Theodor Ickler zu »Pädagogik vom Tage«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 18.19 Uhr verfaßt.
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„Bisher lernen Erstklässler in Bayern zunächst die Druckschrift - die sie schon im Kindergartenalter täglich in Büchern oder auf Ladenschildern sehen. Ende der ersten oder Anfang der zweiten Klasse wird dann zusätzlich eine Schreibschrift eingeführt - meist die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA), eher selten die Schulausgangsschrift (SAS). Bei ihnen werden die einzelnen Buchstaben mit Haken und Schleifen durchgängig miteinander verbunden. Gegen Ende der Grundschulzeit sollen die Mädchen und Jungen dann aus Druck- und Schreibschrift ihre individuelle Handschrift entwickelt haben.“ (ZEIT 13.9.25)
Ist die Entwicklung einer individuellen Handschrift wirklich das Ziel? Daran kann ich mich nicht erinnern – wo steht es?
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Theodor Ickler zu »Sprachverführtheit«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 17.34 Uhr verfaßt.
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„Eines der charakteristischsten Merkmale natürlicher Sprachen (…) ist ihre Fähigkeit, sich auf sich selbst zu beziehen oder sich selbst zu beschreiben. Für dieses Merkmal oder Eigenschaft (!) der Sprache werden wir den Ausdruck ‚Reflexivität‘ benützen. Sprache kann sozusagen auf sich selbst zurückgewendet werden.“ (John Lyons: Semantik I. München 1980:19)
Das ist in mehrfacher Hinsicht mißlich ausgedrückt.
Beschreiben kann man nur durch Sprache, und das können Tiere nicht. Daß Sprache „sich selbst beschreiben“ kann, ist eine Mystifikation der banalen Tatsache, daß man alles beschreiben kann, folglich auch Sprache. Es ist nichts von „Zurückwendung auf sich selbst“ zu erkennen, wenn ich u. a. das Sprachverhalten untersuche. Das Bild ist irreführend.
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Theodor Ickler zu »Euphemismen«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 13.11 Uhr verfaßt.
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Katherina Reiche: „Optimierung des Offshore-Ausbaus“ (= Reduzierung der Windanlagen auf See)
Seit Wochen wird beklagt, daß niemand so recht weiß, was die schweigsame Ministerin eigentlich will. Dazu trägt die Vieldeutigkeit bei, wenn sie denn schon mal etwas sagt.
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Manfred Riemer zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 12.59 Uhr verfaßt.
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Geben die Wörter Referenz und Relation eine solche strikte Unterscheidung nach aktivem und passivem Sichbeziehen wirklich her? Auf deutsch kann beides mit Beziehung übersetzt werden. Ich denke, es ist durchaus üblich, kurz zu sagen, ein Pronomen bezieht sich auf ein bestimmtes Objekt, wenn sich ein Sprecher mit Hilfe dieses Pronomens auf das Objekt bezieht.
Der Autor verwendet neben "referent" auch "relationship", er benutzt also beide Wörter synonym. Um eine weiterreichende Unterscheidung ging es ihm hier gar nicht, mehr nur um die Betonung der Zweiseitigkeit.
Im zweiten Zitat ist eigentlich nicht von abstrakten Gegenständen, sondern von abstrakten Gedanken die Rede.
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Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 06.48 Uhr verfaßt.
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Die Zeitung erinnert an die „Tongan castaways“, über die es auch einen alten Dokumentarfilm gibt, natürlich mit nachgestellten Szenen im Stil der damaligen Zeit (in Wirklichkeit waren die sechs jungen Männer längst vollständig nackt, wie auch ihr Retter berichtet, und hatten lange Haare). Immerhin, die ganze Geschichte ist wahnsinnig interessant. Man hat sie natürlich sogleich als Gegenstimme zur Parabel „Lord of the flies“ gehandelt, ein müßiger Streit. Wenn Sie den Film noch nicht kennen: https://www.youtube.com/watch?v=tT1C4BSRzak (mit Warner) oder
https://www.youtube.com/watch?v=DYebOCCoTYM
Die Jungen waren zwar leichtsinnig und gewissermaßen selbst an ihrem Unglück schuld, aber sie brachten sich nicht willentlich in Gefahr wie irgendwelche Abenteurer am Südpol oder beim Bergsteigen, für die wir uns interessieren sollen. Man sieht daher ihren Überlebenskampf mit anderen Augen. Eben noch am Verhungern, mußten sich schließlich die Sorge haben, zu dick zu werden. Aber diese komische Einlage verdeckt nicht die Aussichtslosigkeit ihrer Lage, von der sie ja nicht wissen konnten, daß sie mal ein glückliches Ende finden würde. Soviel ich weiß, sind die Filmrechte zwar erworben, aber nie genutzt worden. Man könnte etwas daraus machen.
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Theodor Ickler zu »Synonymie«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 05.44 Uhr verfaßt.
