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Theodor Ickler zu »Intentionalität und Sprache«
Dieser Kommentar wurde am 16.07.2025 um 12.48 Uhr verfaßt.
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„In einer determinierten Welt gäbe es womöglich keinen freien Willen.“ (Aus einem Beitrag über Quantenmechanik, SZ 16.7.25)
Das ist keine Tatsachenfrage, weil in der Physik der Begriff des Willens nicht vorkommt. Man redet immer noch aneinander vorbei.
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Manfred Riemer zu »Intentionalität und Sprache«
Dieser Kommentar wurde am 16.07.2025 um 12.00 Uhr verfaßt.
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Mir scheint, daß man etwas ankündigt, das mit großer Sicherheit feststeht, z. B. weil man es weiß oder selbst in der Hand hat, während man etwas voraussagt, wenn es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit behaftet ist, oder wenn die Kenntnis davon so erstaunlich ist, daß es mit einer übernatürlichen Fähigkeit zusammenzuhängen scheint.
Ankündigen ist also eher etwas mehr, sicherer als voraussagen. So gesehen ist die Formulierung
"nur ankündigen, nicht voraussagen" gerade verkehrtherum.
Mein eigenes Verhalten habe ich natürlich im Griff, es erstaunt niemanden, daß ich schon vorher weiß, was ich tue, tun will. Deshalb wäre es allenfalls ein Scherz, es vorauszusagen.
Daß ich mein eigenes Verhalten nicht beobachten kann, trifft m. E. nicht zu. Es ist lediglich zu trivial, es so zu nennen, da ich mir ja in jedem Moment sowieso meines Tuns bewußt bin. Die eigene Beobachtung ist sozusagen implizit, automatisch immer gegeben.
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Theodor Ickler zu »Festung Europa«
Dieser Kommentar wurde am 16.07.2025 um 05.13 Uhr verfaßt.
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„Brauerei-Bund schlägt Alarm – Bierkrise droht“
Natürlich ist die Regierung schuld, daher wären Subventionen recht und billig. Gleichzeitig wird auf die immer noch vergleichsweise niedrigen Endpreise hingewiesen (außerhalb der Wiesn natürlich). Nichts kann die Verbraucher hindern, wie das Rauchen so auch das Trinken aufzugeben. Es würde mich nicht wundern, wenn die spendierfreudige Regierung mit heftiger Unterstützung aus Bayern auch dieser Klientel von Rauschdrogenherstellern noch weiter entgegenkäme. Schließlich geht es um ein deutsches Kulturgut, während Cannabis nicht zu Deutschland gehört. Leitkultur eben.
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Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 16.07.2025 um 04.25 Uhr verfaßt.
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Durch Spahns neue „Panne“ wird die Öffentlichkeit wieder mal auf die „Mandatsträgerabgabe“ gestoßen, einen der Schleichwege zur Parteienfinanzierung. Mandatsträger werden so ständig daran erinnert, wem sie ihre Position verdanken. Demokratisch ist das nicht, aber legal – dafür haben sie selbst gesorgt.
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Theodor Ickler zu »Intentionalität und Sprache«
Dieser Kommentar wurde am 16.07.2025 um 03.56 Uhr verfaßt.
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Zum vorigen: "Ankündigung" (s. Goethes "Vorausverkünden" im Haupteintrag u. ö.) und "Voraussage" beziehen sich beide auf künftiges Geschen und werden auch austauschbar gebraucht, aber wenn es auf den Unterschied ankommt (im unterscheidenden Kontext), könnte man differenzieren: Eigenes Verhalten kann man nur ankündigen, nicht voraussagen, und damit wird es beeinflußbar durch Zustimmung oder Einspruch des Gesprächspartners (Handlungsspiel). Das Wetter kann man in diesem Sinn nur voraussagen, nicht ankündigen. Im vorigen Eintrag habe ich im Zusammenhang damit gesagt, daß man sein eigenes Verhalten nicht objektiv beobachten kann wie irgendein Ereignis und daher auch nicht physikalistisch von sich selbst reden kann.
Diese Implikationen werden im "Gott-Spielen" zu einem komischen Effekt genutzt: "Schönes Wetter heute!" - "Danke!"
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Manfred Riemer zu »Euphemismen«
Dieser Kommentar wurde am 15.07.2025 um 21.21 Uhr verfaßt.
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Oder deal = "Schnäppchen", s. auch
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1437#51506.
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Theodor Ickler zu »Das „bilaterale Zeichen“«
Dieser Kommentar wurde am 15.07.2025 um 11.09 Uhr verfaßt.
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#55756
Weil die Definition von "intraverbal" schon eine Weile zurückliegt, will ich noch einmal erläutern: Unser Sprechen von Alexander von Makedonien ist durch anderes Sprechen (mündlich oder schriftlich) gesteuert, dieses wiederum von noch älterem usw., bis zu den letzten Zeugen, die Alexander noch erlebt haben, d. h. deren Sprachverhalten durch eine andere Art von Reizen gesteuert wurde. Am Ende der Kette steht Alexander selbst. Neben dieser intraverbalen Kette gibt es noch mehr oder weniger nichtsprachliche Überlieferungen, etwa Münzen oder auch Bauwerke usw.
Bei Odysseus oder Rotkäppchen endet die Kette schon etwas früher, wir sagen: sie sind nicht historisch. Dietrich von Bern ist historisch, aber die Kette ist durch einige Faktoren etwas gestört.
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Theodor Ickler zu »Euphemismen«
Dieser Kommentar wurde am 15.07.2025 um 06.55 Uhr verfaßt.
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Das weite Feld der Hypokoristika wird im Deutschen, wie wir gesehen haben, überwiegend durch Lehngut besetzt (Beauty vs. Schönheit usw.). So entwickelt sich auch „Deal“, das man am ehesten mit „Geschäftchen“ übersetzen könnte, unabhängig vom Volumen, das ja stets relativ ist. Trump will der Ukraine Waffen liefern, bezahlen sollen aber „selbstverständlich“ die Europäer. (Den Friedensnobelpreis will er freilich selbst haben.) Für ihn besteht Politik immer darin, noch schnell ein Geschäftchen zu machen, so sieht es „the art of the deal“ vor.
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Theodor Ickler zu »Intentionalität und Sprache«
Dieser Kommentar wurde am 15.07.2025 um 05.00 Uhr verfaßt.
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Als Dialogpartner kann ich auf das intentionale Idiom ("ich will" usw.) nicht verzichten, darum kann ich mich auch nicht objektiv beobachten wie einen fremden Organismus, und das gleiche gilt für mein Verhältnis zum Gegenüber. Wir können unserem Verhalten nicht zusehen wie dem eines anderen Tieres, sondern sind beide für unser Handeln, und zwar zunächst schon für das Sprechen, „verantwortlich“ (ein nicht-physischer Begriff). Wir stehen uns als „Personen“ gegenüber, und Personen sind keine natürlichen Objekte. Das bedeutet nicht die Existenz einer zweiten, nicht-empirischen („intelligiblen“) Welt, in der es Personen gibt, sondern einfach zwei verschiedene Arten der sprachlichen Orientierung und Verhaltenskoordination.
Skinner mußte immer wieder darauf hinweisen, daß er als Mensch unter Menschen nicht die Sprache der strikten Verhaltensanalyse sprach, was aber keine Widerlegung des Behaviorismus sei. Mit dieser Trennung von Alltags- und Wissenschaftssprache ließ er es bewenden. Philosophen wie die Churchlands haben die „Eliminierung“ des intentionalen Idioms für möglich und wünschenswert gehalten. (S. https://de.wikipedia.org/wiki/Eliminativer_Materialismus)
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Theodor Ickler zu »Niedriger hängen!«
Dieser Kommentar wurde am 15.07.2025 um 04.24 Uhr verfaßt.
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Warum verbringen Kinder so viel Zeit mit Computerspielen? „Der präfrontale Cortex steuert im Gehirn die Impulskontrolle und die Emotionsregulation, und der entwickelt sich bis zum 25. Lebensjahr.“ (SZ 14.7.25)
Das sagt eine „Kommunikationswissenschaftlerin“ im Interview. Man erkennt die gute alte Populärpsychologie, „Impuls“ steht für Trieb, „Kontrolle“ entspricht „Steuerung“, „Regulation“ ist dasselbe, so daß eigentlich die Steuerung gesteuert wird – aber von wem? Sie sagt auch: „Das findet unser Gehirn gut.“ Man darf es nicht zu genau wissen wollen, es ist einfach der übliche imponiersprachliche, pseudowissenschaftliche Jargon, sehr überzeugend und sehr sinnlos. (Die Interviewte „studierte Kommunikations- und Filmwissenschaften“ und ist auch Unternehmerin; zur Neurologie hat sie keine Beziehung.)
Weniger interessant als die allgegenwärtige Scharlatanerie finde ich die Unbildung der Journalisten, die sich bei solchen Themen ohne Bedenken stets an das gleiche neurosophische Völkchen wenden, das gerade den letzten Bestseller hervorgebracht hat. – Ich habe selbst an zwei Universitäten miterlebt, wie das kleine Fach „Theaterwissenschaft“ zum riesigen Fachbereich „Kommunikations- und Medienwissenschaften“ o. ä. anschwoll und Tausende von meist weiblichen Studenten anzog, die nach dem Abitur „irgend was mit Medien“ machen wollten. Als Beisitzer habe ich auch an Prüfungen teilgenommen. Ich weiß also einigermaßen, wo es herkommt. Die Journalisten haben oft den gleichen Hintergrund. (Woher kommt die Sucht nach pseudowissenschaftlichen Erklärungen? Vielleicht aus dem mesolimbischen System?)
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Theodor Ickler zu »Nichts lernen aus Metaphern«
Dieser Kommentar wurde am 14.07.2025 um 17.39 Uhr verfaßt.
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In einem Text Walter Benjamins stößt Harald Weinrich auf die Stelle:
Immer sitzt eine (sc. Möwe) auf dem höchsten Mast und beschreibt die Pendelbewegungen mit, die er stoßweise in den Himmel zeichnet.
Weinrich interpretiert:
„Wenn das eine Metapher ist, dann müssen wir offenbar in dem Nomen Mast den Bildempfänger, in dem Nomen Pendel den Bildspender sehen; denn ‚eigentlich‘ ist ein Mast natürlich kein Pendel.“ (Sprache in Texten. Stuttgart 1976:328ff.)
Ich möchte davon absehen, daß das „Pendel“ hier als Erstglied eines Kompositums gleichsam verbaut ist und insofern zwar ein Vergleich, aber keine Metapher vorliegt. Nehmen wir an, der Mast sei als „Pendel“ kategorisiert. Dann ergibt sich folgendes: Weinrich legt offenbar nicht den physikalischen Begriff des Pendels zugrunde. Denn physikalisch ist der Mast (mitsamt dem Bootskörper) ein Pendel. Weinrich zählt im folgenden – unter Verwendung von Lexikonartikeln – einige Seme und enzyklopädische Merkmale von Pendeln auf und legt dabei, übrigens abweichend von seinen Quellen, Wert darauf, daß das Pendel „an der Spitze aufgehängt“ sei, seinen festen Körper „unten“ habe, durch die Schwerkraft bewegt werde und „für (Zeit-)Messungen“ diene. Der Mast sei dagegen nicht an der Spitze aufgehängt, diene anderen Zwecken usw. - woraus folge, daß gewisse Merkmale des Pendelbegriffs getilgt werden müssen. Alle diese Voraussetzungen sind, physikalisch gesehen, unzutreffend. Nur die Alltags-Orientierung am Uhrpendel (und auch da nur an bestimmten Ausführungen; denn es gibt auch „umgedrehte“ Uhrpendel sowie noch weitere Ausführungen, darunter solche, die die Schwerkraft durch Federkraft ersetzen) erlaubt es, das Benjaminsche „Pendel“ als Metapher aufzufassen. Es kommt also auf den Standpunkt an.
Weinrichs Deutung wird übriges von Umberto Eco ausführlich besprochen, jedoch ohne Korrektur des Fehlers, der das ganze Beispiel obsolet macht. (Semiotik und Philosophie der Sprache. München 1985:185ff.)
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Theodor Ickler zu »Buch oder Bildschirm«
Dieser Kommentar wurde am 14.07.2025 um 10.53 Uhr verfaßt.
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Auf den Nachrichtenseiten werde ich seit Tagen mit Einzelheiten über eine Abenteurerin traktiert, die in Australien vom Weg abgekommen ist. Was sie danach gegessen hat, wie gut ihr eine Dusche getan hat usw. Sie will übrigens weitermachen.
Mit Recht wird endlich erkannt, daß die mit großer Kunst eingefädelte Computer-Spielsucht der Kinder und Jugendlichen ein Menschheitsproblem ist. Durchschnittsverweildauer etwa 3 Stunden täglich.
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