zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Sie sehen die neuesten 12 Kommentare

Nach unten

Durch Anklicken des Themas gelangen Sie zu den jeweiligen Kommentaren.


Theodor Ickler zu »Lectio facilior«
Dieser Kommentar wurde am 22.02.2025 um 06.14 Uhr verfaßt.

„Sexualität ist eine der intensivsten leiblichen Erfahrungswelten und korpuliert mit unserem sozialen Körperwissen.“ (https://rabbits-sexualberatung.de/2021/05/27/was-hat-das-thema-tanz-mit-sexualitaet-zu-tun/)
Im Internet finde ich „korpulieren s. kopulieren“. Der Text ist doppelpunktgegendert und auch sonst ernüchternd, nachdem meine Frau und ich gestern abend im Tanzkreis wieder innig korpuliert haben (Tango!).


Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 22.02.2025 um 05.34 Uhr verfaßt.

„Während seines Studiums heiratete er seine Ehefrau Jenny.“ (Wikipedia über den Phonetiker Peter Ladefoged)

Bigamie mit derselben Frau? Man könnte von „sloppy reference“ in einem erweiterten Sinn sprechen.

Man kann die Ausdrucksnot nachempfinden. Untadelig wäre „Während seines Studiums heiratete er Jenny.“ Aber wer ist Jenny? Na, seine Frau halt.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 22.02.2025 um 05.04 Uhr verfaßt.

Wohl wahr, aber die Zeiten ändern sich, und so könnte es sich lohnen, gerade jetzt den Rechten das Thema zu entwinden und den allgemeinen Überdruß in vernünftige Bahnen zu lenken. Behalten wir es mal im Auge und sehen, was sich machen läßt!


Theodor Ickler zu »Analogie«
Dieser Kommentar wurde am 22.02.2025 um 05.01 Uhr verfaßt.

Thomas Becker (Analogie und morphologische Theorie. München 1990) erwähnt nur Eduard Hermanns Einwand, Paul habe seine Beispiele etwas sorglos gewählt, geht aber aufgrund seines formalistischen Ansatzes nicht auf den Kern der Roggeschen Kritik ein. Das zeigt seine abschließende Formulierung: „...die Proportion zwischen animus und animi und die zwischen populus und populi ist ein und dieselbe.“
Überhaupt ist das Beharren auf abstrakten Proportionen ein Rückschritt gegenüber den textnahen Untersuchungen der Sprachpsychologie (Thumb/Marbe zu Assoziationen usw.). Experimentelle Arbeiten wie von Erwin Esper sind bei Becker nur in der Bibliographie aufgeführt, im Text aber nicht berücksichtigt. Vgl meine Darstellung "Paradigmen als Syntagmen".


Erich Virch zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 21.02.2025 um 15.34 Uhr verfaßt.

Zum Manifest. Ich halte es für kaum möglich, mit einem solchen noch Aufmerksamkeit zu erregen, weil alle unwiderleglichen Argumente gegen das Gendern schon so oft vorgebracht und ebensooft wegphantasiert worden sind. Unsichtbare Frauen? Ein toller Mythos. Natürlicher Sprachwandel? Eine Mär wie aus alten Zeiten. Beim Wort Zuschauer enstehen Bilder von Männern im Hirn? Fiktion, wie jeder weiß, reiner Mumpitz, aber das spielt keine Rolle. Das Gendern ist über uns gekommen wie eine Seifenoper, da geht jeder Realismus ins Leere. Die Guten müssen ihre Ziele nicht mal mehr erreichen können; es langt, wenn sie sprachlich herzeigen, daß sie "eine gerechte Welt überhaupt wollen.“ (Anatol Stefanowitsch) Anders als der märchenhafte Genderkosmos ist die anrollende antiwoke rechte Welle von dieser Welt.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 21.02.2025 um 05.31 Uhr verfaßt.

Der Bundestag erklärt:

„Geheim gewählt werden die Bundeskanzlerin oder der Bundeskanzler, der Bundestagspräsident und seine Stellvertreter, die Wehrbeauftragte des Bundestages und der Präsident und Vizepräsident des Bundesrechnungshofs. Auch die Bundesversammlung wählt den Bundespräsidenten geheim.“
https://www.bundestag.de/services/glossar/glossar/G/geh-wahl-245424

Wenn man einmal gendert und dann wieder nicht, wird die Neutralisierung implizit aufgehoben, das Geschlecht wird relevant. Das haben die Sexmaniacs nicht bedacht.


Theodor Ickler zu »Jede und jeder«
Dieser Kommentar wurde am 21.02.2025 um 05.24 Uhr verfaßt.

Das Bundeskanzleramt gendert zwar, stellt aber auf seiner Website fest:
„Der Bundespräsident schlägt nach Gesprächen mit den Bundestagsfraktionen eine Kandidatin oder einen Kandidaten für das Amt des Bundeskanzlers vor. (Im Grundgesetz ist nur die männliche Form genannt, natürlich ist damit immer auch eine Bundeskanzlerin gemeint.)“
„Natürlich“? Ja, wenn das so ist – warum dann überhaupt gendern?


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 20.02.2025 um 19.48 Uhr verfaßt.

„Die Solidarität der Mächtigen ist viel stärker als die der Völker.“ (Arthur Schnitzler)
Das war schon damals nicht neu, aber man wird immer wieder daran erinnert.


Theodor Ickler zu »Synonymie«
Dieser Kommentar wurde am 20.02.2025 um 19.44 Uhr verfaßt.

darwinistisch „den Darwinismus betreffend, auf ihm beruhend, für ihn charakteristisch“ (Duden)
Darwinismus „Lehre von der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Lebewesen durch Auslese“ (Duden)

Das ist unzureichend. In den meisten journalistischen Texten, aber auch weit darüber hinaus herrscht die Bedeutung „rücksichtslos“ (besonders in bezug auf Konkurrenz und den „Kampf ums Dasein“) vor, also ungefähr das, was man auch unter „sozialdarwinistisch“ versteht. Die eigentliche Pointe der Evolution (selektive Kumulation von Merkmalen und Fortpflanzungsrate) geht verloren. Es geht nicht um Ausrottung von Konkurrenten, und das „Aussterben“ hat nichts mit individuellem Tod zu tun. (Der berühmte abgemagerte Eisbär auf seiner Scholle treibend... Die Evolution läßt sich nicht verfilmen.) – Ähnlich lief es mit der Vulgarisierung von „behavioristisch“.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 20.02.2025 um 15.48 Uhr verfaßt.

Vielen Dank für diese anschauliche Ergänzung!
Interessant ist ja erstens, daß in diesen Diktaturen wenigstens äußerlich das Ritual der Wahl aufrechterhalten wurde und wird – eine schöne Anerkennung der Demokratie. Den anderen "Wählern" wird sicher ebenso wie Ihnen damals klar genug gewesen sein, was richtige Wahlen sind. Zweitens war noch die Begründung eindrucksvoll, warum die Wahlen in der wahren Demokratie anders liefen als im monopolkapitalistischen Ausland mit seinen Scheinwahlen: Die eigentliche Entscheidung sei bereits in den gründlichen Aussprachen VOR der formellen Stimmabgabe gefallen.


Manfred Riemer zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 20.02.2025 um 13.45 Uhr verfaßt.

"Verdächtig" ist aber äußerst milde ausgedrückt. Man erklärte sich damit zum Staatsfeind!

Meine erste Wahl war während meines Grundwehrdienstes. Es gab zwar in der DDR keine Wahlpflicht, dennoch ging in der Armee alles, genau wie beim Impfen, auf Befehl.
Die Kompanie wählte zugweise. Ein Pfiff gellte durch den Flur: Erster Zug raustreten in Ausgangsuniform! Dann ging es mit dem Mannschafts-LKW zum Wahlbüro. Wer nicht wählen wollte, hätte dann theoretisch im Wahlbüro zum ersten Mal die Möglichkeit gehabt, beiseite zu treten und die Entgegennahme des Wahlscheins zu verweigern.
Hätte einer schon in der Kaserne offenbart, daß er nicht zu wählen gedachte, hätte er sicher nicht mitfahren müssen, um solch einen Eklat im Wahlbüro zu vermieden. Aber egal wie, nicht auszudenken, was geschehen wäre. Ich habe so etwas nicht erlebt, aber das schon genehmigte Studium nach der Armeezeit hätte man vergessen können.

Im Frühjahr 1989 fand die letzte unfreie Wahl in der DDR statt. Das war die erste, die ich verweigerte. Wir hatten damals schon den Ausreiseantrag gestellt. Aber sogar solche Leute bekamen am Wahltag zu Hause noch Besuch von SED-Wahlhelfern, die versuchten, Nichtwähler noch zum "Wählen" (d.h. Zettelfalten, denn eine Wahl hatte man ja nicht) zu bewegen.
Und wer als Wahlverweigerer standhaft blieb und kein "Antragsteller" war, der mußte auf seiner Arbeitsstelle auch noch seinem Chef Rede und Antwort stehen, warum er nicht gewählt hatte.
So freiwillig, frei und geheim waren Wahlen in der DDR.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 20.02.2025 um 12.21 Uhr verfaßt.

„Immer wieder wird in Deutschland diskutiert, ob eine Wahlpflicht eingeführt werden sollte – besonders wenn die Wahlbeteiligung sinkt. Befürworter argumentieren, dass eine Pflicht die Demokratie stärkt und politische Apathie senkt. Gegner einer Wahlpflicht argumentieren, dass Demokratie auf Freiwilligkeit basiere. Ihre Argumentation: Eine erzwungene Wahlbeteiligung führe nicht automatisch zu informierten Entscheidungen.“ (t-online.de)
Das entscheidende Argument fehlt und wird auch sonst fast nie genannt: Wo die Beteiligung auf einer Entscheidung beruht, läßt sie Schlüsse zu. Wer in der DDR nicht zur Wahl ging (am besten mit der ganzen „Hausgemeinschaft“), machte sich verdächtig. Bei einer strafbewehrten Wahlpflicht ist das anders.


Die neuesten Kommentare

Zurück zur Übersicht | nach oben


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM