zum konträren Verstande unserer Welt als eines Dings, das nach Erklärung schreit und nüchterne Entdeckung gebietet.


Theodor Ickler zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 23.07.2025 um 08.36 Uhr verfaßt.

Person ist sich selbst besitzender Geist. Sich selbst besitzend in der Eigengehörigkeit des Bewußtseins und der Freiheit; in der Eigengehörigkeit des einmaligen Soseins.

Das Stammeln der Philosophen wird von den Anhängern bewundert wie das Zungenreden von den Pfingstlern.


Theodor Ickler zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 23.07.2025 um 07.02 Uhr verfaßt.

Bisher war die „Plutokratie“ eher eines der theoretischen Herrschaftsmodelle, nun nimmt sie erstmals in größerem Maßstab Gestalt an, naturgemäß unter amerikanischer Führung. Die Gleichschaltung, wie an den Medien vorgeführt, geschieht nicht durch Verbote, sondern ausschließlich mit finanziellen Instrumenten. Darum kann die Justiz nicht dreinreden, selbst wenn sie es noch wollen könnte.
Die deutschen Trump-Fans finden die Knebelung der Trump-kritischen US-Medien ganz in Ordnung. Die müßten spüren, daß man nicht ungestraft Falschmeldungen über den großen Steuermann verbreitet.
Viele Beobachter nehmen an, daß Stephen Colbert keineswegs noch zehn Monate Zeit hat, seine Trump-kritische Sendung zu machen. Es genügt, daß Trump sich räuspert, dann wird der neu fusionierte Konzern ihn fristlos kaltstellen. Ähnliches wird für alle anderen kritischen Shows erwartet. Die Begründung, falls überhaupt für nötig gehalten, wird überall sein, sie brächten nicht genug Geld ein.
Alles Geld der Welt muß in die USA geschaufelt werden, nur so ist es ein Deal, der Amerika groß macht. Die Veränderungen beim IWF geben Trump eine weitere Möglichkeit, die Klimapolitik weltweit abzuräumen. Ein Grund mehr, warum die deutschen Rechtsradikalen ihm zujubeln.
Die Ärmeren mögen immer noch hoffen, daß etwas vom vielen Geld zu ihnen durchsickert. Dafür werden sie von den Reichen mit Recht verachtet.
Obama täte übrigens gut daran, ins Exil zu gehen, um nicht in die Trumpsche Käfighaltung für Ausländer und andere Verbrecher zu geraten.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 23.07.2025 um 04.37 Uhr verfaßt.

Durch die Allgegenwart und leichte Handhabung elektronischer Geräte ist es schon für Kinder nichts Besonderes mehr, Ton- und Filmaufnahmen von sich selbst zu erleben. Früher war das ein Grund zum Staunen und Wundern und auch ziemlich befremdlich. Ich erinnere mich, wie während unseres Referendariats Videos von unserem Verhalten als Lehrer gedreht wurden. Sie anzusehen ist denn doch etwas anderes als ein Spiegel. So also wirke ich auf andere! (Wie peinlich!)


Theodor Ickler zu »Nature, Nurture und Skinner«
Dieser Kommentar wurde am 23.07.2025 um 04.21 Uhr verfaßt.

Karl Bühler war es auch, der wohl als erster, wenn auch mit anderen Worten, die Erkenntnis von der empfängerseitigen Semantisierung ausgesprochen hat.
Die geballte Faust ist eine reduzierte und ritualisierte Form des Zuschlagens und als Ausdrucksbewegung deutbar, aber ein wirkliches Zeichen ist sie dadurch noch nicht. Bühler sieht, daß dem Ausdruck ein Eindruck, der Kundgabe eine Kundnahme entsprechen muß, daß also die Semantisierung, die aus einem Verhalten ein Zeichen macht, vom Empfänger ausgeht: „Wenn die geballte Faust nicht mehr zuschlägt, so kann die Bewegung immer noch einen Zweck erfüllen, vorausgesetzt, daß der andere, dem sie gilt, als Wahrnehmender darauf reagiert.“ (Die Krise der Psychologie. Frankfurt, Berlin, Wien 1978 [1927]:34) Bühler ergänzt und korrigiert damit die bekannte Darstellung Darwins und Wundts. Skinner faßt knapp zusammen:
„Meaning or content is not a current property of a speakers’ behavior. It is a surrogate of the history of reinforcement which has led to the occurrence of that behavior, and that history is physical.“ (A. Charles Catania/Stevan R. Harnad, Hg.: The selection of behavior. Cambridge u. a. 1988:238)

