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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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27.04.2007
 

Federhandschuh
Volksetymologisches im Radio

Ganz deutlich war heute im Radio zu hören, daß die Gewerkschaft und die Telekom einander den „Federhandschuh“ entgegengeschleudert haben. Das erinnert an die Rechtschreibreform, die 1995 noch „Fede“ statt „Fehde“ vorsah, erst 1996 wurde diese lange geplante Augstsche Änderung gestrichen.
Aber nun sehe ich, daß es für die Volksetymologie „Federhandschuh“ erstaunlich viele Belege gibt. Aus demokratischen Gründen sollte man gleich ganz zu „Federhandschuh“ übergehen, das versteht wenigstens jeder. In der Grundschule könnten die Kinder Federhandschuhe malen usw., damit sich alles gut einprägt.



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Kommentare zu »Federhandschuh«
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 28.04.2007 um 10.23 Uhr  
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In den Klassikerausgaben ad usum delphini gewisser Schulbuchverlage müßte dann auch nicht mehr "Fehde" durch eine Fußnote erklärt werden. Die wildgewordenen Umschreiber von Klett, Cornelsen usw. ersetzen ja schon jetzt "Kreuzer" durch "Cent", "Scheffel" durch "Liter", "Rock" durch "Mantel": weg mit "Fehde" und "Fehdehandschuh"!
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 28.04.2007 um 12.36 Uhr   Mail an
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Also haben wir im deutschen Sprachraum seit etwa 1996 eine Rechtschreibfeder, in der sich die Anhänger des Lagers der Dummschreibung und die des Lagers der Normalschreibung befedern. Wie man das macht, dürfen die Erstklässler nun in der Schule malen oder in einem powergepointeten Grundsatzreferat darstellen.

Silberlinge sind bei Klett und Cornelsen -- in Abstimmung mit den Katecheten -- nur noch die ehedem unrühmlich bekannten Waggons der Deutschen Bahn, denn Jesus wurde ja für ein paar Cent (Zent) verraten.

Ein Schock ist natürlich keine Menge, sondern das, was z.B. Klett und Cornelsen auslösen, speziell: Kulturschock.

Rock ist für Erstklässler nur noch ein bestimmtes Gedröhn, kurz vorm Abitur dann eventuell auch noch Whisky auf mehreren solchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2007 um 12.45 Uhr  
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Die FAZ würdigt Peter Voß anläßlich seines Abschiedes als SWR-Intendant, erwähnt aber selbstverständlich nicht seine Verdienste als Kritiker der RSR, vgl. aber:

Baden-Baden (ots) - Stuttgart. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des SWR bleibt es weiterhin freigestellt, ob sie die neue oder die alte Rechtschreibung anwenden wollen. Das hat SWR-Intendant Peter Voß nochmals unterstrichen. „Politische Entscheidungen der Länder gelten für Schulen und nachgeordnete Behörden, aber für den unabhängigen Rundfunk ebensowenig wie für die freie Presse und für freie Bürger“ erklärte Voß. Der SWR werde lediglich bei Einblendungen auf dem Bildschirm die politischen Vorgaben strikt beachten, um z. B. bei Schülern keine Verwirrung auszulösen, teilte Voß mit. Er begrüßte es ausdrücklich, daß wenigstens die Länder Nordrhein-Westfalen und Bayern bereit seien, so lange unterschiedliche Schreibweisen zuzulassen, bis endlich die schlimmsten Mißstände der Reform korrigiert seien. Die sogenannte Rechtschreibreform sei eine kulturpolitische Instinktlosigkeit, gegen die zu Recht alle namhaften Schriftsteller protestiert hätten und die dennoch bürokratisch durchgepaukt worden sei. „In einem Kulturland, das diesen Namen verdient – zum Beispiel in Frankreich – wäre ein so unsensibles Vorgehen unmöglich gewesen“, sagte Voß. Er selbst werde sich weiter an die alte Rechtschreibung halten. (25.07.2005 SWR – Südwestrundfunk Pressemappe)
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 28.04.2007 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#8366

Zum "Federhandschuh" das Warnschild:
Auf irgendeiner Video-Nachrichtensendung wies man auch ganz deutlich "das Verteidigungsschild" hin, das die Amerikaner da gegen irgendetwas in Osteuropa aufstellen wollen.

 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 29.04.2007 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#8373

„…um z. B. bei Schülern keine Verwirrung auszulösen…“ Jetzt geht es mir auf: diese Sorge ist keine pädagogische mit Blick auf die Orthographie. Die Schüler müssen wissen, daß sich jeder an den Unsinn hält. Die politische Entscheidung darf nicht ins Zwielicht geraten, wie sie es automatisch tut, wenn sich nicht jeder daran hält. Schüler dürfen nicht erfahren, daß die Verordnung nur für die Schule gilt, sonst werden sie „verwirrt“. Das ist die einzige Verwirrung, der man entgegentreten will.

Und die Redakteure der Zeitungen helfen mit bei einem politischen Coup zum Schaden der Kultur, nicht bei einer „orthographischen Befriedung“, wie sie vorgeben – oder vielleicht auch glauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2008 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#12009

Am ehemaligen MPI für Psychologie in München schreibt man "Mackacken" (http://www.mpipf-muenchen.mpg.de/CA/RESEARCH/imitation_g.html).
Volksetymologie? Dazu fällt mir ein: Als ich einmal in einer sehr einsamen Gegend in Rajasthan aus dem Auto stieg und mich an einen Baum stellte, bemerkte ich plötzlich, daß über mir in den Ästen einige Makaken saßen und mir zuschauten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.04.2008 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#12010

Vielleicht in Analogie zu den Kuckucken ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2008 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#12115

„Worüber denken Narrwale nach?“ (Tietz/Wild: Denken Tiere?)

Vermutlich über Tollpatsche.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.05.2008 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#12116

Gleiches wird von den Tölpeln berichtet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.05.2008 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#12124

Daß alle in der Ostsee vorkommenden Haie nicht bissig sind, drückt
der Mannheimer Morgen heute (S. 16) sehr elegant aus:
"Wir sind selbst überrascht, wie viele Arten es in der Ostsee gibt. Und das darüber so wenig geforscht wird."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2011 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#19199

Man könnte es für ein gelungenes Sprachspiel halten, es war aber nur die Volksetymologie einer etwas unbedarften Schreibkraft:

Verbale Dauerpenteration und erregierte Zeigefinger (stern.de 31.8.11 über eine Talkshow mit Roche und Karasek)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2017 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#34239

ziepen ist ein schönes Beispiel dafür, wie spezifisch gerade die Verben im Deutschen sein können, "irrational" im Sinne Leisis, weil sie das Objekt oder Subjekt mehr oder weniger "verkapselt" mittransportieren.
ziepen ist immer mehr auf Haare eingeschränkt worden. Die Etymologie ist unsicher, die Spekulation bei Kluge/Seebold, es könne kausativ zu dem anderen, lautmalerischen ziepen (für einen bestimmten Laut, besonders von Vögeln) gebildet sein, scheint mir nicht plausibel. Vielleicht ist es kontaminiert aus ziehen und kneifen (niederdeutsch kniepen).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.01.2017 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#34240

Aber für ziehen sagt man niederdeutsch trecken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2019 um 12.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#40754

Das ist auch einer von diesen "falschen Freunden".
Wenn in Norwegen "trekke" an der Tür steht, denke ich zuerst immer, ich muß "trykke".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.02.2019 um 00.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#40761

trecken -> ziehen: Hochdeutsche Lautverschiebung
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.02.2019 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#40766

Nein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2020 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#43520

Das Coronavirus breitet sich in einem Großraumbüro rasend schnell aus. So rasant, dass bei einer Infektion keine Zeit bleibt, darauf zu reagieren. (welt.de 28.4.20)

Schöner Beleg für Volksetymologie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2021 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#46273

Um den Frechdachs zu erklären, hat man nach des Dachses exorbitanter Frechheit gesucht, aber das ist nicht sehr überzeugend. Dachse sind eher scheu als frech, und wenn sie sich gegen Dachshunde wehren, die ihnen nach dem Leben trachten, ist es berechtigte Notwehr. Ansprechender finde ich die Erklärung aus dem Pennälermilieu, wo es als Eselsbrücke für lateinisch audax aufgekommen sein könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2023 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=825#52412

„Die Ampel kreißte wochenlang um ihr eigenes Milliardenloch und gebar eine Maus namens Einigung.“ (Ex-Journalist Wolfgang Herles bei Tichy 16.12.23)
 
 

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