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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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Theodor Ickler zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 18.37 Uhr verfaßt.

Noch heute denken sich Philosophen gern aus, wie Sprache funktioniert, wie sie erworben wird usw. Ich habe einige mehr oder weniger wüste Beispiele zitiert – bis hin zu dem renommierten Hans-Johann Glock, der zu wissen glaubt, daß Delfine oder Affen wie dreijährige Kinder sprechen können. Darauf stützen sie dann ihre Theorien. Warum brennen ausgerechnet auf linguistischem Gebiet (man denke auch ans Gendern) so schnell alle Sicherungen durch, als gäbe es da keine wissenschaftlichen Tatsachen wie auf allen anderen Gebieten?


Theodor Ickler zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 17.26 Uhr verfaßt.

Quine spricht von den Täuschungen, „die durch zweidimensionale Artefakte wie Bildnisse und Spiegel hervorgerufen werden“ („the illusions which can be engendered by two-dimensional artifacts such as paintings and mirrors“).

Zwischen Bildern und Spiegeln ist allerdings ein großer Unterschied, und ein Spiegel erzeugt so wenig eine Illusion wie eine Brille oder Lupe. Durch ein Spiegelteleskop oder ein Prismenfernglas sehe ich die Objekte ebenfalls in einem Spiegel, ohne deshalb von einer Illusion zu sprechen. Der Spiegel lenkt den Strahlengang um, aber normalerweise betrachten wir das nicht als eine Täuschung. Auch nehmen wir das Gesehene nicht zweidimensional wahr wie ein Gemälde, sondern passen das Auge an die räumliche Tiefe an. Wir sehen immer noch die Gegenstände selbst, mögen sie selbstleuchtend oder reflektierend sein. In einem Gemälde sind sie überhaupt vorhanden.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 11.47 Uhr verfaßt.

„Die Angst, das zu verlieren, die hab’ ich jeden Tag. Das ist eben blöde, wenn man 45 Jahre wie ein Galeerensträfling gearbeitet hat und dann Angst haben muss, dass einem das irgendwelche Irren über höhere Steuern wieder wegnehmen.“
Für Bohlen ist das Maß fast voll. Steigen die Steuern weiter, zieht er Konsequenzen in Betracht – und zwar radikale. Er stellt klar, dass für ihn auch ein Wegzug aus Deutschland infrage kommt.
„Wenn die Steuern noch viel höher werden, zum Beispiel die Vermögenssteuer, warum soll ich mir das gefallen lassen? Ich zahle jetzt schon fast 50 Prozent Steuern. […] Wenn hier alles Käse ist, bin ich in sechs Stunden weg.“
Schon viele der Superreichen hätten sich für steuerfreundliche Länder wie die Schweiz oder Dubai entschieden.
(yahoo 1.7.25)

Er spricht einfach aus, wie man in seiner Klasse denkt: Geld verdienen kann man in Deutschland sehr gut, aber versteuern sollte man es anderswo. Eigentlich versucht das deutsche Steuersystem jeden nach seiner Leistungsfähigkeit zu besteuern, und ein Multimillionär könnte einiges leisten. Nicht so unser Titan, der würde am liebsten alles behalten. Seine Verachtung der „Irren“ gilt eigentlich den Trotteln, die seine Platten kaufen und seine TV-Auftritte gucken, also dem gewöhnlichen Pöbelvolk. Von anderen Idolen, etwa Fußballern, die ebenfalls viel dem Fernsehen verdanken, kennt man diese Einstellung ja auch.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 11.32 Uhr verfaßt.

Trump und Musk kennen einander gut... Beim Waschen ihrer schmutzigen Wäsche werfen sie einander nun einiges vor, was für die Öffentlichkeit interessant zu hören ist. Wie sehr zum Beispiel Musk von Trumps Staat profitiert habe. Jetzt fehlt noch Trumps Bereicherung im Amt, das kommt sicher noch.


154 zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 11.28 Uhr verfaßt.

Und was die Versorgungssicherheit betrifft, hat uns Frankreich ja auch kürzlich ein schönes Beispiel gegeben. Gerade höre ich, daß dort schon wieder die ersten AKWs abgeschaltet werden, weil das Kühlwasser in den Flüssen zu warm geworden ist.

Insgesamt war das ein technologischer Irrweg, was mir besonders Eindruck macht, weil ich in meiner Jugend durchaus den Traum mitgeträumt habe.

Die Kernenergie ist außer der Geothermie anscheinend die einzige Energieform, die nicht von der Sonne kommt. Die Sonnenenergie ist "leider" nicht sehr dicht, muß also konzentriert werden. Das ist teils durch Jahrmillionen geschehen, und wir verheizen das Ergebnis in wenigen Jahrhunderten – nicht nachhaltig und gegenüber unseren Nachkommen nicht zu verantworten ("Tragik der Allmende"). Es bleiben die Möglichkeiten, die Sonnenenergie hier und jetzt zu "sammeln": direkt über Photovoltaik zu Strom, Wärmestrahlung zu Warmwasser, indirekt über Windanlagen oder Verdunstung > Wasserkraftwerke, Photosynthese zu Pflanzenmaterial... Der Blick darauf sollte uns zur Gewohnheit werden, wie wir ja auch unseren Blick auf die Abfallentsorgung und Luftreinhaltung verändert haben, sehr zur Erhöhung der Lebensqualität.


Manfred Riemer zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 11.05 Uhr verfaßt.

Irgendjemand wird die Kosten schon zahlen, und da sich Stromverbraucher und Steuerzahler zum großen Teil auch überschneiden, kommt es mir relativ egal vor.

Neben den Kosten für den Rückbau und die Endlagerung sollte man auch das in den Sand gesetzte Geld für den vorzeitigen Abriß von planmäßig in Betrieb befindlichen und noch lange nicht abgeschriebenen Kernkraftwerken sowie für den teuren Einkauf von Energie aus dem Ausland nicht vergessen.


Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 09.42 Uhr verfaßt.

Meldungen Ende Juni 2025: Der Rückbau des AKW Lubmin dauert schon 30 Jahre und wird noch weitere 20 Jahre dauern, die Kosten betragen nach gegenwärtiger Schätzung 10 Mrd. Euro. Dabei wird es wohl nicht bleiben. Die Kosten stehen für jedes AKW bevor und hätten eigentlich in den Strompreis eingehen müssen, ebenso wie die der Endlagerung, die jetzt weitgehend der Steuerzahler trägt. Man kann heute „Flamanville“ für den Neubau und „Lubmin“ für die Altlast heranziehen und weiß dann ungefähr, was es mit dem „billigen Atomstrom“ auf sich hat.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 05.57 Uhr verfaßt.

„Ein großer Sommer“ (Chrismon-Titel) und „Ich wünsche Ihnen einen großen Sommer“ mit Anspielung auf Rilke, aber es geht nur ums Badevergnügen. In Wirklichkeit könnte sich der Sommer als ziemlich fatal erweisen. Die Bauern fangen schon an, den Mais unterzupflügen, und in unserer Gegend gibt es erste Waldbrände. „Herr, es ist Zeit!“


Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 05.20 Uhr verfaßt.

„6,8 Prozent mehr Netto, aber 28 Prozent mehr Steuern
Die Erhöhung des Mindestlohns wird zu einem guten Geschäft – vor allem für den Staat! Vom Lohnplus der Arbeitnehmer gehen 40 Prozent als Steuern und Abgaben an die Staats- und die Sozialkassen (Rente, Pflege etc.). Das hat der Bund der Steuerzahler für BILD errechnet.“
(BILD 1.7.25)

Schon die Zusammenfassung von Steuern und Sozialabgaben durch den Bund der Steuerzahler ist irreführend, aber die BILD macht daraus eine dreiste Lüge. Sie schürt ganz bewußt die Unzufriedenheit, auf der die Rechten ihr Süppchen kochen. Ich erwarte im Laufe des Tages, daß mein Lieblingslügenmagazin auf den Wagen aufspringt und gegen den räuberischen Staat hetzt.


Theodor Ickler zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 04.56 Uhr verfaßt.

Was ist davon zu halten, wenn Trump behauptet, die EU sei gegründet worden, um die USA über den Tisch zu ziehen? Am wahrscheinlichsten ist, daß er es nicht besser weiß. Sein Mangel an historischem und geographischem Elementarwissen ist vielfach belegt. Aber es kommt noch etwas hinzu: Er legt auch keinen Wert auf die Wahrheit. Der Unterhaltungswert oder der Nutzen für die jeweils aktuelle Polemik ist das einzige, was ihn interessiert. Er lebt in der Gegenwart, und da bildet er sich ein, die EU sei der große Feind, weil sie amerikanische Waren vom Markt fernhält und damit das Defizit herbeiführt. (Daß es wie auch im Falle Chinas die amerikanischen Konsumenten sein könnten, fällt ihm nicht ein.) Da macht es sich gut, schon die Gründung der EU unter diesem Gesichtspunkt zu sehen; man merkt ihm richtig an, wie er diese Einsicht als effektvollen Knaller inszeniert: Er hat den Schlüssel in der Hand, die anderen haben keine Ahnung.
Die Satiriker schneiden Szenen zusammen, die zwar amüsant, aber auch erhellend wirken: In seiner ersten Amtszeit kündigte er an, Obamacare in Nullkommanichts durch ein eigenes System zu ersetzen. Daraus wurde nichts, und Trump mußte vor laufender Kamera zugeben, daß das Gesundheitssystem komplizierter ist, „als viele Leute glauben“. In Wirklichkeit haben alle es gewußt, nur er nicht. Das gleiche wiederholte sich, als es ihm nicht gelang, den Ukrainekrieg binnen 24 Stunden zu beenden. Wieder stellte er sich als denjenigen dar, der die Kompliziertheit der Aufgabe durchschaut hatte, während es genau umgekehrt war: alle anderen hatten es gewußt. Natürlich auch die Speichellecker, die um ihn herumstehen und mit undurchdringlicher Miene den Unsinn über sich ergehen lassen.


Theodor Ickler zu »Das „bilaterale Zeichen“«
Dieser Kommentar wurde am 01.07.2025 um 04.06 Uhr verfaßt.

Eigennamen haben keine deskriptive Bedeutung oder funktionieren nicht wegen gelegentlich vorhandener Reste einer solchen. Das hat u. a. Mill gesehen, und es ist ein Mißverständnis, wenn Jespersen sagt:

„In Mill’s terminology, but in absolute contrast to his view, I should venture to say that proper names (as actually used) ‘connote’ the greatest number of attributes.“ (Otto Jespersen: The philosophy of grammar. London 1924:66)

Hier handelt es sich in Wirklichkeit um die tatsächlich unausschöpfliche Zahl von Eigenschaften eines Namenträgers. ("Individuum est in ineffabile.") Diese Eigenschaften spielen aber bei der Identifikation des Trägers keine Rolle. Mill hatte das Argument schon vorausschauend abgewiesen (s. Alan Gardiner: The theory of proper names. London 1940:31)

Die Träger von Eigennamen sind Individuen („Einzeldinge“). Individuen haben eine Adresse in Raum und Zeit. Im einfachsten Fall werden sie durch Zeigen identifiziert. Schon bei Platon ist das „Dies-da“ frei von Eigenschaften. Irrigerweise angenommene oder mit Absicht fingierte Individuen sind kein Gegenbeweis. Fiktion (Verstellungsspiel) und Irrtum haben nichts mit den semiotischen Grundverhältnissen zu tun. Insofern gibt es keinen Unterschied zwischen Cäsar, Jesus und Odysseus. Im Modus der Fiktion (Verstellung) funktioniert die Sprache ganz genau so wie im ernsthaften Gebrauch. Wenn man eine Theatervorstellung oder einen Film sieht, klammert man das ganze Schauspiel ein und schreibt davor „nur gespielt“, aber sonst bleibt alles gleich.

Solange die Existenz eines Individuums nicht feststeht, könnte man von einem Individuumkandidaten sprechen. Das begrifft viele historische Gestalten. Sie werden versuchsweise angenommen. Nehmen wir eine Gestalt wie Theoderich den Großen. Was der Laie über ihn zu wissen glaubt, ist allenfalls das, was die Heldensage über ihn erzählt („Dietrich von Bern“), also etwas historisch vollkommen Falsches. Der Historiker weiß es besser, aber beide können sich im Gespräch auf dasselbe Individuum „beziehen“, sie können es „meinen“, wie man sagt. Das ist aber nicht so mysteriös und kann mit einer realistischen Sprachanalyse aufgeklärt werden.

Umgekehrt kann jemand glauben, der Grammatiker Patanjali, Verfasser des Mahabhashya, und der gleichnamige Verfasser eines Jogaleitfadens seien dasselbe Individuum. Die rückwärts verfolgte Geschichte der beiden Werke würde dann in diesem Verfasser konvergieren. Andere nehmen an, daß die beiden Geschichten ohne Überschneidung parallel nebeneinander herlaufen.

Von der Hörerseite aus betrachtet, sind Appellativa offene Suchschemata oder Schablonen: Wann immer bestimmte Merkmale vorliegen, ist das Gemeinte gefunden. Eigennamen funktionieren anders: Man folgt einem historisch-biographischen Faden und trifft gegebenenfalls auf ein Individuum, und damit ist die Suche beendet. Das Suchschema ist geschlossen.


Manfred Riemer zu »Das „bilaterale Zeichen“«
Dieser Kommentar wurde am 30.06.2025 um 17.28 Uhr verfaßt.

"Hund" steht für einen Hund.
Das bedeutet:
Das Wort "Hund" wird benutzt als Bezeichnung (Zeichen) für einen Hund.

Hier wird das erst zu erklärende Zeichen "Hund" allerdings metasprachlich schon benutzt, seine Kenntnis wird vorausgesetzt. Das kann man so machen, weil wir ja eigentlich alle wissen, was ein Hund ist, und weil der zu erklärende Begriff durch die Anführungszeichen von der Metasprache unterschieden ist. Wer nicht weiß, was ein Hund ist, der kann sich irgendwo erkundigen und die Erklärung oben anstelle des Wortes Hund (ohne Anführungsstriche) einsetzen.


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