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Ernst Leisi (1973:40) stellt fest, daß engl. curtsy seine Bedeutung gewandelt habe, denn heute bedeute es „Knicks“, d.h. die ausführende Person müsse weiblich sein; zu Shakespeares Zeit konnte sie auch ein Mann sein. - Aber das liegt vielleicht nur daran, daß Männer heute diese Art von ritueller Kniebeugung nicht mehr ausführen. Curtsy würde dann nach wie vor dasselbe, nämlich diese Kniebeugung bedeuten, hätte aber keine Anwendung auf Männer mehr. (Grimm: „kniebeugung als weibliches compliment“)
"Knicken" ist laut Duden „lautmalend für einen hellen Klang“. Das ist weit hergeholt, man könnte eher von einer ziemlich indirekten Lautsymbolik sprechen.
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Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 05.25 Uhr verfaßt.
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Mißlungene Annäherungsversuche zwischen Erwachsenen sind strafbar („sexualisierte Gewalt“). Die Verfolgung setzt den Antrag der geschädigten Person voraus.
Das ist Zukunftsmusik, aber schon vernehmbar.
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Theodor Ickler zu »Pädagogik vom Tage«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 05.18 Uhr verfaßt.
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Im „Aktuellen Lexikon“ wird wieder behauptet, früher hätten die Schulkinder zuerst die verbundene Schreibschrift gelernt und erst heute würden sich mit Druckschrift anfangen. Meiner Erinnerung nach haben wir (1950) mit OMA und MIMI angefangen und erst dann die Buchstaben verbunden. Jetzt wird in Bayern und anderswo damit experimentiert, nur die Druckschrift zu lehren und dann zuzusehen, wie die Kinder von selbst ihre eigene verbundene Schrift daraus entwickeln (als ob es darauf ankäme, daß jeder nicht die Standardschrift lerne, sondern seine eigene Handschrift pflege, was sich ja sowieso ergibt und nicht immer mit den wünschenswerten Ergebnissen). Experimente gibt es natürlich auch, aber sie taugen nichts. Wetten, daß nach vielen Jahren von Kindesmißhandlung wieder der alte Weg neuentdeckt wird: zuerst Druckschrift, dann Schreibschrift? Das wird dann der letzte Schrei sein und weitere Schulpädagogen in Arbeit und Brot setzen. Eine gemeinsame Schrift kann immer nur in der Annäherung an ein und dieselbe Vorlage bestehen. In unserem Kulturkreis liegt sie sehr nahe bei den römischen Inschriften. Das ist eine Ewigkeit her und gilt immer noch (wie jeder weiß, dem die Pädagogen nicht das Hirn verdreht haben). Das Foto, das dem großen Artikel in der SZ beigegeben ist, zeigt übrigens nicht die Vereinfachte Ausgangsschrift: kein Köpfchen-e, keine hochgezogenen Schwänze.
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Theodor Ickler zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 15.09.2025 um 04.26 Uhr verfaßt.
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„In semantics, reference is generally construed as the relationships between nouns or pronouns and objects that are named by them. Hence, the word John refers to the person John. The word it refers to some previously specified object. The object referred to is called the referent of the word.“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Reference)
Verkehrter kann man es nicht anfangen. Schon sprachlich ist zu kritisieren, daß das Objekt des Sichbeziehens „Referent“ statt „Relat“ heißen soll. Wichtiger ist, daß Wörter nichts dergleichen tun. Nur von Personen kann man sagen, daß sie sich auf etwas beziehen, der Begriff gehört zum intentionalen Idiom, kann also nicht von Gegenständen ausgesagt werden. Intentionalität muß erst einmal naturalistisch rekonstruiert werden.
„Gottlob Frege was an advocate of a mediated reference theory. Frege divided the semantic content of every expression, including sentences, into two components: sense and reference. The sense of a sentence is the thought that it expresses. Such a thought is abstract, universal and objective.“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Philosophy_of_language#Reference)
Das ist Wortemacherei. Jeder weiß, was ein Gedanke ist, aber niemand weiß, was abstrakte Gegenstände sind.
Die beiden Zitate zeigen, was für ein historischer Berg von Unsinn sich angehäuft hat. Man könnte den Mut aufgeben.
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Theodor Ickler zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 14.09.2025 um 15.38 Uhr verfaßt.
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Das Zitat war übrigens aus "Tichys Einblick", meinem Leib- und Magenmagazin für lautere Wahrheit.
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Manfred Riemer zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 14.09.2025 um 14.20 Uhr verfaßt.
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Ein Linksverdrehter erschießt einen Rechtsradikalen?
Ähnlich der Deutschlandfunk in "Kirk-Attentäter gefasst – Hintergründe zu Täter und Tat" vom 13.9.2025, 6:15 Uhr. Darin wird Kirk unverhohlen als Rechtsextremist und rechtsradikal bezeichnet. In bezug auf den Mörder wird nur in Zitaten von Trump von linksradikal gesprochen, und der ist ja bekanntlich unzurechnungsfähig.
Unsere Medien bezeichnen konservative Redner also ohne Umschweife als Rechtsextremisten und Rechtsradikale, während Attentäter und Mörder, na ja, höchstens ein bißchen linksverdreht sind?
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Wolfram Metz zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 14.09.2025 um 10.52 Uhr verfaßt.
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Nach der Ermordung von Pim Fortuyn 2002 hieß es von rechtsaußen auch: »De kogel kwam van links.«
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