Diese Herleitung des wirklichen Zeichens ist allerdings aus der Erlebnisperspektive nicht erkennbar, sondern nur aus der Sicht der Verhaltensanalyse. Daher die Berechtigung des Behaviorismus, wie Bühler ausdrücklich festhält: Die Forschungen zur Kommunikation der Bienen zum Beispiel (v. Frisch und sein Vorgänger Buttel-Reepen werden erwähnt) machen keinerlei Gebrauch von Begriffen der Erlebnispsychologie.


Theodor Ickler zu »Friede sei mit euch!«
Dieser Kommentar wurde am 22.07.2025 um 07.43 Uhr verfaßt.

Die Süddeutsche Zeitung bringt schon drei Tage später wieder eine ganze Seite christliche Mission („Wenn es Kirche und Glaube nicht mehr gäbe, würde uns etwas fehlen“ usw.). Diesmal ist es ein Gespräch mit einem „Religionssoziologen“, der allerdings zugleich Theologe ist („Ich bin ein treuer Kirchenchrist“). Religionswissenschaft als Gottesdienst. – Die SZ enthält sich schon immer jeder Religionskritik, das scheint zum Redaktionsstatut zu gehören; es gibt allenfalls ein wenig wohlfeile Kirchenkritik wg. „sexualisierter Gewalt“ oder so. Das entspricht dem stillschweigenden Konsens der deutschen Zeitungswelt. Allenfalls in der ZEIT gab es mal etwas Religionskritik von Kurt Flasch oder Herbert Schnädelbach, aber das ist auch schon wieder lange her. Inzwischen sind die Christen in der Minderheit, und Minderheiten muß man schützen... Religionskritik ist selbstverständlich „militant“ (ebd.), und das will man nicht. Ich weiß nur nicht, was aus all den Thesen über die Nützlichkeit der Religion folgt: Sollen wir jetzt fromm werden, weil es gut für die Gesellschaft ist?
Zur Sache selbst: Daß nur noch wenige Menschen „an die leibliche Auferstehung Jesu glauben“, kann man doch auch positiv sehen. Und wenn das die „Kernaussage des christlichen Glaubens“ ist (ebd.), also ganz paulinisch und nicht moralisch, dann hat diese Religion heutigen Menschen wirklich nichts zu bieten. Und was würde uns denn fehlen? „Wir sehen es im Osten Deutschlands, wo sich in weiten Teilen eine Mentalität der Selbstbehauptung und des Sich-Beschwerens durchgesetzt hat – eine wirklich unchristliche Form der Undankbarkeit.“ Ich finde das, mit Verlaub, dumm und unverschämt, aber nicht überraschend, weil ich an die frisch-fröhliche Selbstgerechtigkeit der Frommen gewöhnt bin. - Das eigentliche Volk der Gläubigen, ohne das es auch die Theologen-Pfründen nicht gäbe, weiß nichts von der Doktrin, es lebt mit dem Kultus und den Geschichten, eben jenen Mythen also, die Bultmann und andere existentiell bewegte Professoren wegdeuteln wollten. Akademische Theologen meinen, eine praktisch gelebte, mit Gemeinschaftsbegängnissen und schönen Geschichten ausgeschmückte Moral sei keine wirkliche Religion, aber damit drehen sie die wirklichen Verhältnisse um, stellen ihre eigene späte Effloreszenz als ursprüngliches Wesen dar, statt sich die Wahrheit einzugestehen, daß sie bloß den Rahm des verachteten Volksglaubens abschöpfen. Religion ist eine Lebensform, keine akademische Disziplin.


Die neuesten Kommentare

Zurück zur Übersicht | nach oben


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM