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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 28.03.2024 um 19.55 Uhr verfaßt.

Der BUND lädt mich ein, Moorschnuckenpat*in zu werden. (Gibt es eigentlich keine Moorschnucker? Die sollen sich wohl mitgemeint fühlen.)


Wolfram Metz zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 28.03.2024 um 09.16 Uhr verfaßt.

Allerdings ist den Genderfreunden der Gedanke, daß das Geschlecht in irgendeinem Zusammenhang eine irrelevante Größe sein könnte, fremd, allein schon weil es gilt, jene jahrhundertelange Ungerechtigkeit halbwegs wiedergutzumachen. Viele würden entgegnen, daß das Geschlecht nur bei unbelebten Objekten wie dem berühmten Salzstreuer oder eben bei Institutionen wie Arbeitgeber keine Rolle spielt, weil es sich dabei nicht um natürliche Personen handelt. (Einige indes würden selbst in diesen Fällen von der magischen Wirkkraft des grammatischen Geschlechts fabulieren.)

Esslingers Beitrag krankt daran, daß er sich die Prämisse der Genderbefürworter, daß sich dringend etwas ändern müsse, zu eigen macht, um sich sodann zu erbieten, die verhärteten Fronten mit einer vermeintlich frischen Idee aufzubrechen. Er ist so begeistert von seinem »möglicherweise verwegenen« Gedanken, »das Thema nicht moralisch, sondern pragmatisch anzugehen«, daß er gar nicht bemerkt, daß fundierte Genderkritik im Kern nicht moralisch argumentiert, sondern sprachwissenschaftlich. Die Abwehr moralischer Argumente ist selbst kein moralischer Ansatz. Sich über die pragmatische Umsetzung eines als richtig erkannten Standpunkts Gedanken zu machen setzt voraus, daß man sich über die Richtigkeit des Standpunkts geeinigt hat. Diesen entscheidenden Schritt überspringt Esslinger, und damit ist er leider nicht allein.


Theodor Ickler zu »Delirium«
Dieser Kommentar wurde am 28.03.2024 um 08.24 Uhr verfaßt.

„No one denies our capacity to imagine objects and scenes.“ (Kim Sterelny in William Lycan, Hg.: Mind and cognition. Cambridge, Mass. 1990:608)

Doch, ich bestreite es. Unbestreitbar ist nur die Redeweise von Vorstellungen usw.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 28.03.2024 um 06.15 Uhr verfaßt.


In der SZ vom 28.3.24 kommentiert Detlef Esslinger die Genderdebatte und macht sich für nichtbinäre Personen stark, allerdings ohne zu fragen, wie viele davon die Klage einiger Aktivisten gegen das angeblich von Männern dominierte Deutsche anschließen. Jahrhundertelang hätten sich Frauen und Diverse mit dem generischen Maskulinum abfinden müssen, als bloß mitgemeint usw.
Seine Vorschläge:
1.Partizipen („Beschäftigte“, „Reisende“)
2.Wortbildung („Redepult“ statt „Rednerpult“)
3.Verbale Umschreibungen („alle, die vermieten“ statt „Vermieter“)
4.Generisches Maskulinum bei juristischen Personen („Arbeitgeber“)
Das alles ist natürlich nicht so neu, wie der Verfasser meint, sondern genau das, was in unzähligen Ratgebern empfohlen wird. Der sehr umfassende Umbau des Deutschen, der aus der gleichzeitigen Anwendung folgt, ist ja gerade der Grund der Kritik; das wird durch die Kaprizierung der bayerischen Politik auf die Sonderzeichen etwas verschleiert.
Auf die linguistische Unbedarftheit des Ganzen brauche ich nicht noch einmal einzugehen. Der Kommentar ist nur als Beleg der naiven Sprachauffassung interessant. Man könnte noch auf den vierten Vorschlag eingehen, der ja darauf hinausläuft, daß dort, wo es auf das Geschlecht nicht ankommt, das Maskulinum steht; es ist also tatsächlich generisch. Q. e. d.


Manfred Riemer zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 27.03.2024 um 17.14 Uhr verfaßt.

In der Tagesschau ist es schon seit längerem üblich, Doppelnennungen zu sprechen, aber das generische Maskulinum zu schreiben.

Zum Beispiel heute 17 Uhr sagte der Sprecher
"Zeitverträge für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler",
dazu als Text eingeblendet erschien aber der Titel
"Zeitverträge für junge Wissenschaftler".


Wolfram Metz zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 27.03.2024 um 13.35 Uhr verfaßt.

Sollten Sie eine Stelle bei den Gesundheitszentren Nordschwarzwald suchen, dann lesen Sie doch mal, was Sie dort erwartet:

Wir suchen jederzeit engagierte und motivierte Mitarbeiter:innen, die sich von ganzem Herzen für die Belange unserer Rehabilitand:innen und Besucher:innen einsetzen. In unseren SRH Gesundheitszentren Nordschwarzwald in Dobel, Bad Herrenalb und Waldbronn arbeiten viele Menschen - mit einem gemeinsamen Ziel: Unsere Rehabilitand:innen sollen gesund werden! Dafür setzen sich unsere Mitarbeiter:innen in verschiedenen Fachbereichen dafür [sic] ein. Ob in der Medizin, Verwaltung, Service, Küche, Technik oder Hauswirtschaft - jeder Mitarbeiter:in [!] trägt zur Genesung unserer Rehabilitand:innen bei.
(https://www.gesundheitszentren-nordschwarzwald.de/karriere/)

Wie spricht man Rehabilitand:innen aus? Wenn man den Glottisschlag mitspricht, und das soll man ja, dann: Rehabilitant + Pause + innen. Das ist vielen aber zu kompliziert, also wird daraus: Rehabilitandinnen oder Rehabilitantinnen. Worin besteht jetzt der Fortschritt gegenüber der geschlechtsneutralen Form Rehabilitanden? Müssen Stellenbewerber irgendwie davor gewarnt werden, daß sie in diesem Rehazentrum Frauen, Männer und – ach Gott, ach Gott! – vielleicht sogar Diverse antreffen werden?

Jeder Mitarbeiter:in hat auch was, vor allem in der gesprochenen Form: jeder Mitarbeiterin.

Der Wunsch, die Patienten gesund zu machen, mag ernst gemeint sein. Kein Zweifel besteht am Wunsch der Leitung, auf der neuesten Welle mitzureiten, um ja nicht als hinter(schwarz)wäldlerisch zu gelten. Man kann nur hoffen, daß es dort so ist wie überall, nämlich daß die Texte auf der Website nichts mit der Sprache zu tun haben, die im Klinikalltag, also im richtigen Leben, gesprochen wird.


Theodor Ickler zu »Deixis und Subjektivität«
Dieser Kommentar wurde am 27.03.2024 um 05.53 Uhr verfaßt.

Zu Eigennamen:

Dawkins über Papst Johannes Paul II.: „He believed he was saved by ‘Our Lady of Fatima’ who ‘guided the bullet’ so it didn’t kill him. Not just ‘Our Lady’ but specifically ‘Our Lady of Fatima’.“
(Outgrowing God 43)

Das entspricht antiken Vorstellungen. Zeus war auch immer derselbe Gott, aber zugleich an verschiedenen Orten immer ein spezieller. Als die Babylonier schon wußten, daß „Morgenstern“ und „Abendstern“ denselben Planteten bezeichneten, fuhren sie fort, beide Gottheiten zu verehren. Vgl. den indischen „Henotheismus“.
In der Fabel ist „der Wolf“ irgendwie immer derselbe, manifestiert sich aber in vielen. Ähnlich die Monate: der April ist jedes Jahr ein anderer, aber zugleich derselbe, wiederkehrende, daher der bestimmte Artikel. (So auch das Volkslied: „... der Frühling kehrt wieder“.) Nicht auszudenken, was spätere Interpreten aus diesen unseren Sprachgewohnheiten herauslesen werden.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 25.03.2024 um 15.05 Uhr verfaßt.

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49376

Auch die GEW hat sich der Sache angenommen:

Es gibt viele Kinderlieder, die weder im positiven noch im negativen Sinn Bezug zu vielfaltsbezogenen Inhalten haben. Manche Kinderlieder oder -reime offenbaren jedoch bei kritischer Betrachtung abwertende Inhalte über Geschlechtszugehörigkeiten, Religionen, Familienkulturen, Aussehen oder weitere Vielfaltsaspekte. Beispiele sind etwa das bekannte "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" oder "Eine kleine Dickmadam fuhr mal mit der Eisenbahn".
In der neuen Ausgabe von „KiDs aktuell - Kinderlieder für alle!“ macht die Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung mit Fallbeispielen aus der Praxis aufmerksam auf die versteckten Botschaften einiger gängiger Kinderlieder und gibt Tipps für Alternativen.

(https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/kinderlieder-vorurteilsbewusst-betrachten)


Manfred Riemer zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 25.03.2024 um 01.01 Uhr verfaßt.

Ja, man vergißt schnell, was damals im ukrainischen Bürgerkrieg los war. Auf bpb.de (Bundeszentrale für politische Bildung) findet man in der Kriegschronik, z. B.:

24.09.2018
In Lwiw greift in der Nacht auf den 24. September eine mit Messern bewaffnete Gruppe von ca. 20 Neonazis eine Gruppe von linken Aktivisten an und verletzt mehrere Personen. Ein schwerverletztes Opfer muss im Krankenhaus reanimiert werden. Die Angreifer sollen Augenzeugen zufolge dem "Nationalen Korps" angehören, das mit dem Asow-Freiwilligenbataillon in Verbindung steht. Im vergangenen Jahr gab es in der Stadt mehrere ähnliche Vorfälle; der Polizei wird Tatenlosigkeit und Kooperation mit dem "Nationalen Korps" vorgeworfen.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 24.03.2024 um 20.38 Uhr verfaßt.

Ich entdecke immer wieder Beispielsätze, die ich vor Jahren aus linguistischem Interesse aufgeschrieben habe und die heute inhaltlich in neuem Licht erscheinen. Zum Beispiel im Dezember 2018: „Putin schließt Frieden mit derzeitiger ukrainischer Regierung aus.“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1627#40247)


Theodor Ickler zu »Pädagogik vom Tage«
Dieser Kommentar wurde am 24.03.2024 um 16.14 Uhr verfaßt.

Schule war auch früher kein Vergnügen. Augustinus im „Gottesstaat“ über Schulangst: „Wer würde nicht zittern, wenn er noch einmal ein Kind sein müßte, wer würde nicht lieber den Tod wählen?“

Konjugieren lernte man am Beispielsatz "Der Lehrer schlägt den Schüler".

Die Sanskritschüler konjugierte wenigstens "Devadatta (= Theodor) kocht Brei".


Erich Virch zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 24.03.2024 um 08.31 Uhr verfaßt.

Zur ständigen Belehrung darüber, daß die Menschheit aus Männern und Frauen besteht, kommt der Auftritt der Autoren, denen man dabei zusehen soll, wie sie sich als Schafsköpfe in Szene setzen.


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